Michelangela

Michelangela

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76 - 80 von 85
Michelangela vor 12 Jahren 26 12
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Die unerträglich schöne Leichtigkeit des Seins.....
Ein Wohlgeruch kann so viele Faccetten haben, doch wenn er uns nur unbemerkt streift, ganz sanft und unaufdringlich streichelt und uns damit trotzdem den Atem raubt, ....dann ist es wahrhaftig ein Hochgenuss. Roma Imperiale ist ein olfaktorischer Geist, kaum spürbar und dennoch sehr stark präsent. Er erscheint, um auf sich aufmerksam zu machen und versteckt sich dann hinter einem unsichtbaren Schleier, um unvergesslich zu bleiben. Er ist immer noch da, aber es wird uns nicht gelingen ihn ergreifen....
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Mit einem betörend eleganten Auftakt startet die olfaktorische Reise Roma Imperiale´s. Ein Hauch von Bergamotte, nicht zu frisch, verbindet sich mit der öligen Süße Nerolis, die mit der holzigen Würze von Zimt, Rosenholz und Koriandersamen* abgerundet wird.
Die Üppigkeit der Kopfnote bleibt nur ein paar wenige Augenblicke bestehen, um dann einen sanften Schleier auszulegen, auf dem ein Reigen harmonisch abgestimmter Blüten tanzt, die von solch einer aromatisch cremigen Süße erfüllt sind, dass es mir den Atem raubt. Ich halte inne und wage es nicht mehr, diesen himmlischen Duft loszulassen. Ich möchte nach ihm greifen, ihn festhalten, an mich binden ...
Doch nichts dergleichen gelingt mir. Dieser Duft ist so leicht, so schwerelos, dass er mich zwar die ganze Zeit mit seinem unbegreiflich verzauberten Charme umgarnt und berührt, sich aber nicht wirklich auf mir niederlässt. Ein feines Seidengespinn umwebt mich, doch will ich es berühren, löst es sich auf, um sich direkt wieder von neuem um mich zu spinnen. Dieses Spiel können wir unzählige Male wiederholen, da sich Roma Imperiale schon in seinem Herzen einer bemerkenswerten Haltbarkeit rühmen darf.
Die Basis bildet einen angenehm pudrigen Ausklang, in dem sich eine warme Holznote über den Reigen legt, der die zarte und dennoch strahlende Eleganz des Duftes wunderbar unterstreicht und ihn leise und gefällig ausgleiten lässt. Zibet und Eichenmoss halten den Duft zum Schluss im harmonischen Ausgleich, damit er sich nicht in gefälliges Süßholz verliert .....
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Fazit:
Roma Imperiale ist wirklich ein umwerfend eleganter Duft, der trotz seiner sanften Aura augenblicklich das Gemüt berührt. Da ist die deutliche Präsenz von Luxus und Eleganz, gänzlich unaufdringlich, als handle es sich um die Facette eines Duftes, der eigentlich nur aus der Ferne zu uns ruft.....
So stelle ich mir die unerträglich süße und liebliche Leichtigkeit des Seins in Form eines Duftes vor -
Qualitativ hochwertig und von unvergesslicher Schönheit!
Roma Imperiale ist cremig, blumig und zeigt sich in einer ungreifbaren Opulenz. Wenn man ihm nahe kommt, wirkt er warm und fast schon berauschend.
Der Preis ist in diesem Fall absolut gerechtfertigt. Man bedenke, dass es sich bei 140,- Euro um 100ml handelt, was umgerechnet 42,- Euro für 30ml bedeutet. Dieser Preis ist in der Kategorie Mainstream ein gesundes Mittelmaß, wobei dort olfaktorisch äußerst selten auch nur annähernd die Qualität und Schönheit von Roma Imperiale erreicht werden könnte.
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Koriandersamen*:
Die Frage kam schon einige Male auf, wie Koriandersamen wohl duften. Ich habe mir die Mühe gemacht, ein paar Samen (benutzt man gerne in der indischen Küche) im Mörser zu zermahlen. Das Ergebnis: Ein holzig, leicht bittersüßlicher Duft, fast schon ein wenig unscheinbar....
Wird wohl erst in der Kombination mit anderen Ölen zum Ausdruck kommen!
12 Antworten
Michelangela vor 12 Jahren 21 8
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Die englische Ansage!
