Memoirs

Memoirs

Rezensionen
Memoirs vor 11 Jahren 17 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Trennungsgrund: Unüberbrückbare Differenzen
Ein typischer Tag im Leben von London und mir…


Eines bewölkten Tages wollte ich nur kurz aus dem Haus um schnell im Supermarkt um die Ecke einkaufen zu gehen. Also in T-Shirt, Jeans und Sneaker geschmissen ein paar Sprüher Parfum aufgetragen. Auf dem Weg zur Wohnungstür befahl plötzlich eine Stimme: „Halt!“

In der Überzeugung jetzt völlig den Verstand verloren zu haben, bleibe ich mit gerunzelter Stirn stehen. „SO werden wir dieses Haus ganz sicher nicht verlassen!“, hörte ich wieder jemanden sagen. „Häää???“ Ich war eindeutig psychisch nicht mehr ganz auf der Höhe.
„Ach, Rose. Du machst immer so einen Aufstand“, sprach nun eine schüchterne Stimme.
„Dir mag es ja egal sein, Honeysuckle, so gesehen zu werden, mir aber nicht!“ „Höre, ich da nicht die liebreizende Stimme von Rose“, kam eine kesse Antwort.
„Na Peony, beehrst du uns auch mal mit deiner Anwesenheit, aber gut, sag doch auch mal etwas“, forderte nun Rose. „Na ja, ein bisschen mehr Mühe bei der Klamottenwahl wäre schon angebracht gewesen, aber Rose sei froh, dass man das Loch in der Socke nicht sehen kann“, antwortete Peony, woraufhin Rose nur seufzte.
Da kicherte plötzlich jemand und sprach ganz gechillt: „Ach, kommt schon Leute. Sieht doch voll fresh aus. Ihr macht immer so einen Trouble um das Ganze. Relaxt mal und legt euch wie Jasmine und Tangerine ne Runde aufs Ohr.“ „Was mischt du dich hier überhaupt ein, Tiare. Du gehörst hier eh nicht hin, wird Zeit das du verduftest.“
Während Rose und Peony darüber lachten, hörte man Tiare noch kurz beleidigt murren, bevor sie sich endgültig in ihre Ecke verkroch.

Kopfschüttelnd und mit teils schlechtem Gewissen machte ich mich also auf den Weg zurück ins Schlafzimmer, unterdessen fingen die drei tiefen Stimmen der Patch-Musk-Sandal Boygroup im Kanon an zu singen und zu pfeifen: „Always look on the bright side of life, always look on the light side of life…“
Ich kramte also meinen weißen Hosenanzug plus Bluse aus dem Schrank und stieg in meine Pumps, was mit einem „Geht doch!“ quittiert wurde und ging geistig fix und fertig und mit dem Gedanken „Nie wieder!“ einkaufen.


… und die Feststellung, dass wir zu verschiedene Dinge vom Leben möchten.
2 Antworten
Memoirs vor 12 Jahren 15 6
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Kein Wunder, dass Ihnen dieser Duft bekannt erscheint!
Denn dies, meine Damen und Herren, ist das neue nonplusultra der Raumduftindustrie geworden. Dieser innovative und moderne Duft hört auf den mystischen Namen „Alien“ und ist ein besonderes Juwel der Dufttechnologie. Sie kennen Ihn nicht? Falls Sie wirklich zu diesem verschwindend geringen Prozentsatz der Weltbevölkerung gehören, passen Sie auf:

Schon kleinste Mengen diesen delikaten Duftwässerchen schaffen in Ihren Diensträumen eine anziehende Atmosphäre und dies über TAGE hinweg. Ja, sie hören richtig. Wo früher literweise Raumduft notwendig war um olfaktorisch Eindruck zu hinterlassen, brauchen Sie von „Alien“ nur wenige Tropfen. Selbstverständlich zeigt sich diese Besonderheit und Langlebigkeit des Duftes auch ihn seinem Preis, aber keine Angst schließlich ist es äußerst ergiebig und wird Ihnen lange Zeit guten Umsatz verschaffen. Sie haben noch Zweifel, ob dieser orientalisch-ambrierte Jasminduft wirklich zu Ihnen passt?

