Luminosa

keine Angst, dies hier wird kein pro-contra-religiös-atheistischer Kirchen-Sekten-Kommentar ;)
Aber, nein, ich will nicht, wenns mal so weit ist, in den Himmel.
Ich will ins HESPERIDEN-LAND!

Zusammen mit meiner Freundin Boadicea.

Kennt Ihr dieses Land?
Ich will es mal beschreiben:

So weit das Auge reicht, stehen hohe, schattenspendende Hesperidenbäume.
Die Früchte dieser Bäume erstrahlen in den schönsten Farben. Sattes Grün der Bitterorangen und Limetten, kräftiges Gelb der Zitronen und Grapefruits, freundliches Orange der Orangen und Mandarinen. So vollgefüllt mit Früchten sind diese Bäume, daß sich deren Äste fast bis zum Boden neigen.

Alle Reifestadien dieser Früchte sind an einem Baum zu finden, die unreif herben neben den reifen prallen Früchten, Aber auch die kleinen und wohlduftenden weißen Blüten der Hesperidenbäume sonnen sich im Tageslicht und verbreiten zusammen mit den Früchten einen paradiesischen Duft. Von Früh bis spät scheint dort die Sonne und bestrahlt die Baumlandschaft aus allen Blickwinkeln.

Und, wißt Ihr was...
Wenn es Abend wird und die Sonne untergeht, gehen reihum viele Spots unter den Bäumen an und setzen die aromatischen Früchte und Blüten ins rechte Licht.

Aus diesem Land kommt Boadicea`s Duft „Energizer“
Eine einzigartige Symphonie, ein ganzes Spektrum, die ganze Palette zitrischer Früchte, ohne stechende Säure, ohne pieksende Spitzen.
Diese zitrische Frische zieht sich von der Kopfnote bis zur Basis und ergibt einen wunderbaren Hallo-wach-Duft, den man gerne als Begleiter für den ganzen Tag an sich hat.Die Haltbarkeit ist enorm, hier geht nichts in Richtung Eau de Cologne, Energizer spielt in einer ganz anderen Liga.

Boadicea und ich sind uns einig: Nach unserer Lebens-Basisnote geht´s ab in die ewigen Jagdgründe der Hesperidenbäume...

vor einiger Zeit hatte ich mir ein paar Proben von Amouage bestellt, wissend, daß ich mit einigen dieser Düfte so meine Schwierigkeiten haben würde. Ich als Liebhaberin von weissblütigen, eher sanft-floralen, aber auch herb-frischen und ledrig-animalischen Parfums hatte immer schon mehr oder weniger „Anfreundungsprobleme“ mit voluminösen Orientalen.
Und Amouage, das sind doch Orientalen.
Oder?

Nun, ich wurde das eine oder andere Mal eines Besseren belehrt.
Nun aber zu dem Duft, der mich am meisten beeindruckt hat.
Amouage MEMOIR.
Dieser Duft beschäftigt all meine Sinne. Ich sehe, höre, fühle, rieche:

Stoff: edler Samt
Farbe: dunkles Aubergine
Bild: Nebelschwaden über einem tiefen See
Tonart: moll
Musik: Beethoven Symphonie Nr. 7, 2. Satz

Memoir beginnt für mich als dunkler leicht fruchtiger Chyphre, das Eichenmoos aus der Basisnote ist für mich sofort präsent., ebenso wie der typische Absinth. Die Mandarine ist nur sehr hintergründig wahrnehmbar. Ein meisterhaft abgerundeter Duft, jedoch mit wenigen von mir erhofften weißen Blüten. Diese Sparsamkeit der für mich wahrnehmbaren Blüten tut aber dem Gesamtbild dieses voluminösen, vollmundigen Duftes keinen Abbruch.

Weihrauch und Pfeffer kommen ein wenig später an die Oberfläche und verleihen diesem Duft ein paar Ecken und Kanten.

Also gut, ein Chyphre-Duft.
Nach geraumer Zeit findet jedoch ein Wandel statt.
Sagte ich Chyphre?
Moment mal, das ist doch ein Orientale!
Ein chyphriger Orientale, ja, genau.
Zweifel...
Gibt es sowas? Einen chyphrigen Orientalen?
Für mich hier mit diesem Duft, ja.
Nun stehen plötzlich Gewürze und Hölzer im Vordergrund.
Patchouli und Amber sind nicht gelistet, und doch meine ich, ein wenig davon wahrnehmen zu können. Und jetzt kommt mein Leder! Leicht animalisches Leder.
Diese orientalische Basis von Memoire überdeckt jedoch nicht die herbe leichte Fruchtigkeit, die ich gleich anfangs wahrgenommen habe.

Und so bleibt der Duft über Stunden!
Sehr präsent, sehr selbstbewußt, sehr distinguiert.
Die Haltbarkeit ist enorm, die Sillage ebenfalls.
Ich bin beeindruckt.

