Layou

Layou

Rezensionen
Layou vor 8 Jahren 18 2
Die (un-)erträgliche Leichtigkeit des Seins
Ich bin ein bekennender Parfumjunkie. Meine Sammlung kann ich mit Fug und Recht als zunehmend unübersichtlich bezeichnen und seit ich bei Parfumo bin, sind noch Schachteln voller Abfüllungen und Proben hinzu gekommen.

Ich verwende Düfte nach Stimmung und Anlass und überlege mir erst morgens, wonach ich den Tag über duften will. Doch manchmal beginnt der Tag schon stressig und man/frau weiß weder, was sie anziehen soll, noch ist sie in der Lage überhaupt irgendetwas zu entscheiden.

Unkompliziert soll’s sein und für alle Gemüts- und Lebenslagen passend. Jeans, ein weißes T-shirt, Blazer und schlichte Pumps – dazu: Erholung und Entspannung für die Nase!

Mit e’L kann man nichts falsch machen. Mit e’L fühlt man sich frisch und klar, gut riechend, aber nicht „parfümiert“. Der Duft lässt sich schwer fassen und nirgends so richtig einordnen. Wonach er nicht riecht, lässt sich für mich leichter beschreiben, denn er ist nicht herb, nicht sportlich frisch, nicht süß, nicht blumig und vor allem nicht schwer!

So riecht es, wenn man im Sommer beim Bergwandern hinter einem kühlen Wasserfall tritt. Oder aber, wenn jemand an einem kühlen Herbstabend von draußen ins Haus kommt und im ersten Moment einen kühlen Schwall von frischer Waldluft hereinträgt.
Oder vielleicht wie ein Pullover, den man einen Tag lang auf der Wäscheleine im frischen Wind hängen ließ und bei dem der Waschmittelduft fast vollständigen verflogen ist…

