Lovis

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11 - 15 von 33
Lovis vor 11 Jahren 6 5
7.5
Flakon
2.5
Sillage
0
Haltbarkeit
7
Duft
Mamas alter Lieblingstisch
Da ich zu den Glücklichen gehöre, die gleich ganze 28 unterschiedlichste Demeter-Düfte testen dürfen (was hab ich mir nur dabei gedacht), hier wie versprochen mein erster Kommentar zu einem, wie ich finde, durchaus tragbaren Duft.
Sawdust startet mit einer alkoholischen, leicht bitteren Note, Im Hintergrund ist schon eine noch undefinierbare Süße zu erkennen. Mein erster Gedanke, nachdem die Kopfnote in rasantem Tempo von dannen gezogen ist: Möbelpolitur. Den Duft mochte ich schon immer gerne, doch dazu später mehr.
Es bleibt beim Thema Holz, wie nicht anders zu erwarten, ich meine Harz zu riechen, süß und klebrig, auch ein Anflug von Leinöl kommt durch.
Schon nach einer guten halben Stunde geht Sawdust allerdings die Puste aus, was bleibt, ist ein etwas staubiger, trocken-warmer, sehr hautnaher Geruch, der ein intensives Bild in mir hervorruft:

Ich bin vielleicht vier Jahre alt und sitze im Wohnzimmer unter Mamas altem Lieblingstisch und spiele mit meinem Teddy. Sie hat diesen Tisch schon alt gekauft, er riecht immer ein wenig muffig nach dunklem Holz, wenn man mit der Nase ganz dicht drankommt, und nach dem ganzen Zeug, mit dem sie ihn wieder schön gemacht hat. Etwas scharf, etwas süß. Die Sonne scheint ins Zimmer, und im Lichtstrahl sehe ich winzige Staubkörnchen tanzen. Der Tisch ist meine Höhle, mein kleines Haus, mein Zelt. Die Sonne lässt ihn ganz warm riechen, der Geruch kitzelt in der Nase...


Das mit den 'Alltagsdüften' ist natürlich (wie eigentlich immer bei Düften, aber hier ganz besonders) eine knifflige Sache, weil sie so sehr mit persönlichen Erinnerungen verbunden sein können.
Wer bei Holz und Möbelpolitur an seine fiese putzwütige Oma denkt, die immer schon den Teppichklopfer geschwungen hat, wenn man mal zu laut geatmet hat, wird sich wohl gruseln.
Ich mag den Geruch. Wir haben früher nie eine Einrichtung wie aus dem Katalog besessen, alles wurde nach Lust und Laune zusammengewürfelt und meine Mutter hat oft gebrauchte Möbel gekauft oder auch vorm Sperrmüll gerettet und dann aufgearbeitet/bemalt/geölt usw..
Wenn das Möbelstück nach vielen Stunden liebevoller Arbeit dann fertig war, hatten wir etwas, das sonst keiner hatte, etwas ganz Besonderes, mit einem ganz eigenen Geruch.

Diesen Duft könnte ich mir durchaus vorstellen für einen kurzen (sehr kurzen) Bummel über einen kleinen Flohmarkt im Sonnenschein.

Danke für eine sehr sehr kurze, aber dennoch schöne kleine Zeitreise.
5 Antworten
Lovis vor 11 Jahren 25 9
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Spitzer wird's nicht.
Dienstag Morgen, Arbeitsbeginn, ich dufte nach Sensuous Nude.

Ein nervtötendes Geräusch schlägt mir entgegen, als ich die Gruppentür öffne. Verursacht von einem riesigen Ungetüm von Anspitzer, elektrisch, altersschwach, im Dauerbetrieb. Meine liebe Kollegin hat sich die abgenutzten Buntstifte vorgenommen und spitzt im Akkord. Der ganze Raum riecht nach frisch abgehobelten Buntstiftspänen, holzig, pfeffrig, süß.