Stellen Sie sich folgende Fragen:
-Wollen Sie ihren Kundenkreis erweitern?
-Wollen Sie ihr Geschäft effizienter gestalten?
-Wollen Sie zu einem exklusiven Kundenkreis gehören?

Dann holen sie sich diesen, eigentlich nicht schlecht gemachten, blumig-schweren Dufttraum und die Kundschaft wird ihnen die Bude einrennen, natürlich nur wenn Sie sich zwölf- bis achtzehn jährige Teenager als ihren neuen Kundenkreis vorstellen können. Ihren neuen Kunden werden Sie mit ihrem neuen Raumduft auch noch einen Gefallen tun, schließlich können diese sich ihr Parfum morgens sparen. Ihre Belegschaft wird mit neuem Elan bei der Arbeit dabei sein, damit sie sich möglichst schnell von diesem Duft und ihren Kopfschmerzen befreien können. Und Sie sind zusammen mit Straßenbahnen, Zügen, Schulbusen, Supermärkten, Bekleidungsgeschäften, Drogeriemärkten, Diskotheken, Bars und nicht zu vergessen mit Parfümerien, die einzigen in Ihrer Stadt, die diesen Duft versprühen werden.

Den Verlust weniger Stammkunden, die sie mit diesem allzu gefälligen Geruch, der Vorstellung eines intimen Dufterlebnisses und dem neu angesprochenen Klientel vertreiben werden, können sie durch die neuen Unternehmensgewinne verkraften. Schließlich zählt heutzutage: Geld regiert die Welt.

Also passen Sie sich dieser neuen Welt an und sichern sie sich heute noch ihren 60ml Flakon Alien. Schließlich könnte es ihnen ja ein Jugendlicher vor der Nase wegschnappen.

(Ich entschuldige mich schon mal im Vorfeld bei allen, die diesen Duft wirklich lieben, aber ich kann weder den Duft noch den Hype um ihn mittlerweile mehr ernst nehmen.)
6 Antworten
Memoirs vor 12 Jahren 16 3
2.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Erinnerungen
Was haben alle Kinder gemeinsam? Richtig, Neugierde und der Wunsch, sich einmal wie ein Erwachsener fühlen zu können.
So machte ich mich als zehnjähriger Zwerg immer auf, die Schränke und Schubladen meiner Mutter zu erkunden, wenn diese noch bei der Arbeit war und ich alleine in der Wohnung umher schlich. Ich stieg auf Stühle, kletterte die Regalbretter hinauf, streckte mich. Das Ergebnis war dann, dass ich in einem Haufen von wundervollen Kleidern, bunten Tüchern und schicken Schuhen saß. Nachdem ich also in viel zu großen Hacken und viel zu langen Kleidern den Flur rauf und runter gelaufen bin, rückten die vielen Tüten, aus denen zauberhafte Duftwolken drangen, in meinen Mittelpunkt. Die kindliche Neugierde war geweckt. Jedes Röhrchen wurde aufgeschraubt und mit einem Nasenrümpfen wieder geschlossen. (Wenn ich mir heute vorstelle, welche Duftschätze ich damals mit einem „bäh!“ wieder in die Tüte geworfen habe, kann ich nur dankbar sein, dass sich mein Duftempfinden wenigstens ein wenig geändert hat.) Nachdem alle Röhrchen wieder brav verschlossen waren, entdeckte ich ganz unten in der Tüte noch ein kleines Fläschchen mit einer Lotion. Natürlich wurde diese auch noch ungeduldig aufgeschraubt und die Nase reingesteckt. Und ich war absolut glücklich. Endlich etwas, dass auch in meinen Kinderaugen ein toller Duft war.

„Erwachsen, warm, vanillig, süß… ach perfekt!“

Ich verstaute den Rest der Sachen wieder in Schränken, Schubladen und Regalen und klaute das Fläschchen. Es bekam einen Sonderplatz in meinem Zimmer, direkt neben meinem Meerschweinchen.

