Moriarty

Moriarty

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6 - 10 von 150
Moriarty vor 7 Jahren 21 8
10
Flakon
9
Duft
Gewusst wie! Bello e impossibile!?
Seien wir mal ehrlich, heutzutage ist es schwierig das Rad neu zu erfinden, ohne irgendwo Anleihen an bereits existierende Düfte zu finden, außer man haut eine Nische raus, die vor Kante nur so strotzt und dementsprechend polarisiert. Es ist auch ein Unterschied zwischen plump kopiert und inspiriert. Auch wenn mich der Neue auch an andere Düfte erinnert, Prada hat trotzdem weiterhin Signatur, Charakter und Individualität erhalten, dazu später mehr.

"Prada L'Homme" ist schon aufgrund des Namens nicht nur eine starke Ankündigung, die Italiener hauen auch verhältnismäßig nicht inflationär eine Neuerscheinung nach der anderen raus. Also alles im Kontext zu anderen Marken gesehen und es schleicht sich auch hier wieder ein äußerlich positiver, roter Faden ein; auch wenn Optik natürlich nicht alles ist, hier weiß man noch in den meisten Fällen, was einen schönen Flakon ausmacht und dieser hier ist wieder mal eine Wucht in jeder Hinsicht!

Doch nun zum wichtigen Inhalt. Zum Auftakt erinnert er in der Tat an jene männliche Iris von Diors "Homme", wobei ich noch eher finde an die Ursprungsversion wegen diesem leicht süßen Traubenzuckerkontext. Das ist schon mal gelungen, er behält diesen Charakter auch im Hintergrund bei. Hinzu gesellt sich aber diese sauber seifige Note, die für mich bei Prada fast schon Tradition ist, ähnlich wie bei Bvlgari die Tee-Anleihen. Bei "Amber pour Homme" ist diese Erscheinung am ausgeprägtesten in die markante Richtung, bei "Infusion" eher sanft und "clean". Das muss man mögen, ich mag es und "Prada L'Homme" greift auch dies sukzessiv auf, eher dieser Barber-Shop-Feeling, wie bei "Amber pour Homme", nur dezenter. Das ist herrlich, wenn Auftakt und Folgeentwicklung im positiven Sinne verschwimmen.

Das ist wie eine Verschmelzung von "Dior Homme" mit "Reflection Man" bzw. "Le Mâle" und auch "Amber pour Homme". Also viele Anleihen, wenn man so will. Jedoch in der Gesamtheit und Ganzheitlichkeit ein wunderbarer, individueller Duft, gerade gewagt in dieser Mischung, wobei er nicht den kräftigen Ausdruck vieler der oben genannten Kompositionen hat, aber für mich weit davon entfernt ist keine Haltbarkeit und Projektion aufzuweisen. Sicherlich läuft man wie bei dem oben genannten Gaultier oder Amouage Vertreter bzw. "Amber pour Homme" nicht die Gefahr einer Überdosierung, aber bei dem Preis-/Leistungs-Verhältnis darf man ruhig mal ein bis zwei Sprüher mehr auftragen, wenn man denn meint er atme nicht stark genug.

Kein Wunder also, dass dieser Duft enorm gut ankommt bei seinen bekannten Facetten. Die gekonnte Verbindung dieser ist sogar so elegant und subtil, dass Prada "L'Homme" bei mir jetzt schon angenehmer empfunden wird, als Diors "Homme" und mit "Reflection Man" bzw. "Le Mâle" mindestens auf Augenhöhe steht. Eben auch, weil er die Haut eher mitatmen lässt und nicht überdeckt. Es bleibt zu hoffen, dass er einem nicht, wie an sich gute Düfte irgendwann auf den Keks geht, weil er an jeder Ecke zu riechen ist. Dieses Schicksal wird ihm hoffentlich nicht ereilen, deshalb ist er aber auch nicht gleich Mainstream, weil er beim Mainstream gut ankommt. Prada ist halt doch auf dem Markt präsenter, als so viele Nischenmarken mit ähnlichem Dunstkreis. Der erste Eindruck schreit jedenfalls im italienisch extrovertierten Stil: Bellissimo!
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Moriarty vor 8 Jahren 9 4
8
Duft
Muglers Tonka-Magie?
Ich mag die Vanille-Mandel-Bohne, wodurch im kulinarischen wie olfaktorischen, vorsichtig dosiert, wie es übrigens auch im Verzehr wegen dem enthaltenen Cumarin empfehlenswert ist, ein gewisser Zauber entstehen kann. Konsequenterweise interessiert mich Muglers "A*Men Pure Tonka", wie eigentlich jeder Flanker, da ich fast jeden lieber als das Original "A*Men" mag. Feintuning at his best. Da kamen Meilensteine der Moderne raus.

