LadyLuxifer

LadyLuxifer

Rezensionen
Filtern & sortieren
6 - 10 von 12
LadyLuxifer vor 4 Jahren 40 19
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Flower Duet
Pierre Loti (eigentlich Julien Viaud) war ein französischer Marineoffizier und Schriftsteller. Sein Roman Rarahu, später umbenannt in Le Mariage de Loti (1880), begründete einen literarischen Exotismus und Impressionismus der Südsee, insbesondere über Tahiti. Der Bestseller gilt bis heute als Klassiker des französischen Exotismus und diente als Grundlage für die Libretti der Opern Lakmé von Léo Delibes und L’île du rêve von Reynaldo Hahn.

Oper „Lakmé“ entführt das Publikum in ein indisches Städtchen während der Kolonialzeit. Die Handlung spielt im 19. Jahrhundert, als Indien britische Kolonie war. Lakmé lebt als Hindupriesterin in einem Tempel, versteckt hinter Bäumen und dichtem Laubwerk. In diesem heiligen Hain lernen sich zufällig der britische Offizier Gérald und Lakmé kennen und lieben. Doch die Hindu-Religion verbietet eine solche Liebesbeziehung. Darüber wacht Lakmés Vater Nilakantha. Da Gérald den heiligen Hain entweiht hat, will Nilakantha sich rächen. Er verletzt Gérald durch einen Messerstich. Lakmé findet ihn und pflegt ihn an einem geheimen Ort gesund. Sie wollen für immer zusammenbleiben, doch Gérald zögert beim Gelübde, da er sich nicht endgültig von seiner Armee trennen will. Lakmé sieht die Unmöglichkeit ihrer Beziehung und nimmt sich das Leben durch die giftigen Datura. Es war vom Beginn an eine ungleiche Verbindung, die tragisch ausgehen musste.

Am 28.03.2019 zeigte das Opernhaus Muscat im Oman in seiner ersten Eigenproduktion Léo Delibes Oper „Lakmé“. Roger Dove wurde als Parfumeur der Produktion beauftragt. Sein Auftrag: Ein Parfum für die Oper Lakmé zu kreieren, das dann während der Vorstellung an bestimmten Stellen des Werks im Zuschauerraum versprüht werden soll. Engagiert wurde er allerdings nicht vom Operndirektor, sondern von einem Mitglied der Familie des Sultans.

Nur Eines vorab: Ich werde mich an den Diskussionen, ob Roger Dove nur der Creative Director oder/und tatsächlich der Parfumeur des Unternehmens ist, nicht beteiligen. Aus zwei Gründen nicht: Der erste Grund liegt auf der Hand, nur Roger Dove selbst weiß, wer die Meisterwerke von ROJA Parfums komponiert hat. Der zweite Grund ist ziemlich profan: was ich nicht beweisen oder widerlegen kann, damit beschäftige ich mich nicht. Ich bin dankbar, dass es diesen Duft gibt, und das ist, was für mich zählt!

Der Duft Lakmé steht für die Üppigkeit und Fruchtbarkeit der Natur, ohne jedwede Aufdringlichkeit. Ich war so unendlich glücklich, dass die Aldehyde in der Komposition fast nicht wahrnehmbar sind. Der Duft ist so zart und doch so erschütternd, wie die Stimmen im „Duo des fleurs / Sous le dôme épais“ aus der Aufführung. Für alle, die ROJA Parfums vorab wegen diversen Vorurteilen ablehnen, ich empfehle Euch, sprüht Euch Lakmé auf, macht die Augen zu und hört, was die Stimmen von Soprano und Mezzo-soprano, zusammen mit dem Duft, imstande sind in Euch zu bewegen. Nur das zählt.

Das Leben wird nicht berechnet und kalkuliert, es wird gelebt mit allen Sinnen. Preiswert, billig, teuer, Underground vs Luxury…das alles spielt in diesem Augenblick keine Rolle mehr.

Der Duft legt sich ab den ersten Augenblick wie ein Nebel auf die Haut. Ich teile nicht die Ansicht, dass das Parfüm körpernah ist. Auch nicht laut. Wenn es eine perfekte Sillage gibt, dann Lakmé. Jede Deiner Bewegungen ist angereichert mit den Sirenenstimmen des Duftes. Ich sehe Catherine Deneuve, wie sie Susan Sarandon in „The Hunger“ verführt. Ja, ich gebe es zu, ich bin Lakmé hoffnungslos verfallen.

