Medianus76

Medianus76

Rezensionen
Filtern & sortieren
11 - 15 von 30
Medianus76 vor 3 Jahren 54 38
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Von duftenden Kräutern und herben Hölzern
Torroella de Montgri ist eine spanische Gemeinde in der Provinz Girona, Katalonien, und zugleich Sitz und Heimat des spanischen Labels Santi Burgas. Als Hommage an die Stadt und diesen bezaubernden Landstrich entstand ein weiterer Teil der Primal Waters Reihe – TDM.
Die artenreiche und vor Vegetation blühende, mit Pflanzen und Kräuterhainen reich bestückte und geschmückte Landschaft, diente dabei als inspirierende Vorlage. Das Ziel war es eine Reminiszenz an die eigene Heimat zu kreieren. Extrahiert aus kräftigen Kräutermischungen traditioneller Heilpflanzen, sollte ein olfaktorisches Portrait dieser wunderschönen Landschaft entstehen.

Das hört sich alles enorm spannend, wenngleich auch sehr ambitioniert an. Denn es ist sicherlich kein einfaches Unterfangen, authentische und landestypische Aromen zu konservieren, und in duftende Impressionen zu verwandeln. Aber es geht – mehr als gelungen und wie von Meisterhand. So viel sei schon mal verraten.

TDM offeriert zu Beginn einen erfrischenden Teppich herb duftender Kräuter, gebettet in eine mediterrane Spätsommerlandschaft. Schließt man die Augen, spendiert Torroella de Montgri einen Kurzurlaub im sonnigen Süden, um ein wenig Abstand und Erholung vom fordernden Alltag zu bekommen…
Weite und hügelige Felder, gesäumt von üppiger Vegetation, sind umgeben von schroffen und kargen Felsen. Alles flimmert unter der flirrenden Hitze der sengenden Sonne. Der Duft von Thymian und Salbei vermischt sich mit der würzigen Luft, und ein lauer Wind weht die leicht süßlichen Aromen von Kamille und Lavendelfeldern aus der näheren Umgebung herbei. Der an den Felsen rankende wilde Rosmarin, vermischt sich mit den anderen Aromen zu einer wunderschön duftenden Melange, und vermittelt uns ein Gefühl von unbeschwerter Freiheit und grenzenloser Leichtigkeit.
Um in der hoch am Himmel stehenden Sonne nicht zu sehr zu schmachten, bieten ein paar im Umfeld gelegene Zypressen ihren kegelförmig zulaufenden Schatten zum Verweilen an. Dadurch vervollständigt sich das olfaktorische Portrait, und die kräuterliche Gesinnung wird flankiert von elegant und wunderschön duftenden Hölzern, herber und ätherischer Natur.
Das Duftspektrum ist dabei zu keinem Zeitpunkt aufdringlich oder wirkt gar aufgesetzt. TDM bezaubert durch das fließende Zusammenspiel der verschiedenen Ingredienzien, alles wird sauber und authentisch miteinander verwoben, und es entsteht ein charismatischer und sehr alltagstauglicher Duft. Auch wenn ich in dieser Region Spaniens noch nie war, so suggeriert der Duft sicherlich auf seine Art und Weise die Aromen dieser Region glaubhaft und nachvollziehbar.

Die Haltbarkeit und die Sillage bewegen sich durchweg im soliden Mittelfeld. Von meinem Dufthorizont ausgehend erzeugt Torroella de Montgri einen sehr einzigartigen und facettenreichen Schleier, und beweist sicherlich auch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal in Bezug auf ähnlich konzipierte Düfte.

**

Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft
Die Vergangenheit ist nicht mehr
Die Zukunft ist noch nicht gekommen
Das Leben ist hier und jetzt…
(Buddha)

Erneuten Dank für die Proben an Gentilhomme und Scentennial
38 Antworten
Medianus76 vor 3 Jahren 32 31
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Was kribbelt denn da...?
Olfaktorischen Trübsal zu blasen und nichtssagende Kompositionen in die Weiten des Parfüm Universums zu entsenden, war sicherlich alles andere, als das was Santi Burgas mit der Veröffentlichung der Primal Waters Reihe aufzeigen wollte. Ursprünglich, unverfälscht und natürliche Rohstoffe nutzend, sind alles Eigenschaften welche Rodrigo Flores-Roux seiner Reihe als Leitbild vermitteln wollte. Das ihm das auf eine ganz außergewöhnliche Art und Weise gelungen ist, vermittelt Aroma de Hormiguero durch seine puristische, nachhaltige und leichtfüßige Erscheinung.
Ziel war es hier, wie der Name schon verrät, die Aura eines Anthills, also Ameisenhaufens, zu konservieren und olfaktorisch wiederzugeben. Diese Vorstellung erweckt natürlich sofort gewisse Assoziationen zu Wald, Erde und Natur, sowie zu Reinlichkeit und Ordnung, schließlich sind die Ameisen ja bekannt als die Umweltpolizei.
Wie aber konzipiert man nun solch ein Vorhaben? Einerseits steht die Wahl von natürlichen Ingredienzien sicherlich vordergründig, andererseits, und genau das macht den Duft so authentisch, benötigt man ein typisches Aroma! Stilsicher, und wie die Faust aufs Auge passend, kommt tatsächlich Ameisensäure zum Einsatz. Dazu werden selbstredend keine Ameisen geopfert, sondern es handelt sich um natürlich auftretende Derivate der Ameisensäure. Somit lässt sich durch ihre Verwendung der Ameisenbau in liquider Form manifestieren, und gefangen in diesem wunderschönen Flakon, ist er allzeit bereit in die Tiefen der Ameisensiedlung einzuladen…