Die Jahre vergingen und das Fläschchen mit dem seltsamen französischen Namen verschwand, sowohl aus meinem Zimmer als auch aus meiner Erinnerung. Tja, bis zum letzen Jahr als ich wieder auf der Suche nach einem neuen Winterduft war. Ich las mich durch sämtliche Foren und war mir unschlüssig. Dann sah ich diesen Flakon und der Name kam mir seltsam bekannt vor: Joop Le Bain
Lange dauerte es bis der Groschen fiel, dass ich vor knapp zehn Jahren die passende Bodylotion geliebt habe. Also Parfum bestellt, ungeduldig gewartet bis es ankam. Der erste Sprüher war der Beweis dafür, dass mich meine Erinnerung nicht getäuscht hatte.

Ein wundervoll warmer Duft, der durch die Aldehyde im Auftakt bereits sehr strahlend und freundlich daherkommt. Dann schlägt sie ein, die Süße, in die ich mich bereits in meiner Kindheit verliebt hatte. Vanille, Tonkabohne, Amber und Sandelholz sorgen für diesen weichen Eindruck und machen den Duft perfekt für kalte Tage. Patchouli und Moschus in der Basis geben Le Bain noch eine gewisse Tiefe und Anschmiegsamkeit, sodass ich das Parfum lange auf Kleidung und Haut genießen kann. Wenn es den idealen Wohlfühlduft geben würde, dann würde er riechen wie Le Bain. Ein Duft ohne viel Entwicklung, aber mit einer einem großen Kuschelfaktor.

Seit dieser Erfahrung überlege ich hin und her, ob es nicht noch einen Duft gab, den ich als Kind geliebt habe. Vielleicht könnte ich ja noch ein Schätzchen wiederentdecken. Denn endlich hatte ich die Gewissheit, dass es auch bei Düften die dauerhafte Liebe auf den ersten „Riecher“ gibt.
3 Antworten
Memoirs vor 12 Jahren 15 4
10
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
Momentaufnahme
Der Tag neigt sich dem Ende zu. Fünf Stunden Stadtführung durch Rom bei 28° C im Schatten. Die Spanische Treppe hoch und wieder runter, den Petersplatz besichtigt, das Forum Romanum bestaunt, eine Münze in den Fontana di Trevi geworfen, aufdringlichen italienischen Verkäufern aus dem Weg gegangen und gleichzeitig dem Stadtführer hinterher gerannt.

„Zu Ihrer Linken sehen Sie….“
„Und rechts ist eines der bedeuteten Wahrzeichen der Stadt…“
„Dieses antike Bauwerk wurde zwischen 72 und 80 n. Chr. erbaut.“
Und die Kommentare der anderen Touristen: „Faszinierend...WOW...Toll...Interessant…Beeindruckend….Warten Sie, ich muss noch ein Foto machen….“
Und dann die erlösenden Worte: „Damit hätten wir die heutige Stadtführung beendet…“

Man sucht sich nur noch ein nettes Lokal in einer Seitengasse und ist von Durst, Müdigkeit und einer Kulturüberflutung gezeichnet. Bestellt noch schnell einen Capuccino und ein Wasser beim Kellner und lehnt sich mit geschlossenen Augen in dem bequemen Rattanstuhl zurück.

Die Straßenmusiker gegenüber stimmen „L’Aurora“ an, der Lärm von der Innenstadt dringt nur noch ganz fern bis zum Lokal herüber, der Brunnen neben dem Lokal gurgelt vor sich hin und die Geräusche aus dem Lokal dringen nach draußen. Der warme Duft des zu Ende gehenden Tages liegt in der Luft, der Bach erfrischt die Luft und die Zypressen, die direkt neben einem stehen, verströmen ihren Duft. Dann kommt der Kellner und stellt den Capuccino und die Amarettini vor einen auf den Tisch und zieht sich ohne ein Wort wieder zurück. Der Tag klingt aus und man entspannt.