Ich teile selten die Kurzeinstufungen bezüglich der Düfte. Auch hier muss ich korrigieren, da der Duft keineswegs nur blumig-pudrig ist. Lakmé ist ab Beginn komplex pudrig-holzig. Sandelholz spielt eine große Rolle in dieser wunderbaren Kreation. Es ist die Flamme, die sich danach sehnt, erkannt zu werden. Diese Duftnote trägt in sich die Gewissheit der schönen Lakmé, dass Gérald ihre Liebe nicht erwidern wird, dass er nicht bei ihr bleiben wird.

Es darf nicht vergessen werden, dass Roger Dove eine ganz besondere Beziehung zu den Maiglöckchen pflegt: ROJA and the lily of the valley. In Lakmé verbindet der Parfumeur die feenhaften Glockenstimmen der Maiglöckchen mit mild erdigen und doch zart blumigen Iriswurzel. Alles wird kühler, von Eleganz und Sanftheit durchströmt und mit Mystik betört. Herrlich! Ich sehe Lakmé als eine der schönsten Kreationen aus dem britischen (mittlerweile) Traditionshaus. Dieser Duft wird meine Sammlung niemals verlassen.

Lakmé habe ich nun zu Ende gehört und jede Sekunde mit der Entwicklung des Duftes verbunden. So viele Düfte von ROJA Pafums residieren hoch auf der „The best of – Scala“. Warum Lakmé nicht?
19 Antworten
LadyLuxifer vor 4 Jahren 27 14
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Fragilität des Seins
Sofort, nach dem ersten Aufsprühen, assoziierte ich Franck Mullers Conquistador mit einem anspruchsvollen Film des Filmregisseur Darren Aronofsky, The Fountain. Der Film ist eine Ode an die Fragilität des Daseins, an die Endlichkeit eines jeden Menschen, aber nicht ohne Lichtblick und Hoffnung. The Fountain entführt uns in das Mystische und Unendliche.

Unser Dasein, strukturiert von Zeitlichkeit – und Endlichkeit, das wir bis zu einem gewissen Grad frei entwerfen können, ist definiert durch unsere Vergänglichkeit. Eben diese Erkenntnis lässt mich mit Verwunderung fragen, warum wir damit so sehr beschäftigt sind, unsere körperliche Hülle intakt zu halten, und vergessen dabei so oft, auch unseren Geist zu nähren? Wir handeln oft in unserer Körperlichkeit abseits der Vernunft und entziehen uns damit einem nachweisbar vorhandenen mystischen Resonanzraum. Die Frage lautet: Macht der Tod uns allzu sehr menschlich?

Der besagte Film knüpft drei Zeitebenen und Episoden ineinander. Einer der Helden ist der spanische Conquistador Tomas, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Dschungel Mittelamerikas nach einer Opferstätte der Maya sucht. Dort hofft er den Quell ewigen Lebens zu finden. Fündig wird er in einem Maya-Heiligtum, das Harz vom Baum des Lebens macht ihn unsterblich.

Eben dieser Tomas, der Conquistador ist mein Testimonial für den Duft des Uhrenherstellers Franck Muller. In all seiner Tapferkeit und Heldentum ist Tomas einer, der die radikale Endlichkeit des menschlichen Daseins akzeptiert und trotzdem dem Leben etwas abgewinnen kann. Die Verbindung könnte nicht passender sein. Franck Muller ist der Meister der Komplikationen. The Fountain ist eine wahrlich komplizierte und verschaltete Geschichte, die permanent volle Aufmerksamkeit des Beobachters verlangt. Ich hatte während des Abspanns das Gefühl, nichts verstanden zu haben und das Bedürfnis, den Film gleich noch einmal von vorn sehen zu wollen.

Manche Parfumeure berichten vollmundig und exaltiert von den olfaktorischen Reisen in die Vergangenheit, sind jedoch in eigenem Schaffen später nicht imstande die vollmundige Ankündigungen in die Taten umzusetzen. Es glitzert und es ist teuer. Das reicht schon.

Der Parfumeurin Beverley Bayne ist es gelungen, etwas Multidimensionales zu erschaffen, das weder hektisch noch nervös ist. Beverly Bayne hat u. A. Eau Sans Pareil für Penhaligon's und sieben Düfte für Clive Christian kreiert. Sie war auch Präsidentin von British Society of Perfumers. Also, eine Frau mit Format und kein unbeschriebenes Blatt.

