Medusa00

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16 - 20 von 802
Medusa00 vor 6 Monaten 30 21
8
Flakon
1
Duft
Das Ding aus dem Sumpf
Morgen ist Halloween. Das Fest des Grauens hat seinen Ursprung in Irland: In vorchristlicher Zeit begingen die Kelten am 31. Oktober Samhain, eines ihrer wichtigsten Feste. Sie feierten damit ihre Ernte, den Beginn der kalten Jahreszeit und den Start in ein neues Kalenderjahr. Die Kelten glaubten außerdem, dass es an diesem Tag Kontakte in das Reich der Toten geben kann. Auch schlicht Reformationstag genannt und in einigen Bundesländern ist Feiertag, da am 31.10. 1517 olle Luther seine 95 Prothesen ans Kirchentor zu Wittenberg nagelte. Natürlich weiß ich, daß Halloween und der Reformationstag soviel gemein haben wie Fledermäuse und Flugenten. Nur falls hier wieder ein Erklärbär unterwegs ist.
Zurück zu Halloween und gar schrecklich, eklige Dinge, welche sich zutragen.
Ein kleines Städtchen irgendwo im Nirgendwo. Am Stadtrand Einfamilienhäuser vor einem renaturierten Moor. Am Rande des Moores sumpfige Ufer. Einige der Anwohner stehen jedes Jahr zu Halloween in Konkurrenz wer die schaurigste Dekoration hat. Bei Nachbar Meier klettert ein einsames Gespenst die Dachrinne hoch. Im Vorgarten steht ein Galgen , daran baumelt ein Gehängter. Rehpinscher Zorro wurde als Zerberus der Höllenhund verkleidet. Meier gibt dieses Jahr den Fürsten der Finsternis, seine Frau Lucretia Borgia. Müller nebenan hat eine Guillotine aufgebaut. Unter der Holzplattform steht ein Eimer mit einem abgehackten Kopf den Bernhardiner Fiffi schon ein paar Mal weggeschleppt hat. Müller ist diesmal als Alien unterwegs. Die Nacht schreitet voran. Dem Moor entsteigen Gase. Am Horizont tanzen Irrlichter. Das Ding schwebt heran, mutet in der Dunkelheit wunderschön an. Bietet Meeresnoten feil und edle Blüten. Je näher sie heranfliegt offenbaren sich faulige Noten, Blumen aus gammligen Wasser. Die Schönheit war trügerisch. Ein häßliches Untier schält sich heraus. Sie grinst breit, kann um den Kopf herum lachen mit schwarzen Stumpenzähnen und moderigem Mundgeruch.
Sie ruft: „Moschus, feinster Moschus!“ Dabei ist es ihr Ohrenschmalz. Braun und schon klumpig.
„ Amber, cremiger Amber!“ Eigentlich Leichenwachs von Toten, die nach der Wässerung des Moores nach oben getrieben wurden.
„Patchouli, gemütlich, erdig, samtig!“ Erde aus Maulwurfshaufen, mit Kötteln und Erbrochenem.
Müller und Meier ergreifen die Flucht. In der Ferne klemmt sich ein Waldkauz Irrlichter unter die Flügel und sucht das Weite. Der Gehängte lacht und lacht......
21 Antworten
Medusa00 vor 7 Monaten 9 8
7
Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
7
Duft
Heute bekommt Ihr Honig um´s Maul geschmiert!

Den Spruch „Honig um´s Maul schmieren“ kennt Ihr sicherlich alle. Gemeint sind nicht ganz ehrlich gemeinte Komplimente, sich bei jemanden einkratzen oder krasser gesagt ihm in dem A... zu kriechen.
Wollen wir also heute mal dieses Honigtopfparfüm genauer beleuchten, denn wir sind ja nicht in den Mustopf gefallen und schwimmen auch nicht auf der Wurschtbrühe herum.
Irgendwo gibt es eine Organisation – ähnlich eines Tierschutzbundes – die sich dem Schutz und der Aufklärung possierlicher parfumos und speziell deren Unterart ,den Schnüffis, auf die Fahnen geschrieben hat, denn besonders Unterarten indigener Abstammung verdienen absolute Aufmerksamkeit. Also hat sich ein investigativer Journalist auf den Weg gemacht, um herauszufinden was den seltsamen Schüffi sapiens am Leben hält. Parfüm! Aber welches? Er findet heraus, daß in einem geheimen Labor eine Superbiene gezüchtet wurde : Eine Cyberapis. Diese Imme ist in der Lage an einem Tag die Arbeit eines ganzen Bienenvolkes zu erledigen.