Auf dem Landsitz North Cothelstone Hall von Lord und Lady Hesketh-Fortescue befinden sich außer dem jüngsten Sohn Meredith auch die Cousinen Priscilla und Gwyneth Molesworth aus den benachbarten Ortschaften Middle Fritham und Nether Addlethorpe, ferner ein Onkel von Lady Hesketh-Fortescue, der 79jährige Jasper Fetherstone, dessen Besitz Thrumpton Castle zur Zeit an Lord Molesworth-Houghton, einem Vetter von Priscilla und Gwyneth Molesworth, vermietet ist. Gwyneth Molesworth hatte für Lord Hesketh-Fortescue in Nether Addlethorpe einen Schlipth. Verzeihung. Schlips besorgt, ihn aber bei Lord Molesworth-Houghton in Thrumpton Castle liegenlassen. Lady Hesketh-Fortescue verdächtigt ihren Gatten, das letzte Wochenende mit Priscilla Molesworth in Middle Fritham verbracht zu haben. Gleichzeitig findet Meredith Hesketh-Fortescue auf einer Kutschfahrt mit Jasper Fetherstone von Friddle. äh. Fiddle Mith...Middle Fritham nach North Cothelstone Hall in Thrumpton Castle den Schlipth aus Nathel.. Naddle... Entschuldigung... Nether Addlethorpe...
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Wer kennt ihn schon nicht, den herrlichen Sketch: Die englische Ansage!(Evelyn Hamann)
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Tweed hat mich sofort daran erinnert. Er duftet so verdammt englisch. Ein strammer, seifiger Chypre der alten Klasse, den ich mir fabelhaft an "Rottweiler", wie Lady Di sie so gerne "zärtlich" nannte oder auch an Prinzessin Ann vorstellen kann. Ebenfalls könnten sich Priscilla und Gwyneth Molesworth, sowie auch Lady Hesketh-Fortescue und ihr Sohn Meredith an ihm erfreut haben können.
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Der Auftakt ist ist herb-zitrisch, wird aber durch Zimt und Jasmin weich abgerundet und driftet direkt ins trocken-seifige ab. Ein angenehm unsüßes Blumenbett breitet sich im Herzen des Duftes aus, das aber während des ganzen Duftverlaufes einen leicht muffigen Unterton behält. Es erinnert mich irgendwie an den Geruch einer alten Waschküche, in der gleichzeitig auch gemangelt und gestärkt wird. Lavendel und Orangenblütenwasser wird auf die Wäsche gesprüht, um sie beim glätten zu beduften. Der seifige Dunst der Laugen liegt dabei noch in der Luft.
Hier ist keine Spur von Blümelei, weiblichem Firlefanz zu spüren, auch kein Frischekick oder Kuscheleffekt. Tweed duftet sauber, aber auf eine vollkommen unmoderne Art, ganz konservativ und gradlinig.
Im Ausklang überzeugt er durch eine seifig-tockene und bezaubernd moosige Chypre-Basis. Die Haltbarkeit ist vorzüglich!
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Fazit:
Er ist sehr retro, dieser Duft, very british und total konservativ. All das lässt ihn irgendwie schräg wirken und gibt ihm einen besonderen Reiz. Passt wirklich genial zu einem Tweed-Jackett und einer tollen Vintage Aktentasche. Natürlich in Kombination mit einer knackigen Jeans! Ich jedenfalls werde ihn tragen, wenn ich mit Prince Charles auf Fasanenjagd gehe.
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Eth lohnt thich einfach mal dran zu thnuppern ... ähm Verzeihung, schnuppern!
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(Wo man ihn bekommt? Am besten mal in der englischen Bucht nach ihm fischen.)
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Und das hab ich noch dazu gefunden:
Tweed- ist ein sinnlicher waldiger Blumenduft mit der Betonung auf einer dunklen, fesselnden derb-waldigen Mystik, die Blumennoten fügen eine berauschende weibliche Berührung hinzu. Trotz seiner ganzen reichen Tiefe und Rätselhaftigkeit ist Tweed nicht zu schwer oder anmaßend. Die Basis ist sehr verführerisch; nicht süß noch weich, mehr mit einem Gefühl des vollkommenen Gleichgewichtes von natürlichen Essenzen. Beschrieben durch Maryel Tweed im Jahre 1933.