So riecht Mistero di Roma für mich. Es ist sanft, warm und beruhigend. Wo die neue Version von Roma auf meiner Haut sehr stechend und durchdringend beginnt, startet Mistero di Roma fruchtig und erfrischend. Der Heliotrop und die Mandel aus der Kopfnote bestimmen den Duft. Er wird warm, sinnlich und man fühlt sich geborgen. Die Basis wird durch Vanille, Moschus und Ambra geprägt und macht Mistero di Roma zumindest für einige Zeit rund und anschmiegsam.

Mein Tipp für eine Rom-Stadtführung: Sehr gutes Schuhwerk, gutes Nervenkostüm und immer einen Spritzer Mistero di Roma als passender Abschluss.
4 Antworten
Memoirs vor 12 Jahren 34 13
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Der Klassiker
Ja, ich bin noch jung. Ja, ich trage bevorzugt Mainstream-Parfums. Und Ja, ich trage Shalimar.

Tja, die Leute sagen, dass man eine gestandene, selbstbewusste und extrovertierte Frau sein sollte, um Shalimar tragen zu können und man es sich am besten als ein Abendduft aufsprüht. Tja, die Leute sagten früher auch, dass die Erde eine Scheibe sei und dass dieses Jahr die Welt unterginge.
Shalimar ist vielfältig, anders, individuell. Für die einen ist es ein opulenter Ausgehduft für die anderen der hautnahe Wohlfühlduft. Für mich ist Shalimar ein Klassiker. Und zwar einer passend für jede Frau Shalimar passt sich den Gelegenheiten an. Es passt sich seiner Trägerin an.

Shalimar beginnt mit ungewöhnlich frischen zitrischen Noten, die jedoch von Anfang an etwas pudriges auf meiner Haut entwickeln. Wahrscheinlich sind es die Iris und der Jasmin in der Herznote, die Shalimar bereits von Anfang an so rund wirken lassen. Die Zeder, der Patchouli, der Vetiver … nichts davon kann ich einzeln wahrnehmen.
Die Vanille schleicht sich langsam, aber stark, an und bleibt von Anfang bis Ende dominant. Die Basis wird sehr hautnah an mir. Nicht dunkel und würzig, wie man es bei der Duftpyramide mit Leder und Weihrauch vermuten sollte, sondern einfach warm und sanft.
Voll entwickelt umgibt das Parfum mich, wie eine zarte, aber irgendwie rauchige Vanille-Zitrus-Moschus-Wolke. Diese Wolke umgibt mich nahezu 10 Stunden und wird nicht schwächer.

Shalimar ist MEIN Duft, wenn ich….

… abends von einem anstrengenden Tag unter noch anstrengenderen Menschen nach Hause komme, unter die Dusche springe und danach einen Spritzer Shalimar aufsprühe. Ein absoluter Wohlfühlduft, der einen das Gefühl gibt endlich angekommen zu sein und ganz bei sich selbst zu sein. Ein Duft, der einen selbst nach dem noch so chaotischten Tag auffängt und erdet.

… an einem eiskalten und schmuddeligen Tag vor die Tür muss und weiß, dass ich an diesem Tag noch entspannte und besondere Momente brauche. Man steht im strömenden Regen und macht sich so seine Gedanken über den anbrechenden Tag, während man auf die öffentlichen Verkehrsmittel schimpft, weil sie einen mal wieder im Stich lässt. Doch unbewusst fährt man sich mit der Hand durch die Haare und hat wieder diesen Duft in der Nase. Ein schöner Moment, der einem ein Lächeln entlockt und hoffen lässt, dass der Tag besser wird als er angefangen hat.

… mich mit Freunden treffe und gefragt werden will, was denn hier so gut riecht. Ja, wenn ich für einen kurzen Moment im Mittelpunkt stehen will ohne dass es aufdringlich oder erzwungen wirkt. Shalimar wirkt ohne es zu wollen. Es wirkt nicht exzentrisch oder gewollt, nein, Shalimar unterstützt einfach die eigene Ausstrahlung.

Wegen dieser Momente verbinde ich mit Shalimar nur schöne Erinnerungen und Emotionen. Es gab sogar schon Momente in denen ich es aufsprühte und eine Gänsehaut bekam, weil es so viele Emotionen auslöst. Deshalb liebe ich mein Shalimar.
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