Franck Mullers Duft wird auf der eigenen Website als „dark and sensual“ beschrieben. Ich erlebe den Duft, dem Film ähnlich, wie eine metaphysische „Reise ins Ich“. Charles Dickens hat mal gesagt: „Ich fühle, dass Kleinigkeiten die Summe des Lebens ausmachen.“ Ebenso, ist dieser Duft eine Einheit, ein Leben, gemacht aus vielen kleinen Teilchen. Wie kein anderer Duft, diese Kreation von Beverly Bayne ist ein in sich geschlossenes Universum.

Conquistador ist weder ein Lederduft, noch ein Gourmand. Diesen Duft kann man nicht in eine Kategorie pressen. Ich kann es jedenfalls nicht. Conquistador ist so viel mehr.

Das Parfüm aus dem Haus der vielen Komplikationen startet mit dem Duft eines offenen Cognac-Eichenfasses, edel und elegant. Eine würzig-süße Note nach Wachholderbeere ist ab Beginn deutlich wahrnehmbar. Bereits das Opening ist Grund genug diesen Duft sofort zu kaufen. Dieser Duft ist unendlich verführerisch, bereits ab Beginn. Es folgen Noten von gepfefferten Früchten mit Nuancen von Tabak und Trüffel. Im weiteren Verlauf entdecke ich eine umwerfend nussige Kaffee-Note, mikrominimal erdig, die sich mit einer zarten Weihrauchnote vermischt. Einfach herrlich.

Das Beste an diesem Duft ist aber die Kraft der eigenen Sanftheit. Keine der gelisteten Noten sticht hervor, aber alle bilden eine wunderschöne und homogene Dufteinheit. Auf der Haut hält der Duft ewig bei einer angenehmen und unaufdringlichen Sillage. Leider ist der Duft ausschließlich bei Jovoy Paris zu bekommen. Alle Versuche, mit Franck Muller in der Schweiz in Kontakt zu treten blieben erfolglos. Die auf der Franck Muller Website gelisteten deutschen Distributeure führen Franck Muller definitiv nicht mehr. Bringt man aber ein bisschen Geduld auf, funktioniert es mit Jovoy Paris auch.

Conquistador sehe ich als ein echtes Juwel, dem bis heute auf Parfumo viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Menschen die auf kontroverse und polarisierende Dufte stehen, empfehle ich diesen Duft nicht. Dafür ist Conquistador einfach zu schön und zu harmonisch geraten.

Unsterblichkeit wird ein unerfüllter Wunsch des Menschen bleiben. Wenn wir aber jeden Tag ein bisschen Neues zulassen, dabei das ewig Gleiche weglassen, zeigt uns das Mystische und das Unendliche vielleicht eine Welt jenseits unserer zeitlichen und endlichen Existenz.
14 Antworten
LadyLuxifer vor 4 Jahren 38 21
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
SUB ROSA
"RhNUDX1 aus Quandhar"

Viele denken, dass Rosen nur einmal im Jahr blühen. Das stimmt so nicht. Die Königin hat ihre Geheimnisse, viele Geheimnisse.

Verbindet man jeweils die Spitzen der übernächsten Kelchblätter einer Heckenrose miteinander, erhält man den Drudenfuß, das mystische Pentagramm, ein uraltes Zauberzeichen, das geheime Symbol, welches das Verständnis vom harmonischen Gefüge des Menschen und des Weltalls hütete. Deshalb wurde die Heckenrose, die so sorgsam ihr Knospen-Heiligtum vor der Außenwelt abschließt, zum Abbild des Geheimnisvollen und Verschwiegenen. Schließlich wurde diese Symbolik auf alle Rosen übertragen.

