Konsalik

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11 - 15 von 86
Konsalik vor 4 Jahren 34 15
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9.5
Duft
Das hölzerne Chamäleon, oder: Die duftende Tiefe der Jahre
Nach dem irreführend benannten - wenngleich sehr guten! - Sandalwood Cologne von Geo F. Trumper war es mir ein Bedürfnis, den Namensvetter eines anderen alten Hauses für Rasurbedarf und begleitende Beduftung aus England zu testen. Es sollte eine der eigenartigsten Begegnungen mit einem Duft überhaupt werden.

Zunächst war ich einfach nur prosaisch erfreut! Dieses Sandalwood Cologne war nun in der Tat das, was der Name verheißt: Ein einfacher, leicht altertümelnder Zweiklang nach meinem Geschmack, der mit dem gelungenen Zusammenspiel aus barbershopiger Sandelholzigkeit und (gleichfalls mit Sandelholzprodukten assoziierter) ober-barbershopiger Seifigkeit schlicht eine funktionale Lücke in meinem Regal zu schließen schien. Toll! Da musste demnächst ein ganzer Flakon ins Haus. Bei dem Preis!
Ein paar Tage später. Kurz vor Verlassen des Hauses betupfe ich Hals und Handrücken und denke erst einmal nicht weiter über den Duft nach; er war ja bereits entschlüsselt und der Tenor der Rezension (acht Punkte, guter, straighter Funktionsduft klassischer Façon) stand bereits fest. Irgendwann am Vormittag dann der erste beiläufige Riecher an der Hand. Seltsam! Der riecht... irgendwie anders, dunkler, fast süß. Nun, wird an mir liegen. Oder an der Umgebung. Bin halt nicht konzentriert. Man kennt das ja.
Dann beim dritten Mal: Schon wieder ein wenig anders! Diesmal nussig und leicht bitter. Wie kann dieser einfache Zweiklang (der er im Grunde auch die ganze Zeit über bleibt!) nur so vielgestaltig sich darstellen?! An der verblüffend langen Liste der Zutaten kann es ja kaum liegen, zumal ich weder Jasmin, noch Veilchen, noch Rosmarin oder eine der anderen gelisteten Noten isolieren kann - oder liegt es doch daran? Ausgerechnet unter dem zuletzt von mir besprochenen Trumper-Duft gleichen Namens finde ich einen Hinweis, der den Schlüssel zu diesem von Mal zu Mal rätselhafter werdenden Dufterlebnis liefern könnte:

Der kenntnisreiche User DasguteLeben sprach in seiner Rezension von echtem Mysore-Sandelholz und davon, wie dieser Duftstoff heutzutage praktisch unauffindbar sei. Vom teuren Edelrohstoff wusste er zu berichten, dass dieser über eine "unbeschreibliche milchig-cremig-holzig-säuerlich-süß-würzig-florale Qualität" verfüge. Merkwürdig!

Kombiniere, kombiniere... Meine Vermutung ist nun, dass die Herrschaften bei Taylor of Old Bond Street unter Zuhilfenahme der vielen gelisteten (z.T. sogar unter Sammelbezeichnungen zusammengefassten) Riechstoffe versucht haben, dieses von DasguteLeben umrissene Duftchamäleon, welches Mysore-Sandelholz darstellen soll, nachzubauen. Denn neben der allgemeinen Holzigkeit und Seifigkeit ist das einzige verbindende Element aller meiner bisherigen sechs oder sieben Testläufe die unglaublich schillernde, im wahrsten Sinne des Wortes (bzw. der Metapher) facettenreiche Beschaffenheit dieses Duftes geblieben. Als würden das Holz und die Seife ständig leicht irisieren - wie Insektenflügel oder der Inhalt einer aufgebrochenen Geode im Dämmerlicht. Aber egal, ob sich Sandalwood Cologne nun wie neulich leicht verschwitzt-angesäuert oder wie heute dezent kupfermetallisch und zugleich sahnig präsentiert: Immer bleibt es elegant, im Ausdruck einfach und beherrscht, regt aber zugleich auch die Imagination an, wie ein guter Geschichtenerzähler im Ohrensessel. In diesem bei oberflächlicher Betrachtung sehr einfachen Duft stecken in der Tat so ungemein viele geflüsterte Zitate, liebevolle Reminiszenzen an ein unbestimmtes Früher, dass man das Gefühl bekommen kann, in jedem Milliliter seien uralte, auf Stoffen eingetrocknete Parfumreste konserviert worden und beim Auftragen gleite die längst verblichene Hand nach hundert Jahren erneut durch den Ärmel des Mantels, werde der vergessene Schal ein weiteres Mal schwungvoll über die Schulter geworfen, um so die Düfte aus der Tiefe der Jahre für einige Stunden erneut zu aktivieren.

