LiLoZi

Über den Hersteller dieses Parfüms habe ich hier schon sehr viel Positives gelesen. Auf der Suche war ich nach einem schönen natürlichen Veilchenduft. Also - warum nicht?!?
Mit dem Paket kam zunächst einmal auch eine Enttäuschung. Gut, der Flakon ist hübsch - aber der erste Sprüher schockierend! Ziemlich blumig, ziemlich penetrant. Außerdem riecht es ganz und gar nicht so, wie die kleinen Violetten im Garten... Auch wenn laut Zutatenliste Extrakte aus Veilchenblüte und -blatt sehr wohl enthalten sind.
Aber nicht verzagen. Erstmal mit den Hunden ins Feld. Abwarten, was sich entwickelt. Unterwegs stelle ich fest, dass die Luft von Blütendüften erfüllt ist und denke, dass das italienische Duftwasser eben diesen frühlingshaften Hauch sehr genau spiegelt! Toll! Im weiteren Verlauf wird das Parfüm auf meinem Arm immer sanfter, pudriger, sehr angenehm.
Und im Abgesang bleibt etwas Sauberes, Reines, Frisches zurück. Frische Wäsche? Gerade gebadet und eingecremt? Jedenfalls harmonisch, gemütlich und warm.
Alles in allem gibt es nichts zu bereuen, der Duft ist schön und gut tragbar. Die Haltbarkeit bei mir ist etwa vier Stunden. Aber bei dem niedrigen Preis muss man sich ja nicht zurückhalten und dieselt eben nach Belieben nach.

Life in plastic, it's phantastic...
Dieser Flakon mit seiner rosa-pinkfarbenen Flüssigkeit gehört auf die Plastik-Schminkkommode in Barbies Plastik-Schlafzimmer. Da sitzt sie, bürstet ihr künstlich fallendes blondes Haar, mit eingefrorenem Lächeln, weiß nicht wohin mit ihren unnatürlich langen Beinen und denkt über das passende Outfit nach, für einen weiteren vorhersehbaren Tag in ihrer begrenzten Plastik-Welt. Am Pool sitzen, shoppen, reiten, Hunde bürsten, cruisen mit Ken im Cabrio. Eigentlich alles da. Und doch bleibt diese Welt leer, öde und völlig steril. Da entwickelt sich nichts. Stillstand, da atmet nichts, die Luft ist höchstens angereichert mit Kunststoff. Stechend, süßlich, undefinierbar, aber sehr präsent.

Es war ein unreflektierter Kauf meinerseits , aus Sympatie zum Hause Aigner, ein zufälliger Bei-Kauf zum Fläschchen Explosive, einem treuen und sehr geschätzen Begleiter seit 30 Jahren.

Falls die Produktion von Private Number eingestellt wurde - mich wundert es nicht. Es fehlt ein meinen Augen ganz eindeutig das Zeug zum langen Duft-Leben.
Besonders deutlich wird mir dies, seit ich sehr glücklich und zufrieden in einer Blumendüfte-Retro-Phase stecke: Cabochard (1959), Madame Rochas (1960) und Cabotine (1990) tragen mich zur Zeit in Blumen gehüllt fröhlich und entspannt durch meine Tage. Saugut fühlt sich das an, irgendwie gemütlich. Da ist Leben drin, Wärme, Natürlichkeit, Augenzwinkern, Eleganz und Optimismus. Einfach herrlich, zum Räkeln schön.
Es mag so sein, dass es Trägerinnen gibt, die Private Number Leben einhauchen können. Bei mir klappt das nicht. Es bleibt ein Geruch, kein Parfüm.