Daß die Rose seit uralten Zeiten als Symbol der Verschwiegenheit gilt, soll auf folgende Begebenheit zurückgehen: Um die Liebesaffäre seiner Mutter, der Liebegöttin Venus zu verbergen, sandte Cupido dem Harpokrates, dem Gott des Schweigens Rosen und bat ihn um Wahrung des Geheimnisses. Die alten Ägypter weihten ja die Rose dem Gott Harpokrates. Die Römer hängten bei Zusammen-künften eine Rose an die Decke und erinnerten damit die Anwesenden an die Pflicht der Verschwiegenheit. Papst Hadrian ließ deshalb die Beichtstühle mit Rosenschnitzereien verzieren - an alten Beichtstühlen sieht man sie - die auch Schweigerose genannte Verzierung - gelegentlich noch. Auch die Stuckrose über dem bürgerlichen Tisch hatte diese Bedeutung. Im Hochmittelalter brachte man Rosenbilder auch in Weinstuben und Ratssälen an, um dort in abgeschlossener Vertrautheit miteinander zu reden. Manchmal hing auch nur eine frische Rose symbolisch an der Tür des Stadtrates, um das "sub rosa" anzudeuten. In England ist es ein Brauch, ein Schwert auf einem mit Rosen übersäten Tisch zu legen, wenn der Rat zur Wahl des Bürgermeisters von London zusammentrifft. Die Rosenkreuzer, eine Geheimgesellschaft, führen die Rose als Symbol der Verschwiegenheit sogar in ihrem Namen. Auch der moderne Schriftsteller Umberto Eco spielt in seinem Roman "Der Name der Rose " mit dieser Symbolik!

Die Rose ist eine geheimnisvolle und wunderschöne Königin.

Um den Rosenduft zu beschreiben, fehlen in der täglichen Sprache ganz einfach die Worte. In den Hochkulturen der Frühgeschichte war das Wissen um Pflanzendüfte und seine Anwendung lebendig und weit verbreitet. Die Erkenntnis, dass Düfte unmittelbar auf das Gehirn des Menschen einwirken und zur Heilung eingesetzt werden können, wird heute in der Aromatherapie erfolgreich eingesetzt.

Der Rosenduft verfügt über 450 bekannte und 120 noch unbekannte Bestandteile. Die Verteilung auf der Blüte ist sehr unterschiedlich: im äußeren Teil der Blüte ziehen Rosenalkohole – zu ihnen zählen Citronellol, Geraniol und Nerol – Bienen, Hummeln und Hornissen an. Auf andere Insekten wirken diese Stoffe hingegen abweisend. Als nächstes geraten die bestäubenden Insekten in einen Phenyl-Ethanol- Rausch. Sie kriechen betäubt weiter in die Mitte der Rose, wo ihnen vertraute Gerüche entgegen kommen wie Eugenol und Citral. Das eher würzige, nelkenähnliche Eugenol und das Citral, ein warmer Zitrusduft, sind verwandt mit Düften, wie sie auch in Bienenstöcken vorkommen. Sie wedeln mit ihren Körpern und streifen den Pollen anderer Blüten ab, so dass es zur Bestäubung kommt. Der Duft der Rose hat ausschließlich das Ziel, Insekten zur Bestäubung anzuziehen. Obwohl Bienen die Farbe Rot nicht wahrnehmen können, fliegen sie auch auf rote Rosen, da sie vom Duft und nicht von der Farbe angezogen werden.

Und Menschen?

Menschen funktionieren nach dem Lustprinzip. Sie suchen Spaß und Vergnügen. Düfte sind das Einzige, die ohne Zwischenstationen direkt ins Gehirn gelangen. Daher bieten Düfte für uns ein irrsinniges Lustpotenzial.

„Une Rose de Kandahar“ ist lüstern. Sehr lüstern.

Als sechster Duft überhaupt, schafft es „Une Rose de Kandahar“ in meine 10er Liste. Es ist nicht einfach da reinzukommen. Ich bin auf der Suche. Ich möchte alle Kategorien mit dem diesen einen Duft belegen, wie z. B. der beste Lederduft, der beste Vetiver usw.

„Une Rose de Kandahar“ ist für mich DER Rosenduft. Ein Duft wie das Leben selbst, bejahend, aufbauend, erfüllend und glückselig. Ich mag diese Vergleiche mit toten Rosen nicht. Diese Rose lebt. Sie atmet und lacht, hat Spaß am Leben und ist wie ein kleines, glückseliges Kind. Sie jauchzt und springt im Kreis. Auch wenn sie von einem schmerzvollen Ort stammt, diese Rose verzaubert mich mit Ihrer Lebenslust!
Quandhar war der Ort des alten indisch-persischen Zusammenkommens, ein Handelsknotenpunkt und kulturelle Treffpunkt zwischen Indien, Zentralasien und dem Nahen Osten. Quandhar wurde so oft zerstört und doch wissen wir, Manches ist so gut wie unzerstörbar.

