Maxi3000

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16 - 19 von 19
Maxi3000 vor 10 Jahren 7
7
Duft
Die Dosis macht das Gift!
Lange Zeit habe ich einen großen Bogen um "Joop! Homme" gemacht - angesichts der teilweise vernichtenden Urteile hier auf Parfumo, die das Parfum als prollig und penetrant brandmarken hielt ich es schlichtweg nicht für nötig, mal daran zu schnuppern - mit fast 25 bin ich vielleicht dann doch langsam zu alt für plombenziehendes Disco-Candy. Dachte ich zumindest.

Vor ein paar Tagen dann das Angebot in einer großen (kleiner Tipp: finanziell sanierungsbedürftigen) Kaufhauskette: der kleine Flakon mit einem Duschgel für einen Zwanziger. Kann man ja doch mal probieren, so mein Gedanke. Also einen kleinen Spritzer auf das Handgelenk (hinsichtlich der Dosierung ist man ja als User hier schon ausreichend vorgewarnt) und gleich mal daran geschnuppert, und siehe da: gar nicht mal so übel! Wenn man zumindest den Auftakt überstanden hat - tatsächlich ein Mischmasch aus Hubba Bubba und Red Bull, bei dem ich beim besten Willen keine einzelnen Noten ausmachen kann. Natürlich nicht jedermanns Ding, aber ich fand's jetzt nicht so schlimm. Nach einiger Zeit wird's dann ordentlich blumig, bevor nach einigen Stunden die orientalisch anmutende Basis zum Tragen kommt. Das klingt jetzt von der Duftbeschreibung her wahnsinnig "basic", aber ich kann in diesem Falle echt nicht groß einzelne Nuancen rausriechen, sorry.

Gerade die Basisnote finde ich richtig klasse. Präsent und kräftig, ja, aber nicht störend, sondern irgendwie auch richtig weich und sinnlich. Hätte ich nicht gedacht. Letzten Endes bleibt wohl festzustellen: die Dosis macht das Gift. Zu großzügig aufgesprüht kann "Joop! Homme" definitiv penetrant und Kopfschmerz erregend wirken. Es ist tragisch, dass jahrelanges dufttechnisches Wettrüsten in der Disco diesen Duft so in Verruf gebracht haben. Dezent aufgetragen ist es wirklich ein (immer noch) moderner und charmanter Duft. Kein Über-Klassiker für die Ewigkeit, aber halt irgendwie Popkultur. Synthie-Pop, hahaha. Quasi ein duftgewordener Kylie Minogue-Song: total synthetisch und oft überkandidelt inszeniert, aber letzten Endes mag man dann doch mindestens Einen und singt in der richtigen Stimmung auch gerne mit. ;)

Die Zeichen für eine Renaissance stehen auch gar nicht so übel: die (männliche) Jugend badet momentan eher geschlossen in "One Million", "Le Male" und "The One"; "Joop! Homme" riecht man dagegen nicht mehr so häufig. Man kann ihn also durchaus wieder tragen, ohne komplett uniform zu erscheinen.

Ich hab jedenfalls zugegriffen. Und muss jetzt aufpassen, dass ich meine Parfum-Schublade nicht mit zu viel Süßkram vollstopfe, nachdem ich beim "L'Homme Parfum Intense" von YSL auch (leicht verschämt) zugeschlagen habe... Jaja, "mit fast 25 zu alt für sowas" ... am Arsch die Räuber! *lol*
0 Antworten
Maxi3000 vor 10 Jahren 9 6
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft
Haribo macht Kinder froh
Allein der Name dieses Parfums machte mich neugierig: Untitled. Assoziationen mit der isländischen Band Sigur Rós werden bei mir wach - die haben mal eine CD herausgebracht, bei denen die Titel schlichtweg "Untitled 1", "Untitled 2" getauft wurden. Wenn man reingehört hat, wusste man auch warum: die einzelnen Kompositionen waren so großartig und für sich alleine stehend, dass sie keinen Titel benötigten. So hab ich mir das bei diesem Duft auch vorgestellt: ein Parfum, dessen Zusammenstellung so für sich spricht, dass es kein ausgeklügeltes Marketing-Design benötigt.