8 Antworten
Michelangela vor 12 Jahren 20 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Knackige Schale mit weichem Kern
Coriandre wird hier fälschlicherweise als der Signaturduft von Coco Chanel beschrieben, obwohl der Duft erst nach ihrem Tode auf den Markt kam. Wie kommt es gerade zu einer Assoziation zwischen Coriandre und Mademoiselle Coco, fragt ich mich dabei. Ein Duft der sich nur grün und herb zeigt, unsüß und sauber wirkt. Eine Frau wie Coco Chanel verkörpert in meinen Augen so viel mehr ... sie hat so viel mehr geschaffen! Oder? Gerade damals in der Zeit der Rüschen und Schnörkel, dem Überflüssigen und Überladenen, das Coco so verachtete, hätte ein Duft wie Coriandre wahrscheinlich eine Wohltat für sie gewesen sein können. Coriandre ist sehr gradlinig und ausdrucksstark. Er passt also vorzüglich als Ausdrucksform einer selbstbewussten modernen Frau von damals.
Dabei ist Coriandre auf seine eigene Art sehr komplex und kein Duft, den man mal ebenso testet und zensiert! Dieser Duft will gelebt und verstanden werden. Ich habe mich auf die stille, kühle Leidenschaft dieses Duftes eingelassen.
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Es ist ein Versteckspiel, wie ein Rendevous und die Eroberung. Stellen wir uns vor, Coriandre wäre eine Frau:
Coriandre beginnt mit einer würzig grünen Kopfnote, die mit ihrem zitrischen Auftakt fast schon auf ein Rasierwasser oder Cologne tippen lässt. Die Dame wirkt kühl, unnahbar mit einer harten Schale, die nicht zu knacken scheint. Ihr Gegenüber wird fast schon eingeschüchtert, denn hier symbolisiert nicht einmal ein Hauch, dass die Holde verführt werden will. Es steht eher ein wenig Kampflust im Raum, eine Herausforderung, der er gewachsen sein muss, um sie erobern zu können. Er weiß, diese Frau wird es ihm nicht leicht machen. Schmeicheleien sind in diesem Moment nicht angebracht, er wird sich beweisen müssen!
Nach einigen Minuten im anregenden, leicht provokativen Gespräch wird das Gegenüber in die Flucht geschlagen oder der Machtkampf ist ausgestanden und die Unterhaltung bewegt sich auf Augenhöhe. Die Duftaura der Dame hat jetzt die Herznote erreicht und sollte zuvor jemals ein maskuliner Aspekt empfunden worden sein, so fließt nun weibliche Eleganz ein. Im Hintergrund bleibt der Duft zwar grün, doch er verwandelt sich nun in ein weiches Fließendes, von unsüßen und dennoch kraftvollen Blüten begleitet. Die Blüten drängen sich nicht in den Vordergrund, sondern bilden eine angenehm frischherbe Creme, die durch Iris eine gewisse Trockenheit birgt. Zwar wirkt die Dame noch immer distanziert, aber nun steckt sie voller weiblicher Geheimnisse und Zeichen. Sie ist bereit ihrem Gegenüber ein Lächeln zu schenken. Charmant, bezaubernd und dennoch unverspielt zeigt sie sich jetzt und verkörpert somit perfekt das Bild einer selbstbewussten schönen Frau, die genau weiß, was sie will.
Es dauert noch eine ganze Weile bis sie ganz aus sich herausgehen kann und ihre weiche Seite zeigt. Der Abend nimmt seinen Lauf und in der Basis des Duftes zeigt sich eine Frau, die genauso zart und verletzlich ist, wie jedes andere weibliche Wesen, dass auf diesem Planeten verweilt....es ist nur der Duft purer Sinnlichkeit zu vernehmen.
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Fazit:
Spätestens hier sollte bestätigt sein, dass Coriandre ein nahezu geheimnisvoller und ausgesprochen weiblicher Duft ist, der alles andere verkörpert, als "mal nach Kerl" duften zu wollen.
Es handelt sich hier um einen schönen, grünen Chypre mit einer warmen, holzigen Basis, der zu vielen Gelegenheiten passt. An heißen Sommerabenden kann ich ihn mir sogar fantastisch zu einem Abendkleid aus kühlem Seidensatin vorstellen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist top, die Haltbarkeit mittelmäßig und mir persönlich erscheint Coriandre als zeitgemäß und gut tragbar. Das Design des Flakons finde ich angepasst, ein wenig retro und androgyn dazu das Milchglas, ...so undurchsichtig wie der Duft.
