LeffetProust

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1 - 5 von 6
LeffetProust vor 10 Monaten 3 1
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Psychedelisch abgedrehtes Dessert
Ja, zugegeben, die Assoziationen, die der Name "Psychédélique" hervorruft und auch das Patchouli, das den Duft dominiert, lassen einen unweigerlich an das Hippiezeitalter denken, das hier in einigen Rezensionen immer wieder zitiert wird, u.a. auch an die damit verbundenen historisch-politischen Ereignisse. Selbst durch das Lesen von Parfümrezensionen kann man sein historisches Wissen auf parfumo wieder auffrischen. Großes Lob an dieser Stelle an alle Rezensentinnen und Rezensenten, die sich hier jeden Tag unendlich viel Mühe beim Schreiben geben.

Definitiv handelt es sich hier um keinen leichten oder oberflächlichen Duft. Psychédélique ist ziemlich "dicht" : ))) gebaut und das Patch dominiert vom Herz aus direkt den Kopf und die Basis des Duftes. Nun, er vernebelt einem nicht die Sinne und er ist auch kein Joan Baez Patch, wie hier schon richtig angemerkt wurde, dieses ist elegant und mutig aber nicht penetrant, plump geschmacklos oder gar ohne Stil. Auch wenn es erdige, herbe bittere Anklänge hat, ist es doch kein Mottenpulver-Sarg Patchouli, das man in meiner Jugend in irgendwelchen Alternativläden kaufen konnte, nebst Räucherkerzen und furchtbar geschmackloser Kleidung. Nein, hier wurde das Patchouli auf eine andere Ebene gehoben und wunderbar gekonnt mit den harzigen Noten der Zistrose und der Rose verblendet, was ich absolut harmonisch empfinde und dem Patchouli die oftmals stechende Note nimmt. In den erdigen Noten blinken auch immer wieder balsamisch krautige Funken auf. Gleichzeitig wird durch die Vanille, die auch immer wieder in die schokoladige, herbe Patchnote einträufelt eine angenehme Süße erzeugt und dieses Nebeneinander von herb und süß ist wie ein reichhaltiges Schokoladenmousse aus Bitterschokolade, das gekonnt gesüßt wurde. Also alles andere als langweilig. Der knackige und kurze zitrische Auftakt am Anfang ist wie ein Schuß Zitruslikör, der zu Beginn die Sinne für das Ganze öffnet und vorbereitet.

Die Haltbarkeit ist fantastisch. Ein Dessert mit Gehalt, sozusagen eine Kalorienbombe, also vorsichtig bei der Dosierung. Ebenfalls gefällt mir der Flakon sehr gut, insbesondere das hochwertige Jovoy Handschmeichler-Cap. Definitiv ein Unisex Duft, aber nicht jede/r kann!! diesen Duft tragen. Blind kaufen würde ich hier nicht empfehlen. Parfümliebhaber sollten ihn unbedingt probieren.
1 Antwort
LeffetProust vor 1 Jahr 4 7
Im Schweiße meines Angesichts oder Schweißgeruch ist doch toll?! (Lies ALLES; entweder ganz oder gar nicht!!)
ThePerfumeGuy hat mich zu diesem Blindkauf inspiriert und er gehört, genau wie die gute Leni, zu meinen Parfüm Favoriten und beide haben mich schon zu so manchem Kauf angeregt und fast alle gefallen mir.
Dieser auch?
Der Reihe nach (Nein, jetzt nicht ans Ende scrollen, so wie ich das immer mache.)
Tous ist eine spanische Marke und die Ursprünge des Gründers Salvador Tous Blavi sind im Uhrmacherwerk angesiedelt. Die Firma ist bereits 100 Jahre alt und ihr Portfolio umfasst inzwischen alle jene Luxusprodukte, die keiner braucht aber die meisten gerne haben wollen: Uhren, Schmuck, Taschen, Lederwaren und natürlich Parfüm. Das Konzept ist hinreichend bekannt.
Aber können die auch Parfüm?
Hinreichende Skepsis ist bei nicht originären Dufthäusern sicherlich umso mehr geboten. Ist das wieder so ein Verkaufstrick, nur um noch mehr Geld zu scheffeln? Schon klar, darum geht es ja den meisten. Und auch große altehrwürdige Dufthäuser produzieren fails. Fragen über Fragen.
Die Produkte und Preise sind erschwinglich, nicht unverschämt überteuert und scheinen qualitativ hochwertig zu sein. Das Design geht auch durch. O.k. über das Bärchen kann man streiten. Ist halt ihr Attribut; ich finde den etwas zu niedlich. Aber insgesamt kann es dann nicht ganz verkehrt sein.
Auch der 1920 The Origin?