Also mal auf den niedlichsten Zerstäuber aller Zeiten (fast zu klein für meine großen Pranken) gedrückt und ausgetestet. Der Auftakt gleich sehr frisch und grün. Ein sehr mildes, aromatisches Grün, das muss das Buchsbäumchen sein. Erinnert mich, vor allem weil ich gleich zu Beginn eine leicht rauchige Note wahrnehme (der Weihrauch?) an sonnige Palmsonntage in der Kirche, an denen ich als Kind immer ein kleines Buchsbaum-Bouquet mitbekommen habe. Schön frühlingshaft, das.

Nach etwa einer halben Stunde wird der Heckenstrauch leider gegen eine Gummipflanze eingetauscht. "Untitled" wird dermaßen knallgrün und süß, dass die Haut fast das quietschen anfängt. Ich rieche eine Mischung aus Gummibärchen (die grünen Frösche von Haribo mit dem Zuckerschaum an der Unterseite), Aloe Vera und irgendwas Blumiges. Und Joghurt. Klingt jetzt komisch, aber irgendwie zeigt sich die Herznote auf meiner Haut etwas milchig und leicht sauer. Rauchiges kann ich kaum wahrnehmen.

Auf einigen Webseiten wird "Untitled" ja als Damenduft ausgewiesen. Das ist auch nicht von der Hand zu weisen - mir persönlich ist er viel zu "girly". Was an sich nicht so dramatisch wäre, wenn der Duft nicht das Kunststück fertig bringen würde, natürliche Bestandteile so zu kombinieren, dass sie in ihrer Gesamtheit künstlich und zähflüssig riechen.

Eine gewisse Sanftheit und Frische kann man "Untitled" natürlich nicht absprechen. Mir gefällt aber leider nur die Kopfnote. Im späteren Verlauf wird mir das Ganze einfach zu zahm und glukosesiruphaft. Vielleicht sollte ich es im Frühling nochmal testen.
6 Antworten
Maxi3000 vor 10 Jahren 9 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Der süß-samtige Panther
Es ist ja schon relativ viel geschrieben worden an dieser Stelle... trotzdem geh ich nochmal persönlich auf sie ein: die Großkatze der Gattung "Body Kouros".

Pechschwarzes, leicht glänzendes Fell hat sie. Und unterscheidet sich damit schon mal optisch von ihrem schneeweißen Vorfahren, dem wilden "Kouros". Der Kouros in seiner Urform ist ein unberechenbarer Säbelzahntiger, der sich regelmäßig tonnenweise Kräuter und Gewürze einverleibt und mit seinen animalischen Duftschwaden äußerst gefürchtet ist! Bändigungsversuche an diesem Raubtier haben sich nur teilweise als erfolgreich herausgestellt.

Der "Body Kouros" dagegen ist deutlich domestizierter. Generell hat seine DNA so gut wie nichts mehr mit seinem Urvater zu tun. In ihm schlägt ein Herz aus Benzoe und Zeder, ähnlich dem sehr häufig in unseren Breitengraden verkommenden sogenannten "Le Male", was ab und an zu heiteren Verwechslungen führt.

Im Gegensatz zu Letztgenannten ist der "Body Kouros" in unseren Gegenden aber nicht heimisch. Verstärkte, über Internetshops koordinierte Einwilderungsversuche haben sich jedoch in den letzten Jahren als fruchtbar erwiesen: "Body Kouros" besitzt eine treue Lobby an Liebhabern, die den aktuellen Bestand hierzulande stabil hält.

Auch ich habe mir ein prachtvolles Exemplar zugelegt. Und bin glücklich mit ihm, wenn ich mir auch ganz anders vorgestellt habe. So wie zu Beginn unserer Kontaktaufnahme: da empfängt mich die Kater jedes Mal mit einem durchdringenden Eukalyptus-Fauchen. Ich zucke zusammen, bin aber nicht verängstigt - das zusätzliche bedrohliche Weihrauch-Knurren, dass aggressiveren Exemplaren angeblich zu eigen ist, nehme ich an ihm überhaupt nicht wahr.

Aber alles nur Fassade! Recht schnell zeigt er seinen wahren Charakter - süß und balsamisch schmiegt er sich an mich an, umstreichelt mich und lässt ganz die Schmusekatze heraushängen. Eine elegante, aber kräftige Aura geht von ihm aus. Die er auch behält wenn ich ihm, egal ob Tagsüber oder Nachts, etwas Auslauf gönne. Auf seinen Streifzügen fällt er über niemanden her, macht aber durchaus auf sich aufmerksam. Diese Süße gepaart mit der gewissen Samtigkeit kommt in den heutigen Zeiten gut an.