Im Grunde lässt sich "A*Men Pure Tonka" am besten mit drei andere Parfüms beschreiben. Es hat etwas, aber am wenigsten von "Rochas Man" (dezent Lavendel, süßer Kaffee). Hinzu gesellt sich viel "New Haarlem", also dieser etwas kantige Kaffee-Lavendel-Aroma mit leichtem Sirup-Frühstücks-Touch. Bond No. 9 geht aber da den etwas markanteren Weg und ist weniger süß. Nicht zu vergessen ist die Anleihe von Perry Ellis‘ "m", wo Patchouli neben diesem Cookie-Zimt-Tonka-Touch super integriert ist. Wie auch bei diesem Mugler.

Beim Original "A*Men" bin ich nicht so der Fan von dieser Schokolade auch Patchouli, da es mir zu erdig bzw. schwermütig auf Dauer ist. Geschmackssache, deshalb bin ich auf jeden "A*Men "so gespannt, der eine Komponente bzw. auf Basis dieser ja nicht schlechten DNA ausführt.

"A*Men Pure Tonka" ist jedenfalls einer der besseren Flanker und wird bestimmt auch gut ankommen. Etwas süß und pompös ist er schon, aber er hat wirklich Tonka-Magie inne. Deshalb würde ich ihn eher zum Party machen oder Ausgehen empfehlen, wo man etwas braucht, das lange und kräftig auf der Haut atmet.

Ob ich ihn für meine Sammlung brauche? Zwei ähnlichen Parfüms besitze ich selbst, aber ich überlege, ob ich mir ihn für den Herbst und Winter hole oder wieder mal "New Haarlem". Im Sinne von Preis/Leistung wäre die Wahl klar, aber der Bond No. 9 hat schon auch weniger Süße und wenn ich es mal so richtig süß mag, würde ich wohl "Pure Havane" vorziehen von den Flankern, was neben "Pure Malt" für mich der im positiven Sinne individuellste A*Men-Flanker ist neben "Pure Shot" ist, den ich wiederum aber nicht ganz auf dem Level sehe. Qualitativ liegt "Pure Tonka" jedoch zweifelsohne in der Oberliga.
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Moriarty vor 8 Jahren 8 1
8
Flakon
8
Duft
CH Men raucht jetzt Zigarre und trinkt süßen Whiskey
Es gibt sie noch. Die sinnigen und nicht inflationären Flanker. "CH Men Privé" gehört klar dazu. Warum das so ist? Lassen wir die Bilder sprechen.

"CH Men" ist eher ein offensiver Aufreißer. Seine Art muss man mögen, aber sie wird weitgehend gemocht. Die Kombination aus würzigem Pfeffer und Süße ergibt so einen individuellen Touch, der mir bisher in der Form noch nicht unter die Nase kam. Ich mag das, finde es genauso gelungen, wie einzigartig. Einzig "Bruno Banani Man" geht noch in diese Richtung, aber kommt nicht ganz von der Qualität hin, gleichwohl dieser Duft auch unterschätzt wird.

"CH Men Privé" feuert zum Auftakt auch aus allen Rohren. Das ist heftig und polarisiert mitunter. Sukzessiv wird aus dem offensiven Aufreißer aber jemand, der es dezenter und eleganter angeht und dabei in gewisser Weise ambivalent ist. Er ist klar weniger süß aufdringlich, aber andererseits auf einem andere Weg dekadent exklusiv.

Er wirkt wie "CH Men", der in der linken Hand eine kubanische Zigarre raucht und in der rechten einen süßen Vertreter Whiskey hält. Das Ganze erscheint geerdeter, aber nicht im Sinne von Erde, sondern eher von einer Zigarre mit leicht pfeffriger Note, die von einem Hauch süßen Whiskey umgeben wird.

Es verliert nie den Ursprungscharakter, aber tritt anders in Erscheinung, weniger offensiv, sondern eher charismatisch anziehend und nicht unbedingt auf Beute aus. Allerdings darf man es auch hier bei der Dosierung nicht übertreiben. Würze ist drin und Süße auch, aber weniger, vor allem vom zuletzt genannten.

Zwar ist der Overkill unwahrscheinlicher, als beim Original, aber trotzdem sind es beide Düfte, die Charakter atmen. Zu viel muss man nicht in die Waagschale bzw. auf die Haut werfen, sonst verliert man seinen eigenen Charakter.

