21.05.2014 - 05:48 Uhr
Naaase
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Naaase
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Elite bleibt Elite
Elite bleibt Elite
Wir schreiben das Jahr 2014. Immer neuere Parfum-Kreationen schießen wie Pilze aus dem Boden. Immer mehr kostspielige Nischenprodukte versprechen uns, sie seien eine wunderschöne und anmutige Prinzessin. Doch bereits nach kürzester Zeit bemerkt man enttäuscht, dass man doch nur wieder einen ollen "Parfum-Frosch" geküsst hat, der nach dem ersten Aufsprühen auch ein solcher geblieben ist.
Da lobe ich mir Produkte, die derart konzipiert sind, dass sie Zeiträume, Moden und kurzfristige Konsumgewohnheiten schadlos überstehen: Denken wir doch mal an das von mir über alles geliebte "Colonia" von Acqua di Parma aus dem Jahr 1916. Oder auch die großen Herrenklassiker "Pour Monsieur" von Chanel (1955), "Habit Rouge" von Guerlain (1965) und "Eau Sauvage" von Christian Dior (1966). Diese Liste könnte man ohne Frage noch um einige Meisterwerke der Parfumkunst erweitern.
Auch unser heutiger Kandidat hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel; nämlich 35. Wenn er damit auch nicht auf eine so lange Tradition zurückblicken kann, so ist er in der heutigen schnell-lebigen Parfumwelt schon fast als "Dino" (natürlich nur im besten Sinne !) zu bezeichnen. Es handelt sich um "Elite" aus dem Haus "Floris"
"Floris London" wurde 1730 gegründet und wird als der älteste Parfumhersteller der Welt bezeichnet (was möglicherweise der etwas übereifrigen Marketing-Abteilung eines anderen angelsächsischen Unternehmens gar nicht gefallen dürfte). "Floris" befindet sich auch heute noch in Familienbesitz und wird nunmehr in der 8. Generation von den Nachfolgern des Gründers Juan Famenias Floris geführt. Seine Kreationen sollen sich an alle richten, die einen zeitlosen Stil und Exklusivität zu schätzen wissen. Diese Düfte verstehen sich als eine äußerst gelungene Verbindung von Tradition und Moderne. Im Jahre 1979 eingeführt, wurde „Elite“ nach der Lotion "Elite" benannt – einer After Shave Cream aus diesem Haus, die bereits 1851 erschienen war.
Doch wie duftet "Elite" ?
Der Beginn ist klassisch. Klassisch zitrisch-erfrischend: Eine reife Bergamotte, sowie die Säure von Zitrone und Grapefruit. Doch bleibt es nicht dabei. Denn dieser an sich erfrischende Auftakt ist bereits zu diesem Zeitpunkt der Duftentwicklung würzig unterlegt. Ich erschnuppere Wacholderbeere und noch was anderes.
Etwas, was uns verrät, dass dieser Kandidat eben kein jugendlicher Halbstarker mehr ist, sondern seinem Alter nach schon leicht graue Schläfen besitzt.
Etwas, was vielleicht manche als etwas "angestaubt" bezeichnen würden. Das kann ich verstehen. Aber mir gefällt diese Note. Sie gefällt mir sogar sehr ! Es ist nach meiner Auffassung das Petitgrain, das bereits zu Beginn für diese Note verantwortlich ist.
Aber auch die Kopfnote weist uns sogleich den (Duft-) Weg in ein anderes -in ein schon längere Zeit zurückliegendes - Jahrzehnt: Wir machen einen Spaziergang über ein in wundervollen Lila blühendes und traumhaft natürlich duftendes Lavendel-Feld. Ein Lavendel-Feld, dessen Duft uns hinfort trägt zu malerischen südfranzösischen Landschaften, aber in gleicher Weise auch Erinnerungen an akkurat gekleidete englische Herren mit "Schirm, Charme und Melone" weckt. Herren, die es liebten, nach einem zart-erfrischenden Auftakt den ganzen Tag leicht nach würzigem Lavendel zu duften, bevor dann ihr Tag mit einer angenehmen Sandelholz-Brise endet.
Aber, wir haben keine Zeit, in diesem ebenso farbenprächtigen wie wohlriechenden Lavendel-Feld weiter zu verweilen. Der Wald ruft. Und zwar in Form eines dunklen und geheimnisvollen Tannenwaldes. Der Duft seiner starren, tiefdunklen Nadeln verstärkt diesen "Gentleman"- Eindruck und gibt diesem Eau de Toilette auch weiterhin einen traditionellen Anstrich. Einen zeitlos traditionellen Anstrich.
Wie nicht anders zu erwarten klingt dieser Duft dann ebenso klassisch aus, wie er begonnen und uns auch in seiner Herznote den lieben langen Tag über begleitet hat: Ich vernehme deutlich Eichenmoos, das von einer Portion Leder begleitet wird. Es ist kein cooles Leder einer abgewetzten Motorradjacke. Nein, hier haben wir es mit einem distinguierten -wohl gepflegten- Exemplar zu tun. Womöglich dem braunen Ledersakko eines englischen Lords, das er sonntags zur Jagd trägt und das stolz das Zeichen derjenigen Elite-Uni trägt, an der er einst Rechtswissenschaften studierte und deren famosen Ruder-Mannschaft er in jungen Jahren anzugehören pflegte.
Auch Moschus ist mit von der Partie und natürlich das in der Herznote bereits antizipierte Sandelholz. Alles sehr fein und "very british" aufeinander abgestimmt.
Alles in Allem ein klassisch-englischer Gentleman-Duft. Lichtjahre entfernt von so manchem 80er-Jahre-Wumser, der nur wenige Jahre nach "Elite" das Licht der Welt erblicken sollte.