Ich weiß nicht, wie Mysore riecht, aber ich möchte, dass es diesem Duft ähnlich ist.
15 Antworten
Konsalik vor 4 Jahren 25 16
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
In dubio pro Geo.
Ja, Sandalwood Cologne ist in der Tat mindestens als ein naher Verwandter des für meine Begriffe letzten großen Herrenparfums von Chanel, Égoïste, zu betrachten. Die dunkelfruchtigere, elegantere Weiterentwicklung des Powerhouse-Themas der Achtziger Jahre, die sich zwischen Obsession (1986) und Opium pour Homme EdP (1995) entfaltete, findet sich auch in diesem späten Nachbau von 2002. Ein schnöder Quasi-Dupe eines massenhaft verkauften, raumfüllenden Franzosenwämmsers ? Und sowas ausgerechnet von einer altehrwürdigen Institution des britischen Duftwesens?! Da sollte man doch nicht nur angesichts der irreführenden Namensgebung zornig werden, oder? Ist das Urteil also schon gesprochen?

Gemach! Zum einen sind auch die älteren und ältesten Düfte aus dem Hause Trumper keineswegs allesamt Leisetreter. Legte man beispielsweise zwei hohle Hände des einmaligen Kümmel-Ungetüms Astor auf, wäre man nicht weniger Gesprächsthema als nach vier Sprühstößen Égoïste. Zum anderen riecht Sandalwood Cologne bei aller Ähnlichkeit wesentlich kantiger als das Vorbild: Die einzelnen Komponenten sind nicht so nahtlos-französisch miteinander vermählt, sondern stehen in schöner britischer Geradlinigkeit disparater beieinander: Frucht, Zimt, Nelke, Hölzer, Vanille. (Edit: Hier stimme ich Sweetscents Statement zu!) Diese dezente Rustikalität ist durchaus typisch für Trumper und gefällt mir hier sehr, zumal die einzelnen Noten so nochmals mehr Kraft entfalten, als es das Original derzeit tut. Derzeit? Das führt zu einem weiteren Punkt, der für Sandalwood Cologne spricht. Die Marke Geo F. Trumper ist bekannt für ihre bemerkenswerte Reformulierungsresistenz. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Sandalwood Cologne den Käufer eventuell näher an die ursprüngliche Formulierung von Égoïste heranführt, als dessen aktuelle Version. Und auch wenn ich keine Vintage-Abfüllung zur Hand habe: Der derzeitige Égoïste nimmt sich insgesamt tatsächlich verhaltener aus als sein britischer Cousin. Letzterer brennt zumindest Frau Konsalik auch bei moderatem Sprühverhalten nach eigener Aussage noch auf zwei Meter die (wenigen! entzückenden!) Nasenhaare weg.

Noch nicht überzeugt? Dann würde ich noch anfügen wollen, dass Trumper vielleicht als einziges Haus auf der Welt zu einem derartigen Nachbau legitimiert ist. Schließlich stammt das – meines Wissens – erste dunkelfruchtig-würzige Herrenparfum überhaupt (die Rede ist natürlich von Eucris) aus Trumpers Stall! Also darf man vielleicht sagen, dass Sandalwood Cologne die Tantiemen darstellt, die sich Trumper nach der erfolgreichen Variation eines Themas von 1912 durch Chanel ausbezahlen lässt. Gut, vielleicht etwas zu weit hergeholt. Dann vielleicht zuletzt noch der Preis. Ich weiß, man spricht nicht gern darüber, aber Chanel hält seinen Nimbus des Exklusiven nicht zuletzt durch stabil stramme Preispolitik aufrecht. Sonderangebote? Kaum bis gar nicht. Sandalwood Cologne hingegen habe ich für vergleichsweise kleines Geld erworben.