Beachtet man dies, hat man einen Wahnsinns-Duft, der das Original impliziert, aber elegant subtiler daherkommt. Ich wüsste nicht, was besser ist, je nach Lust und Laune wahrscheinlich. Im Club würde ich wohl "CH Men" nehmen, für ein Date zum Beispiel den "Privé". Der ist sicherer, weniger laut ausdrucksstark, betont eher angenehm den eigenen Charakter, aber beide sind aus meiner Sicht ebenso genial, wie individuell. So soll es sein!
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Moriarty vor 9 Jahren 12
10
Flakon
8
Haltbarkeit
9
Duft
Feintuning mit mehr PS
Einer der augenscheinlich sinnvollsten Flanker, wo sich nur zwei Frage gestellt haben: Behält die Parfum-Version von "The One" den sexy Grundcharakter und hält sie auch wirklich länger. Man kann nicht "nur" beides mit ja beantworten, die DNA der beliebten Grundlage wurde aus meiner Sicht sogar perfektioniert. Ein großes Wort, aber ja, ich empfinde es so.

Die Gründe liegen dafür in der Betonung der Stärken und der tatsächlich längern Haltbarkeit. Doch im Detail. Diese attraktive Holz-Frucht-Würz Kombination des Eau de Toilette hatte etwas attraktives, sogar viel davon. Da muss man schon auf hohem Niveau jammern und das kann man umso besser seitdem die Parfum-Variante erschienen ist.

Was mir manchmal zu viel war in dieser EdT-Mischung, ist die kräutrige Note, vor allem Basilikum. Dadurch wurde dieser wunderbare Hauch von Trockenfrüchte auf Holz etwas überdeckt. Das roch zwar temporär immer interessant bzw. gut, aber auf Dauer machte mich das mitunter etwas satt, um es mal so auszudrücken. Beim Parfum hat man mehr Holz, mehr Nicht-kräutrige Würze und Frucht bzw. eben weniger Basilikum.

Die sexy Grundmischung bleibt vom Charakter erhalten, aber wirkt noch harmonischer und gleichzeitig kräftiger, was sich auf die Haltbarkeit auswirkt. Es ist kein aufdringlicher Duft, aber steht wunderbar im männlichen Kontext und das trotz einer feinen Süße. Eine Verbesserung im Detail kann manchmal eine große Wirkung erzielen, wie man hier erleben darf.

Flanker können gut und öfter schlecht sein, das Parfum von "The One" ist für mich schlichtweg eine der besten Fortsetzungen, die ich bisher unter die Nase bekam. Tolle Parfums verdienen dann auch mitunter solch große Worte. Ich bin jedenfalls begeistert angesichts des wohl sinnvollsten Flankers, den man sich vorstellen kann.
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Moriarty vor 9 Jahren 4 1
10
Flakon
6
Duft
Wer ist hier der Boss?
DER Duft sollte es werden, ein markantes Düftchen ist es geworden. Bei Boss träumt man wohl heute noch von "Bottled", dem deutschen Apfel, der die Welt eroberte. Seitdem ist viel Rauch um wenig, wenn nicht sogar Nichts.

Das schöne Flakon ist dabei schon mal ne Ansage, da muss etwas Besonderes drin sein. Würze, Frucht und Leder. Männlichkeit als DER neue Duft, was man nicht scheut zu betonen. Dafür riecht er aber zu sehr nach Alles und Nichts. Nicht schlecht, aber so beliebig aus allem, was man schon irgendwie gerochen hat zusammengebastelt und ohne Wiedererkennungswert. Etwas "The One" von D&G und viel mehr und das alles im Kontext dieser typisch markanten, synthetischen, würzigen Männlichkeit, die einfallsloser mittlerweile nicht mehr sein könnte.

Neben Leder gesellt man dann in der Basis noch etwas Vanille oder Tonka. Das klingt nicht schlecht, ist es auch nicht, aber wer so auf die Kacke haut, muss sich auch ein Stück weit daran messen lassen. Dafür unterliegt das Ganze zu sehr diesem Allerweltskontext, womit man einen Standard-Duft die männliche Basis gibt. Etwas synthetisch markant, was in jedem Duschgel, wo "Man" draufsteht, drin sein könnte. Würzig ist er, aber neue Akzente? Fehlanzeige.

Das ist viel zu uninspiriert für DEN Duft. Ein Boss sollte anders aussehen. Da überzeugt nur die Außenhülle, im Kern ist das doch lieblos und eher das Scheitern an dem Versuch etwas Großes herzustellen. Schlecht ist was anderes, aber davon sollte hier eh nicht die Rede sein, sondern von "The Scent" und da muss man schon über sehr viel wegsehen, um den zu sehen.
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