Bis heute wusste ich nicht mal, dass es sie gibt. Aber meine kleine Recherche hat spontan ein weiteres Traumreiseziel zu meiner Liste hinzugefügt! Ein 90 Kilometer langer Küstenstreifen, auf dem seit langen Zeiten traditionell Jasmin angebaut wird. Felsige Küstenlandschaft wechselt sich ab mit unzähligen weißen Stränden, kleinen Ortschaften und eben Jasmin.
Ohne also bislang dort gewesen zu sein, scheint mir, dass Gelsomino die Eindrücke dieses Landstrichs perfekt verkörpert.
Beim Auftragen schon trifft einen ein wärmender Sonnenstrahl: Mandarine. Frisch, spritzig, wie die soeben aufgebrochene Frucht.
Und während man sich noch an diesem Strahlen wärmen möchte, betritt der Hauptakteur das Idyll: der Jasmin.
Das war erwartbar, klar, und kommt dennoch überraschend. Wenn man zarte, weiße Unschuld mit den kleinen Blüten assoziiert hatte, wird man jetzt erst einmal aus diesem Traum in Weiß aufgescheucht: dieser Jasmin kommt alles andere als leicht und fein angeschwebt, sondern ist von großer Intensität und Schwere, fast schwül, keine leichte Brise vom Meer, sondern eher schon Mittagshitze, die auf den Blüten liegt.
Schnell jedoch, nach wenigen Minuten, wird man beruhigt: eine feine, weiche Komponente mischt im Hintergrund mit: Tuberose? Jedenfalls sehr angenehm.
Nach etwa anderthalb Stunden nehme ich wieder stärker die Mandarine wahr, trockener diesmal. Jasmin und Mandarine erscheinen jetzt im perfekten Duett, zusammen mit ihren harmonischen Begleitern. Es bleibt für mich ein frühabendlicher blauer Sommerhimmel mit friedlich treibenden Schäfchenwolken, Felsen strahlen noch die Hitze des Tages ab, während die leichte Brise vom Meer schmeichelt.
Alles in allem ein faszinierender Duft, mit spannendem Verlauf, die Komponenten waren für mich gut identifizierbar, daher empfinde ich den Duft als klar. Er erscheint nahe an der Natur komponiert zu sein, strahlt Hochwertigkeit aus und bewegt sich in einer spannenden Zwischenwelt aus blumig und frisch. Eine sehr interessante Erfahrung.

Seit gestern gehört das französische Wässerchen zu meiner Sammlung. Nach den hier mit Vergnügen gelesenen Kommentaren musste ich meine Neugier unbedingt befriedigen!
Um es vorweg zu nehmen: ich bin äußerst erfreut die Bekanntschaft dieser ungewöhnlichen Dame zu machen! Sie bringt mich wirklich zum Lächeln und Schmunzeln!

Allerdings kann ich persönlich in Cabotine die mehrfach beschriebene ländlich-grüne Idylle so gar nicht finden. Aber ich vermisse sie auch nicht. Blumen, Früchte, Gewürze und Hölzer allemal. Blumen besonders - aber hallo! Man fällt unmittelbar nach dem Sprühen mit dem Gesicht voran in ein gewaltiges, vielfältiges Bukett und muss sich erstmal olfaktorisch wieder aufrappeln.
Und dann wird es für mich eigentlich erst interessant: Cabotine bedeutet übersetzt "die Schmierenkomödiantin". Und genau eine solche duftet mir nach der wilden Blumenorgie fröhlich entgegen.
Diese Madame spielt leidenschaftlich gern wilde Komödien, mit knallrotem Mund, dickem Rouge und großem Kostüm. Sie spielt nicht immer gut, zu laut, zuviel, zu übertrieben, manchmal holprig, manchmal etwas ordinär, keinesfalls subtil. Ihre Stimme ist kräftig, sie auch. Aber Cabotine spielt mit soviel Leidenschaft, Humor und Lust, dass sie ihr Publikum trotzdem begeistert und überglücklich lachend nimmt sie am Ende des Abends Applaus und Blumen entgegen, verbeugt sich und tritt fröhlich ab.

Mir gelingt es nicht, mit der Nase einzelne Komponenten dieser wunderbaren und wunderlichen Komposition zu isolieren, aber das spüre ich genau: hier gibt es jede Menge Lebensfreude, positives Denken, das bunte Leben beim Schopf zu packen und den Mut , das zu tun, was man liebt - no matter what.

Ach ja: Cabotine ist eine waschechte Französin. Nachdem sie morgens ausgeschlafen und ihren Cafe au lait getrunken hat, schlendert sie im bunten, munter flatternden Kleid und Bändern im Haar mit ihrem Korb über den sommerlichen Marktplatz. Es duftet nach reifem Obst, getrockneten Kräutern und Früchten, türkischem Honig, Marmeladen, handgemachter Seife und Blumen, Blumen, Blumen.
Vive la France!