21.05.2020 - 07:29 Uhr

Smellie13
28 Rezensionen

Smellie13
Top Rezension
19
Der Besuch der alten Dame
Auf der Suche nach einem passenden Titel für diesen Kommentar hatte ich zuerst aufgrund der schon mehrfach genannten schwachen Sillage und Haltbarkeit „der gehauchte Kuss“ im Kopf.
Dann versuchte ich mich in der freien Assoziation. Lipstick Fever…Lippenstift Fieber…und schon hatte ich das Bild einer jener alten Damen vor Augen, die fieberhaft ihr jüngeres Ich optisch am Leben erhalten wollen und dabei mitunter leider etwas übers Ziel hinaus schießen. Folgendes Erscheinungsbild taucht da auf: adrett bis auffällig poppig gekleidet, Föhnwelle im mehr als leicht violett stichigen Haar und beherzt präsentiertes Makeup. Die Lippen sind so stark geschminkt, dass deren eigentlicher Rand durch mehrmaliges Auftragen des Lippenstiftes, vermutlich auch mangels altersbedingt ruhiger Hand und scharfen Blickes, der heutigen Botoxpraxis Konkurrenz macht.
Die gleichnamige Tragikomödie von Friedrich Dürrenmatt war bloß ein weiterer Assoziationsschritt, spielt aber außer als Titelgeber keine weitere Rolle in diesem Kommentar.
Und ich will damit auch keineswegs ausdrücken, dass „Lipstick Fever“ irgendwie altmodisch oder altbacken ist.
Zum Duft:
Als Mitglied der Neigungsgruppe "Lippenstift" hier in diesem Forum habe ich dem Erhalt meiner Probe schon entgegen gefiebert ;-) und die ersten Beschreibungen sehr neugierig gelesen. Nach 3 Tagen persönlichen Testens kann ich so gut wie alle bisherigen Anmerkungen dazu gut nachvollziehen.
Die Ähnlichkeit zu „Replica - Lipstick On“ ist in der ersten Phase des Duftes frappierend, da würde ich ihn sogar als Zwilling sehen, wenngleich „Lipstick Fever“ meiner Meinung nach im Vergleich weniger wächsern und etwas weniger süß (worüber ich froh bin), dafür aber mehr pudrig ist.
Auch ein Zusammenhang zu Malles „Lipstick Rose“ wurde in einem Forumsthread genannt. Der gemeinsame Nenner ist hier meines Erachtens die veilchen-pudrig-lippenstiftige Projektion im Duftverlauf. Der Malle unterscheidet sich durch das prominente Vorhandensein der Rose und eines Vintagecharmes; beides ist in „Lipstick Fever“ nicht vorhanden.
Die präsentierte Lippenstiftnote ist zu Beginn also sehr authentisch und ganz wunderbar, bleibt aber leider wie bei allen Lippenstiftdüften in dieser Form nicht sehr lange erhalten.
Eine leicht fruchtige Himbeere kann ich zu Beginn gut riechen, im Verlauf nehme ich sie nur mehr angenehm leicht in der Projektion wahr, auf der Haut verschwindet sie bei mir völlig, da bleibt nichts davon über. Ein bisschen erinnert mich der Duft, wenn mich diese lippenstift-beerige Note umweht, an „French Kiss“, wobei jener viel intensiver und auch fruchtiger ist.
Wenn ich nach einiger Zeit direkt auf der Haut schnüffle, kann ich leider auch absolut keinen Lippenstiftduft mehr wahrnehmen. Ich empfinde ihn dann eher so wie schon von @Serduszko beschrieben als pudrig-würzigen Veilchen/Irisduft. Dabei ist mir ein weiterer Guerlainduft in den Sinn gekommen, nämlich „Cuir Beluga“. „Süßes“ steht da nur mehr am Rande, und der Duft ist spätestens ab da absolut unisex.
Und auch die von @Baerlie beschriebene stechende Note kann ich orten, wenngleich ich das eher als ein für mich nicht unangenehmes Kitzeln in der Nase empfinde.
Mit der leicht holzigen Note, die im Verlauf dazu kommt, hat er mich mehr an „Armani Privé - Rose d'Artiste“ als an „Liquid Illusion“ erinnert. Letzterer hatte bei mir eine ziemlich deutliche Synthetiknote, die es für mich im „Lipstick Fever“ erfreulicherweise nicht gibt.
