11.01.2014 - 15:10 Uhr

Meggi
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Meggi
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Langer Weg zur Stippvisite
Der schöne, zitrisch-runde, beinahe cologne-mäßige Auftakt verflüchtigt sich rasch. Er kriegt nämlich mit einer hölzernen Keule eins übergezogen. Zwar sanft und mit einer Keule aus unleugbar erlesenem Holz, dennoch ist die Frische nach nur wenigen Sekunden schlagartig passé. Zu schnell, um die ganzen wunderschönen Dinge würdigen zu können, die sich in der Kopfnote befinden sollen. Das Holz steht kurz im Zentrum eines Potpourris unterschiedlicher Gerüche, die alle etwas Holzig-Würziges haben, aber zunächst schwer einzeln identifizierbar sind. Es bedarf eines Momentes der Konzentration, damit sich aus dem Wirbelsturm einzelne Komponenten herausschälen; die Gewürze werden als solche erkennbar und schieben das Holz erst einmal wieder beiseite. Von ihnen nehme ich am deutlichsten die Muskatnuss wahr, danach die Nelke.
Es kommt mir vor, als wenn nach kaum einer halben Stunde bereits der Moschus seine Duftmarke setzt. Die dadurch entstehende Kombination aus dem leicht Öligen des Moschus und den beiden soeben genannten Gewürzen empfinde ich als recht unglücklich. Mich erinnert es an einen Halbsatz aus dem "Herrn der Ringe". Frodo und Sam haben just im düsteren Mordor ein Rinnsal Wasser gefunden (alte Übersetzung): "...und es hatte einen unangenehmen Geschmack, zugleich bitter und ölig...". Für die beiden war es gleichwohl "...über alles Lob erhaben...". Da ich im Gegensatz dazu wählerisch sein darf, muss ich mordor-mäßige Aromen nicht mögen. Innerhalb von rund einer Stunde legt sich diese Anmutung allerdings. Dann fügt sich die Muskatnuss schöner ein, so dass gemeinsam nun endlich ein anhaltender Eindruck von außerordentlich edlem Holz entsteht.
Nach eben diesen insgesamt rund eineinhalb Stunden mischt sich zusätzlich langsam was Seifiges in den Duft, da dürfte der Lavendel seine Moleküle im Spiel haben. Mich erinnert es darüber hinaus irgendwie an Jasmin. Das soll wahrscheinlich das Holz, vor allem jedoch die Gewürze milder und runder machen. Meinen Geschmack trifft es diesmal nicht ganz. Ich empfinde es im Ergebnis als zu distinguiert, gar ein bisschen altbacken. Außerdem zeigt sich ein grün-krautiger Hauch, sehr dezent, doch beim Ein- und Ausatmen ganz dicht an der Hand deutlich wahrnehmbar. "Grünes Gras" unterschreibe ich da auf der Stelle. Ziemlich spät dran, wenn man der Pyramide folgen möchte. Vielleicht hat der Gärtner noch den allmorgendlichen Regenguss abgewartet, bevor er die Nagelschere gezückt hat.
Die Patchouli-Vanille-Sandelholz-Süße setzt nach drei bis vier Stunden und damit mir persönlich zu früh ein. Patchouli nennt Floris nicht in der Pyramide, wohl aber explizit im Begleittext, also glauben wir das jetzt mal. Die Süße wird zwar glücklicherweise ein wenig eingefangen von anderen klassischen Basisprodukten, gleichwohl führt kein Weg zum eleganten Holz zurück. Ich hätte gern mehr Zeit mit meiner Entdeckungstour durch das Edel-Sägewerk verbracht, statt mir Vorträge über Holz-Behandlungs- und Reinigungs-Techniken anzuhören und dazu Süßigkeiten zu essen. Lediglich die oben geschilderte Nase-zu-Hand-Beatmung belebt zuverlässig auch Stunden später zumindest einen Rest der grünen Note wieder. Als echte Lösung scheidet das jedoch aus – ich bin in einem Büro und nicht als Notfallmediziner auf einer Intensivstation für komatöse Kopfnoten tätig.
Zur Vermeidung von Missverständnissen: Die Basis ist ganz ordentlich gelungen. Beim Blick auf die Pyramide könnte einem ja durchaus vorab schon einmal schlecht werden bei dem Gedanken an die Gemengelage, die einen dort womöglich erwartet. Zu derlei Befürchtungen besteht allerdings kein Grund, alles mischt sich cremig ineinander. Ich hatte mir nur eine andere Entwicklung erhofft.
Die Sillage des Duftes ist nicht zu unterschätzen. Das geschieht vermutlich leicht, weil die einzelnen Komponenten ab dem Mittelteil so eng miteinander verwoben und so abgeschliffen sind, dass sie unwillkürlich einen Eindruck von Understatement vermitteln. Der Praxistest zeigte hingegen, dass der Duft sofort bemerkt wird.
