Lucull

...ein Duft wie ein Versprechen. Exotische Gewürze gemischt mit einer warmen, frischen Brise. Mittlerweile nur noch ein Schatten seiner selbst, geschuldet dem angepassten Mainstream. Nunmehr leicht würzige Holzigkeit mit cremiger Frische. Nett, und sicherlich im heutigen AS-Deo Einerlei immer noch eines der Besten und interessantesten, aber ohne die einstige Strahlkraft und Projektion. Habe noch einen alten Flakon von Shulton und konnte so mit dem heute erhältlichen "Original" gegentesten. Extrem heruntergedimmt und flachgebürstet. Lasse ich die alte Flasche irgendwo stehen, dann rieche ich die unvergleichliche Mischung aus Zimt, Früchten und leicht rauchigem Holz deutlich. Bei dem neuen muss ich schon sehr genau hinriechen, um einen Hauch des Originals wahr zu nehmen. Der grundsätzliche Charakter des Duftes ist zwar noch erhalten, lässt mich aber nicht mehr von fremden, fernen Ländern Träumen wie das ursprüngliche Old Spice, welches seinen Namen völlig zu recht getragen hat. Spicy Soap würde eher zum neuen passen. Glücklicherweise scheint das Tabac AS weitgehend unangetastet.

All zu groß waren meine Erwartungen nicht. Und sie wurden nicht enttäuscht. Wie auch mittlerweile bei fast allen anderen geht es hier offensichtlich nur noch um Umsatz und nicht um Originalität oder gar Innovation. Die gleiche muffig-beerige Holznote die mich schon bei M7 befremdete, bei 1 Million sauer aufstoßen und bei L´Homme Idéal enttäuschen ließ. Ist zwar anscheinend bei den meisten mega angesagt entlockt mir aber nicht einmal ein Schmunzeln...

Das einzige, was diesen Duft noch einigermaßen rettet, ist eine leichte Pfeffernote, die ihn davor bewahrt, allzu schnell in die Beliebigkeit abzurutschen. Rose und Amber sind allenfalls zu erahnen. Man will das potenzielle Klientel offensichtlich nicht (über)fordern... Von Leder weit und breit keine Spur. Ich hätte mir gewünscht, das der Duft dem edel anmutenden Flakon mehr gerecht geworden wäre. So bleibt der Eindruck: Wollen hätten wir schon gekonnt, aber dürfen haben wir uns nicht getraut...

War das großartige Zino für mich die Entsprechung der Bikerjacke so ist dieses Lederchen allenfalls ein kuscheliger Jumpsuit.

...trugen damals alle, soweit ich mich erinnere, diesen penetranten Iris/Lavendel Klopper.
Ob´s geholfen hat? Schwer zu sagen. Jedenfalls hat es einige Mädels auch nicht abgehalten...
braune Sancho-Boots, Edwin Jeans und Azzaro. Für mich auf ewig die Kombi pubertierender
Macho-Macker. Sowas wie das Le Male oder 1 Million seiner Zeit. Die etwas schöngeistigeren, oder die, die sich dafür hielten, bevorzugten Lagerfeld. Ich keins von beiden. Ich klaute mir damals lediglich hin und wieder was von Vaters Old Spice oder Aramis...

Der "Duft" ist zwar auf seine ganz eigene Art ein Klassiker und das durch seine Unverwechselbarkeit auch zu Recht, war mir aber wegen seiner aufdringlichen, schwülstigen Noten, die perfekt zum damaligen Klientel zu passen schienen und dem Image welches er durch die Träger hatte, nie sonderlich sympathisch.

Zugegeben, er macht keine Gefangenen. Haut einem gleich das volle Pfund um die Ohren und lässt kaum nach. Bei manchen Düften schätze ich sowas. Bei Azzaro hingegen nehme ich instinktiv 2 Meter Abstand vom Träger.

Ein legitimer Nachfolger, obwohl er beileibe keinen braucht, was Wirkung und Image angeht, ist für mich Fahrenheit. Ebenfalls ein Duft, der laut und brachial eine für mich unangenehme Kombination von Ingredienzien aufweist.

Bei aller Kritik sei bemerkt, das er dann letztlich doch etwas raffinierter und durchkomponierter daherkommt, als modernere oben genannte Balz Lockstoffe. Insofern für manche vielleicht eine Neuentdeckung wert.

Hör mal Thierry, mein Lieber, wir brauchen Kohle. Schau mal die bei Paco Rabanne, die haben mit 1 Million zwar einen furchtbaren, mediocren Duft kreiert, der ist aber eine echte Cash-Cow. Kann du uns sowas nicht in Edel machen? Darfst dann auch weiter für uns arbeiten.

Ich vermute, so oder ähnlich muss es abgelaufen sein. Dafür spricht auch eine Äußerung des Meisters selbst:

Thierry Wasser: " Frankly, I work for a company and we're not philanthropists, we have to make some money. The sickness of making flankers every five minutes is very upsetting, but if I don't want to get kicked out for not doing my job, I have to do it."

So wie Thierry Wasser ein Shalimar für Einsteiger komponiert hat, kreierte Tom Ford ein Habit Rouge für die Moderne. Wer wie ich so seine Schwierigkeiten mit dem Guerlain Klassiker hat, der könnte hier glücklich werden. Zwar mischt der gute Tom die Zutaten doch etwas leichtfertig durcheinander und lässt so einen geradlinigen Duftverlauf vermissen, doch tritt hier generell das weiche, schmeichelnde um so mehr in den Vordergrund.
Unzählige Male habe ich mich an Habit Rouge versucht und jedesmal musste ich aufgeben. Die Bittere Kratzigkeit, die sich mir dort in die Nase bohrt, schafft mich jedesmal. Noir hat alle Vorzüge der beiden Klassiker Habit Rouge und Shalimar. Jedoch ohne den User zu sehr zu überfordern. Andererseits fehlt ihm dadurch etwas das Eindeutige, Unverwechselbare hat aber dennoch immer noch genug Charakter. Ein Habit Rouge für Warmduscher, wenn man so will. Mir gefällt er ausgesprochen gut. Wäre nur nicht die etwas maue Haltbarkeit. So ist das Vergnügen nach ca, 3-4 Stunden vorbei. Ansonsten gäbe es 90%.