Liebermann

Liebermann

Rezensionen
Liebermann vor 5 Jahren 6 1
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Das Feuerwerk in einer tiefschwarzen Nacht
Ich erinnere mich noch genau, als ich Noir Extreme zum ersten Mal in einer Parfümerie aufsprühte. 'So süß und so floral, das kann kein reiner Herrenduft sein!', dachte ich damals beim Beschnuppern meines Handgelenks.
Einige Wochen später - ich hatte Noir Extreme zwischenzeitlich immer wieder mal getestet - stand fest: Dieser Duft lässt mich nicht mehr los. Ein Flakon davon muss her, und zwar schnell!
Zu meiner ursprünglichen Einschätzung sei gesagt: Auch wenn einige der Gewürze den Duft phasenweise in eine eher maskuline Richtung zu stoßen versuchen, stufe ich Noir Extreme als unisextauglich ein. Die Damenvariante scheint mir vor diesem Hintergrund überflüssig zu sein.

Wie kann ich Noir Extreme nun am besten beschreiben?
Sicherlich könnte ich die Noten aus der Duftpyramide durchgehen, und in der Tat: Bei wohl keinem anderen Duft kann ich die einzelnen Bestandteile in Kopf-, Herz- und Basisnote so klar herausriechen wie hier, jede dabei von hoher Qualität und Natürlichkeit.
Am liebsten stelle ich mir Noir Extreme aber als ein opulentes Duftfeuerwerk in einer tiefschwarzen, klaren Nacht vor, hoch hinauf in den Himmel gezeichnet und doch so nah am eigenen Körper schwebend. Eingeleitet durch einen fruchtig-würzigen Auftakt, ist dessen Höhepunkt gekennzeichnet durch eine Melange aus cremiger Süße, erfrischenden Blumen und zahmem Rauch, ehe es gemächlich und unfassbar sanft ausklingt mit einer auf Holz gebetteten Vanille.

Bezüglich der Haltbarkeit gibt es nur Positives zu berichten: Acht Stunden und mehr sind bei mir mühelos an der Tagesordnung, wohlgemerkt bei einer moderaten Dosierung von drei Sprühstößen. Projektion und Sillage sind laut den Reaktionen, die ich bisher von Umstehenden erhalten habe, ebenfalls überdurchschnittlich. Komplimente bleiben bei Noir Extreme naturgemäß nicht aus. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Duft mancher Nase gar eine Spur zu gefällig sein könnte.

Kleinere Kritikpunkte gibt es beim Flakon: Optisch geht er in Ordnung, ist aber nichts Besonderes. Der Deckel ist jedoch wie bei den anderen Düften der Noir-Reihe aus leichtgewichtigem, billigem Plastik und sitzt - zumindest bei meinem Exemplar - mehr schlecht als recht. Für einen Duft dieser Preisklasse ebenfalls nicht angemessen sind kleinere Kratzer und Fehler im Glas des Flakons, die leider bei meinem Exemplar vorhanden sind.

Anlässe, Noir Extreme zu tragen, gibt es reichlich; aufgrund der Opulenz natürlich vorzugsweise an kühleren Tagen. Jedoch denke ich, dass man den Duft mit reduzierter Dosierung auch an einem Sommerabend oder gar im Büro tragen kann. Ich aber hebe ihn mir lieber für Anlässe auf, für die er prädestiniert zu sein scheint: um ein Feuerwerk zu erzeugen in einer tiefschwarzen Nacht. Ende.
1 Antwort
Liebermann vor 6 Jahren 7 2
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
Kunstleder, in Sirup ertränkt
Eigentlich mag ich Düfte mit Süße. Sie geben dem Träger eine nahbare, freundliche Aura. Noir Extreme ist ein gutes Beispiel dafür: Eine Mischung aus Gewürzen und floralen Elementen, gepaart mit einer Basis aus Vanille und Amber, sorgen für ein ausgewogenes Aromenspiel.