Schon der Auftakt verrät als gleich in welche Richtung es geht. Ein herb frischer Anfangsakkord signalisiert die Reinheit, und vermittelt einen ersten Eindruck wie „clean“ diese Behausung ist.
Für mein Empfinden vergesellschaftet sich der Duft die ganze Zeit über mit einer gewissen mineralischen Facette. Das lässt den Ameisenbau förmlich erstrahlen, und verleiht dem Konzept den erforderlichen Nachdruck, ätherisch rein zu sein.
Irgendwo oder irgendwann dazwischen kommt auch die Säure ins Spiel. Sie erzeugt die aromatische Schärfe, aber ohne beißend oder gar ätzend zu wirken. Nicht im Geringsten, sorgt doch genau dieser wohldosierte Einsatz für das unbeschreibliche Aroma des Ameisenbaus…
Damit das alles nicht zu sauber bleibt, und wir uns ja obendrein im Wald befinden, ergänzen holzig waldige Aspekte die Stimmung. Im weiteren Verlauf ist es vor allem die Tanne welche ungemein verschönert, und alles nochmal auf eine ganz andere, mild harzige Stufe hebt. Der Interpretation wird viel Spielraum geschenkt, wodurch sich sicherlich auch erdige und leicht pilzige Schleier erkennen lassen. In der Gesamtheit betrachtet wird das olfaktorische Angebot dadurch aber nur abgerundet bzw. aufgewertet!

Ein Ausflug in den Bau der Ameisen lohnt sich unbedingt, und ist uneingeschränkt zu empfehlen. Ich könnte hier nicht einmal sagen, was an dem Duft nicht gefallen könnte bzw. störend wirkt. Die Haltbarkeit und Projektion sind angemessen, könnte nach meinem Empfinden aber etwas besser ausfallen. Das ist eben oft der Wermutstropfen, wenn die Inhaltstoffe natürlichen Ursprungs sind, und nicht das volle Synthetikbrett offeriert wird.

**

Es liegt in der Natur von uns Menschen, dass wir nicht über einen Berg stolpern, wohl aber über einen Ameisenhügel…

Herzlichen Dank für die Proben an Gentilhomme und Scentennial
31 Antworten
Medianus76 vor 3 Jahren 30 29
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Eine neue Hoffnung
Die untergehende Sonne stand bereits dicht über dem Horizont, als das letzte schale Licht des Tages wenig verheißungsvoll durch die schmutzige Windschutzscheibe seines Autos drang. Es war kein guter Tag für Tellus. Einer von jenen unheilvollen Tagen, die besser nie stattgefunden hätten. Wenn er sich doch wenigstens nur dies eine Mal anders verhalten hätte. Von der Sonne geblendet, schmolz sein letztes Quäntchen Hoffnung dahin. Sein innigster Wunsch, die Uhren rückwärts drehen zu können, blieb ihm natürlich verwehrt, denn es gab keinen Weg zurück! Was für immer und ewig schien, war genau in diesem Moment schon längst verblichene Vergangenheit. Abschied ist ein leises Wort!

Um Kraft zu tanken und die Sinne zu klären, suchte er Schutz und Zuflucht im Wald. Von jeher waren Wälder Orte der Inspiration für Tellus. Wenn er in seinem Leben nicht mehr weiterwusste, ging er dorthin, um sich zu erden und eins zu werden mit der Natur.
Er grub seine Hände tief in den dampfenden feuchten Waldboden. Die kräftigen Aromen stiegen als gleich empor, und hüllten ihn in eine Wolke der Geborgenheit. Er inhalierte in tiefen und rhythmischen Zügen, spürte wie seine Lunge sich mit der erdigen Luft füllte. Mit jedem weiteren Atemzug fiel ein Stück weit die Last des scheidenden Tages von ihm, und jede Zelle seiner zerrütteten Seele wurde von dem weichen wärmenden Moos des Bodens umgarnt. Ein Hauch von süßlich welken Blättern, vereint mit dem tief im Untergrund verästelten Myzel, waberte aus dem Wald, und legte sich um ihn wie ein schützender Mantel. An der vor ihm befindlichen majestätischen Tanne, quollen dutzende harzig duftende Perlen aus der Rinde hervor. Es war fast so als ob der Baum die Tränen dieses traurigen Tages für ihn vergießen würde. In der Abendsonne glitzerten die unzähligen aromatischen Tannennadeln des Baumes, regneten auf Tellus hinab, und schenkten ihm Kraft und Zuversicht für eine neue Hoffnung…Alles wird gut!

