Mefisto

Bergmask, ein sehr polarisierender Duft, daher hoffe ich, mit meiner Rezension ein wenig Gleichgewicht herzustellen und auf die wichtigsten Fragen einzugehen. Ich hoffe damit jene, die mit einer Abfüllung liebäugeln den Anstoß zu geben, es zumindest zu probieren und sich nicht von manchen Beschreibungen abschrecken zu lassen.

Bergamotte

Bergamask eröffnet mit der Bergamotte, nicht zu zitrisch hell oder frisch, eher süßlich, als ob die Schale mit in den Duft geflossen wäre, erfrischend ja, aber eher wie ein süßer Orangen- oder Grapefruitsaft. Es ist eine wirklich sehr schöne Bergamotte, man riecht schon sehr gerne immer wieder daran, sehr anziehend und attraktiv. Der Parfümeur wollte ja mit der Kreation den am längsten haltenden zitrischen Duft erschaffen und wenn man bedenkt, dass Bergamask definitiv gute 12 Stunden hält, ist ihm das auch gelungen. Die Haltbarkeit und Sillage ist natürlich abhängig von der Temperatur und Luftbeschaffenheit, dazu später mehr, weil das ein wichtiger Aspekt ist.

Der Moschus

Zur Bergamotte kommt dann der Moschus dazu und ein Molekül aus dem Sandelholz, das Javanol, das Alessandro Gualtieri sehr großzügig in seinen Düften einsetzt und damit auch die Performance hochschraubt. Der Moschus gepaart mit dieser enormen Projektion und Haltbarkeit ist auch das, was Bergamask so polarisierend macht und in den ziemlich gegensätzlichen Bewertungen resultiert. Daher möchte ich insbesondere darauf eingehen.

An dieser Stelle finde ich es wichtig zu erwähnen, um eine bessere Perspektive auf meine Rezension zu geben, dass ich kein Freund von sogenannten “herausfordernden” Düften bin. Meine Top 10 besteht aus sehr gefälligen Düften wie L`homme YSL, Percival von PDM oder Imagination von LV. Ja, ich sehe keinen Sinn darin, mit meinem Parfüm andere zu belästigen oder als unangenehm riechend empfunden zu werden. Sauberkeit und Gepflegtheit sind mir wichtig. Trage ich eher Mainstream akzeptable Düfte? Ja und das ist vollkommen ok so für mich.

Warum erwähne ich das? Weil ich in Bergamask keineswegs einige wirklich abstoßende Elemente finden kann, wie sie von einigen Rezensenten beschrieben werden. Bergamask ist tatsächlich ein sehr maskulin riechendes Parfüm, ich kann bei bestem Willen nichts Feminines daran entdecken. Wenn man es als Frau tragen möchte, ist das ok, man sollte sich aber dessen bewusst sein. Bergamask riecht tatsächlich schon animalisch, aber nicht schmutzig oder ungepflegt, da ist nichts Ekliges drin, meiner Meinung nach.

Die Moschusnote riecht auch in der Luft anders als an einem Papierstreifen, eher leicht, transparent, zwar stechend, aber eher sauber, nicht eklig. Riecht es wie Schweiß? Eventuell, aber dann wäre es sehr sauberer Schweiß und kein unangenehmer Körpergeruch. Es verleiht dem Parfüm eher eine maskuline Leichtigkeit, wenn man es in der Luft riecht. Man muss es daher richtig tragen, um es zu verstehen, ein wenig am Arm schnüffeln oder am Papier wird hier nicht weiterhelfen.

Ist es gefällig oder zu herausfordernd?

Ja, Bergamask balanciert an der Grenze des Gefälligen. Es ist in meiner Top 10 gelandet, zwischen all diesen leicht zu mögenden Düften, den exakten Platz muss es noch finden, ich teste es erst seit einer Woche aus. Meine Freundin liebt es und sieht es auf der Liste über Düften wie Percival oder Imagination, die ja leichter zu mögen sind.

Würde ich so einen Duft beim Treffen mit Kunden oder im Büro tragen? Wahrscheinlich nicht, sonst aber ja. Es ist kein Blindbuy! Abfüllung testen und selbst entscheiden.

Haltbarkeit und Sillage - Temperaturabhängigkeit

Hier ist es sehr wichtig zu erwähnen, dass Bergamask dort überlebt, wo die meisten Düfte schnell den Geist aufgeben: Sommer und heißes Wetter. Von all meinen Düften, überstand bisher nur Imagination den Urlaubtest so richtig, es konnte nämlich durch die warme Luft schneiden und das über Stunden, alle anderen Parfüme geben den Geist auf. Bergamask kann das auch und seine enorme Ausstrahlung wird gebändigt, was darin resultiert, dass es in einem Klima, wo andere Parfüme nicht bemerkt werden, gemäßigter und wohlgefälliger rüberkommt. Daher denke ich, dass die Bewertungen mit von der Jahreszeit beeinflusst werden. Bei 30° C kapituliert selbst Bergamask deutlich schneller.