Wir können uns nur schreiend verständigen, während die ersten Kinder mich begrüßen: "Guck mal, ich bin schon eingecremt!" Ich weiß, und ich jetzt auch, überall dort, wo kleine, flinke Kinderhände mich erreichen konnten. Fettige Abdrücke auf Jeans und weißer Bluse, der Duft von Kokos und Vanille aus der Sonnenmilchtube und etwas trocken Staubigem, aha, die süßen Kleinen waren schon draußen und haben im Sonnenschein mit Straßenkreide jeden freien Pflasterstein mit ihren Kunstwerken verziert.
Die Tür steht offen, der Klee blüht und lockt duftend die Bienen an. Zum Händewaschen war keine Zeit mehr, Klein-Lena versucht nun hartnäckig, die pink-lila Handabdrücke auf meinen Oberschenkeln wieder abzuwischen. Vergeblich, übrig bleibt eine verschmierte, schmuddelige Farbschicht.

Zum Trost schenkt sie mir ein selbst gemaltes Bild, es ist besonders schön geworden, mit den frisch gespitzten Stiften: "Das bin ich, und das bist du, und wir lachen beide, weil es im Kindergarten so toll ist!" sagt sie und lächelt mich hoffnungsvoll an.
Wie recht sie hat. Nirgendwo würde ich lieber meine Brötchen verdienen. Sogar mein Parfum riecht danach: Holzig, sanft-süß, pudrig, vertraut und trotzdem niemals langweilig.
9 Antworten
Lovis vor 11 Jahren 10 2
2.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Wer kann, der kann...
...Ambrox riechen nämlich. Und ich kann!

Furchtbar neugierig habe ich vor einiger Zeit ein Probenset von JHaG bestellt, um in der Testphase feststellen zu müssen, dass die meisten Düfte aufgrund ihrer Rosenlastigkeit leider nichts für mich sind.
Nebenbei, diese Probensets sind wirklich wundervoll, sehr hübsch verpackt, jedes Pröbchen in einem eigenen kleinen Kuvert mit beiliegender Duftbeschreibung, das gab schonmal dicke Pluspunkte in der B-Note. Außerdem schafft JHaG es, in jeden Duft etwas hineinzumischen, was mir gefällt, auch wenn der Duft im Ganzen nicht mein Ding ist.

Zurück zum Thema...
NaP war natürlich mein Angstgegner, denn ich musste ja damit rechnen, dass ich mir einmal Nichts aufsprühe. Aber es kam ganz anders.
Mein erster Eindruck: Irgendwie synthetisch, leicht stechend. Dann sofort vertraut und angenehm weich. Gleichzeitig ist da eine aufregende Note: Ach, denke ich, das ist ja der sexy Anteil von Infusion d'Iris, der immer dafür sorgt, dass ich mich über die vielen "super-sauber" Kommentare wundere. Haut rieche ich, warme Haut, einen weichen, aufregenden, anziehenden Duft, der Spielchen mit mir treibt: Immer wenn ich meine, er wäre schon verflogen, lebt er wieder auf.
Hundehaufen rieche ich GsD nicht, und auch kein Desinfektionsmittel, obwohl ich verstehen kann, wie letztere Assoziation entstehen kann: Da schwingt bei aller Weichheit eine gewisse frische, scharfe Note mit, die in Richtung Reiniger geht, sich bei mir aber im Hintergrund hält.
So dezent dieser Duft ist, so haltbar ist er auch, sogar nach einem ausgiebigen Bad mit parfumiertem Badeschaum rieche ich ihn immer noch, selbst am nächsten Tag weht er mir wieder entgegen, sanft, leicht blumig und tatsächlich auch etwas prickelnd.

Eine seltsame Nebenwirkung hat dieser Duft übrigens:
Wenn ich ihn trage, scheinen einige Menschen in meiner Umgebung an plötzlicher, vorübergehender Schwerhörigkeit zu leiden, die es notwendig macht, auf peinlich geringe Distanz zu gehen und förmlich an mir zu kleben.
2 Antworten
Lovis vor 11 Jahren 11 4
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Drück mich, ich will dich fruchten
...steht seltsamerweise nicht in plakativen Großbuchstaben auf diesem kitschig-verspielten Flakon. Sollte es aber!