Wie gesagt, mit Orientalen habe ich so meine Schwierigkeiten, und der Duft wird nicht bei mir einziehen. Ich ziehe jedoch meinen Hut vor dieser außerordentlich gelungenen Komposition.
Ich werde jetzt noch ein Tröpfchen nachlegen und mir den 2.ten Satz von Beethovens 7.ter Symphonie in Lautstärke 10 (über Kopfhörer) zu Gemüte führen

so, liebe Leute, heute ist erst mal Schluss mit Lustig, Ende Gelände mit freundlichen und wohlwollenden Kommis zu meinen bevorzugten Düften.
Ich hatte nämlich eine Begegnung der außerirdischen Art, und dieses Trauma muß ich erst mal bewältigen.
Ich war heut bei den Türkisen, ( Nein, das allein löst nicht zwangsläufig ein Trauma aus )denn mein Calyx von Prescriptives geht zu Ende, und ich hab ja doch noch Hoffnung auf ein paar schöne Sonnentage.
Teste einige Düfte, die vielleicht in eine ähnliche Richtung gehen könnten, kehre dann zum Calyx zurück.Da nimmt das Unglück seinen Lauf:

Sie: kann ich Ihnen helfen?
(Kurzbeschreibung von „Sie“ : könnte altersmäßig als meine Tochter
durchgehen,kaugummikauend, die Wimpern spinnenbeinartig hochgetuscht)
Ich: ja, vielleicht, ich suche etwas frisch-florales.
Sie: .........(längere Pause... nicht für den Kaugummi) an welche Duftrichtung
hätten Sie denn gedacht?
Ich: .......(längere Pause... hab ich mich unverständlich ausgedrückt? Sprech
ich chinesisch?) An etwas fri... äh, so was in der Richtung von Calyx.
Sie: Kalliks? Ham wir eh nicht.
Ich: Steht hinter Ihnen.
Sie: Ach... Ah, da hab ich was für Sie.... Der ist einfach nur geil...

Trabt los, ich brav hinterher, schnappt sich einen Tester. „Probier´n Sie mal“, hält ihn mir erwartungsvoll lächelnd hin. Kein Teststreifen? Na gut, dann direkt auf die Haut. Pffft, pfft, zwei üppige Spru?her. Und dann war´s passiert.

W A S I S T D A S ???????

Alien.

Das einzige, was an dem Duft passt, ist der Name. Rotting Alien wäre noch
passender gewesen.

Boaaah nee!! Knocked out in der ersten Runde. Sowas hab ich noch nicht gerochen!
Die Geschichte könnte jetzt damit enden, daß ich mich - nachdem ich meine Contenance wiedergefunden habe - höflich bedanke und ihr erkläre, das sei doch nicht so ganz meine Richtung, mir mein Calyx schnappe, zahle und gehe. Aber nein, es geht weiter. Gezahlt hab ich und gegangen bin ich auch, aber wie werde ich diese Duft - korrigiere- Gestank(Gewitter)wolke wieder los? Layern! Mit Serge aus der Handtasche. Mädels, bitte nicht nachmachen, Serge, mea culpa..

Zuhause angekommen wird der Arm erst mal dekontaminiert, und dann entdecke ich, daß sich die nette Verkäuferin an mir gerächt hat: Ein Pröbchen hat sie mir mit eingepackt, ratet mal....

Na gut, denk ich,.eh schon egal, dann sprüh ich halt noch mal, nehm den Duft auseinander und bastle mir eine Feind-Gemeinde unter den Alien-Fans im parfumo.

Erst zur Duft-Pyramide wie ich sie wahrnehme:
Kopfnote: chemisch-synthetisch
Herznote: synthetisch-chemisch
Basisnote: Chemie gepaart mit Synthetik, aber vom Gröbsten.

Jasmin soll da drin sein? Nee,nee Leute, sowas lässt der Jasmin nicht mit sich machen. Amber? Ja, vielleicht,
aber nicht von dieser Welt.

Ich versuche mir vorzustellen, wer diesen Duft trägt.
Cindy aus Marzahn? Atze Schröder im nächsten Leben? Meine Nachbarin, die sich auch nicht scheut, im ballonseidenen neongelben Jogginganzug und Highheels vors Haus zu gehen? Mir würden auch noch Vertreterinnen eines gewissen Gewerbes in den Sinn kommen...

Dieser Geruch schreit, klammert, beißt und tritt.(Und das über Stunden)

Und ich nehme an, Dasselbe würden jetzt gern diejenigen mit mir anstellen, die diesen "Duft" mögen.
Ich werde bei dieser Fan-Gemeinde Abbitte leisten.

Morgen, das verspreche ich, kippe ich mir freiwillig den Rest des Pröbchens über.
Mein Mann ist nicht da und ich muß eh nicht aus dem Haus

Cristalle was my first love
and it will be the last
Cristalle of the future
and Cristalle of the past
To live without my Cristalle
would be impossible to do.
In this world of troubles
My Cristalle pulls me through..
(angelehnt an John Miles´ „Music“)

Über all die Jahrzehnte hat mich dieser Duft begleitet und wird es auch in Zukunft tun. Ich kann definitiv behaupten, daß es keine Zeit gab (seit ich mich für Düfte interessiere- und damit begann ich schon sehr früh-),in der ich Cristalle nicht in meiner Sammlung gehabt hätte .