Fazit: Meiner isser nich. Ich finde Santal gewiss nicht schlecht, doch an der einen oder anderen Ecke biegt er in eine Richtung ab, die ich nicht gewählt hätte. Die Teile, die ich am liebsten mag, kommen mir auf diese Weise stets zu kurz. Er ist sicherlich als klassischer Büroduft vorzüglich geeignet, mit der Einschränkung zur Abwechslung folglich mal andersherum: Gut platziert in Bank oder Anwaltskanzlei, in der angesagten Werbeagentur ein Kündigungsgrund.
Es kommt mir vor, als wenn nach kaum einer halben Stunde bereits der Moschus seine Duftmarke setzt. Die dadurch entstehende Kombination aus dem leicht Öligen des Moschus und den beiden soeben genannten Gewürzen empfinde ich als recht unglücklich. Mich erinnert es an einen Halbsatz aus dem "Herrn der Ringe". Frodo und Sam haben just im düsteren Mordor ein Rinnsal Wasser gefunden (alte Übersetzung): "...und es hatte einen unangenehmen Geschmack, zugleich bitter und ölig...". Für die beiden war es gleichwohl "...über alles Lob erhaben...". Da ich im Gegensatz dazu wählerisch sein darf, muss ich mordor-mäßige Aromen nicht mögen. Innerhalb von rund einer Stunde legt sich diese Anmutung allerdings. Dann fügt sich die Muskatnuss schöner ein, so dass gemeinsam nun endlich ein anhaltender Eindruck von außerordentlich edlem Holz entsteht.
Nach eben diesen insgesamt rund eineinhalb Stunden mischt sich zusätzlich langsam was Seifiges in den Duft, da dürfte der Lavendel seine Moleküle im Spiel haben. Mich erinnert es darüber hinaus irgendwie an Jasmin. Das soll wahrscheinlich das Holz, vor allem jedoch die Gewürze milder und runder machen. Meinen Geschmack trifft es diesmal nicht ganz. Ich empfinde es im Ergebnis als zu distinguiert, gar ein bisschen altbacken. Außerdem zeigt sich ein grün-krautiger Hauch, sehr dezent, doch beim Ein- und Ausatmen ganz dicht an der Hand deutlich wahrnehmbar. "Grünes Gras" unterschreibe ich da auf der Stelle. Ziemlich spät dran, wenn man der Pyramide folgen möchte. Vielleicht hat der Gärtner noch den allmorgendlichen Regenguss abgewartet, bevor er die Nagelschere gezückt hat.
Die Patchouli-Vanille-Sandelholz-Süße setzt nach drei bis vier Stunden und damit mir persönlich zu früh ein. Patchouli nennt Floris nicht in der Pyramide, wohl aber explizit im Begleittext, also glauben wir das jetzt mal. Die Süße wird zwar glücklicherweise ein wenig eingefangen von anderen klassischen Basisprodukten, gleichwohl führt kein Weg zum eleganten Holz zurück. Ich hätte gern mehr Zeit mit meiner Entdeckungstour durch das Edel-Sägewerk verbracht, statt mir Vorträge über Holz-Behandlungs- und Reinigungs-Techniken anzuhören und dazu Süßigkeiten zu essen. Lediglich die oben geschilderte Nase-zu-Hand-Beatmung belebt zuverlässig auch Stunden später zumindest einen Rest der grünen Note wieder. Als echte Lösung scheidet das jedoch aus – ich bin in einem Büro und nicht als Notfallmediziner auf einer Intensivstation für komatöse Kopfnoten tätig.
Zur Vermeidung von Missverständnissen: Die Basis ist ganz ordentlich gelungen. Beim Blick auf die Pyramide könnte einem ja durchaus vorab schon einmal schlecht werden bei dem Gedanken an die Gemengelage, die einen dort womöglich erwartet. Zu derlei Befürchtungen besteht allerdings kein Grund, alles mischt sich cremig ineinander. Ich hatte mir nur eine andere Entwicklung erhofft.
Die Sillage des Duftes ist nicht zu unterschätzen. Das geschieht vermutlich leicht, weil die einzelnen Komponenten ab dem Mittelteil so eng miteinander verwoben und so abgeschliffen sind, dass sie unwillkürlich einen Eindruck von Understatement vermitteln. Der Praxistest zeigte hingegen, dass der Duft sofort bemerkt wird.
Fazit: Meiner isser nich. Ich finde Santal gewiss nicht schlecht, doch an der einen oder anderen Ecke biegt er in eine Richtung ab, die ich nicht gewählt hätte. Die Teile, die ich am liebsten mag, kommen mir auf diese Weise stets zu kurz. Er ist sicherlich als klassischer Büroduft vorzüglich geeignet, mit der Einschränkung zur Abwechslung folglich mal andersherum: Gut platziert in Bank oder Anwaltskanzlei, in der angesagten Werbeagentur ein Kündigungsgrund.
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