In der Projektion kann ich auch immer wieder etwas angenehm Cremiges wahrnehmen, es riecht dann sehr gepflegt und auch wie ein gutes Make-Up.
Wie schon so oft beobachtet, kann ich den Duft immer besser und länger wahrnehmen, je öfters ich ihn getragen habe. Die Mini-Sprühstösse aus der Original-Probe geben ja leider auch nicht viel her und ich kann mir vorstellen, dass der Duft direkt aus dem Flakon oder aus einem Pen gesprüht durchaus mehr Substanz und Ausdauer zeigt.
Gesamt gesehen ist der Duft meiner Meinung nach recht gefällig. Er ist bestimmt ein angenehmer Begleiter, der einem durchaus auch immer wieder unterschiedliche Facetten um die Nase weht und daher auch nicht schnell langweilig wird. Er hält schön die Balance zwischen lippenstifitig, leicht beerig, pudrig-würzig, cremig und make-upig. Also allesamt nichts Neues oder Besonderes (nicht negativ gemeint), aber wenn man diese Richtungen mag, ist man vermutlich gut bedient.
Um das gemalte Titelbild nochmals aufzugreifen: anders als die liebenswerte alte Dame mit ihrer Schminke kann man mit dem Duft eigentlich nichts falsch machen.
Und in Anbetracht des ansprechenden roten Flakons kann ich mir gut vorstellen, dass der Duft bei mir einziehen wird.
Ach ja, und die Lippenstift-Duftkerze „Marilyn Candle“ werde ich mir dann mit bestellen. Darauf hat mich @Behaviour sehr neugierig gemacht. Vielleicht bringt die ja die dauerhaften Lippenstiftschwaden, von denen wohl die gesamt „Lippenstiftfraktion“ hier träumt ;-)
Nachtrag 2.6.2020: der Flakon ist sehr schön und wertig. Es lässt sich ein extrem feiner Sprühstoss dosieren. Und noch eine schöne Überraschung: die silbrige Schrift leuchtet bei Lichtkontakt irisierend in Regenbogenfarben.
Nachtrag 11.6.2020: ich habe den Flakon schweren Herzens schlussendlich weiter ziehen lassen, weil mir der Duft leider tatsächlich zu schwach und in der Basis auch zu holzig war.
Dann versuchte ich mich in der freien Assoziation. Lipstick Fever…Lippenstift Fieber…und schon hatte ich das Bild einer jener alten Damen vor Augen, die fieberhaft ihr jüngeres Ich optisch am Leben erhalten wollen und dabei mitunter leider etwas übers Ziel hinaus schießen. Folgendes Erscheinungsbild taucht da auf: adrett bis auffällig poppig gekleidet, Föhnwelle im mehr als leicht violett stichigen Haar und beherzt präsentiertes Makeup. Die Lippen sind so stark geschminkt, dass deren eigentlicher Rand durch mehrmaliges Auftragen des Lippenstiftes, vermutlich auch mangels altersbedingt ruhiger Hand und scharfen Blickes, der heutigen Botoxpraxis Konkurrenz macht.
Die gleichnamige Tragikomödie von Friedrich Dürrenmatt war bloß ein weiterer Assoziationsschritt, spielt aber außer als Titelgeber keine weitere Rolle in diesem Kommentar.
Und ich will damit auch keineswegs ausdrücken, dass „Lipstick Fever“ irgendwie altmodisch oder altbacken ist.
Zum Duft:
Als Mitglied der Neigungsgruppe "Lippenstift" hier in diesem Forum habe ich dem Erhalt meiner Probe schon entgegen gefiebert ;-) und die ersten Beschreibungen sehr neugierig gelesen. Nach 3 Tagen persönlichen Testens kann ich so gut wie alle bisherigen Anmerkungen dazu gut nachvollziehen.
Die Ähnlichkeit zu „Replica - Lipstick On“ ist in der ersten Phase des Duftes frappierend, da würde ich ihn sogar als Zwilling sehen, wenngleich „Lipstick Fever“ meiner Meinung nach im Vergleich weniger wächsern und etwas weniger süß (worüber ich froh bin), dafür aber mehr pudrig ist.