Bei Ombré Leather ist das anders. Der Duft will an Tuscan Leather angelehnt sein, ist meiner Meinung nach aber nur eine Melange aus schwülstiger Süße und Kunstleder geworden. Kardamom, Jasmin, Leder und Amber vereinigen sich hier zu einem anstrengenden und disharmonischen Duft. Einer, der seinerseits nicht "schattiert" ist, sondern von anderen würzigen Düften locker in den Schatten gestellt wird.

Mich erinnert Ombré Leather an den Versuch, einen potenten, mitunter strengen Geruch - in diesem Falle das Leder - mit Süße zu kaschieren. Als wäre man gerade auf Toilette gewesen und wollte den Geruch mit einem süßlichem Raumspray überdecken. Das gelingt aber selten, und übrig bleiben Duftkomponenten, die sich im Raum gegenseitig zu bekämpfen versuchen.

Die Haltbarkeit und Sillage von Ombré Leather ist indes ordentlich. Für Leute, die den Duft mögen, gibt es da nichts zu bemängeln. Auch der Flakon macht einen guten Eindruck - schlicht, aber hochwertig, und er ist als einziger Bestandteil des Produkts dem Namen "Schattiertes Leder" würdig.

Zweifelsohne ist Tuscan Leather weniger alltagstauglich und auch nicht für jeden Typus Mensch geeignet. Dennoch würde ich ihn Ombré Leather vorziehen. Eine moderate Dosierung sowie der richtige Anlass sorgen für eine einzigartige, potente Aura - ganz ohne überbordende Süße.
2 Antworten
Liebermann vor 6 Jahren 2 2
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Sweet Sweet Weihrauch
Sofort hat mich die Kopfnote dieses Duftes in ihren Bann gezogen: trocken-holziger Weihrauch mit Mystik und dezenter Süße. Viele Weihrauchdüfte wirken auf mich entweder zu kirchlich oder zu rauchig-harzig, aber Zadig & Voltaire macht mit Just Rock! für meinen Geschmack diesbezüglich alles richtig.

Nach ungefähr einer halben Stunde klingen laut meiner Empfindung die holzigen Noten aus, präsent sind jetzt nur noch der Weihrauch und die vanillige Süße; Letztere wird mit der Zeit immer potenter.
Nach weiteren ein bis zwei Stunden scheint die Vanille Überhand zu gewinnen: Obwohl der Weihrauch stets präsent bleibt, tritt er mehr und mehr in den Hintergrund, daran können auch das Patschuli und die würzigen Noten aus der Basisnote nichts ändern. Übrig bleibt somit vanillierter Weihrauch; eine Kombination, auf die man in vielen Düften für die kälteren Jahreszeiten trifft und die durchaus ihren Reiz hat, da sie dem Riechenden sofort eine wohlig-warme Atmosphäre beschert.

Das Problem, auf das ich bei Just Rock! damit stoße, ist nur folgendes: Für meinen Geschmack ist die Vanille etwas künstlich geraten. Wer sich schon einmal durch andere und auch deutlich teurere Vanilledüfte probiert hat (zu nennen sei zum Beispiel TV), der weiß, wie natürlich und wohlriechend die begehrte Schote in einem Duft wirken kann. Und diese künstliche Süße ist es leider, die mir die Freude an Just Rock! ein wenig verdirbt, wenn ich auch das Holzig-Weihrauchige an diesem Duft sehr mag.

Die Haltbarkeit und Sillage von Just Rock! halte ich für klar überdurchschnittlich. Acht Stunden und mehr waren bei mir an der Tagesordnung; meine Kleidung roch nach tagelang nach Weihrauch und Vanille (wohlgemerkt hatte ich nicht direkt die Kleidung besprüht, sondern nur meine Haut).
Beim Flakon ist der Name Programm: Er soll wohl einen Gesteinsbrocken darstellen ("Rock"), der auf der rechten Seite abgebrochen ist - insgesamt äußerst schick und hochwertig wirkend.
Die Zielgruppe dieses Duftes sind meiner Meinung nach eher jüngere Leute. Andererseits: Wer rauchig-süße Dufte mag, kann Just Rock! wohl auch darüber hinaus tragen.
Bezüglich der Jahreszeit passt er eher in den Herbst und Winter. Für den Sommer würde ich ihn nicht empfehlen, am ehesten noch für kühlere Frühlingstage.
Übrigens finde ich, dass er durchaus auch von Frauen getragen werden kann, wenngleich er als reiner Herrenduft vermarktet wird.