An einem leicht warmen Frühlingstag in Deutschland dagegen kann es schnell einen Raum füllen und auch von manchen als penetrant empfunden werden.

Bergamask ist zwar eher ein synthetisches Parfüm, nur ist es so gut gemacht, dass das eigentlich gar keine Rolle spielt oder ins Gewicht fällt.

Fazit

Nachdem ich jetzt eine Abfüllung testen konnte, wird ein Flakon von Bergamask bei mir einziehen und wird auch den einzigen etwas polarisierenden Duft in meiner Kollektion darstellen. Genau das ist Bergamask auch für mich, an der Grenze zum Wohlgefälligen. Provokativ? Ja. Sexy und reizend? Ja. Unangenehm? Nein. Man muss diesen Duft aber schon tragen können, sonst wird man von ihm getragen. Auch hier muss man bedenken, dass man durch die Sprühstöße gut dosieren kann, wie sehr man denn auffallen möchte. Ich persönlich bin froh darüber, mal ein Parfüm zu haben, wo ich nicht ständig nachlegen muss.

Ich glaube was Bergamask so besonders macht, ist ein bestimmter Aspekt: Während andere Parfüme von Mitmenschen an einem wie aufgesprühte Düfte wahrgenommen werden, könnten sie Bergamask mit dem Körpergeruch des Trägers verwechseln, einem sehr maskulinen, attraktiven Duft.

Da trägt man hochbewertete, wirklich tolle Nischendüfte, mit einer ordentlichen Projektion und Haltbarkeit den ganzen Sommer lang, aber kassiert innerhalb von paar Tagen die meisten Komplimente, weil man einen Flakon L'Homme aus der hintersten Reihe hervorgeholt hat.

Warum ist es denn da in der hintersten Reihe gelandet? Nun, nicht wegen dem Duft, dieser ist schlichtweg makellos. Zahlreiche Frauen haben mir dies bestätigt, wahrscheinlich entspricht L'Homme dem Idealduft eines Mannes aus der Perspektive von Frauen. Irgendetwas an dieser frischen Ingwerkomposition strahlt eine lässige, casual Klasse aus. Ich bin wahrscheinlich der einzige, der hier statt der Zitrusfrüchte eher leichten, frischen Apfel herausriecht, das Veilchen trägt zu dieser Frische bei. Tonka und Vetiver geben ihm die Basis und Klasse. Dennoch die Beschreibung der einzelnen Komponenten hilft nicht wirklich beim Lesen eine Vorstellung vom eigentlichen Duft zu bekommen. Es ist sehr abgerundet, einzelne Bestandteile herauszuriechen ist sehr schwer. Es gibt durchaus Parallelen zum Allure von Chanel. Ohne sagen zu wollen, dass beide Düfte sehr ähnlich riechen, sie steuern aber in eine ähnliche Richtung, beide sind makellos komponiert, beide setzen auf Ingwer und Zitrus. L'Homme ist dabei verspielter, lässiger, noch etwas frischer. Allure ist etwas erwachsener, süßer.

Komplimente kamen bei Dates, beim Umarmen, nebeneinander Sitzen. Frauen lieben diese Duft-DNA anscheinend. Ein Freund sprach mich auch darauf an, nicht für sich, aber sein Bekannter wollte wissen was ich an dem Tag trug, als ich den beiden auf der Straße begegnete.

Ich hatte bei allen diesen Gelegenheiten mit einem kleinen Sprüher nachgelegt, immer so nach 1-2 Stunden. Das führt uns zum größten Schwachpunkt dieses Parfüms. Der Haltbarkeit. Die Sillage ist ja beim Sprühen noch mittelmäßig und reicht eigentlich aus, hier und da Menschen in der näheren Umgebung mit diesem tollen Duft zu begeistern. Aber nach 2 Stunden ist das klar vorbei. Wenn L'Homme eine stärkere Projektion hätte und 4-6 Stunden halten würde, ich weiß nicht was ich sonst im Frühling und Sommer tragen würde. So bleibt einem lediglich die Option immer wieder nachzulegen. Zu viel sprühen kann man hier nicht, es wird nie erdrückend oder zu stark, liegt in der Natur des Dufts.

Der wundervolle Sport eau extreme Flanker war der Anfang meiner Reise in die Parfümwelt, die sich seit einer Weile mehr in Nischengefilden bewegt. Ich finde nur wirklich wenige Designerdüfte gut und tragbar (YSL L`homme und Flanker, Dior Homme Intense, Chanel AHSEE und Platinum Egoiste, Le Male le Parfum). Irgendwie blieb Allure Homme dabei unter meinem Radar, dies änderte sich durch ein Probefläschchen und führte zum Kauf.