"Coco" hätte ihn bestimmt geliebt und für mich steht fest: Coriandre ist und bleibt ein unentbehrlicher Bestandteil meiner Sammlung!
7 Antworten
Michelangela vor 12 Jahren 14 9
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Salz und Sand auf warmer Haut
Wenn ich mir die Kommentare zu "Eau Turquoise" durchlese, da wird mir ganz klamm ums Herz. Diese schlechte Kritik hat der Duft wirklich nicht verdient! Auch wenn ich nun wie ein unverbesserlicher Duftbanause aus der Kategorie "Pöbel" dastehe:
ICH STEHE DAZU!
Eau Turquoise durfte nämlich heute endgültig mein Herz erobern.
Ich trage ihn seit heute Morgen, d.h. knappe neun Stunden und hab zwischendurch 2-3 Mal nachgesprüht, weil mich diese ungewöhnliche und doch so aromatische Duftnote gänzlich närrisch macht.
Nachdem ich nun einige Stunden damit verbracht habe, fand ich auch heraus, warum dieser Duft in mir so eine gute Laune und dieses unglaubliche Wohlgefühl hervorruft. Ich dufte einfach nach Urlaub!
Der Auftakt ist erst einmal kalt und etwas muffig. Riecht irgendwie nach Mangokisten, die im feuchten Keller gelagert wurden. Sympathie erweckt er wirklich nicht mit diesem Entree, doch nach einem gefühlten Quantensprung ist der kühle Hauch verflogen und eine weiche, exotische Note macht sich auf meiner Haut breit. Ich empfinde sie als warm, süß und ein wenig fischig, wobei ich Sand und Meer förmlich riechen kann. Irgendwo im Hintergrund erahne ich auch noch eine vage Vegetation, doch vordergründig bleibt das Strandbild und zwar in einer sehr natürlichen Form.
Die salzig, leicht fischige Brise des Meeres kreuzt sich mit dem Duft heißem Sandes und eine exotisch frische Note Sonnenöl mischt sich darunter. Da ist auf meiner Haut nichts wirklich fruchtig oder gar krautig. Eher zieht sich ein cremig salziger Film über das Herz dieses Duftwassers und wenn es sich in die Basis neigt, dann fühle ich mich so, als wäre ich gerade vom Strand zurückgekommen....
Es mag sein, dass Eau Turquoise kein aufregender Duft ist; ein tropisches Highlight ist er sicherlich auch nicht, doch es handelt sich durchaus um eine interessante Kreation, die sich (wenigstens auf meiner Haut) sehr angenehm entfaltet. Im gesamten Duftverlauf ist die Farbe Türkis dabei sehr präsent, ähnlich wie bei "Jewels of Blu" von Aqaba. Daher kann ich Vergleiche zu süßen und oft auch klebrigen Tropic-Gourmands wie jene von Comptoir Sud Pacifique überhaupt nicht nachvollziehen. Ich würde eher behaupten, dass es sich hier um einen parfümtechnisch ungewöhnlichen Hautschmeichler handelt der aufgrund falscher Erwartungen vollkommen missverstanden wird.
Die Pyramide lässt eigentlich einen ganz anderen Duftverlauf erwarten, als ich ihn erlebe und ich bin mir auch sicher, dass die Entfaltung am warmen Körper noch einmal eine differenzierte Entwicklung nimmt als ein kleiner Sprüher am Handgelenk oder sonst wo.
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Fazit:
Eau Turquoise ist eine Komposition mit einem besonderen Charakter, der sich gerade im Sommer in einige Herzen schleichen könnte.
Nur Mut, vorbehaltlos testen lohnt sich!


Übrigens: auf Fragrantica und im Dufttagebuch von ALdZ schneidet er auch gut ab :-)
9 Antworten
Michelangela vor 12 Jahren 22 8
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
„Ein Klassiker mit verruchtem Charme und unerbittlicher Ausdauer”
Es ist unheimlich schwer vorbehaltlos einen treffenden Kommentar zu schreiben. Oft liegen Steine in Form von "übler Nachrede", "falschen Erwartungen" oder auch "überschwänglichem Lob" über das betreffende Parfum auf dem Weg des Kommentators und erschweren somit schon das objektive Zusammenkommen mit jenem Duft. Das Innere im Auge des Kommentators bleibt uns verborgen und wir können uns nur selbst ein Bild vom Geschriebenen machen und unserer Fantasie (soweit wir genug Potenzial zutage bringen)ein paar prächtige Flügel verleihen.
