Lnkln

Kennt ihr diese Menschen, die so präsente Düfte getragen haben, dass man sich sogar im Erwachsenenalter noch daran erinnert, dass man sie als Kind wahrgenommen hat?

So ein Mensch war meine Erzieherin im Kindergarten. Ich habe sie geliebt und noch Jahre später manchmal besucht. Damals muss sie um die 40 gewesen sein, als ich bei ihr im Kindergarten war. Sie war eine taffe Frau, streng und liebevoll zugleich und aus heutiger Sicht würde ich sagen, wahrscheinlich auch eine Frau, die wusste was sie will.

Natürlich hat sie diesen Duft hier nicht getragen, so jung bin ich dann auch wieder nicht *lach*
Aber in meiner Erinnerung muss es ein ganz ähnlicher gewesen sein. Denn sie hatte immer diese süß-ledrige Note um sich herum. Schon als Kind ist mir ihr Duft aufgefallen, man könnte meinen manchmal war er etwas zu viel, aber sie hat ihn immer sehr überzeugend getragen.
Bis heute weiß ich nicht, welchen Duft sie trug und ich werde es wahrscheinlich auch nicht mehr herausfinden. Aber dieser JPG kommt wirklich schon sehr nah ran, vielleicht aber auch nur in meiner Erinnerung - wer weiß das schon.

Als ich ihn das erste mal testete, hatte ich jedenfalls direkt diese Assoziation. Es riecht nach Kindheit, nach glücklichen Kindertagen, auch wenn es draußen regnete und schneite. Nach Zuckerwatte oder warmen Vanillepudding - auf jeden Fall nach Geborgenheit. Früchte rieche ich keine, maximal eine stechende Beine in der Kopfnote, aber die verfliegt zum Glück recht schnell. Ich finde den Duft zwar sehr unrund und wie bereits geschrieben wurde etwas kantig. Trotzdem riecht er für mich nach Glück.

Selbst tragen würde ich den Duft aber nie, er wäre wahrscheinlich bei seiner Präsenz ein sicherer Kopfschmerzgarant. Aber ich habe den Duft gefunden, der meiner Erzieherin sehr nahe kommt. Sie könnte ihn gut tragen, sowie viele taffe Frauen (mMn allen Alters), die sich nicht davor scheuen, einen Raum einzunehmen und die Leute darin in ihren Bann zu ziehen - das schafft man wohl, mit Hilfe dieses Duftes.

.. sagt meine beste Freundin zu mir, als ich ihr ein Pröbchen von Girl mitbringe. „Ich glaube nach dem Urlaub hole ich den!“
Wir verabschieden uns, sie fährt in ihren wohlverdienten Urlaub und ich gehe zurück auf Arbeit. Vorher wollten wir uns kurz nochmal sehen, und ich gab ihr nebst ein paar geliehenen Büchern eine kleine Probe dieses Duftes mit.

Aber von Anfang:
Der schöne Flakon war mir in der Parfümerie sofort ins Auge gesprungen. Schlicht und unaufgeregt, ohne Ecken und Kanten und in einer schönen Farbe - er hob sich ab vom rosarot und nudefarbenen Einheitsbrei im Regal. Auch wenn diese Düfte natürlich ihre Vorzüge haben. Sofort assoziierte ich ihn mit meiner besten Freundin.
Eine junge Frau, Sportlehramt, entsprechend sportliche Figur. Blonde Haare umranden ihr Gesicht.. Eine unkomplizierte Frau, mit der man Pferde stehlen kann, aber zuerst muss man sie besser kennenlernen.

So auch diesen Duft. Also sprühe ich ihn auf ein Teststäbchen. Die Ingredienzien finde ich erst mithilfe der Duftpyramide heraus, das ist für mich aber nichts Negatives, vor allem soll man ja gut riechen und sich mit einem Duft wohlfühlen und weniger jeden Inhaltsstoff sofort herausschnuppern. Für mich persönlich ist das außerdem ein Zeichen für ein tolles Zusammenspiel der einzelnen Komponenten, aber das ist natürlich individuell.
Ich rieche vor allem etwas frisches, leichte Süße, verbunden mit einer angenehmen Wärme. Vom Rosa Pfeffer merke ich nichts - zum Glück, denn dieser Konstellation würde er der Stimmigkeit berauben.

Wieder denke ich an meine Freundin. Eine sportliche Frau, ja. Aber vor allem auch eine, die da ist, wenn man einen schlechten Tag hat, die auch selbst ihre weichen Seiten hat und derer Freundschaft ich so dankbar bin, kann sie einem doch auch am schlechtesten Tag ein Gefühl von Glück und Geborgenheit geben, wenn es sonst keiner kann.
Wir sind so gleich und unterscheiden uns trotzdem in vielen Dingen.
Für mich ist der Duft inzwischen schon abgeschrieben. Nein, wenn ihn jemand haben soll, dann meine Freundin. Sie ist wie für ihn gemacht - oder er für sie?

Ich entscheide mich heute für keinen Duft, frage meine Lieblingsverkäuferin aber, ob sie mir eventuell eine Probe von Girl mitgeben kann. Das kann sie. Perfekt, also bringe ich ihn meiner Freundin mit.

Und so kommen wir wieder zurück zum Anfang dieser Geschichte. Meine Freundin ist begeistert und freut sich über das Pröbchen - und ich mich auch. Sie winkt mir nochmal zu und dann ist sie auch schon auf dem Weg in den Urlaub. Wenn sie wiederkommt dann ist bald Herbst, umso besser lassen sich Vanille und Sandelholz dann tragen.
Und wenn ich irgendwann mal wieder einen schlechten Tag habe, komme ich zu ihr und vielleicht trägt sie dann diesen Duft. Darauf freue ich mich ein wenig, komischerweise. Denn schlechte Tage sind ja nichts schönes. Aber dieser Duft wird dafür sorgen, dass sie schöner werden, da bin ich mir sicher.