Der Duft von Allure Homme ist für mich eine einwandfreie und klare 10. Es strahlt pure Klasse aus, so riecht ein gut gekleideter, dynamischer, selbstbewusster Mann, der nicht nur beruflich erfolgreich ist, sondern sich auch modisch mit Stil in Szene zu setzen weiß. Dabei passt Allure zu einem feinen Anzug, einem casual Sakko und Shirt oder sportlich feinem Look im Stil von Polo Ralph Lauren. Vielleicht hilft das ein Bild vom Träger und Duft zu vermitteln. Es ist sehr versatil in so einem Setting.

Nichts sticht hier heraus oder tanzt sonderlich aus der Reihe. So komplex, doch alles ist so perfekt miteinander im Einklang. Alle Komponenten sind leicht, aquatisch, luftig, sauber, ätherisch. Nichts ist zu schwer oder zu süß, keine Ecken und Kanten. Die Inhaltsstoffe sind trotz der Fülle perfekt miteinander verwoben zu einem fruchtig frischen, aber männlichem Ingwerpfirsichduft. Dieser riecht frisch geduscht, aber nicht blau oder duschgelmäßig, eher zurechtgemacht, sauber, frisch rasiert, chic. Die frische, fruchtige Note wird abgefangen vom Sandelholz und Moschus, sowie dem Lavendel, der einen sehr dezenten, fast nicht fassbaren Rasiergel Touch gibt. Die Vanille und Tonkabohne bereichern es mit einer leichten Süße, ein Hauch von Sexappeal.

Die Performance ist mittelmäßig, nach 4 Stunden hat sich die Projektion ziemlich zurückgezogen. Dieser Duft wird nie richtig laut, doch ausreichend um anziehend und verlockend zu wirken, mehr daran riechen zu wollen, alluring eben. Man könnte Allure stets tragen, es ist definitiv würdig ein Signaturduft zu sein. Insbesondere jene, die an ihrer Duftsammlung arbeiten, kommen an Allure Homme nicht herum, zumindest probetragen würde ich empfehlen. Glücklicherweise wird der Allure OG nicht so stark beworben oder unter den Influencern gehyped. Ich habe einige tolle Nischendüfte probiert und gekauft, und Allure kann sich mit allen qualitativ messen.

20 Jahre nach seiner Erschaffung ist dieses Meisterwerk noch immer modern und zeitlos perfekt.

Percival begegnete mir zum ersten Mal in einer Nischenparfümerie, in der mir die Verkäuferin verschiedene PDM Parfüme und andere Marken vorgestellt hat. Ich hatte zuvor einige Youtube Videos und Rezensionen zu diversen PDM Düften gesehen und gelesen. Ich nahm verschiedene Dufstreifen mit mir um nochmal in Ruhe nachzudenken, zu dem Zeitpunkt war ich nicht im Souk aktiv oder um Abfüllungen bemüht.

Ich kann mich erinnern, dass ich nicht aufhören konnte immer wieder an dem Streifen mit Percival zu riechen. Sedley konnte mich nicht faszinieren, Layton war mir damals irgendwie zu süß, Greenly war überhaupt nichts für mich. Was mich am meisten überrascht hat, war die Tiefe und Dimensionen, die sich in diesem frischen, angeblichen simplen Duft verbergen und ihm einen edlen, erwachsenen Charakter verleihen. Ich glaube es ist tatsächlich vor allem der Tannenduft, der sich durch den fruchtigen Moschus durchkämpft und diese harzige, tiefe Frische erzeugt, Lavendel steuert diesem Eindruck noch bei und gibt dem Duft den erwachsenen Charakter.

Daraufhin folgte der Kauf, eher aus der Laune heraus und unpassend zur kalten Jahreszeit. Ich trug ihn daher kaum, Percival stand im Schrank. Dann im Frühling fing ich an den Duft eher vor dem Sport aufzutragen, irgendwie gefiel er mir bei der Gelegenheit, das Shirt einsprühen und in die Sporttasche stecken. Dann diese belebende Frische im Gym genießen. Die Projektion ist toll, bei Percival kann man sich sicher sein, dieser Duft wird nicht übersehen. Ich kann mich erinnern einen Tag nach dem Sport in einem Raum immer wieder beim Vorbeigehen einen unglaublich tollen Duft wahrzunehmen. Bis mir dämmerte, da lag noch mein Shirt von gestern: Das ist Percival!