Hach, wie sehr ich das hasse, wenn Leute, bevor sie den Duft beschreiben, andere unrelevante Romane zu Düften in die Tasten hauen, manchmal quasi ihre ganze Lebensgeschichte. Haben die nichts anderes zu tun? So, ich sage jetzt auch mal was in diese Richtung. Ätsch! Es geht hier immerhin um das Thema SCHWEIßGERUCH in Düften.
Also ist der wahrscheinlich total ekelhaft? Es besteht sogar Fluchtgefahr?
Ja ja, jeder weiß, dass Kümmelnoten und hier ist er in der Kopfnote, die meisten Menschen mit Schweißgeruch assoziieren. Aber jetzt kommt erstmal der Flakon.
Und wie ist der so? (Oh nee, gäähn!! Wird das ein You Tube Video, bei dem man aufpassen muss, weil es am Ende ein Give-Away gibt?)
Hhmm, hüstel. Also der Flakon (echt freche Fragen. Ich gebe mir ja wohl alle Mühe einen Spannungsbogen aufzubauen. Und Erkenntnis ist ja wohl auch ein so called „GIVE-AWAY“. Jetzt erzähle ich erst recht was gaaannz anderes.)
OH GOTT, ist die ätzend, bestimmt noch ätzender als der Duft!!!!
So, und im Schweiße deines Angesichts wirst du dir jetzt diese GANZE GESCHICHTE DURCHLESEN. Checkst du es endlich? Du selber ätzende *
* usw…. Denk dir selber aus, wofür die Sternchen stehen.
Wir schreiben das Jahr 1997 (The Origin 1920, das ist das Gründungsjahr von TOUS, ist allerdings erst 2017 rausgekommen – Daten, Fakten, soweit).
Also junger oder alter abgestandener -25 Jahre alter- Schweiß?

Gute Frage. 25 Jahre ist jung – 25 Jahre alter Schweiß ist bestimmt ekelhaft, aber Schweiß verfliegt bestimmt nach 25 Jahren.
….Berlin Schöneberg war mein Kiez, ich studierte, David Bowie lebte noch und hatte mal dort direkt um die Ecke gelebt.
Ich hatte Balenciaga Le Dix entdeckt und für grandios befunden (guter Geschmack die Frau und gibt es ja leider nicht mehr, schnief) und das obwohl ich wenig bis gar keine Ahnung von Parfüm hatte, wäre da nicht eine gewisse ästhetische Vorbildung, der grundsätzliche Hang zu diesem Metier und der bereits seit meiner Kindheit existierende gute Geruchssinn. Mama schimpfte öfter mit mir, dass ich nicht immer an allen Dingen riechen solle. Sie ahnte nicht, dass ich da eine groooße Affinität zu habe und kein ungezogener Hund war.
O.k. und wann hast du zum ersten Mal Schweiß gerochen?
Mit Sicherheit schon früher und klar war und ist auch, dass ich Schweißgeruch grundsätzlich ziemlich widerlich finde. Bei manchen mehr, bei manchen weniger. Ich finde es auch überhaupt nicht anziehend oder so. Weder bei Frauen noch bei Männern.
Check. Ich ahne worauf das hinausläuft …. : ))
Also da war mal dieser Ex…
Und der hatte den unangenehmsten Schweißgeruch der Welt, sonst wäre er nicht der EX?!
Nee, der roch praktischerweise gar nicht, hat er auch immer selber gesagt und für weird befunden. Ist ja auch strange aber für mich echt praktisch gewesen. Trotzdem ist er ein EX.
Verstehe gar nichts mehr …. ???
Das Gefühl kenne ich nur zu gut. Dass man völlig verwirrt ist und gleichzeitig der festen Überzeugung ist, dass alles also TOUS (frz. männlich Indefinitbegleiter alle dt.) so ist und bleibt und sich sowieso nichts ändert. Und nichts und niemand könne das jemals ändern.
Aber hier ist Tous doch nur der Markenname?
Ja, aber …
Ach so, der Name des Gründers und die französische Bedeutung von tous. Also ist es eigentlich ein Duft für Männer?
Ach, tendenziell vielleicht. Ist ja eher frisch (Bergamotte im Kopf, besser als nach Kreuzkümmel im Kopf zu riechen), holzig (Zeder in der Basis), Patch in der Basis. Nicht lieblich süß oder so ein gendertypischer Geruchskram, der vllt. noch 1997 viel mehr Gültigkeit hatte aber mich eh nie wirklich interessiert hat. Aber vielleicht sollte ich 1920 im Jahre 2023 mal meinem EX von damals schicken, damit der sich riechen kann?
Also ist der Duft ein olfaktorischer Racheakt an Deinem EX? Das Motiv: (nicht) vorhandener Schweiß.