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Genauso ergeht es mir mit Habanita, denn schon allein der Name HABANITA stiftet Verwirrung in mir....
Was soll Habanita wirklich bedeuten? Ich lese immer wieder etwas von einer rassigen Zigeunerin, kann dieses Bild aber nicht nachvollziehen. Bunte Kleider, eine gewisse Wildheit und Mythen über Mythen begleiten diesen Duft. Woher kommt diese Assoziation? Ist es nur Fantasie? Oder handelt es sich tatsächlich um einen geschichtlichen Hintergrund des Duftes?
Ich habe meine sieben Sinne zusammengepackt und mich auf die Suche nach der mysteriösen Herkunft dieser Zigeunerin gemacht!
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Wir schreiben das Jahr 1921! Molinard bringt eine Duftmischung aus Vetivier und Vanille auf den Markt, die einzig und allein dazu gedacht ist, Zigaretten zu parfümieren; die sogenannte "Garçonnes" zu ihrem Markenzeichen erkoren hatten. Mit einem Glasröhrchen wurde ein winziger Tropfen des Elixiers auf die brennende Zigarette geträufelt, um mit dem entstehenden Rauch einen betörenden Duft zu erzeugen.
Dieses herrliche, durchdringende Aroma erlangte so große Beliebtheit, dass dann auch endlich im November 1926 (erst Jahre später!) das erste Parfum Extrait davon präsentiert wurde. Habanita erschien in einem von René Lalique signierten Kristallzerstäuber.
Von nun an und bis heute erobert Habanita die Herzen der Frauen und ihrer Geliebten in jenem schönen schwarzen Flakon und rühmt sich als eines der am besten haftenden Parfums der Welt.
Natürlich wurde dieser Duft reformuliert, wir schreiben ja schließlich inzwischen das Jahr 2012 und so wie sich unsere Welt innerhalb der letzten knapp 100 Jahre verändert hat, ist es doch recht verständlich, dass selbst auch einige Düfte angepasst werden "müssen". Verbote verschiedener Inhaltsstoffe haben unsere Parfumeure vor schwere Aufgaben gestellt und bestimmt auch so manchen passionierten Liebhaber verzweifeln lassen. Die uhr dreht sich unaufhaltsam weiter, wer bestehen will, wird sich dem Lauf der Zeit wohl auch beugen müssen…
Doch mal ganz ehrlich: Trinkt heute noch jemand Coca Cola mit Kokain drin??? Nein! Das wurde schließlich auch zu unserem "Besseren" reformuliert ->, wenn man das überhaupt so bei einem Getränk wie Coca Cola sagen kann....
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Luca Turin beschreibt beispielsweise in seinem Buch "Perfumes the Guide", dass inzwischen die südfranzösische Parfumhochburg Grasse zum größten Teil nur noch billige und schlichte Massenware produziert, die an Ort und Stelle in den Fabrikshops verkauft wird. Nur noch sehr wenige "Werke" entsprechen wirklicher Parfumeurskunst und ragen somit aus der Billigmasse heraus. Eine dieser Ausnahmen ist: Habanita von Molinard, ein sehr schöner, aufregender und wirklich gut angepasster Klassiker aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts.
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Habanita beginnt blumig oppulent, bekanntlicherweise ja ganz mein Ding. Es ist aber keine stechende oder frische Blüte, sondern von Anbeginn eine Cremigkeit in all der Blütenpracht zu vernehmen. Sozusagen ein "geschmierter" Wumms mit extra Sahne. Ein wenig bitter wirkt die Kopfnote durch Galbanum, doch keinen Moment unangenehm oder störend, denn sie wechselt dann sehr schnell in das zunehmend weiche Herz von Habanita, das blumig-trocken und auch schon etwas holzig-erdig wird. Jasmin, Rosen, Ylang Ylang und Heliotrop entwickeln eine geschmeidige und sehr erotisierende Duftaura, die sich üppig um die Trägerin legt. Nach einer wirklich bewundernswerten Ausdauer der Herznote schmiegt sich eine dunkel-samtige Basis aus trockenen Hölzern an, die über etliche Stunden in einer Hülle aus Vanille, Patchouli und dem leichten Nachruf von Vetivier ruhen. Wird Habanita abends aufgetragen ist sie selbst morgens in zerwühlten Laken und Kissen noch deutlich zu vernehmen. Der Haltbarkeit ist somit wirklich große Anerkennung zu zollen!
