Mariza

Eau de Rochas war mein erstes Parfum. Ich bekam es von meinem damaligen Freund und war gleich hin und weg. Damals verstand ich nichts von Kopf, Herz und Basis, vom Zusammenspiel der Duftkomponenten o.ä. Ich spürte jedoch instinktiv, dass dieses Wässerchen im edlen Flacon etwas ganz Besonderes ist. Es war Sommer und Eau de Rochas wurde mein treuer Begleiter.

Die Jahre vergingen, andere Düfte kamen und gingen und EdR wurde vergessen. Bis ich ihn wieder ganz zufällig bei Müller sah. Wehmütig sprühte ich ihn auf und dann durfte er auch gleich mitgehen.

Die zitrisch-würzigen Noten im Auftakt sind herrlich frisch und sauber. Es ist fast so, als ob man bei 35°C ein Glas mit eiskaltem Gin Tonic mit einer saftigen Scheibe Zitrone vorgesetzt bekommt. Danach wird der Duft weicher, blumiger, durch die Blumen im Herz schön abgerundet, wobei die frische Note bei mir die ganze Zeit präsent bleibt. Für mich ist EdR eine geniale Kombination aus Sommerfrische und schlichter Eleganz.

Die Haltbarkeit ist für einen Sommerduft ganz OK. Nach 3-4 Stunden muss man nachlegen. Das stellt aber kein Problem dar, denn aufdringlich ist der Duft zu keiner Zeit.

Solange es diesen Duft auf dem Markt gibt, wird er auch einen Platz in meiner Sammlung haben. Also bleibt zu hoffen, dass er uns erhalten bleibt und nicht eingestampft wird, wie leider bei vielen Klassikern das bereits der Fall ist.

Dita von Teese hat vier sehr gute Düfte auf den Markt gebracht. Es spielt keine Rolle wo sie verkauft werden und was sie kosten. Sie sind wirklich gut. Sie verätzen einem nicht die Schleimhäute mit geballter Synthetik, verabschieden sich nicht nach einer Stunde und sogar der Flakon ist was fürs Auge. Sie waren völlig zu unrecht auf das Bückregal in der Drogerie verbannt und jetzt sind sie, zumindest hier in der Gegend, ganz weg.
Ich hatte sie schon mal alle vier. Leider sind sie einer Nacht- und Nebel-Reduzierungsaktion zu Opfer gefallen. Nicht lange danach habe ich das bereits bereut und jetzt, wo die Schätzchen immer rarer werden und zu verschwinden drohen, muss ich sie wieder haben. Besonders gut gefällt mir "Erotique".

"Erotique" ist für mich ein Leder-Rauch-Duft, der tatsächlich große Ähnlichkeit zu "Sycomore" aufweist. Wer "Sycomore" oft nutzt oder es gar als Signaturduft hat, der sollte dabei bleiben. Bei solchen Nasen aber, die nur ab und zu den Ausflug in die Lederecke unternehmen, für sie kann ich "Erotique" uneingeschränkt empfehlen.

Der Auftakt wird von einem in wahrsten Sinne des Wortes gepfefferten Koriander beherrscht. Vielleicht ein bisschen zu heftig, aber zum Glück legt sich das gleich. Leder gesellt sich schnell dazu. Rose kann ich nicht herausriechen, sie ist aber sicher da, um der Schärfe des Pfeffers entgegen zu wirken. Mit Erfolg. Der Duft wird weicher und das Leder bekommt einen rauchigen Touch, richtig schön. In dieser Phase hat der Duft etwas Mystisches, ja sogar etwas Erotisches. Wenn ich ihm eine Farbe zuordnen müsste, dann wäre sie goldrot wie die Herbstblätter im Wald. Wenn sie schon auf dem Boden liegen und mit einem goldrot-braunen Teppich die dunkle, vom Regen aufgeweichte Erde bedecken. Die Holznoten in der Basis verbinden sich mit dem rauchigen Leder und so bleibt "Erotique" für mehrere Stunden. Schmeicheln, beruhigend, streichelnd, kuschelnd.
Ich werde mir auf jeden Fall auch eine Bunkerflasche zulegen. Kostet nicht die Welt. Und der Herbst ist jetzt fast schon wieder da....