Auch ein Zusammenhang zu Malles „Lipstick Rose“ wurde in einem Forumsthread genannt. Der gemeinsame Nenner ist hier meines Erachtens die veilchen-pudrig-lippenstiftige Projektion im Duftverlauf. Der Malle unterscheidet sich durch das prominente Vorhandensein der Rose und eines Vintagecharmes; beides ist in „Lipstick Fever“ nicht vorhanden.
Die präsentierte Lippenstiftnote ist zu Beginn also sehr authentisch und ganz wunderbar, bleibt aber leider wie bei allen Lippenstiftdüften in dieser Form nicht sehr lange erhalten.
Eine leicht fruchtige Himbeere kann ich zu Beginn gut riechen, im Verlauf nehme ich sie nur mehr angenehm leicht in der Projektion wahr, auf der Haut verschwindet sie bei mir völlig, da bleibt nichts davon über. Ein bisschen erinnert mich der Duft, wenn mich diese lippenstift-beerige Note umweht, an „French Kiss“, wobei jener viel intensiver und auch fruchtiger ist.
Wenn ich nach einiger Zeit direkt auf der Haut schnüffle, kann ich leider auch absolut keinen Lippenstiftduft mehr wahrnehmen. Ich empfinde ihn dann eher so wie schon von @Serduszko beschrieben als pudrig-würzigen Veilchen/Irisduft. Dabei ist mir ein weiterer Guerlainduft in den Sinn gekommen, nämlich „Cuir Beluga“. „Süßes“ steht da nur mehr am Rande, und der Duft ist spätestens ab da absolut unisex.
Und auch die von @Baerlie beschriebene stechende Note kann ich orten, wenngleich ich das eher als ein für mich nicht unangenehmes Kitzeln in der Nase empfinde.
Mit der leicht holzigen Note, die im Verlauf dazu kommt, hat er mich mehr an „Armani Privé - Rose d'Artiste“ als an „Liquid Illusion“ erinnert. Letzterer hatte bei mir eine ziemlich deutliche Synthetiknote, die es für mich im „Lipstick Fever“ erfreulicherweise nicht gibt.
In der Projektion kann ich auch immer wieder etwas angenehm Cremiges wahrnehmen, es riecht dann sehr gepflegt und auch wie ein gutes Make-Up.
Wie schon so oft beobachtet, kann ich den Duft immer besser und länger wahrnehmen, je öfters ich ihn getragen habe. Die Mini-Sprühstösse aus der Original-Probe geben ja leider auch nicht viel her und ich kann mir vorstellen, dass der Duft direkt aus dem Flakon oder aus einem Pen gesprüht durchaus mehr Substanz und Ausdauer zeigt.
Gesamt gesehen ist der Duft meiner Meinung nach recht gefällig. Er ist bestimmt ein angenehmer Begleiter, der einem durchaus auch immer wieder unterschiedliche Facetten um die Nase weht und daher auch nicht schnell langweilig wird. Er hält schön die Balance zwischen lippenstifitig, leicht beerig, pudrig-würzig, cremig und make-upig. Also allesamt nichts Neues oder Besonderes (nicht negativ gemeint), aber wenn man diese Richtungen mag, ist man vermutlich gut bedient.
Um das gemalte Titelbild nochmals aufzugreifen: anders als die liebenswerte alte Dame mit ihrer Schminke kann man mit dem Duft eigentlich nichts falsch machen.
Und in Anbetracht des ansprechenden roten Flakons kann ich mir gut vorstellen, dass der Duft bei mir einziehen wird.
Ach ja, und die Lippenstift-Duftkerze „Marilyn Candle“ werde ich mir dann mit bestellen. Darauf hat mich @Behaviour sehr neugierig gemacht. Vielleicht bringt die ja die dauerhaften Lippenstiftschwaden, von denen wohl die gesamt „Lippenstiftfraktion“ hier träumt ;-)
Nachtrag 2.6.2020: der Flakon ist sehr schön und wertig. Es lässt sich ein extrem feiner Sprühstoss dosieren. Und noch eine schöne Überraschung: die silbrige Schrift leuchtet bei Lichtkontakt irisierend in Regenbogenfarben.
Nachtrag 11.6.2020: ich habe den Flakon schweren Herzens schlussendlich weiter ziehen lassen, weil mir der Duft leider tatsächlich zu schwach und in der Basis auch zu holzig war.
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