Mikri
Der analog Rasierer
vor 11 Jahren - 03.06.2013
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Schick Injector Typ E2 (1935-1938) Non-fixed Spring, Bakelite Handle

Heute möchte ich euch statt von einem Duft, von einem Rasierer berichten.

 

Es handelt sich bei diesem Rasurgerät um einen sogenannten Single Edge Hobel, also um einen Rasierhobel, der eine andere als die bekannte, doppelseitig scharfe Klinge erfordert. Die Klinge ist einerseits schmaler und weist andererseits nur eine scharfe Seite auf, die zur Rasur geeignet ist - Single Edge eben.

Non-fixed Spring deutet darauf hin, dass der unter dem Rasiererkopf befindliche „Hebel“ zur Seite gedreht werden kann und den unteren Kopfteil zur Reinigung frei gibt. Mein Modell ist ein Bakelite Handle, also einer mit Griff aus Bakelit.

Dass das Design des Rasierers noch deutlich im Art-Déco verankert ist, ergibt sich aus dessen Herkunft.

In den roaring Twenties stellte Col. Jacob Schick für die Magazine Repeating Razor Company diese Art der Rasierhobel her, bis er 1928 entschied, sich weiterhin der Trockenrasur zu verschreiben und die Patentrechte der American Chain and Cable verkaufte. Die wiederum stellte diese Art Rasierer bis 1945 her. 1946 kaufte die Firma Eversharp die Patentrechte auf die Rasierer auf und fertigte fortan diese Art der Rasierer.


Das Wort Injector lässt vermuten, dass etwas injiziert wird – genau, nämlich die Klinge.


Diese Klingen stehen in einem Magazin aus Metall oder Kunststoff zu fünfen oder zehnen zur Verfügung. Das Magazin weist seitlich eine Führungsklinge auf, die seitwärts mit ein wenig Druck in den Rasierer eingesteckt wird (Bild oben hintere Lücke). Wenn nun der Schieber auf der Oberseite des Magazins in Richtung Rasierer – worin das Magazin nun eingesteckt ruht – geschoben wird, schiebt die neue Klinge die alte, sich im Rasierer befindliche seitlich aus.


Dazu habe ich einen kleinen YouTube Beitrag gefunden:
http://youtu.be/dQ52zoN5acU


Ich habe diesen edlen Rasierer von einem jungen Freund Ende April zum Testen erhalten. Er wollte wissen, was ich dazu sage. Die erste Rasur mit diesem fast 80 Jahre alten Instrument war äusserst erfreulich. Nach gewohnter Vorbereitung mit heissem Tuch und zusätzlich Pre-Shave Oil von Taylor’s von der Londoner Old Bond Street wurde mit einem schönen grossen 2-Band Dachshaarpinsel Dr. Harris‘ Lavander Rasierseife aufgeschäumt und auf die Stoppeln aufgetragen.


Danach ging es daran, wie bei jedem Rasiergerät, den richtigen Winkel zu finden. Das stellte sich als sehr einfach heraus. Der Rasierer fordert vom Benutzer keinerlei manuellen Extravaganzen. Obwohl der Schick Injector in einem sehr kleinen Winkel rasiert wirkt er an der Wange sehr intuitiv bedienbar. Ich meine ein sehr ausgeklügeltes kleines Gerät in Händen zu halten. Die haben sich schon einige Dinge überlegt früher. Ich krieg jedesmal eine Gänsehaut, wenn ich ein altes Buch aufschlage, mich mit einem alten Duft parfümiere oder eben mich mit einem alten Rasurgerät rasiere. Ich bin immer froh, dass der entzückte Gesichtsausdruck rasch wieder nachlässt, der mich im Spiegel anschaut. Man darf ja so nicht unter die Leute.


Die Rasur war äusserst sanft. Kaum spürbar rauschte die Klinge durch meinen
speziell für diesen Test stehen gelassenen Dreitagebart. Ich wollte dem „Lütten“ alles abverlangen. Überraschend wurden die Stoppeln und die Rasierseife klaglos unter den Rasiererkopf gedrückt. Keine Verstopfung, wie ich es eigentlich erwartet hatte, entstand. Das Gefühl nach der Rasur glich dem nach einer Messerrasur. Die Haut war superglatt oder BBS (Baby Butt Smooth) wie wir Rasuristi sagen und spannte ganz leicht, jedoch nicht unangenehm.


Ich bin sicher, ihr werdet mit mir einig gehen, wenn ich sage, dieser Rasierer ist etwas Besonderes. Da mein junger Freund mit ihm nicht ganz so gut klar kam, ging er gegen einen angemessenen Betrag in meinen Besitz über.


In meiner Sammlung hat der Schick Injector insofern einen Ehrenplatz, als dass er in der Gebrauchsrotation seinen Platz erhalten hat.


Es macht einen Riesenspass sich mit diesem Gerät die Bartstoppeln zu kürzen.

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