Morrissey

Nachdem ich längere Zeit nicht mehr über Düfte geschrieben habe, hat mich dieser Duft doch zu einem Kommentar inspiriert, der auch der erste für diesen schönen Duft ist.

Ich mag milde Vetivers sehr gerne. Leider sind meine beiden Favoriten Düfte die bei mir eine „sanfte, leichte Vetiver Aura“ kreieren und nicht zu scharf oder erdig sind, relativ hochpreisig. (Creed Original Vetiver und Frederick Malle Vetiver Extraordinaire).

In diese Lücke springt Sunrise Vetiver von Franck Olivier. Der Duft kann die beiden o.g. zwar leider nicht komplett ersetzen (er kostet lediglich einen Bruchteil), kommt ihnen aber in manchen Facetten recht nahe. Ausserdem ist es ein guter Vetiver Einsteiger Duft, da er nicht so streng/würzig ist wie Guerlain Vetiver, oder so dunkel und düster auftritt wie Encre Noir, sondern eher zart und sanft daher kommt.

SV eröffnet mit einem angenehmen Mix von Zitrusfrüchten, eher Zitrone/Yuzu als Grapefruit oder Orange. Auf keinen Fall süßlich, sondern zitronig frisch. Bereits nach einer knappen halben Stunde folgt die grüne Phase, die ich dem Eisenkraut zuschreibe (obwohl ich Eisenkraut pur noch nie gerochen habe). Es bleibt aber cremig, weich, irgendwie schwebend, obwohl der grüne touch immer mehr in ein ganz leicht rauchiges Vetiver übergeht. Der Duft hat keine grossartigen Sprünge in der Entwicklung, es sind immer nur Nuancen um die er sich weiterentwickelt. SV bleibt immer mild und zurückhaltend, auch im drydown, in dem ich neben dem Vetiver ein wenig hellen Moschus erkenne.

Während SV gemeinsame Aspekte mit anderen Vetiver-Düften teilt, hat er seinen eigenen Charakter, der m.E. einen Test wert ist. Angeblich soll Mark Buxton der Parfumeur von SV sein, ich kann das nicht beurteilen, hatte auch noch nie (bewusst) einen Duft von MB.

Bei mir ist SV auf der Haut nach vier bis fünf Stunden noch leicht wahrnehmbar, danach ist Schluss. Den Duft kann man auch nicht gerade als Sillage-Monster bezeichnen, dies ist mir im Frühling/Sommer aber oft sehr recht :-). Aus diesem Grund auch gut für das office oder den Zug/Flugzeug geeignet.

Ein Wort noch zum Flakon: Phänomenal ! Ein sehr schwerer, eleganter, handlicher Glasflakon mit klasse Magnetverschluss, vernünftigem Zerstäuber und hochwertigen Metall Applikationen. Würde auch einem 200 Euro Duft gerecht werden.

Ach ja, habe ich schon gesagt, daß es Sunrise Vetiver für 15 Euro / 75ml zu kaufen gibt ?

Gestern bei Breuninger:

Stolz erzählt mir die sehr attraktive Verkäuferin, die nicht mehr die jüngste ist, dass es jetzt den Aventus in der „Duftrichtung Cologne“ gibt. Sie legt Wert darauf, dass es sich jedoch immer noch um eine intensive Parfum Konzentration handelt und eine elegante Mandarine, sowie hochwertiger Ingwer den alten Aventus damit auf einen neuen Thron heben :-) wie es sich für einen Monarchen gehört, lach ....

Ich habe dann auch dreimal auf mein Handgelenk sprühen dürfen. Ganz nett, wie eine Mischung aus Dior Eau Sauvage, Terre Eau Fraiche, Vibrant Leather und dem Original Aventus.

Drei Stunden später war auf meiner Haut wirklich NICHTS mehr zu riechen.
Vielen Dank auch.

Diesen Creed überlasse ich dann den zahlreichen Touristen aus Asien, die permanent die Regale bei B. leer räumen.

Ja, ich kenne Dior Homme Intense und Valentino Uomo Intense, mit all ihren Unterschieden:

Kakao vs Leder, Lippenstift vs Puder-Vanille, und noch einige andere kleinere Unterschiede. Das meiste stimmt, zumindest kann ich diese unterschiedlichen Duftnoten bei beiden wahrnehmen.

Zara 9.0 ist für mich eine geniale Mischung aus diesen beiden doch sehr schönen Düften. Eine etwas andere Iris als beim DHI, weniger Schminktäschchen, eher trockeneres, männlicheres Puder. Der Lederakkord, den ich bei VUI als etwas zu dunkel empfinde, ist wenn überhaupt, im 9.0 nur sehr verhalten vorhanden, wahrscheinlich ist der Kardamom daran "schuld".

Die Symbiose dieser beiden Richtungen ist für einen 10 Euro Duft außergewöhnlich professionell gelungen. Die beiden "Vorbild-Düfte" haben bei mir nach längerem, oder häufigerem Tragen, wegen der starken Ausprägung der oben genannten Duftrichtungen, manchmal zu einem etwas nervigen, mühsamen Miteinander geführt.

9.0 ist für mich auch bei häufigem Tragen angenehmer, da ausgeglichener. Eigentlich erstaunlich bei diesem Preis. Er kommt aber auf jeden Fall dem VUI näher als dem DHI. Ich glaube es liegt an der Vanille, die bei beiden relativ deutlich zu erkennen ist.

Der Flakon ist schön und hochwertig und der Sprüher etwas geizig was die Menge angeht, ist aber nicht schlimm.
Falls das Preis/Leistungsverhältnis für jemanden, der das hier liest, relevant ist, probiert den einmal. Die risk/reward ratio stimmt auf jeden Fall.