Ich für meinen Teil plädiere für Freispruch.
16 Antworten
Konsalik vor 4 Jahren 21 11
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
In cremiger Mission
Fougères bieten sich an, vergleichsweise geradlinige Vorstellungen von Männlichkeit zu evozieren und ziehen daraus, zumindest in der westlichen Hemisphäre, ihre ungebrochene Beliebtheit; die typischen Bestandteile sind in aller Regel leicht einzuordnen – auch ohne Analyse, rein aus der Primärerfahrung heraus. Chypres hingegen sind gerade für Männer nicht selten enigmatisch, herausfordernd unvertraut, da die häufig dicht verwobenen Blumenwände nicht leicht auseinander zu dividieren sind. (Trug-)Schluss: Schwülstig-wolkiger Weiberkram. Dabei gehören, wie man lernen kann, florale Noten zu den vielschichtigsten im ganzen Parfumkosmos und gehen bekanntlich weite Wege, bis hin zu „dreckig“ und „scharf“. Ein weites Feld also, das sich der Verfeinerung der Nase (und damit auch des geschmacklichen Urteils – oh ja!) dienstbar machen lässt. Doch wo kann der halbwillige Hagestolz, ganz den klassischen Colognes und Fougères verschrieben, erste Gehversuche in die Welt der geordneten Opulenz machen (denn das könnte man näherungsweise als Definition eines geglückten Herren-Chypres geltend machen wollen)?

Ein klassisches, englisches Parfum ist ein denkbar guter Ausgangspunkt für diesbezügliche Erkundungen, da es in den wesentlichen Bestandteilen als je schon bekannt vorausgesetzt werden kann und in seinem Grundgerüst somit rasch dechiffriert ist. Es bleibt also Raum, das "Andere" zu isolieren und beschreibend einzufangen. Der bekannte Rahmen lässt das Ungewohnte nur klarer heraustreten.

Hier setzt Floris‘ alter Dauerbrenner „No. 89“ aus den Fünfziger Jahren an und vollführt unter der Nase des sich heimisch wähnenden Hagestolz‘ einen eleganten Dreisprung: Vom überkommenen Zitrus-Lavendel-Barbershop ausgehend, schlägt der zweite Sprung die Brücke durch die Bitterorange, die ausgesprochen deutlich auf die Schale sich zurückzieht: adstringierend bitter und leicht wächsern zugleich und insofern eine sacht ansteigende Rampe zum floralen Herz dieses Duftes aufschüttend. Der liebe User Yatagan spricht von einer Haarspraynote, ich hingegen empfinde sie, grob gesprochen, als cremig-kosmetisch, ohne dabei feminin zu sein (wenngleich sich No. 89 gewiss auch an Frauen reizvoll ausnehmen dürfte!). Vielmehr ein vornehmer, beinahe zuvorkommender, "schmelzender" Blütenkern im Inneren, dabei aber nie überquellend oder gar sich verlierend, sondern durch den schlechthin als maskulin etablierten Dreiklang Zitrik - Lavendel - Holz immer in Haltung gebracht. Man versteht sehr leicht, warum Ian Flemming ausgerechnet diesen Duft (neben Trumpers Eucris) an James Bond gesehen bzw. gerochen haben wollte: Da ist durchaus dieser für Amouröses empfängliche Glutkern, aber im Vordergrund steht am Ende doch die Mission! Im Ausdruck ist dieser Duft für mein Empfinden Creeds Bois du Portugal übrigens nicht unähnlich, aber ungleich aussagekräftiger und "narrativer". Was „so ein paar Blumen“ alles ausmachen können.