Dennoch ist da auch etwas wohlig warmes, hautnahes im Hintergrund, das ich als federleicht und sinnlich, wie einen Kaschmirschal empfinde. Das könnten vereinzelte Moleküle von Moschus und hellem Holz sein und vielleicht von einigen abgezählten weißen Blüten. Mehr jedoch nicht. Umso mehr wundert es, dass ich e’L sofort wiedererkenne, wenn ich an Kleidung schnuppere, die ich zuletzt damit getragen habe. So schwerelos und unscheinbar und dennoch so unverwechselbar.
2 Antworten
Layou vor 8 Jahren 17 5
Einzig, doch nie artig
Nie hätte ich mich von allein für diesen Duft interessiert. Das schöne an dieser Gesellschaft hier: man wird von allen Seiten inspiriert und kann tauschen, entdecken, testen, lernen...
L'air de rien habe ich bewußt getestet, ohne vorher die Kommentare zu lesen. Als Neuling hier bin ich oft beeindruckt von den detaillierten Duftanalysen, dass ich mich als blutiger Laie fühle und meinem eigenen Urteil misstraue.
Ich habe L'air de rien nur vorsichtig auf mein Handgelenk getupft und nicht gesprüht. Auf dem Weg zum Bäcker stieg bereits das eine oder andere Hier-bin-ich-Wölkchen empor, überraschend präsent und von vornehmer Zurückhaltung zugleich. "Ein Charakter, nichts für junge Mädels" schoss es mir durch den Kopf und versuchte mir die Frau vorzustellen, die diesen Duft tragen könnte. Die Sillage kam mir irgendwie bekannt vor. Hin und wieder passiert es einem, dass man an jemandem vorbei läuft, nach wenigen Schritten einen Duft in die Nase bekommt, der einen abrupt stehen bleiben und sich erstaunt umdrehen und am liebtsen kehrt machen lässt.
Dann läuft man bedauernd weiter und sagt sich "schade, ich werd's wohl nie erfahren...".
Vor einigen Jahren gab ich vier Damen der besseren Gesellschaft einen privaten Französisch-Konversationskurs. Sie wohnten alle in Altbau-Wohnungen in der Innenstadt, in denen Kunstwerke hingen und Bücherregale vom Fußboden bis zur Decke die Atmosphäre prägten. Meine Französisch-Damen waren stets erlesen gekleidet, hatten schon viel erlebt, dachten modern, waren frankophil und vor allem wissbegierig. Mit ihrem weißen Haar, dem Charisma und der Gelassenheit derer, die schon viel gesehen haben, hätte dieser Duft gut zu meinen Damen gepasst. Wer möchte in reiferem Alter nicht so sein wie sie - so lebendig, so voller Charme, unkonventionell mit dem gewissen Etwas. Zum ersten Mal in meinem Leben empfand ich so viel Begeisterung und Freude in der Gesellschaft wesentlich älterer Menschen. Wer den Blog AdvancedStyle kennt, weiß von welchem Typ Frau ich rede...
L'air de rien bedeutet eher "unscheinbar aussehen", jedoch nur auf den ersten Blick. "So tun, als ob nichts gewesen wäre" oder auch "harmlos daher kommen". Doch der erste Anschein trügt...
Inzwischen weiß ich natürlich von der Zusammenarbeit mit Jane Birkin und für mich passt das "wie die Faust auf's Auge". Für mich passt sie auch in keine Schublade, ist ein ganz eigener Typ, so individuell, so mir niemand zu vergleichen. Vor 2 Jahren erlebte ich sie zum ersten Mal live und wir alle waren gebannt von dieser Mischung aus Reife und Mädchenhaftigkeit. Im schlichten schwarzem Anzug und locker fallendem weißen Herrenhemd verströmte sie so viel subtile Erotik, dass es auch meinem Mann, den ich zwangsweise mitgeschleppt hatte, die Sprache verschlug : )
Zurück zu L'air de rien: nach nun mehr als 4 Stunden kann ich die erdige Wärme noch sehr gut auf der Haut wahrnehmen. Die blumigen Neroli-Anteile sind verflogen und man fragt sich, was es eigentlich ist, was so schlicht daher kommt und doch - l'air de rien - so tief beeindruckt.
5 Antworten
Layou vor 8 Jahren 10 2
6
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
"Gourmandise sans calories"
Umami verwende ich ausschließlich als Betthupferl, allenfalls zum Abhängen auf dem Sofa, mit dicken Socken, Tee und molliger Strickjacke.
Das ist so dekadent - meine Mutter würde sich große Sorgen um meine geistige Gesundheit machen, wüßte sie davon. Ich weiß nicht, was bei mir schief gelaufen ist. Komme ich doch aus einem Haushalt, wo es ausser Old Spice und 4711 kein Parfum gab. Meine Mum verdrehte schon angewidert die Augen, wenn meine Haare zu sehr nach Apfelshampoo rochen... und nun das. Der Schrank voll Parfums und dauernd ein neuer Duft im Test.
Umami habe ich im Naturkosmetikladen meiner besten Freundin entdeckt: "Hier probier mal!" sagte Ani mit einem breiten Grinsen... es ist so leicht mich anzufixen. "Lecker riecht das, oder?" Oh ja, das roch lecker nach frisch gebackenen Vanillekipferln, süß, lecker, rund und warm.
Es wirkt direkt auf mein Gemüt, ich fühle mich entspannt und geborgen, wie in einem weichen Kokon. Es tröstet mich, wenn es draußen regnet und grau in grau ist und läßt mich mit einem Lächeln einschlafen...
2 Antworten
Layou vor 8 Jahren 28 3
8
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Amour fou
Wie habe ich L'Instant eigentlich entdeckt?
Im April 2004 - ich hatte gerade einen neuen Job angefangen und stand zum ersten Mal auf dem Messestand in Paris.
Maryse, eine meiner neuen Kolleginnen, war bereits in den 60ern - aber von erlesenem Pariser Chic. Sie wohnte mit ihrem Mann in einerm Vorort und kam bereits am ersten Tag zu spät an den Stand, angeblich, weil sie im Stau gestanden hatte... Sie war blond, etwas rundlich gebaut und die Freundlichkeit in Person... und... es umhüllte sie ein magisch anziehender Duft... eine warme Wolke, etwas Pudriges, Vanilliges und zugleich blumig-leichtes. Ich hätte stundenlange neben ihr stehen und schnuppern können...
Am Ende des ersten Tages waren wir bereits Freundinnen, tranken unser erstes Glas Champagner zusammen und ich traute mich endlich, sie nach ihrem Duft zu fragen. "Das ist ein neues Parfum von Guerlain", sagte sie, "das habe ich mir heute morgen gekauft. Um mir Punch für den Tag zu verleihen!"
Nachdem ich ihr auch den Namen L'Instant entlockt hatte, war mir klar: diesen Duft musste ich haben und keinen anderen mehr.
So eine "Amour Fou" hat mich bisher mit nur wenigen Düften verbunden ("Diva" von Ungaro gehört dazu, der Duft, mit dem alles anfing...). Als wir noch frisch verliebt waren, hat er mich beflügelt, berauscht und in übermütige Champagner-Laune versetzt. Ich fühlte mich sexy und unwiderstehlich und ja, auch wieder mal sehr französische (Danke, Maryse : )). Unzählige Male wurde ich auf diesen Duft angesprochen und , doch die Deutschen taten sich immer schwer mit dem Namen.
Pudrige Düfte, wenn sie nicht zu süßlich daher kommen, sind meine große Leidenschaft. Und dieser hat das gewisse Etwas, mag sein, dass es der Hauch von Jasmin, die frühlingshaft-blumige Note, die mein Herz höher schlagen ließ.
Heute sind wir sehr vertraut miteinander und der Rausch ist verflogen, wie das im wahren Leben so ist. Aber nach langen Tragepausen ist immer noch ein Hauch der alten Verliebtheit zu spüren...
3 Antworten
Layou vor 8 Jahren 11 2
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Très classe...
Wie schon der Name dieses Duftes für Paris und das linke Ufer der Seine steht, für die Quartiers der Bohémiens und Intellektuellen, so hat er für mich immer etwas sehr französisches gehabt.
Wenn meine Freundin mich vor der Vorlesung an der Uni in Aix en Provence mit 2 Küsschen begrüßte, umhüllte sie der Duft von Rive Gauche und ich bewunderte stets ihren Stil und ihre Klasse. Sie verkörperte für mich das französische savoir vivre...
Für mich ist Rive Gauche die "Geheimwaffe" schlechthin - es ist pudrig und eine Spur herb und trägt sich wie ein Teil der Garderobe, wie ein gutes Make up und elegante Pumps, Puder und roter Lippenstift, aber eher Business-Anzug, als Sommerkleidchen.
Wann immer ich einen Vorstellungstermin oder ein entscheidendes Meeting hatte, schenkte mir Rive Gauche das gewissen Plus an Selbstbewußtsein, das Gefühl sehr feminin und tough zugleich zu sein.
Die Sillage von Rive Gauche schwebt lange im Raum... vielleicht war man die einige Frau in einer Männerrunde... respektiert und ein wenig rätselhaft, hinterließ man einen bleibenden Eindruck.
Wenn der Duft nach Stunden am Abend verflogen ist, bleibt auf der Haut, ganz nah, ein warmer, erdiger Hauch, der sich sehr sinnlich ist und für mich immer etwas sehr vertrautes haben wird.
Schade, dass die "Waffe" mit den Jahren ein wenig entschärft wurde und - ein Grauen - sogar demnächst eingestellt werden soll : (
2 Antworten