Abschließend betrachtet hat es mir die Kombination aus Holz und Weihrauch zu Beginn des Duftes durchaus angetan, leider nur wird Just Rock! im weiteren Duftverlauf für meine Nase zu künstlich-vanillig. Weniger Süße und hochwertigere Vanille - dann hätte der Duft sein Potential voll ausgeschöpft. Schade!
2 Antworten
Liebermann vor 6 Jahren 8 2
8
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Würzige Kühle mit hohem Wiedererkennungswert
Vielfach wurde geäußert, dass dieser Duft mit den anderen Düften der Noir-Reihe nichts gemein hat und daher anders benannt werden sollte. Definitiv handelt es sich hier um einen komplett eigenständigen Duft, doch das Prädikat 'dunkel' und 'schwarz' steht ihm von all seinen Namenszwillingen aus der Noir-Reihe meiner Meinung nach am besten.

Der Duft beginnt mit einer fulminanten Pfeffer-Ingwer-Note, die durch ihre Kombination aus Schärfe und Frische zu überzeugen weiß. Nach spätestens einer halben Stunde hat sich der Pfeffer zurückgezogen und macht Platz für eine krautig-holzige Aura, die den Duft bis zum Ende bestimmen wird. Dabei wirkt das Holz dermaßen kühl, als hätte man es geschreddert und gefriergetrocknet und würde es einem Barbesucher - eingerührt in eisgekühltes Wasser - in einem Cocktailglas servieren, garniert mit einem Patschuliblatt, um ihn vor dem Trinken des Gemisches zu warnen. Mit diesem kühl-frischen Ansatz bildet Ford einen interessanten Gegensatz zu wohlig-wärmenden Brennholznoten anderer Düfte. Das Motto hier lautet ganz klar: Von Regen durchnässter Wald bei kühlen Temperaturen, mittendrin ein Gebirgsbach mit eisigem Wasser verlaufend, die Luft gewürzt mit dem Harz der Bäume und dem krautigen Pflanzen des Waldbodens.

Tragen würde ich Noir Anthracite definitiv im Herbst und Winter und an manch kühleren Frühlingstagen - wobei: vielleicht kommt die Kälte und Frische des Duftes auch an wärmeren Tagen zur Geltung und bildet einen angenehmen Gegensatz, denn ich empfinde ihn keinesfalls als überladen oder schwer.
Auf konkrete Anlässe gemünzt ist er meiner Meinung nach nicht. Wer seine Mittzwanziger hinter sich hat, gern dezidiert maskulin riecht und geruchstechnisch auch mal Kante zeigen möchte, kann Noir Anthracite wohl zu den verschiedensten Anlässen tragen, egal ob in der Freizeit, abends oder im Büro.
Bezüglich der Haltbarkeit kann ich mich meinen Vorrednern leider nur bedingt anschließen: Auch wenn der Duft anfangs stark wahrnehmbar ist und eine ordentliche Sillage aufweist, war er auf meiner Haut nach ca. fünf Stunden leider nur noch zu riechen, wenn ich meine Nase sehr dicht an die Haut heranführte; mit Bodylotion als Unterlage und ein paar Sprühern in die Haare konnte ich die Haltbarkeit wie üblich etwas verbessern.

Insgesamt ein interessanter Duft mit hohem Wiedererkennungswert, der eine ausgeprägte Kühle ausstrahlt und nicht jedem stehen wird.
2 Antworten