So wie die Rose aus Kandahar.

Ich glaube, dass ein jeder von uns darauf hofft, irgendwie einen Stempel zu hinterlassen, etwas „to be remembered for“. Andy Tauer ist mit diesem Duft ein Meisterstück gelungen. Das kann ihm keiner wegnehmen. Der Rest seiner Düfte erreicht mich irgendwie nicht, aber diese Rose…

Ich habe bereits in meinem Statement geschrieben, dass mir die Worte fehlen, um diesen Duft zu beschreiben. Auch heute, geht es mir nicht wirklich besser. Mein Lieblingsautor hier, FabianO hat bereits alles und zu vollständig gesagt…fruchtig, rosig, schattig, erdig, aber alles zusammen eine Perfektion. Die Perfektion!

Dieser Duft ist ein must-have!

In dieser Komposition ist meiner Meinung nach das erhalten, was man die Essenz einer Rose nennt, nämlich das RhNUDX1. Was ist das?

https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=RhNUDX1
21 Antworten
LadyLuxifer vor 4 Jahren 13 8
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Das Schöne im Schönen
Kreuzkümmel als Duftstoff ist verführerisch und schön, würzig und warm. Dieser besondere Stoff verströmt einen sehr sinnlichen Duft, der, im passenden Kontext angewendet, eine luststeigernde Wirkung entfalten kann. Mit Beigabe von geblümten Noten, gepaart mit Sandelholz und Patchouli, kann diese Wirkung zusätzlich unterstützt werden. Sie alle stimulieren die Produktion körpereigener Pheromone. Wir nehmen diese Stoffe nicht bewusst wahr. Es ist ein sanfter Zauber.

Vor geraumer Zeit schickte der wunderbare Maggy4U meinem LordLuxifer Unmengen an Proben von BtV zu. Wenn es einen Experten zu Duften von BtV gibt, dann ist es definitiv der erwähnte Herr M4U. Neugieriges Mädchen, wie ich’s bin, schnupperte auch ich an den zahlreichen Proben des noblen Spenders. Bei „Violaceous“ blieb für mich die Zeit stehen. Ich war wie paralysiert. Was ich roch, war anders. Es war besser als fast Alles, das ich bisher riechen dürfte.

Nun, hier wäre ein guter Zeitpunkt, um zu definieren, was eine Frau olfaktorisch tatsächlich triggert. Die Industrie sprach uns die pudrigen, süßen Düfte zu. Mädels, wir wissen es besser. Ab und zu, um den Schein zu wahren, machen wir es mit. Tief drinnen aber… das ist es nicht wirklich. Jede unserer Gefährtin, die uns den Weg in die Selbstständigkeit und Freiheit geebnet hat war weder süß noch pudrig. Alle unsere Vorgängerinnen haben sich aufgeopfert, mussten mindestens zwei Mal so stark sein wie ein durchschnittlicher Mann. Ich spreche hier von starken Frauen wie Marie Curie, Louise Otto-Peters, Clara Zetkin, Simone de Beauvoir und von so vielen Unbekannten, die dafür gesorgt haben, dass wir heute die Gleichberechtigung selbstverständlich erleben dürfen. Das war nicht immer so.

Was mögen wir nun?

Es darf a weng dreckig sein. Es muss Tiefe haben. Eine Frau durchschaut das Oberflächliche sehr schnell. Es mag sein, dass wir es nicht offen kommunizieren, aber wir erkennen die ungeliebte Einfachheit! Wir sind komplex. Wir erwarten Komplexität.

„Violaceous“ ist ein Duft, der mich zutiefst berührt. Die aufgeführten Duftnoten erscheinen nicht der Duftpyramide folgend. Es ist ein verspieltes Durcheinander. Was da ist, ist eine Explosion von allem. Lavendel flirtet mit den blumigen Noten und verbindet sich mit den schokoladenen Noten von Benzoe. Die Tiefe von Oud, Patchouli und Tabak ist auch sofort präsent. Alles tanzt vergnügt um diese perfekt verwobene Note von Kreuzkümmel. Ich erlebe diesen Duft als eine Referenz für die Kreuzkümmelnote. Diese ist weder schweißig noch unangenehm. Sie ist von Intensität einer Oboe. Der wunderbare Klang der Oboe hat schon viele zum Staunen gebracht. So ist es hier mit dieser kontroversen Duftnote. Sie ist der Star der Komposition.