Zum Abschluss schicken wir noch die technischen Notizen zu „M“ ins Hauptquartier: No. 89 verfügt über mittelmäßige, aber keineswegs schwächliche Haltbarkeit und Sillage. Ganz so wie man es haben will. Der Kommentar des Users DasguteLeben macht mich übrigens fast schon froh, nur die erbärmliche, reformulierte Schwundstufe dieses wirklich famosen Dufts zu beklatschen. Die Kenntnis der verlorenen Urkomposition würde mich vermutlich in eine depressive Verstimmung stürzen.
11 Antworten
Konsalik vor 4 Jahren 16 9
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Die Mühen der Etappe
Ähnlich wie Penhaligon's, ist auch Floris eines jener Häuser, denen man es kaum nachsieht, wenn parfumologisches Tafelsilber zu Markte getragen wird, um sich vom Erlös minimalistischen Chique auf den Esstisch zu stellen, bei dem Design alles, die Substanz aber nichts ist. So zumindest der Verdacht. Der Argwohn ist nicht unbegründet, hat doch Penhaligon's bewiesen, dass das Wassertreten beim Versuch, relevant zu bleiben, eine unüberschaubare Menge an zum Teil wirklich fragwürdigen Düften hervorbringt. Und was wünschte man sich gerade von einem alten, britischen Haus (egal ob Kleidung, Autos oder Parfums) mehr, als Zurückhaltung und Umsicht, nur um zur rechten Zeit mit einem selbstbewussten Volltreffer von sich reden zu machen? Mit Kanonen auf Spatzen schießen schließlich schon die Cousins auf der anderen Seite des Atlantiks. Doch jetzt mal runter mit der Augenbraue und tapfer gesprüht.

Die Kopfnote zieht schon einmal sämtliche Register und holt gleich noch ein Glockenspiel sowie eine Harfe dazu: Helltönig-strahlend und doch zugleich voll und rund steht "Leather Oud" im Raum und begeistert den Rezensenten mit sirupartigem, leicht "likörigem" Kräuterglanz (etwa: In Retsina aufgelöstes Ricola) auf der einen Seite, die Waage zwischen medizinisch, holzig und dezent fäkal sauber einhaltendem (Kunst-)Oud auf der anderen Seite.
Das namengebende Leder findet sich allenfalls assoziativ, nicht aber als eigentliche Note, wie es moderne Düfte mit "Leder" im Namen leider so häufig tun. Hier bleibt Floris der Tradition treu: Lederduft wird nicht naturgetreu nachgebaut, sondern nur durch die Hintertür herbeizitiert. Sehr erfreulich!

Nach dem Abklingen der Kopfnote gehen dem Komponisten wie auch dem Orchester leider rasch die Puste aus. Einer meiner Vorredner attestierte Leather Oud einen Honigcharakter (eigentlich seltsam, wenn der Schwesterduft aus gleichem Hause doch ausgerechnet Honey Oud heißt...) - ich empfand das damit Angesprochene aber etwas prosaischer als "Grafschafter Goldsaft-Note", versetzt mit leicht ins Medizinische gekippter Holzigkeit. Das riecht für sich genommen gar nicht mal schlecht, nur sinkt der Knoten nach der triumphalen Ouvertüre eben zu deutlich: Man schleppt sich ein wenig zäh durch die Etappe und statt mit echtem Bienenhonig kann der Feldkoch nur mit Ersatzprodukten dienen.