* * *

Liquides Imaginaires offenbart hier Großartiges. Die Kreationen des Labels sind streckenweise nicht einfach, wollen ein Stück weit erarbeitet und verstanden werden. So auch Tellus. Wer sich von dem harschen und intensiven Auftakt überfordert fühlt, assoziiert damit wahrscheinlich torfige, modrige Erde. Das Ganze garniert mit pilzig subtiler Animalik. Extrem authentisch, aber speziell. Wer sich dennoch unvoreingenommen führen lässt, der erlebt die wahre Schönheit und Einmaligkeit dieser unterschätzten Erscheinung. So erzeugt Tellus durch die Gesamtheit seiner Komponenten eine menschelnde Aura bzw. Projektion, die uns unglaublich vertraut erscheint, und schlussendlich unserer Natur entspringt.

Ein herzliches Dankeschön für die großzügige Probe an Gentilhomme
29 Antworten
Medianus76 vor 3 Jahren 38 23
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
On an Island...
Meeresrauschen. Das vor mir befindliche Wasser glitzert in der orangefarbenen Glut der Sonne, als ob tausende Diamanten darauf schwimmen. Eine frische Prise weht über die Weiten des Meeres zu mir, und vermischt sich mit dem Duft der im Hinterland befindlichen Zitrushaine zu einer wunderschönen Melange. Das Leben kann so unbeschwert sein…
Neben mir liegt und räkelt sich im Sand meine bildhübsche Begleitung. Wäre es doch jammerschade dieses Szenario allein genießen zu müssen! Einzigartig ist sie. Ihr perfekter Körper sanft vom Sand bedeckt, verströmt einen elegant cremig holzigen Schleier. Definierte Kurven und ein langer schlanker Hals fügen sich perfekt ins exotische Landschaftsbild ein. Gleichzusetzen mit einer jung gebliebenen Fruchtigkeit die ihresgleichen sucht. Saftig und süßlich zugleich! Zum Anbeißen, wäre da leider nicht diese gewisse Sperrigkeit…Sie ist halt doch noch ein wenig grün hinter den Ohren. Aber dem kann ich ja Abhilfe verschaffen, wenn ich nur oft genug mit ihr spiele! Lange kann ich mich sowieso nicht mehr zurückhalten!
Meine Finger sind schon ganz kribbelig, und umgeben von all diesen sommerlich duftenden Aromen packt es mich. Vielmehr packe ich sie! Voller Inbrunst und Leidenschaft schnappe ich mir ihren Hals. Mit einem gekonnten Ruck ziehe ich sie auf meinen Schoß. Ich lege meine eine Hand auf Ihren weichen und holzig duftenden Unterbau, während meine andere Hand sanft ihren cremigen Hals umschließt!
Und dann, ja dann, hole ich aus, und spiele das schönste Stück aus meinem Repertoire auf meiner heißgeliebten Gitarre aus der Hanika Manufaktur…:-)

**

Inspiriert durch die segensreichen Frühlingstemperaturen der letzten Tage entstanden diese Zeilen zu Bohemian Lime. Ein wunderschöner Sommerduft, der auch ein wenig an The Tycoon von St Giles erinnert. Unkompliziert, erfrischend und Hoffnung spendend insofern, als das für die anstehenden Monate pragmatische und anwendbare Lösungen für die Zukunft gefunden werden. Damit wir alle einen unbeschwerten, und möglichst sorgenfreien Sommer in diesen immer noch sehr eingeschränkten und reduzierten Zeiten erleben dürfen.

23 Antworten
Medianus76 vor 3 Jahren 28 22
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Freier Fall
Ich stehe an der Grenze der Wahrnehmung, den Klippen der Realität.
Geschärft sind die Sinne einem Adler gleich.
Balsamische Tiefe am Firmament erstrahlt.
Der Abgrund vor mir - harzig, süßlich und samtartig weich.
Lasse mich fallen und treiben, taumelnd den Halt verlierend.
Holzgetränkte Schleier voll surrealer psychedelischer Emotion.
Verwischen die Wirklichkeit, betörend und berauschend zugleich.
Eine geschnitzte Wirklichkeit, die es nie gab und nie geben wird.
Erlegen dem Trugschluss der cremigen Illusion, begehrenswert und so voll Hoffnung.
Tiefblaues Licht schimmert aus der erhofften Welt.
Auf mystischen Pfaden zu mir
Erreicht mich flackernd und rein
Geklärt soll mein innerstes Ich nun sein
Denn so wie die Vergänglichkeit
Ist eine Träne auf der Wange der Zeit
Gibt sandiger Staub und warmer Bernstein
Erneut viel Hoffnung dem leuchtenden Sein

Carved Oud stellt für mich eine äußerst spannende olfaktorische Modifikation zu OW dar. Auch wenn die Seelen beider Kompositionen denselben ästhetischen Ursprung haben, so bietet Carved Oud eine gewisse mehr Tendenz zum orientalischen „Wüstenduft“!

*geschnitzten Dank an NuiWhakakore für den Test*
22 Antworten
11 - 15 von 30