Ich geh gern mit ihm aus dem Haus, mit meinem "Body Kouros". Er ist wendig und elegant und lässt mich sicher fühlen, vor allem wenn ich es selbst manchmal nicht bin. Aber jemanden attackieren - das würde er nie tun. Dazu ist er viel zu sehr verschmust, der schwarze Panther. Schau, da streicht er dir schon wieder um die Nase! Und schnurrt nach Komplimenten... ;)
2 Antworten
Maxi3000 vor 10 Jahren 8 1
10
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
6
Duft
Sprühen bis der Oud noir wird
Um die Düfte von Versace habe ich bisher immer einen großen Bogen gemacht. Zu nichtssagend und unspannend rochen sie mir immer, egal ob "Eros", "Versace Pour Homme" oder "Blue Jeans". Synthetische Mischungen für Leute, die eigentlich Parfums nicht mögen, aber trotzdem irgendwie gut riechen wollen - so kam es mir bislang immer vor.

Bis eines Tages plötzlich "Oud Noir" im Regal stand. Die "Pour Homme"-Brausetablette im dunklen Holz-Gewand? Das könnte er sein, der Duft, der mich mit Versace versöhnt; der Duft, nach dem ich schon lange suche. Dunkel, "oudig" und schwer, aber sehr modern, samtig-sinnlich und leicht süß - so stellte ich ihn mir vor, allein schon wegen dem puristischen und äußerst schicken schwarz getönten Flakon.

Ein Sharing hier auf Parfumo verschaffte mir schließlich die Ehre mit dem noiren Oud. Ein kräftiger Sprüher auf's Handgelenk, und... Huui! Nicht übel. Die Bitterorange eröffnet auf meiner Haut sehr dominant - der "Brause"-Duft von "Pour Homme" liegt in der Luft, aber nur kurz... nach wenigen Sekunden bricht schon die Dunkelheit herein. Erst subtil im Hintergrund, dann immer mächtiger werdend. In der Herznote erzeugen die Hölzer im Zusammenspiel mit den Zitrusfrüchten eine leichte Schokoladigkeit - es riecht ein bisschen nach holziger Zartbitterschokolade mit Orangenraspeln. Sehr sehr fein! Gefällig und leicht süß, aber trotzdem dunkel und kein 0815.

Wäre es die nächsten Stunden dabei geblieben, "Oud Noir" wäre in meinem persönlichen Parfum-Olymp gelandet. Doch die Sachen hat leider einen Haken. Die überraschend schwache und hautnahe Sillage ist schon das erste Warmsignal. Und nach knapp zwei Stunden passiert dann tatsächlich das Bedauernswerte: die gesamte Duftkomposition sackt in sich zusammen. Wie ein Haus, das mit Dynamit gesprengt wird. Es fällt alles ineinander und übrig bleibt einfach nichts. Versaces Oud-Eau de Parfum (!) hat den polnischen Abgang gemacht: ohne Vorwarnung und ohne Ankündigung einfach verduftet.

Wahrhaben wollte ich das lange nicht. Im Glauben zu sparsam dosiert zu haben, dieselte ich mich vor der Geburtstagfeier eines Freundes tüchtig von oben bis unten ein. Sprühte bis der Oud noir wurde. Wie durch ein Wunder mussten keine Bewusstlosen aus der S-Bahn gezogen werden. Doch nach circa 2 Stunden - ohje - wieder der Exitus: "Oud Noir" hat sucht auch in starker Dosierung fix das Weite und hinterlässt nur Leere.

Es ist zum Mäusemelken! Denn den Duft an sich finde ich echt klasse, meiner Meinung nach mit Abstand der Beste von den aktuellen Versaces. Aber die Haltbarkeit ist einfach nur ärgerlich. Würde Versace für die 100 ml 50 Euro verlangen, ich hätte ihn mir die schon längst zugelegt. Aber 100 Öcken auf die Theke legen für ein Eau de Parfum mit der Haltbarkeit eines Eau de Colognes? Das kann und will ich mir als Student nicht leisten. Und für Qualität spricht das auch nicht gerade.

Jammerschade. Das wäre mein Preis gewesen. Bleibt mir aus dem Versace-Sortiment nur noch "The Dreamer" zum Austesten. Das ist deine letzte Chance, Versace! ;)
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