Also macht er sich auf, um diese Superbiene zu finden. Lange muß er nicht suchen, denn Anneliese ist nicht zu übersehen, auch weil sie mit Eimer und Rücksack unterwegs ist. Er bittet sie um ein Interview, welches ihm gewährt wird.
Klaus-Uwe: „Schön, daß ich Sie treffe. Sie scheinen ja sehr beschäftigt zu sein. Sind Sie in einer besonderen Mission unterwegs?“
Anneliese (summt, wischt sich den Schweiß von der Stirn und stellt Eimer und Rucksack ab): „ Ich habe einen Auftrag von der Parfümfirma L´O und soll die Zutaten für ein neues, honigschwanges Parfüm zusammentragen. Damit ich schneller fliegen kann habe ich mir einen säurlich- staubigen Cocktail aus Bergamotte und zermalenen Samen reingezogen. Für mehr Speed habe ich mir rosa Pfefferkörner in den Hintern gesteckt. Das brennt ein bißchen, gibt aber ne ordentliche Stichflamme, wenn ich starte. Kann ich jedem Menschen empfehlen. Ne Ladung rosa Pfeffer in den Hintern und Ihr könnt das Auto mal stehen lassen.“
Klaus-Uwe: „Das klingt ja nach einem Einstieg mit Schmackes?“
Anneliese: „ Ja, ist pikant und für Schnüffis sehr geeignet. Die sind ja sehr empfindlich. Gemeine parfumos sind da robuster. Obwohl von denen sind im Mittelalter auch 20 Millionen an der Pest gestorben. Das war aber wegen den Ratten bzw. den Flöhen auf denen und der mangelnden Hygiene. Heute stirbt man da nicht mehr dran, allerdings sind einige Exemplare am Gebrauch extremer Nischenstinker eingegangen.“
Klaus-Uwe: „Aber was ist denn nun mit dem Honig?“
Anneliese:“ Die wollten Lavendelhonig! Lavendelhonig! Kriegen Sie mal Ihren Rüssel in so kleine Lavendelblüten! Das war eine Schufterei! Ich bin ein paar Mal zusammengebrochen und mußte meinen eigenen Ambrosia trinken. Ich habe für die Schnüffis ein paar Eimer weggeschleppt. Dann waren einige undankbar und haben moniert, daß zuviel Honig ist und zu wenig Lavendel.“
Klaus-Uwe: „ Das ist ja wirklich ärgerlich, aber vielleicht war die Mischung für manche Schnüffis einfach zu süß?“
Anneliese: „ Mag sein! Aber sie wollten Honig und sie haben Honig bekommen! Danach sollte ich auch noch Tonkabohnen verarbeiten. Da habe ich gestreikt. Tonkabohnen! Ich bitte Sie! Die riechen wie Pflaumenmus mit zuviel Zimt.“
Klaus-Uwe:“ Kündigen Sie doch bei der Firma.“
Anneliese: „Ich fliege jetzt aus, suche mir ein Drohne, laß mich begatten und werde zur Königin! Ein Volk habe ich ja schon: Die Schnüffis!“
8 Antworten
Medusa00 vor 7 Monaten 21 14
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Mit Dank an Ritter Eisenkraut!


Schon lange habe ich keinen Kommentar ( ja Kommentar und nicht Rezension!) mehr geschrieben und bin wohl ein bißchen eingerostet. Aber eingerostet und Ritter paßt ja auch irgendwie. Die Rüstungen mußten ja auch irgendwann gequietscht haben, aber vielleicht sollte das so, wenn der eiserne Ritter am Burggraben stand und mit der Laute seiner holden Maid eine Minne grölte und mit grünem Kraut wedelte. Ich schweife ab, aber das kommt vielleicht auch daher, daß Eisenkraut in seiner kühlen und knarzigen Art dafür sorgt, daß der Duft nicht allzu sehr vermöhrt. Karotte im Übermaß kann in süßlich dumpf-erdigen und auch pudrigen Geruch ausarten. Was hier nicht der Fall ist.
Im Frühjahr haben wir (meine Tochter und ich) in ihrem Garten Karotten (dreifarbige: lila, gelb und orange) ausgesäht. Diese sind lediglich ins Kraut geschossen. Immerhin klingt der krautige Duft vom Möhrengrün hier an. Die angeblichen Karotten waren so winzig wie mein kleiner Finger und marodierende Wühlmäuse haben sich schlapp gelacht.