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Das Bild einer Zigeunerin oder derartige Visionen sind mir im gesamten Duftverlauf nicht begegnet, aber auch das magere Model ala Kate Moss, dass von einer Vorkommentatorin beschrieben wurde, ließ nicht bei mir blicken.
Meine Habanita ist eine Stadtnomadin und treibt sich auch mal gerne in dunklen verrauchten Clubs rum, mag Jazz und tanzt von Salsa bis Disco alles, was ihre Leidenschaft nicht zügelt. Sie trinkt dann einen Scotch auf Eis, raucht gerne Zigarillos und wenn sie lacht... dann hört man sie auch. Sie ist rassig, sexy, zeitlos und sie hat kein greifbares Alter.
Habanita passt ebenso in Jeans und Trägertop sowie zur üppig wohlgeformten Silhouette in einem figurbetonten Kleid. In Dessous oder gar nackt dürfte sie wohl unwiderstehlich sein.....
So sehe ich in Habanita einen weiblichen, opulenten Duft, der zwar verrucht aber auch sehr weich und geschmeidig wirkt. Ich denke, dass auch besonders Raucherinnen diesen Duft gut tragen können.
Tatsächlich ist Habanita kein Duft für schüchterne, zurückhaltende Damen und erstrecht nicht dazu geeignet, im Büro die Konzentration auf zu erledigende Arbeiten zu fördern... -
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Sie ist die Verkörperung der leidenschaftlichen Frau, auch ohne Rüschenrock und Korsett. Denn selbst die Zigeunerinnen der Neuzeit tragen ihr Haar gezähmter und das Outfit angepasst. Die Zeiten der stets weiterziehenden Wohnwagen und Zelte der Sindi und Romas sind vorüber und tanzende Schönheiten ala Esmeralda sehen wir nur noch in Filmen wie: "Der Glöckner von Notre Dame".
In meinen Augen gehört Habanita zu jenen Klassikern, die bis heute ein ganz gewisses Etwas in sich bewahren. Reformulierung hin oder her! Hier trifft sich gekonnt ein Hauch verruchter Lebedame gepaart mit klassischer Eleganz. Korsett und Rüschenrock wurden durch fließendes Jersey ersetzt, die Zigeunerin ist eine moderne Frau mit einem Hauch nostalgischer Verführung. Dieser Eindruck wird immer noch in jenem wunderschönen Flakon im Originaldesign von René Lalique eingefangen.
Da ich das Original von anno dazumal nicht kenne, hab ich auch nichts, dem ich nachtrauern könnte. Die neue Habanita ist gestern per Post bei mir eingetroffen und ich kann gar nicht genug von ihr bekommen. Eine Steigerung dieses Duftes ist meinethalben nicht nötig, könnte vielleicht daran liegen, dass ich wahrhaftig schon verdorben und verrucht genug bin.
Sag mir, was Du trägst und ich sag Dir wer Du bist. Ich bin zeitweise sehr gerne eine Habnita :-)

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Über das Parfumhaus Molinard:
Molinard ist eines der bedeutendsten Parfumhäuser, bereits 1849 in Grasse gegründet. Es gehört zu den ältesten Parfumhäusern und ist noch immer in Familienbesitz. Königin Victoria von England ernannte MOLINARD zum königlichen Hoflieferanten: Unter dem Druck Napoleons III. eröffnete MOLINARD in Paris eine Dependance, um die stetige Versorgung des kaiserlichen Hofes zu sichern.
1921 war ein kreatives Jahr und Molinard startete zwei Produkte, die heute noch beliebt sind: erstens die berühmte Habanita "Parfüm für Zigaretten", das im Jahre 1924 "das hartnäckigste Parfüm der Welt" wurde und zweitens wurde erstmals ein festes "Concreta" (pflanzliches Blumenwachs) direkt als Parfum verwendet. Damit erschuf Molinard das SOLID-PARFUM!
In Grasse, Nizza oder Lille kann man Molinard besuchen und sich einen umfassenden Eindruck über 160 Jahre Parfumeriekunst machen...
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