Verbotene, womöglich aufreizende Blumen kann ich nicht entdecken, die sind wohl in der leckeren Kirschbowle ertrunken. Allenfalls dienen sie zur Dekoration, als kleine neckische Hingucker am Schüsselrand.

Ich bin eindeutig zu alt für diesen Duft und sollte es besser wissen. Den Flakon finde ich grenzwertig, Glitzer, Gold und Kitsch sind nicht meins. Schon der Name Lolita Lempicka verursacht mir Gänsehaut der unangenehmen Art.

Und fruchtige Düfte mag ich nicht.
Eigentlich.

Fast meine ich, jedes Mal ein albernes kleines, triumphierendes Kichern zu hören, wenn ich doch wieder klammheimlich den Flakon in die Hand nehme und drücke. Was soll's. Ich kann nicht anders und schnuppere verzückt dem lieblich fruchtigen Mix hinterher, der diese besondere Note hat, die ich nicht beschreiben kann und die ihn unverwechselbar macht.

Leider hält er bei mir nicht viel länger als ein frisch gefülltes Bowleglas. Da der Preis aber auch zum Kichern ist, nehme ich ihm das nicht weiter übel.
4 Antworten
Lovis vor 11 Jahren 13 7
2.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
1
Duft
Reine Kopfsache: Achtung, jetzt kommt ein Karton.
Zugegeben, als ich diesen Duft kaufte, hatte ich oben erwähnten Kopf wohl gerade woanders, denn ich kaufte Cabotine, ohne es vorher getestet zu haben.
Und natürlich kommt jetzt kein Karton (auch wenn der Duft durchaus in einem drin steckte), sondern ein Verriss.


Von einem üppigen Blumenmeer, ländlichem Idyll und einer weichen, warmen Basis träumte ich, was ich bekam waren Kopfschmerzen der übelsten Sorte. Nun, die kann man und auch frau ja durchaus auch mal unabhängig vom aktuell verwendeten Parfum bekommen, also riss ich mich zusammen und testete mehrmals, mit einigem zeitlichen Abstand, Luftdruck und allgemeine Wetterlage beachtend, in der Hoffnung, es könne nur besser werden.

Leider war dem nicht so, das Ende vom Lied war ein waschechter Migräneanfall.
Mein Kopf drohte zu platzen, mein Magen fand das gar nicht schön und grollte aus reiner Loyalität gleich mit. Eine Premiere, was den "duftenden" Auslöser betrifft!

Schlimmer noch als die Kopfschmerzen, die dieser Duft bei mir auslöst, ist für mich nur noch der Duft selbst.
Penetrant künstlich, stechend und aufdringlich, von Natur keine Spur.
Statt eleganter Blütennoten ein scharfes, beißendes Durcheinander.
Gerne werden Düfte ja mit verschiedenen Musikstücken verglichen. Für mich wäre dies kein Musikstück, sondern der kreischende, enervierende Mischmasch aus Tönen, wenn die Musiker sich vor dem Konzert einspielen.

Von all den Düften, die ich mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen schon testen durfte, ist dies der, den ich mit dem größten Nachdruck versucht habe, wieder loszuwerden. Unnötig zu erwähnen, wie erfolglos ich war.

Damit komme ich zu einem der beiden einzigen Vorteile, die ich Cabotine zugestehen muss:
Er hält. Und hält. Und hält. Okay, mir wäre es natürlich lieber gewesen, er hätte sich auf leisen Sohlen schnell davon gemacht, aber das Leben ist eben kein Wunschkonzert.
Zweiter Vorteil (auch für mich): Der Preis.
Wem dieser Duft also gefällt: Herzlichen Glückwunsch, du hast zu einem mehr als günstigen Preis einen äußerst langanhaltenden Duft erstanden.
7 Antworten
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