Ich lernte wieder einmal: Einen Duft auf einem Streifen Papier oder auf der Haut zu riechen ist eine Sache, diesen Duft zu tragen und zu riechen eine andere, aber die Sillage, die von anderen wahrgenommen wird, kann je nach Duft nochmal ganz anders sein.

Percival wird mit zahlreichen Düften verglichen. Einmal die blaue Duschgel Fraktion, finde das irreführend. Percival hat wirklich nicht viel mit Ambroxanmonstern a la Sauvage zu tun, mit BDC teilt er sich kaum eine Duftnote. Dann verstehe ich den vergleich mit Chanel Egoiste nicht, dieser ist ein fast reiner Lavendelduft, bei Percival ist Lavendel nur eine Komponente. Montblanc habe ich schon mehrmals gerochen, aber so richtig hat es sich bei mir nie als Erinnerung festgesetzt, im Gegensatz zu Percival.

Ich bin schon froh, dass Percival als überteuert dargestellt wird, oder als simpler Duschgelduft und so trotz seines Gefälligkeit noch weit davon entfernt ist ein neues Sauvage zu werden. Für mich ist es ein vielseitiges, edel duftendes, frisches, maskulines Parfüm. Sportlich dynamisch, dennoch erwachsen, seriös und mit mehr Tiefe und Facetten, als man es zunächst erwartet.

Da mir Mefisto von Casamorati schon sehr gut gefiel, musste ich unbedingt den Gentiluomo Flanker probieren. Gentiluomo ist auch gleich vorneweg derzeit auf Platz Nummer 1 aller Düfte, die ich bisher probiert habe und ganz klar mein Signaturduft im Sommer. Er setzte sich somit durch gegen sommerliche Größen und Crowd Pleaser wie Tygar von Bvlgari, Elysium von Roja, Reflection von Amouage, Afternoon Swim von Louis Vuitton und 40 Knots aus dem gleichen Hause Xerjoff. Und ja auch gegen den ursprünglichen Mefisto.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich all die anderen Düfte auch super finde, nur erzielt Mefisto Gentiloumo etwas, was den anderen nicht gelingt. Zumindest für mich, Geschmäcker sind verschieden.

Man stelle sich Folgendes vor: Beim Sprühen kommt einem eine frische, edle Welle aus Zitrus entgegen, eher Bergamotte und Orange als Zitrone. Das jedoch in so einer Leichtigkeit und Qualität, vielleicht das schönste Opening, das ich nach gefühlt mehr als hundert Parfümen gerochen habe. Naxos würde mir als ein weiterer Duft einfallen, der hier in puncto Opening qualitätstechnisch mithalten kann, wobei die Düfte miteinander kaum etwas gemeinsam haben.

Auf die zitrische Frische folgt nun die florale Komponente. Iris und Veilchen geben einem dieses sommerliche, saubere Gefühl. Im Gegensatz zum ursprünglichen Mefisto rieche ich hier die Rose kaum noch. Auf die Kleidung gesprüht, strahlt es förmlich luxuriöse Sauberkeit aus, man riecht schlichtweg gepflegt. Der eingesetzte Lavendel wiederum gibt dem Ganzen einen leichten Barbershop Touch, jedoch so dezent und hoher Qualität geprägt, dass es dieses Gefühl von "gepflegt sein" nur weiter steigert.

Was nun folgt ist ein feiner Moschus, der sich im Drydown dazumischt. Ich fand bisher eigentlich immer, dass Ermenegildo Zegnas "Florentine Iris" einen zauberhaften, hochqualitativen Moschus beinhaltet, an dem sich andere messen müssten. Doch Gentiluomo hat auch diese Hürde genommen. Diese ätherische, maskuline Komponente gesellt sich somit zu der zitrischen und floralen dazu und rundet sie ab.

Persönlich gefällt mir Gentiluomo besser als der Vorgänger Mefisto, welcher etwas tiefer und dunkler ist. Gentiluomo ist dagegen frischer und heller, mehr für die Hitze geeignet. Es riecht wie eine sehr teure, luxuriöse Seife gemischt mit Aftershave, jede Menge Frische, Sauberkeit, würde ihn dennoch nicht als Aquaten bezeichnen. Und nein Gentiluomo ist keineswegs redundant, wenn man den Mefisto oder Silvermountain Water besitzt, gerade zum letzteren gibt es kaum noch Ähnlichkeiten.

Der Duft an sich ist für mich eine klare 10, einfach perfekt. Ich wünschte er würde länger halten und ich müsste nicht nach gefühlt 3-4 Stunden nachsprühen, mit einem kleinen Fläschchen aber leicht machbar. Die Projektion ist für einen Freshie absolut gut. Ich habe meinen 100 ml Flakon nach 3 Monaten fast verbraucht, das sagt schon alles.