Vor ein paar Wochen habe ich mir Amber von Roja Parfums bestellt. Ich erinnerte mich daran, dass dieser Duft auch diese wunderbare Verbindung von Lavendel und Schokopralinen hat. Oberflächlich gesagt, ist ROJA’s Amber ein grandioser Duft, aber es fehlt ihm an der Tiefe des „Violaceous“. Und genau diese Tiefe erhält die BtV-Kreation mit dieser wunderbar eingearbeiteten Note von Kreuzkümmel.

Der Duft verweilt über 8 Stunden auf meiner Haut. Dabei erlebe ich ein wunderbares Finale. Nein, der Liebhaber haut nicht ab nach dem vollzogenen Liebesakt. Er bleibt da, umarmt mich und zeigt mir, dass meine Entscheidung die richtige war. So sehr es mir leid tut, aber ich werde den charismatischen Russen mitteilen müssen, dass ich eine neue Signatur habe, die so wunderschön violett ist.
8 Antworten
LadyLuxifer vor 5 Jahren 12 4
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Moosgebettet, windumatmet...
Da, wo die Eichen steh’n und in die Ewigkeit lauschen, über Haff und Moor, liegt das Land der dunklen Wälder und kristall’nen Seen. Es ist voller lebendiger Seelen und dunkler Schamanen.

Tief im Walde riecht es erstaunlich merkwürdig, wie Unmengen am frischen Holzspan getunkt in die Kirschglasur von Omas Mohnkuchen. Es riecht erdig-modrig, aber auch sirupartig süß und feucht-grün, wie die Seufzeratmung des Waldes nach dem Regen. Es kullern auch Tränen der alten Bäume, getrennt durch Elemente, gefangen im süßlichen Schmerz der Erinnerung.

Es dauerte nur einen Augenblick, als ich Paul Kiler’s neuen Duft auftrug bis ich blitzartig an das Ostpreußenlied erinnert wurde. Ich nahm den ersten Satz als Sample, daraus folgte lawinenartig der Rest meines Intros.

„Maderas de Oriente Oscuro“ ist eine Verführung mit absichtlich eingebauten Hürden. Der Duft verführt mich regelrecht zu etwas, von dem ich nicht wusste, dass ich es will. Nichts ist hier direkt oder plump.

Paul Kiler nutzt die erotische Sprache der vagen Andeutung. Der Amerikaner weiß genau, dass Anziehung allein nicht ausreicht. Also baute er Hindernisse auf, die es zu überwinden gilt.

Der Duft startet fulminant, bleibt aber hinterher lange in der Schwebe und lässt mich spüren, dass hier Geduld vonnöten ist, um die Stil und Ästhetik vollumfänglich erfahren zu können.

Gezuckerte Holzspäne aller Holzarten sind die verführerische Begrüßung des Duftes im Opening. Blitzartig rieche ich die Kirchglasur mit leichten sahnigen Beiklängen. Klingt obskur und genau das ist es auch. Der Duft ist dunkel - sogar finster, unverständlich, unbekannt und bedeckt.

Der Duft geht durch so viele Etappen; von holzig-sahnig bis zuckrig-grün zu ambrig-erdig. Die letzte Station des Duftes möchte ich als tabaklastig holzig definieren. Alles in allem, es ist ein Duft der besonderen Klasse. Ich möchte es mit den Entwürfen der Haute Couture vergleichen. Der Duft ist grandios schräg und gefällt mir außerordentlich, in allen Facetten.

Wie auch immer, dieser besondere Duft wird nicht Everybody‘s Darling werden. Dafür ist er viel zu kompliziert. Ich möchte ihn mit frühen Werken von Philip Glass vergleichen.

Paul Kiler benutzt auch Unmengen an (Duft)tönen um fast minimalistisch aufzutrumpfen. Das ist die Schönheit dieses Duftes. Es fühlt sich an wie eine Reise, auf der wir uns auf die vorbeifliegenden Bilder konzentrieren, um festzustellen, dass obwohl die Bilder wechseln das Land noch immer dasselbe ist, wunderschön und beruhigend heimisch.

Paul Kiler ist ein begnadeter Parfumeur. Er ist so „nischig“ wie man „nischig“ nur sein kann. Ich danke Paul für diesen Duft der mich Zeit und Welt vergessen lässt, moosgebettet, windumatmet…
4 Antworten
6 - 10 von 12