Einfach nur schön ! Es freut mich so ungemein, dass man an derartigen Schätzen festhält.
Wir schreiben das Jahr 2014. Immer neuere Parfum-Kreationen schießen wie Pilze aus dem Boden. Immer mehr kostspielige Nischenprodukte versprechen uns, sie seien eine wunderschöne und anmutige Prinzessin. Doch bereits nach kürzester Zeit bemerkt man enttäuscht, dass man doch nur wieder einen ollen "Parfum-Frosch" geküsst hat, der nach dem ersten Aufsprühen auch ein solcher geblieben ist.
Da lobe ich mir Produkte, die derart konzipiert sind, dass sie Zeiträume, Moden und kurzfristige Konsumgewohnheiten schadlos überstehen: Denken wir doch mal an das von mir über alles geliebte "Colonia" von Acqua di Parma aus dem Jahr 1916. Oder auch die großen Herrenklassiker "Pour Monsieur" von Chanel (1955), "Habit Rouge" von Guerlain (1965) und "Eau Sauvage" von Christian Dior (1966). Diese Liste könnte man ohne Frage noch um einige Meisterwerke der Parfumkunst erweitern.
Auch unser heutiger Kandidat hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel; nämlich 35. Wenn er damit auch nicht auf eine so lange Tradition zurückblicken kann, so ist er in der heutigen schnell-lebigen Parfumwelt schon fast als "Dino" (natürlich nur im besten Sinne !) zu bezeichnen. Es handelt sich um "Elite" aus dem Haus "Floris"
"Floris London" wurde 1730 gegründet und wird als der älteste Parfumhersteller der Welt bezeichnet (was möglicherweise der etwas übereifrigen Marketing-Abteilung eines anderen angelsächsischen Unternehmens gar nicht gefallen dürfte). "Floris" befindet sich auch heute noch in Familienbesitz und wird nunmehr in der 8. Generation von den Nachfolgern des Gründers Juan Famenias Floris geführt. Seine Kreationen sollen sich an alle richten, die einen zeitlosen Stil und Exklusivität zu schätzen wissen. Diese Düfte verstehen sich als eine äußerst gelungene Verbindung von Tradition und Moderne. Im Jahre 1979 eingeführt, wurde „Elite“ nach der Lotion "Elite" benannt – einer After Shave Cream aus diesem Haus, die bereits 1851 erschienen war.
Doch wie duftet "Elite" ?
Der Beginn ist klassisch. Klassisch zitrisch-erfrischend: Eine reife Bergamotte, sowie die Säure von Zitrone und Grapefruit. Doch bleibt es nicht dabei. Denn dieser an sich erfrischende Auftakt ist bereits zu diesem Zeitpunkt der Duftentwicklung würzig unterlegt. Ich erschnuppere Wacholderbeere und noch was anderes.
Etwas, was uns verrät, dass dieser Kandidat eben kein jugendlicher Halbstarker mehr ist, sondern seinem Alter nach schon leicht graue Schläfen besitzt.
Etwas, was vielleicht manche als etwas "angestaubt" bezeichnen würden. Das kann ich verstehen. Aber mir gefällt diese Note. Sie gefällt mir sogar sehr ! Es ist nach meiner Auffassung das Petitgrain, das bereits zu Beginn für diese Note verantwortlich ist.
Aber auch die Kopfnote weist uns sogleich den (Duft-) Weg in ein anderes -in ein schon längere Zeit zurückliegendes - Jahrzehnt: Wir machen einen Spaziergang über ein in wundervollen Lila blühendes und traumhaft natürlich duftendes Lavendel-Feld. Ein Lavendel-Feld, dessen Duft uns hinfort trägt zu malerischen südfranzösischen Landschaften, aber in gleicher Weise auch Erinnerungen an akkurat gekleidete englische Herren mit "Schirm, Charme und Melone" weckt. Herren, die es liebten, nach einem zart-erfrischenden Auftakt den ganzen Tag leicht nach würzigem Lavendel zu duften, bevor dann ihr Tag mit einer angenehmen Sandelholz-Brise endet.
Aber, wir haben keine Zeit, in diesem ebenso farbenprächtigen wie wohlriechenden Lavendel-Feld weiter zu verweilen. Der Wald ruft. Und zwar in Form eines dunklen und geheimnisvollen Tannenwaldes. Der Duft seiner starren, tiefdunklen Nadeln verstärkt diesen "Gentleman"- Eindruck und gibt diesem Eau de Toilette auch weiterhin einen traditionellen Anstrich. Einen zeitlos traditionellen Anstrich.
Wie nicht anders zu erwarten klingt dieser Duft dann ebenso klassisch aus, wie er begonnen und uns auch in seiner Herznote den lieben langen Tag über begleitet hat: Ich vernehme deutlich Eichenmoos, das von einer Portion Leder begleitet wird. Es ist kein cooles Leder einer abgewetzten Motorradjacke. Nein, hier haben wir es mit einem distinguierten -wohl gepflegten- Exemplar zu tun. Womöglich dem braunen Ledersakko eines englischen Lords, das er sonntags zur Jagd trägt und das stolz das Zeichen derjenigen Elite-Uni trägt, an der er einst Rechtswissenschaften studierte und deren famosen Ruder-Mannschaft er in jungen Jahren anzugehören pflegte.
Auch Moschus ist mit von der Partie und natürlich das in der Herznote bereits antizipierte Sandelholz. Alles sehr fein und "very british" aufeinander abgestimmt.
Alles in Allem ein klassisch-englischer Gentleman-Duft. Lichtjahre entfernt von so manchem 80er-Jahre-Wumser, der nur wenige Jahre nach "Elite" das Licht der Welt erblicken sollte.
Einfach nur schön ! Es freut mich so ungemein, dass man an derartigen Schätzen festhält.
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