Ach, das hat der längst vergessen. Ich aber nicht und auch nicht den Geruch in Berliner U-Bahnen im Sommer. Beispiel U 1, schnell einsteigen an der Kurfürstenstrasse, die Bahn ist gerappelt voll, keine Sitzplätze, die Leute stehen und wer Glück hat, kann sich an einer der Haltestangen mit hocherhobenen Armen festhalten zwecks nicht hinfallen. Wer Pech hat …
… fällt mit seiner Nase geradewegs in so eine wundersam riechende Armbuchte, in deren Haarbüscheln Schweißbakterien vergammeln und einen ad hoc zur Flucht bewegen, wäre da nicht die andauernde U-Bahn Fahrt und der nächste Bahnhof ist noch weit, bzw. die Haltestelle, an der man aussteigen will.
Sehr schön formuliert. Langsam kommen wir auf einen Nenner und der Sache schon näher.
Na, dann hoffen wir mal, dass wir nicht die gesamte U1 bis zur Krummen Lanke weiterfahren müssen. Das wäre ja noch weit und das bei dem Gestank.
Ah, da kennt sich jemand mit dem alten Berliner U-Bahn Netz aus! Das ist ja jetzt in Teilen die U3. Wohl ein (Ex-) Berliner?
Nee, ick bin ein Ur-Berliner. Also so ORIGIN-mäßig. Aber worüber reden wir hier eigentlich? Über Parfüm? Schweiß? Berlin? Exfreunde? What the f**?
Ach wie schön ein richtiger Berliner. Das trifft man sehr selten. Das hat Seltenheitswert. (Und richtig plietsch ist der, sagt man ja im Norden. Aber, dass manche von denen so klischeemäßig unfreundlich sein müssen? ___ Das hat mich junges Ding in den 90er Jahren in Berlin echt fertig gemacht.)
An welcher U Bahnstation sind wir denn inzwischen? Ist ganz schön heiß hier in der Bahn.
Also, ich würde sagen…. Hmm, also so Rüdesheimer Platz, nee schon Breitenbachplatz. Das kenne ich gut, da könnte ich viel erzählen. Nee, mache ich nicht. Und ja, ganz schön warm hier, ist ja auch mal wieder der berühmte Berliner Sommer und der war schon in den 90er Jahren ganz ordentlich. Und jede U-Bahn riecht anders. Man kann Städte am Geruch von U-Bahnen erkennen. Ich könnte heulen vor Glück, wenn ich an den Berliner U-Bahn Geruch denke. Ich vermisse den soo sehr. Glaube, ich muss mal eben aussteigen. Schnief, schnief. Wo sind wir hier eigentlich? Keine Ahnung. So viele Erinnerungen, so viele L`effet Proust. Bin ich das? Ist das wirklich wahr, dass ein blödes Eiergebäck oder ein Zwieback einen Autor zum Schreiben eines me
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LeffetProust vor 1 Jahr 8 9
Altbackenes Veilchen?
Zugegeben, ich hatte diese Assoziation auch gleich. Zumal das Veilchen auch eher in der Seniorenliga verortet ist. Aber warum eigentlich? Weil dieses wunderbare Pflänzchen lediglich aus der Mode gekommen ist? Duft und Geschmack sind wirklich einzigartig. Ich werde nie die kandierten Veilchenblätter der Konditorei Fürst aus Salzburg vergessen, die ich dann zusammen mit Lavendel zu einem Eis verarbeitet habe. Schmeckt das? Und ob! Passt hervorragend zusammen. Aber wie alles reine Geschmackssache. Bekanntermaßen hängt das Olfaktorische mit dem Schmecken zusammen. Und dieser Guerlain „schmeckt“ mir, auch ohne Lavendel. Langsam finde ich doch meine Schätze bei Guerlain, obwohl ich eigentlich Team Chanel bin.
Der Duft startet fruchtig und sofort ist das Veilchen präsent und will nicht gehen, es bleibt an deiner Seite und wird kaum merkbar von der Orangenblüte und der Iris umweht, die aber dem Ganzen Tiefe und einen Rahmen geben, sonst würde die dominante Veilchennote alles sprengen. Es ist eben ein freches Veilchen, aber nicht impertinent, eher etwas kokett, aber nicht altbacken. Altmodisch könnte ich das auch nennen aber ich sehe da eher stilvolle entzückende weiße Kleider aus gestärkter Baumwolle oder Batist, etc. vor mir, getragen von jungen Mädchen, die auf einer Sommerwiese Blumen pflücken, evt. auch Veilchen. Trotz dieser Assoziation empfinde ich den Duft auch erwachsen und reif.