Versöhnlich gestaltet sich die Basis: Das Vorhandene wird angenehm ambriert, ohne zu verkleben. Soweit, so gut. Aber ist dieser Institution angelsächsischer Parfumeurskunst damit auch der Exkurs in Richtung Oud geglückt?
Um ehrlich zu sein, habe ich mich ein wenig durch diese Rezension kämpfen müssen. Oud bzw. zeitgenössische Holzigkeit insgesamt scheint sich nur widerstrebend in ein klassisch-europäisches Duftkonzept einfügen zu lassen. Ob AdPs "Colonia Oud", "Marylebone Wood" von Penhaligon's oder eben auch dieser Versuch: Irgendwie bleibt das Bild trotz aller Wucht und Opulenz ein wenig ausdruckslos, Zwischentöne werden zugedeckt. Ja, Leather Oud ist durchaus einer der vornehmeren Oudler, die ich bislang testen durfte, aber so ein bisschen wirkt es, als habe sich der distinguierte Großonkel auf seine alten Tage eine knatternde BMW gekauft, um damit die Dorfjugend zu beeindrucken. Rührig zwar, aber irgendwie lächelt man auch ein wenig mitleidig.
9 Antworten
Konsalik vor 4 Jahren 28 14
4
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Ein durchsichtiges Stillleben.
Zwei Herzen schlagen seit diesem Test in meiner Brust, wenn ich an die Marke Clive Christian denke. Denn an und für sich kann ich nicht anders, als alles an dieser Marke abstoßend zu finden: Das ordinäre, beinahe infantile Design der Flakons, das pseudo-aristokratische Getue mitsamt plump historisierender Symbolik, elitaristische Preispolitik - alles wie auf die Karikatur einer Oligarchensippe aus Odessa als Zielgruppe zugeschnitten und damit beinahe so peinlich wie das EdT von Von Sifftopf, ähm, Sierstorpff, das der Mitparfumo FvSpee so kunstvoll in seinem ganzen Wesen zerlegt, gewogen und für zu leicht befunden hat.

Denn in der Tat: Jeder, der tiefe Sympathien und ein auch nur im Ansatz entwickeltes Verständnis für ein recht begriffenes aristokratisches Element in dieser Welt (das nicht zwangsläufig in einer Monarchie sich verwirklicht sehen muss!) in sich trägt, kann kaum anders, als vor der angestrengten, emporkömmlingshaften Aura solcher und ähnlicher Marken tatsächlich so etwas wie eine arrogante Reserve, im Sinne des "Nicht-wissen-Wollens", zu entwickeln.

Aber bitte, habe die Ehre, vor einigen Monaten fielen mir etwa fünf Milliliter als großzügige Beigabe zu einer Soukbestellung zu. Ab in das hinterste Regal. A-PÜH! Euer rezensierender Möchtegernaristokrat möchte schließlich nichts mit den anderen Möchtegernaristokraten zu tun haben. Hm.
Neulich dann das Parfumo-Interview mit Geza Schön gelesen. Alles, was ich bisher von ihm gerochen habe, hat mir eigentlich gut gefallen. Ach, der 1872 ist von ihm? Doppel-Hm. Na, dann mal los.

Vorab: Auch wenn 1872 for Men auf mir überhaupt nicht gut funktioniert, halte ich ihn für einen äußerst gekonnt komponierten Duft, der z.B. auf Papier, wenn auch in der Beschreibung vergleichbar, wesentlich schlüssiger daherkommt als auf meiner Haut. Aber wichtig ist mir nun einmal, da bin ich pragmatisch, "auf'm Platz". Auf mir schlägt der Nase nach schallender Alles-mit-doppelt-Käse-Ouvertüre ein unharmonischer, grünlicher Pfirsich entgegen, mit einem an stark gesüßten Pfefferminztee erinnernden Überzug. Darunter lauert ein seltsam angeheftet wirkender Quasi-Chypre-Akkord, der den Duft in Kombination frisch und muffig-patiniert zugleich wirken lässt. Diesen Aspekt fand ich tatsächlich interessant und verblüffend. Muss man erstmal schaffen.

Dabei strotzt dieser üppige, grüne Frucht-Blüten-Holz-Cocktail vor Transparenz; man merkt, dass Herr Schön im Rahmen des kreativen Prozesses wirklich in die oberen Regale greifen durfte. Diese natürliche, transparente Hochwertigkeit führt aber offenbar zu einer geringen Toleranz bezüglich der Hautchemie des Trägers/der Trägerin (1872 for Men ist uni!). Auch Frau Konsalik führte mit nach unten gezogenen Mundwinkeln aus: "Man merkt, was er will, aber auf dir gelingt es überhaupt nicht."

Was soll man machen? Mein Proletenblut bricht sich eben doch immer wieder Bahn. Les' ich halt weiter in meiner Metternich-Biographie - 1872 war ohnehin schon alles kaum rettbar auf Krawall gebürstet...
14 Antworten
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