Als Topping schwebt Angelika (Engelswurz) herein. Der gewürzte Engel hat seinen Namen verdient und glänzt auch nicht gerade mit goldlockigen Haaren und Zuckerwatteküssen. Manchmal ist er ein bißchen verbittert, dreht aber hier nicht in diese Richtung ab, sorgt aber dafür daß ja keine Süße aufkommt.
Grüne Frische. Fast schon Zitronensorbet! Macht sich bei einer sommerlichen Gartenparty mit Sekt sehr gut. Nur mal so nebenbei als Geheimtipp ;-)
Das Schätzchen bekam ich im Juli zum Geburtstag geschenkt und ich habe ihn nur kurz angetestet und keine weitere Beachtung geschenkt. Ich hatte andere Sorgen......
Das Karottchen ist nichts für Frostbeulen und für Süßmäuler erst recht nicht. Frühling und Sommer ist seine Bestimmung. Jetzt wird es kalt und da könnte man ihn ruhig in die Winterruhe schicken, es sei denn es kommt ein Eskimo vorbei, der gerade auf dem Grünpfad ist.
L´Occitane ist ein Geheimtipp von mir. Eine Nischenfirma, die auf keiner Welle mitschwimmt. Heißt: Keine süßen Kariestoffies und keine Stinker.
Ich hoffe das bleibt auch so.
14 Antworten
Medusa00 vor 1 Jahr 45 24
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Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
1.5
Duft
Erna Kassunke sitzt ein.


Erna versteht die Welt nicht mehr. Sie sitzt in Untersuchungshaft. Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung werden ihr vorgeworfen. Zum Glück ist sie nicht alleine in der Zelle, da ist noch Uschi, der Computerkriminalität zur Last gelegt wird. Sie ist eine Hackerin, denn sie hat den Computer ihres Mannes zerhackt, weil der nur noch davor saß und am Leben draußen nicht mehr teilnahm und kein Interesse mehr an ihr hatte. Die Damen hatten einander vorgestellt und nachdem Uschi ausführlich geflucht hatte, fragte sie Erna, was sie denn verbrochen habe.
Erna: „Also ick habe een Reinjungsuntanehmen. Mußte eijentlich kenn´wir sind die Scheuergirls. Reinijungen von´t Dach bis in´ Kella. Wir sind die flotten Jirls. Nüscht is uns dreckij jenuch, wir kriegen allet reene. Wir haben ooch schicke Dienstbekleidung, nämlich Kittelschürze, Kniestrümpe und Kopptuch. Ooch unser Harry muß det tragen wegen die Gleichstellung und die Rache nach 2000 Jahre Unterwerfung von die Frau“
Uschi: „Ja und das ist doch eine nützliche Tätigkeit. Deswegen kann man doch niemanden verhaften.“
Erna :“ Nee eijentlich nich und ick habe in mein 50 jährijes Schaffen schon ville erlebt, aba wat zuviel is, is zuviel.“
Uschi: „Hat Dich jemand sexuell belästigt?“
Erna: „Wenn et det wäre, dann wäre es vielleicht sojar lustig jeworden off meine alten Tage. Ick bin ja nun ooch schon üba 70 und habe Wasser in de Beene. Nee, ick habe Willin mit´m Wischmop vamöbelt. Ihn mit die Kehrschippe in´t Bad vafrachtet, mit Zitrone abjeschrubbt und den solange einjesperrt, bis der sich ausjemieft hat. Dann habe ick det Zeuch, wat Fantomas heeßt, und er sich neu jekooft hat in die Jefahrenjut Tonne jekippt.“
Uschi: „Na da wunderst Du Dich, wenn Du den armen Kerl so drangsalierst.“
Erna: „ Willi is een juter Kerl und mein Stammkunde seitdem ick Parkettmasseuse bin. Früher hatte er schöne Pafönks wie Sauwasche oder wat von Lagerfeld. Ick habe den schon lange in die Ohren jelejen, det der seinen Keller trocken lejen soll, weil der Salpeter inne Schlafstube schon die Wand hoch kriecht. Erst letzens war ick da unten und habe alle Weckgläser mit Schimmel wegjekippt. Der Dussel hat ja allet einjekocht, sojar Melonen und die haben mit Jurken in die Gläser um die Wette jegärt.