Die hölzerne Basis trägt das Veilchen stundenlang weiter und sorgt dafür, dass es in der Nase und auf der Haut weiterspielen kann. Ja, verspielt ist dieses Veilchen auch. Man könnte fast sagen, dass der Duft eine Zeitreise ist, angefangen beim jungen Mädchen und zur erwachsenen Frau gereift. Einer Frau, die sich ihre mädchenhafte Art bewahrt hat.
Haltbarkeit und Sillage ist sehr gut. Definitiv vorher testen. Das Eau de Toilette war mir zu schwach.
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LeffetProust vor 2 Jahren 9
I like Le Lion,
nachdem ich mir vor einiger Zeit aus der Chanel Les Exclusifs Reihe den Beige und den Sycomore zugelegt habe und von den reizenden Chanel Damen reichlich Proben bekam, unter denen auch mehrfach le Lion war, bin ich dabei diesen Löwen zu testen. Le Lion ist bei mir aber eher ein Chamäleon, da ich zunächst eher abgeneigt war, aber ihn seit ca. zwei Wochen fantastisch finde. Woran das liegt kann ich nicht sagen, offenbar ist es tatsächlich so, dass sich bei mir Duftvorlieben und Abneigungen verändern.
Mir gefällt die rauchige Note in Le Lion sooo gut und diese tritt auch sofort in Erscheinung, also als König der Tiere sozusagen, aber nicht stechend oder irgendwie animalisch, sondern gepflegt und hübsch elegant, so wie es sich für einen Chanel Löwen gehört. Ich vermute, dass es das Labdanum ist? Die anderen Noten kann ich wenig differenzieren, ich würde sagen, dass sie so gut miteinander verwoben sind und bildlich gesprochen um den Löwen, einen Reigen bildend, herumtanzen. Einen Dompteur benötigt dieser Duft also nicht. Die Haltbarkeit ist ausgesprochen gut; ich konnte Le Lion noch am nächsten Tag auf der Haut wahrnehmen. Ich glaube, ich werde mir demnächst einen kleinen Löwen als Haustier zulegen; er wird mich nicht beißen.

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LeffetProust vor 2 Jahren 5 3
Mazzolari – Black Coffee to go?
Wer die in vierter Generation geführte Traditions-Profumeria Mazzolari am Corso Monforte in Mailand betritt, taucht sogleich in ein olfaktorisches Paradies ein. Dazu muss man aber zunächst durch ein schier undurchschaubares Labyrinth an Räumen, Treppen und Türen finden, was ohne die professionelle Hilfe der Mitarbeiter definitiv unmöglich ist. Es gibt so gut wie keinen Zentimeter, der nicht mit Parfum oder Kosmetikprodukten zugestellt ist. Wer hier keinen passenden Duft findet, dem ist nicht mehr zu helfen.
Tja, so ging es mir aber zunächst, dermaßen überfordert war ich von dem grandiosen Angebot. Als ich schon ins oberste Stockwerk Richtung Ausgang steuerte, stieß ich auf ein kleines Regal mit Verpackungen, die gebundenen Büchern ähnelten, in denen Mazzolari offensichtlich seine Hausmarke anbot. Guten Kaffee gibt es ja bekanntlich überall in Italien und ich griff zielsicher zum “Black Coffee”. Nach dem ersten Sprüher dachte ich, dass es sich hier um einen Ristretto Intense Café Dupe handelt. Der Kaffee-Rosen Auftakt ähnelt dem Montale ziemlich genau, auch in seiner Intensität und durch die Vanille ist er auch gourmandig. Auf der Internetseite von Mazzolari wird das eben so beschrieben und ich kann es nur bestätigen. Bis hierhin ist der Mazzolari also ein Montale Duftzwilling. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich definitiv kein Gourmand Fan bin, aber die Mischung aus Kaffee, Rose und Vanille gefällt mir außerordentlich gut. Nun aber fangen beide Düfte an, sich zu unterscheiden: Der Montale bleibt gourmandig süß und baut in seinem öligen Drydown nur auf weißen Moschus. Der Mazzolari wird balsamischer und verliert etwas Süße. Wenn man beide Düfte parallel testet, tritt der eher fruchtigere, ambrierte Moschus des Mazzolari noch deutlicher zutage.
Fazit: Wer sich den Montale nachkaufen möchte, könnte im Black Coffee eine sehr gute Alternative finden, die preislich nur minimal darüber liegt. Der Name Black Coffee ist etwas irreführend, da er durch die Vanille und Rose eher cremig-süß und eben nicht vorrangig bitter und schwarz ist. Ich würde beide Düfte auch als femininen Duft einordnen, an einem Mann wären mir beide zu süß. Welcher mir besser gefällt, vermag ich nicht zu sagen, daher also einen Black Coffee to go.
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