Die Probe von "Ormonde Woman", gespendet von einer lieben Mitnase gehörte am Anfang zu der Kategorie Proben, die bei mir keinen unbändigen Kaufreflex auslösen. Der Duft wurde als ansprechend, nett, interessant und etwas Besonderes gewürdigt, war aber kein Zauberer, der für mich den Laptop hochfährt und das Parfum bestellt, während ich wie hypnotisiert das ganze Geschehen von der Seite betrachte. Kein Kaufkandidat also. Oder vielleicht doch? Irgendwie wusste ich, dass der richtige Moment noch kommen wird. Wie wahr, wie wahr!
Letztes Jahr im Dezember kam ich unerwartet zu dem Vergnügen, eine Woche auf Lanzarote zu verbringen. Die Probe "Ormonde Woman" durfte mit. Und was soll ich sagen - es war toll! Die frische, bewegte Meeresluft auf der Insel stellte eine perfekte Umgebung für den Duft dar. Die kühle Frische von "Ormonde Woman" umhüllte mich wie ein zarter, grüner Schleier, dezent, leicht, schmeichelnd. Kurz nach meiner Rückkehr in Deutschland habe ich ihn mir gekauft. Ich habe es keine Sekunde bereut.

Ich empfinde "Ormonde Woman" sofort nach dem Aufsprühen als grüner und krautiger Duft, kühl und zurückhaltend, keinerlei Süße. Man riecht buchstäblich das Gras, soeben vom Rasenmäher abgemäht. Der Geruch vom Gras und Kräutern, dem gnadenlosen Messermonstrum zum Opfer gefallen, umgibt einen sofort. Nach und nach gesellt sich eine ätherische Note dazu, das muss die Hemlocktanne sein. Der Duft bleibt hautnah aber doch gut wahrnehmbar. Im Verlauf wird "Ormonde Woman" etwas milder und wärmer. Es scheint, dass der Rasenmäher auch einige Hölzer erwischt hat, deren Aroma, vermischt mit warmem Amber sich zu dem grasig- grünen Ensemble gesellt. Die Frische bleibt, nur jetzt ist sie milder, weicher. Das hält bei mir gute 6 Stunden.
Bei meinem diesjährigen Strandurlaub durfte eine Abfüllung "Ormonde Woman" mit. Ich war wirklich gespannt, wie sich derer herbe Eleganz bei mörderischer Hitze von über 35 Grad verhalten wird. Es war genauso, wie ich es mir erhofft habe - der Duft war belebend und erfrischend, ein richtiger Begleiter für den Sommer.

Eine klare Testempfehlung für Damen, die unsüße und eher würzige Düfte mögen sowie für Herren, denen "Ormonde Man" zu kräuterlastig ist. Für mich eindeutig unisex.

Die Düfte von Keiko Mecheri haben bei mir eine sehr hohe Trefferquote. Sie sind handwerklich meisterhaft gemacht, man merkt die edlen Zutaten und die Prise Liebe, die man braucht, um einen schönen Duft zu kreieren . "Lady Pointe" ist kein großer Wurf wie "Cuir fauve" oder "Loukhoum", ist aber trotzdem ein würdiger Vertreter des Hauses Mecheri. Er soll von der Welt der Ballettkunst inspiriert sein. Auf der Seite von ALzD ist zu lesen: "Eine faszinierende Impression der kraftvollen Anmut des Tanzes". Ich kann mir gut vorstellen, dass der Name des Parfums "Pointe", was überraschende, unerwartete Wendung in einem Geschehen bedeutet, auf das Konzept des Duftes anspielt.
Hier wurde tatsächlich mit Gegensätzen gearbeitet. Odette oder Odile, hell oder dunkel, süß oder würzig, Blumenstrauß oder würziges Wildleder, pudrige Tonkabohne oder erdiges Eichenmoos. Wer ist der Sieger? Die Antwort ist - keiner! Alles ist so gut ausbalanciert, dass es hier keine Sieger und Verlierer gibt. Aber wie duftet sie denn nun, die tanzende Lady?
Der helle, zitrische Anfang wird durch die saftig-fruchtigen Jahannisbeeren gedimmt und in die fruchtige Ecke geführt. Hier zeigt sich bereits, es wurde nichts Leichtes oder ausschließlich Sommerliches kreiert. Die leichte Eleganz, die mich bei "Bal de Roses" so fasziniert hat, blitzt durch und tänzelt sich leichtfüßig durch den Verlauf. Die Blumen melden sich mit leisen Stimmen von den hinteren Reihen, können sich aber gegen das Wildleder nicht durchsetzen. Der Duft wird zunehmend pudrig und sanft.
Und dann, nach fast 4 Stunden passiert etwas sehr Schönes. "Lady Pointe" ändert sich wieder und macht die Vorstellung wieder spannend. Der Duft wird süß, balsamisch und leicht holzig. Jetzt ist er so schön, dass ich darin baden will. Und diese Basis bleibt über Stunden sehr gut wahrnehmbar.
An einem Mann kann ich mir die Lady schwer vorstellen, es gibt aber heutzutage glücklicherweise nichts, was es nicht gibt und jeder kann tragen, was ihm gefällt. Von daher, warum nicht!
Fazit: Ein sehr schöner Duft für jede Jahreszeit und für jeden Anlass.