06.05.2020 - 12:59 Uhr
Konsalik
86 Rezensionen
Konsalik
Top Rezension
16
Die Mühen der Etappe
Ähnlich wie Penhaligon's, ist auch Floris eines jener Häuser, denen man es kaum nachsieht, wenn parfumologisches Tafelsilber zu Markte getragen wird, um sich vom Erlös minimalistischen Chique auf den Esstisch zu stellen, bei dem Design alles, die Substanz aber nichts ist. So zumindest der Verdacht. Der Argwohn ist nicht unbegründet, hat doch Penhaligon's bewiesen, dass das Wassertreten beim Versuch, relevant zu bleiben, eine unüberschaubare Menge an zum Teil wirklich fragwürdigen Düften hervorbringt. Und was wünschte man sich gerade von einem alten, britischen Haus (egal ob Kleidung, Autos oder Parfums) mehr, als Zurückhaltung und Umsicht, nur um zur rechten Zeit mit einem selbstbewussten Volltreffer von sich reden zu machen? Mit Kanonen auf Spatzen schießen schließlich schon die Cousins auf der anderen Seite des Atlantiks. Doch jetzt mal runter mit der Augenbraue und tapfer gesprüht.
Die Kopfnote zieht schon einmal sämtliche Register und holt gleich noch ein Glockenspiel sowie eine Harfe dazu: Helltönig-strahlend und doch zugleich voll und rund steht "Leather Oud" im Raum und begeistert den Rezensenten mit sirupartigem, leicht "likörigem" Kräuterglanz (etwa: In Retsina aufgelöstes Ricola) auf der einen Seite, die Waage zwischen medizinisch, holzig und dezent fäkal sauber einhaltendem (Kunst-)Oud auf der anderen Seite.
Das namengebende Leder findet sich allenfalls assoziativ, nicht aber als eigentliche Note, wie es moderne Düfte mit "Leder" im Namen leider so häufig tun. Hier bleibt Floris der Tradition treu: Lederduft wird nicht naturgetreu nachgebaut, sondern nur durch die Hintertür herbeizitiert. Sehr erfreulich!
Nach dem Abklingen der Kopfnote gehen dem Komponisten wie auch dem Orchester leider rasch die Puste aus. Einer meiner Vorredner attestierte Leather Oud einen Honigcharakter (eigentlich seltsam, wenn der Schwesterduft aus gleichem Hause doch ausgerechnet Honey Oud heißt...) - ich empfand das damit Angesprochene aber etwas prosaischer als "Grafschafter Goldsaft-Note", versetzt mit leicht ins Medizinische gekippter Holzigkeit. Das riecht für sich genommen gar nicht mal schlecht, nur sinkt der Knoten nach der triumphalen Ouvertüre eben zu deutlich: Man schleppt sich ein wenig zäh durch die Etappe und statt mit echtem Bienenhonig kann der Feldkoch nur mit Ersatzprodukten dienen.
Versöhnlich gestaltet sich die Basis: Das Vorhandene wird angenehm ambriert, ohne zu verkleben. Soweit, so gut. Aber ist dieser Institution angelsächsischer Parfumeurskunst damit auch der Exkurs in Richtung Oud geglückt?
Um ehrlich zu sein, habe ich mich ein wenig durch diese Rezension kämpfen müssen. Oud bzw. zeitgenössische Holzigkeit insgesamt scheint sich nur widerstrebend in ein klassisch-europäisches Duftkonzept einfügen zu lassen. Ob AdPs "Colonia Oud", "Marylebone Wood" von Penhaligon's oder eben auch dieser Versuch: Irgendwie bleibt das Bild trotz aller Wucht und Opulenz ein wenig ausdruckslos, Zwischentöne werden zugedeckt. Ja, Leather Oud ist durchaus einer der vornehmeren Oudler, die ich bislang testen durfte, aber so ein bisschen wirkt es, als habe sich der distinguierte Großonkel auf seine alten Tage eine knatternde BMW gekauft, um damit die Dorfjugend zu beeindrucken. Rührig zwar, aber irgendwie lächelt man auch ein wenig mitleidig.
Die Kopfnote zieht schon einmal sämtliche Register und holt gleich noch ein Glockenspiel sowie eine Harfe dazu: Helltönig-strahlend und doch zugleich voll und rund steht "Leather Oud" im Raum und begeistert den Rezensenten mit sirupartigem, leicht "likörigem" Kräuterglanz (etwa: In Retsina aufgelöstes Ricola) auf der einen Seite, die Waage zwischen medizinisch, holzig und dezent fäkal sauber einhaltendem (Kunst-)Oud auf der anderen Seite.
Das namengebende Leder findet sich allenfalls assoziativ, nicht aber als eigentliche Note, wie es moderne Düfte mit "Leder" im Namen leider so häufig tun. Hier bleibt Floris der Tradition treu: Lederduft wird nicht naturgetreu nachgebaut, sondern nur durch die Hintertür herbeizitiert. Sehr erfreulich!
Nach dem Abklingen der Kopfnote gehen dem Komponisten wie auch dem Orchester leider rasch die Puste aus. Einer meiner Vorredner attestierte Leather Oud einen Honigcharakter (eigentlich seltsam, wenn der Schwesterduft aus gleichem Hause doch ausgerechnet Honey Oud heißt...) - ich empfand das damit Angesprochene aber etwas prosaischer als "Grafschafter Goldsaft-Note", versetzt mit leicht ins Medizinische gekippter Holzigkeit. Das riecht für sich genommen gar nicht mal schlecht, nur sinkt der Knoten nach der triumphalen Ouvertüre eben zu deutlich: Man schleppt sich ein wenig zäh durch die Etappe und statt mit echtem Bienenhonig kann der Feldkoch nur mit Ersatzprodukten dienen.
Versöhnlich gestaltet sich die Basis: Das Vorhandene wird angenehm ambriert, ohne zu verkleben. Soweit, so gut. Aber ist dieser Institution angelsächsischer Parfumeurskunst damit auch der Exkurs in Richtung Oud geglückt?
Um ehrlich zu sein, habe ich mich ein wenig durch diese Rezension kämpfen müssen. Oud bzw. zeitgenössische Holzigkeit insgesamt scheint sich nur widerstrebend in ein klassisch-europäisches Duftkonzept einfügen zu lassen. Ob AdPs "Colonia Oud", "Marylebone Wood" von Penhaligon's oder eben auch dieser Versuch: Irgendwie bleibt das Bild trotz aller Wucht und Opulenz ein wenig ausdruckslos, Zwischentöne werden zugedeckt. Ja, Leather Oud ist durchaus einer der vornehmeren Oudler, die ich bislang testen durfte, aber so ein bisschen wirkt es, als habe sich der distinguierte Großonkel auf seine alten Tage eine knatternde BMW gekauft, um damit die Dorfjugend zu beeindrucken. Rührig zwar, aber irgendwie lächelt man auch ein wenig mitleidig.
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