Ach ja, dem 9.0 geht ein- bis zwei Stunden früher die Puste aus als dem DHI und dem VUI. Nach 5-6 Stunden verabschiedet er sich leise und angenehm.

Bleu de Chanel EDT ist mein Signatur-Duft, weil er universell ist. Dies klingt nüchtern und nicht sehr emotional, trifft den Nagel jedoch auf den Kopf !

Nach vielen Jahren, in denen ich mit nur 1,5 Düften nichts vermisst habe, habe ich mich auf diese website verirrt. Eine interessante Odyssee begann. Nach unzähligen Parfümerie Besuchen, Tauschaktionen und Abfüllungen habe ich viele Facetten der aktuellen Duftkompositionen kennengelernt.

Die meisten waren interessant, aber nicht alltagstauglich. Oud, Rauch, animalisch, glühweinisch, zitronensorbetmässig, urinös, moorig etc. - nichts für mich. Es hat gedauert bis ich einen Duft fand der mir gefiel und darüber hinaus nicht nur in sehr ausgewählten Situationen und Stimmungen eingesetzt werden kann.

Wenn ich aus dem Haus gehe schaue ich weder auf den Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit, die Mondphase oder ob irgendwelche Pollen in der Luft sind. Auch meine jeweils vorherrschende Stimmungslage möchte ich nicht immer analysieren, bevor ich einen Duft auswähle. Ich möchte einen Duft der (fast) immer passt.

Ok, mit einer Armada von Nischendüften könnte ich vielleicht meinen Dopamin-Ausstoss in einigen wenigen Situationen um wenige 5-10 Prozent erhöhen, brauche ich aber nicht. Ausserdem ist es mir völlig egal, ob ein Parfum aus der sogenannten Nischen- Krabbel- oder ach so einfältigen Designerecke kommt. Wenn es mir gefällt und vielseitig einsetzbar ist perlt Schelte an mir ab. -:)

Mein Eindruck des Duftverlaufs:

Bleu eröffnet mit Minze und einer Yuzu-artigen Zitrusnote mit ein wenig Veilchen die von Pfeffer unterstützt wird. Es ergibt sich ein warmes Gegengewicht aus Muskatnuss und anderen Noten die ich nicht genau erkenne. Grapefruit und Zeder bringen das Herz in Schwung,
Dies ist alles ziemlich konventionell, erzeugt aber eine sehr schöne kühle Frische. Die Grapefruit und die Zeder paaren sich mit einer holzigen, leicht ozonhaltigen Aura. Die Basis wird wärmer, mit Patchouli ?, einer sehr kleinen Weihrauchnote, gefolgt von Sandelholz und der Ambroxan-Basis die so oft Kritik einstecken muss.

Mir gefällt dieser Verlauf sehr gut.

Mehr brauche ich zur Zeit nicht :-)

Ach ja: Hält durchaus 6-7 Stunden, von nicht zu fernen Verwandten ist der Duft auch wahrzunehmen und der Zerstäuber ist top. Die Form des Flakons empfinde ich ab der 100ml Grösse als wenig ergonomisch.

Nachdem ich bereits ein Statement zu diesem Duft abgegeben habe, spürte ich den Drang noch einige Worte über diese außergewöhnliche Schöpfung zu verlieren.

Ich gehöre zu den Mitgliedern hier im Forum, die noch nie mehr als fünf bis maximal zehn Düfte gleichzeitig besaßen. Mehrere Jahre befriedigte nur ein einziger Duft meine Parfum Bedürfnisse. Dieses sehr schöne Forum entfachte mein Interesse für die Vielfalt der Düfte und sorgte, auch wegen der zahlreichen eloquenten und begeisterten Kommentare, für meinen ersten Blindkauf eines Parfum Flakons:

L’Instant de Guerlain pH. Was für ein interessantes Erlebnis !

Der Duft startet mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Duftnoten. Ich nehme Anis und Irgendetwas harziges wahr, etwas zitrusartiges kommt auch hinzu. Dieser Start ist mein Problem. Er ist für mich zu diffus und unangenehm. Ich fühle mich dabei gar nicht wohl. Die Duftnoten passen irgendwie nicht zusammen und erzeugen eine Aura, als hätte man willkürlich zahlreiche Parfums zusammen geschüttet, ohne auf die Komposition zu achten.

Nach circa ein bis zwei Stunden beginnt die wundersame Metamorphose. L‘Instant entwickelt sich langsam aber kraftvoll zu einem perfekten, hochwertigen Gourmand. So stelle ich mir flüssige Vollmilch Schokolade vor, die man in die Luft sprüht, während drei Becher heißer Kakao mit Sahne auf dem Tisch stehen und duften.
Unser beliebtester Neurotransmitter (Dopamin) wird plötzlich geweckt und verrichtet brav seinen Dienst. Nach drei Stunden liebe ich L‘Instant. Er verabschiedet sich nach weiteren zwei bis drei Stunden ganz leise mit einem Hauch Patchouli, der den Rest der Schokolade langsam schmelzen lässt. In diesem Stadium erinnert er mich ein wenig an Herod. Während dieser Zeit verwöhnt man auch seine nähere Umgebung mit einem Duft, der Willy Wonka jubeln lassen würde. Die Haltbarkeit empfinde ich als sehr gut, mindestens acht Stunden.

Leider stört mich der unangenehme Beginn so sehr, dass wir beide keine engen Freunde werden können. Ich habe mir wirklich gewünscht, dass wir miteinander glücklich werden, es hat nicht sollen sein. Es wird wahrscheinlich bei seltenen Begegnungen bleiben.

Ach ja, der Flakon ist meines Erachtens ziemlich langweilig, hat aber einen vernünftigen Sprüher.