Meine erste Flasche war das Eau de Toilette, welches 1974 von Henry Robert kreiert und auf den Markt gebracht wurde und das meine Mutter schon getragen hat. Und das es so immer noch gibt. Ein klassischer Chyphre mit klaren, frischen Noten, leicht zitrisch und kantig, nur ganz leicht floral und einem wunderbaren Vetiver-Drydown.

Und dann, 1993, kam das Eau de Parfum.
Und es war meine erste, ernsthafte, große Liebe.
Und ist es bis heute geblieben.
Es ist mein Signature-Duft, und jeder, der mich kennt, kennt auch Cristalle EdP.

In diesem Duft ist für mich alles zu finden, was ich so sehr liebe:
Die glasklare, leichte zitrische Frische von Mandarine und Bergamotte, Zitrone nur sehr sparsam dosiert, ein Hauch von Maiglöckchen. Und der Pfirsich hält alles zusammen, rundet die Ecken und Kanten, macht den Duft trotz seiner Herbheit unglaublich anschmiegsam und freundlich.

Die Herznoten machen Cristalle zum floralen Chyphre, der aber durch das Eichenmoos und den Vetiver der Basis daran gehindert wird, in die Plümschen-Kategorie abzurutschen. Das Florale in diesem Duft drängt nicht in den Vordergrund, sondern wird zum Teamplayer. Wahrnehmbar jedoch allemal.

Dieser Duft hält auf meiner Haut von früh bis spät, keineswegs aufdringlich, aber omnipräsent. Er zerfällt nicht in seine Einzelteile und begleitet mich so durch den ganzen Tag.

Bei der Einordnung des Duftes in der Tabelle wirds für mich allerdings schwierig:
Anlässe? Für mich persönlich alle. Arbeit, Freizeit, Hochzeiten...alles kein Problem (na gut, beim Wagner´schen Ring der Nibelungen müsste ich mir was anderes einfallen lassen)

Alter? Wie gesagt, ich hab es schon in sehr jungen Jahren geliebt und tue es immer noch
Jahreszeit? Na gut, durch die frisch-grün-herbe Chyphrigkeit doch eher Fru?hling und Sommer, aber ich trage den auch „eiskalt“ im tiefsten Winter.

Viele von Euch werden sich schon mal gefragt haben, welchen Duft Ihr auf eine einsame Insel mitnehmen würdet, müsstet Ihr Euch für einen entscheiden. Nun, für mich ist die Antwort „Cristalle-klar“.

Ich hab ´ne Feundin.
Boadicea heißt sie. Von ihren keltischen Stammesbrüdern und -schwestern wird sie „die Siegreiche“ genannt.

Eine stolze, selbstbewußte Frau, die weiß, was sie will.

In ihrer Gesellschaft fühle ich mich richtig wohl, vor allem dann, wenn sie ihre Düfte „Adventuress“, „Celestial“ oder „Energizer“ trägt.

Bei unserem heutigen Aufeinandertreffen hat sie mich aber sehr irritiert. Ich soll sie heute als „warrioress“, die Kriegerin, kennenlernen.
Und daran wäre unsere Freundschaft fast zerbrochen.

Sie kommt mit einem pfft pfft aus dem Zerstäuber und ich merke sofort, sie hat nicht viel Zeit.
Komm schnell - sagt sie - rast an mir vorbei, einen leichten Hauch von prickelnd grüner Bergamotte hinterlassend, und verschwindet in der Werkstatt. Ich hinterher.

Da steht ihr Streitwagen.

Und sie.

In voller Montur.

Leder-Arbeitsklamotten, von Kopf bis Fuß.

Aahh, denk ich , LEDER!!!, eine meiner Lieblingsnoten.
Aber dann hauts mich fast um....
Ihre Ledermontur ist sowas von dreckig, muffig, dunkel, abgewetzt und voller Flecken, daß ich Lederästhetin meine Nase schnell mal in Sicherheit bringen muss. Frischluft!! Bitte!!

Kurz durchatmen, dann trau ich mich wieder ran. Jetzt wirds schon richtig animalisch. Tierisch animalisch.
Boadicea transpiriert. Wieviel Arbeitsschweiß hat die Lederkluft über all die Jahre denn schon aufgesogen?
Es wird schlimmer und schlimmer.

Boadicea werkelt und schwitzt, was das Zeug hält.Die schmieröligen Hände kurz an der Lederkluft abgewischt, weiter gehts.Die ganze Werkstatt riecht jetzt schon nach Leder, Schmieröl und Schweiß. Kein Blümchen, Kein Kräutchen und die Bergamotte hat sich auch schon längst in Sicherheit gebracht.

Nein, Boadi, so wird das heute nichts mit uns zweien. Ich liebe Leder ja wirklich, aber heut bist du mir zu dreckig. Dagegen ist Robert Piguet´s Bandit ja ein Warmduscher.

A propos Duschen: Das würd ich dir nach getaner Arbeit auch dringend empfehlen, sonst sehen wir uns so schnell nicht wieder...