Dann kriegt der den 3. Frühling oder et hat ihn der Hafer jestochen und der kooft sich een Pafönk wat so riecht und nach verjammelter, jezuckerter Kondensmilch und Jummi.“
Uschi: „ Na, dann war es doch Notwehr!“
Erna: „ Meine Anwältin hat anjerufen. Willi hat die Anzeige zurück jezogen. Ick kann jehn. Jetzt koofe ick den alten Spinner een vanünftijet Pafönk. Black Sun von olle Dali.“
24 Antworten
Medusa00 vor 1 Jahr 33 19
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Der kleine, ganz große Grüne!

Oder sollte ich lieber schreiben : der kleine großartige Grüne?
Balmain war Lehrling bei Lucien Lelong und wollte sich später mit seinem Freund Christian Dior selbständig machen. Der konnte sich nicht entscheiden und so startete Balmain 1945 alleine durch und gründete seine eigene Modefirma. Er prägte einen Stil voller Charme und sachlicher Eleganz. Für Experimente in Sachen Mode hatte er nichts übrig.
Schon 1946 folgte, neben dem Couture Haus, die Firma der Balmain Parfums. Balmains Aussage zu Parfums war, daß sie für Eleganz viel wichtiger sind als Accessoires, Schmuck und Schuhe.
Mit Germaine Cellier holte er sich eine der wenigen weiblichen Parfumeurinnen der damaligen Zeit ins Haus. Sie war es auch, die mit Geschmackssicherheit und Wagemut einige seiner bekanntesten Düfte kreierte, u.a. auch den eleganten Leder-Chypre „Jolie Madame“.
Die Nachkriegsjahre waren sowieso die Aera der großen Chypres aller Couleur, egal ob blumig, ledrig,fruchtig, animalisch oder grün. Sie verdrängten damals die sehr blumigen, rosenbetonten Parfums.
Balmain beauftragte die mutige Germaine Cellier ein junges, freies, freches und unvernünftiges Parfum zu kreieren, welches in die neue Freiheit der Nachkriegsjahre paßte und die Emanzipation der Trägerinnen unterstrich.
Colette soll gesagt haben, daß dieser neue, grüne Duft den Teufelinnen von heute gefallen sollte.
Cellier machte sich frisch ans Werk und arbeitete schon in der Kopfnote mit viel Galbanum. Einige von Euch werden sich jetzt fragen wie Galbanum eigentlich riecht. Galbanum hat einen grünen, würzig-laubartigen Geruch mit waldigen, koniferigen und balsamischen Noten. Schon beim Auftragen fühlt man sich als hätte man sich mit grüner Seife geduscht, die kurz an Blumen vorbei gerutscht ist. Ach, ich liebe solche grünsauberen Düfte, welche der Umwelt signalisieren, bleib weg oder ich füttere Dich mit Gras oder binde Dich auf einer grünen Wiese an einem Pflock an mit einem Ring durch die Nase.
Cellier hat Wert darauf gelegt, daß der grüne Eindruck im Herzen erhalten bleibt und auch Basilikum mit eingearbeitet, welcher aber hier nicht aufgeführt ist, trotzdem aber die Süße der Blumen ausbremst, so daß nicht mal die Maiglocken betörend vor sich hinbimmeln können.
Iris an sich ist ja sowieso nicht sehr süß, pudert hier nicht und erspart sich ihren karottigen „Beischlaf“.
Ohne Moos nix los. Das konnte man 1947 noch sagen und verschwenderisch Eichenmoos einbauen. Moos? Das ist diese grüne, feuchte Zeug, welches Chypres den Rücken stärkt und sie überhaupt ausmacht. Zur Verstärkung läßt Vetiver seine Muskeln spielen und gibt noch eine Schippe grün dazu. Vergeßt Moschus und ich weiß auch gar nicht warum der oder auch harziges Styrax in der Pyramide steht? Cellier hat die Basis mit Sandelholz veredelt.
1947 als „Vent Vert“ auf den Markt kam, erschien auch „Ma Griffe“ von Carven. Wenn ich sie vergleiche, dann ist „Vent Vert“ fast schon weicher und eher hellgrün, als das ruppige, smaragdgrüne „Ma Griffe“.
Frei wie eine Frühlingsbrise sollte „Vent Vert“ sein und das war er auch.
Mit Dank an AnneSuse für die Dufterinnerung.
19 Antworten
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