Ein neuer Duft, ein Éclat. Das ist das erste, was mir ins Auge springt, als ich nach meinem Urlaub die Parfümerie betrete.

Wie schön! Ich bin begeistert, das Èclat d‘Arpège EdP ziert schon seit einigen Jahren meine Parfumsammlung und ist nach wie vor eines meiner Lieblinge. Ich liebe den Duft und vor allem H&S, denn eben die lässt bei anderen Düften bei mir oft zu wünschen übrig.

Ich bin also schon ganz aufgeregt, als ich den Duft aufs Stäbchen sprühe - sollte das der Beginn einer neuen, großen Liebe sein?
Als erstes zieht mir eindeutig die Drachenfrucht in die Nase, ein frischer obstiger Geruch, mit einer leichten Zitronennote. Lotus und Jasmin runden das Dufterlebnis ab, das ich als Ausflug in den japanischen Garten beschreiben würde. Für mich und meine Nase etwas neues - interessant ja, aber gefällt es mir auch? Schlecht finde ich den Duft keineswegs, aber doch fehlt mir ein gewisses etwas.

Ich möchte den Duft so gerne mögen, ich hatte so große Erwartungen. Deswegen gebe ich ihm noch ein bisschen Zeit. Aber an dem Duft ändert sich auch nach einiger Zeit nix, für mich keine Spur von Vanille, Moschus - irgendetwas, das dem Duft eine warme, sanftere Note geben würde, die ich hier so schmerzlich vermisse. So wie er nun hier auf diesem Duftstäbchen liegt, ist er mir zu kühl. Zu viel „sheer“ hatte ich wohl ausgehend von Namen und Flakon erwartet.

Auch auf die Haut aufgesprüht kann er mich leider nicht überzeugen, kommt zum kühlen Duft noch eine vergleichsweise schlechte H&S hinzu.
Und so verliert sich meine Freude über diesen neuen Duft. Für mich wird er nie an seine große Schwester herankommen.

Ein neuer Oscar de la Renta - pff, die Düfte sind zwar alle schön, aber am Ende ja doch nicht meins, denke ich mir. Und doch lacht mich ein Flakon aus dem Regal an, so edel und hochwertig, so ganz anders als die mir bekannten dlR.

Ich schnupper kurz daran, und wumms! Ich stehe nicht mehr in der Parfümerie meines Vertrauens. Nein, ich bin im Himmel angekommen. Es umgibt mich eine Wolke, nein, sie nimmt mich ein. So süß und doch so elegant. So stelle ich es mir im Dufthimmel vor.
Ein Duft, dem man nicht entfliehen kann, der einen mitnimmt, in luftige Höhen und unbekanntes Terrain.
Dort sieht es so aus, wie der Flakon es einen erahnen lässt: eine goldig schimmernde Landschaft, elegante Wesen schweben knapp über dem Boden und wenn sie einen streifen, dann klingeln in der Ferne ein paar Glöckchen. Und sie hinterlassen diesen Duft.

Ich öffne meine Augen, welche ich bei der ersten Wahrnehmung dieses Duftes instinktiv geschlossen habe. Ich stehe wieder in der Parfümerie, hinter dem Regal macht sich das letzte goldene Wesen davon, aber sein Duft liegt noch im Raum. Ich schaue mich um, kein anderer scheint diese Reise mitgemacht zu haben, das Gewusel geht weiter, aber ich hatte meinen Himmel-Moment.

Es war wunderschön, doch ich kaufe den Duft nicht, ich sprühe ihn nicht einmal auf meine Haut. Für mich ist er etwas zu viel, etwas zu gold. Und würde ich ihn kaufen, so würde dieser Zauber verloren gehen. Dieses Parfum ist nicht für jeden etwas, und vor allem nicht für jeden Tag. Und mir fallen auch nicht viele Frauen ein, denen dieser Duft eindeutig stehen würde. Aber denen wünsche ich, dass sie ihn finden und dass sie ihn tragen werden. Denn heimlich wünsche ich mir auch, irgendwann an jemanden vorbei zu gehen, und diesen Duft nochmal zu riechen!

PS: aufgrund der Kommentare, hier gäbe es eine Ähnlichkeit zu Olympea habe ich mich mal am direkten Vergleich geübt - die Ähnlichkeit spürt man sofort, ja. Und doch hat dieser hier für mich das Rennen ganz eindeutig gewonnen, im Vergleich ist er viel lieblicher und anschmiegsamer und daher für mich der klare Favorit.

Es ist schon einige Jahre her und es war kurz vor Weihnachten, da traf ich einen jungen Mann, der mir gleich gefiel. Und er trug diesen Duft.

Dieser Mann war umhüllt von einer so männlichen Vanillenote, wie ich sie noch nie gerochen hatte. Eine angenehme Süße, kombiniert mit herben Kardamom und Pfeffer Noten bahnten sich ihren Weg in meine Nase, so wie der Mann sich in mein Herz.
Alles roch so gut, so neu und doch, als würde man diesen Geruch schon ewig kennen. Stundenlang haben der Mann und ich uns kennengelernt, und dabei verflog eines nie: dieser Duft. Er blieb da, die ganze Zeit.

Für andere mag diese Parfum durchschnittlich, austauschbar oder schlichtweg nichts besonderes sein. Aber auch wenn dieser Mann inzwischen ganz andere Düfte trägt, so bleibt bei diesem hier immer die Erinnerung an diese magische Anfangszeit, damals zu Weihnachten, als alles noch so neu und trotzdem so vertraut war. Für mich wird er immer etwas ganz besonderes sein.