MrPink

Aventus - der KING (wie viele diesen Duft nennen) - ist der Herzensduft von vielen Männern, von Jungs die mal Männer werden wollen, von F*ckboys und weiteren Unterkategorien des männlichen Geschlechts – gleichzeitig ist er wohl auch libidinöses Kokain für viele gestandene Frauen und leichte Mädchen. (Oder auf welche Kombination ihr auch immer steht: Seid lieb zueinander, habt Spaß und schützt euch! Ich denke jeder weiß, was ich meine und worauf ich hinaus will… und ich hoffe niemand fühlt sich ausgeschlossen - Liebe ist für alle da.)

Aber zurück zum eigentlichen Kommentar --- Für mich ist Aventus gestorben!
Und ich erkläre euch gerne warum:
Lange habe ich mir keinen vollen Flakon leisten können und leisten wollen, ich hatte Abfüllungen und habe mich durch die Klonlandschaft getestet (durchaus erfolgreich) aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass meine Sammlung nicht komplett ist ohne den König. Also griff ich zu, als ich ein gutes Angebot fand!

Ich hatte Aventus bis auf meine Abfüllungen nur in diversen Parfümerien getestet, hatte also nie die komplette Creed Aventus Erfahrung gemacht.

Als dann endlich das Paket kam – Enttäuschung auf ganzer Linie. – 220€ – und das ist was ich bekomme?

Der Flakon - hat eine billige Haptik, der Deckel gefertigt aus billigstem Plastik und quietscht schlimmer als ein Chihuahua dem man auf die Pfote tritt.

Der Duft ist schön, zugegeben im Opening etwas zitrischer als ich ihn kannte, aber gut - Batches und so *seufz* - im Drydown dann aber gewohnte Aventus’sche Eleganz und die ersehnten „pantydropping“ Qualitäten hat er auch noch!

Die Haltbarkeit – was soll ich dazu sagen? Morgens um 7 zur Arbeit aufgesprüht – nachm Mittagessen kaum noch wahrnehmbar (8 Sprüher habe ich mir gegönnt inkl Hemdkragen und Revers!). An einem anderen Abend für eine Verabredung nochmals Aventus aufgelegt und im Laufe des Abends verkroch er sich dann schneller als Testikel beim Winterbaden in Malmö!

- und das für 220€?

Da der Shop verifiziert war und auch bei Parfumo bekannt, konnte ich ein Fake ausschließen. Was ist das also für eine Brühe die Creed da neuerdings unter der Flagge des Königs dem Volke unterjubelt? Creed redet sich ja bekanntermaßen gekonnt aus dem Batchwahnsinn heraus: „WiR nUtZeN naTüRlIcHe ZuTaTeN, dA kAnN eS zU qUaLiTaTiVeN UnTeRsChIeDeN iN GeRuCh uNd PeRfOrManCe kOmMeN!“ – okay klingt logisch, wieso hat aber dann nur Creed derartig signifikante Schwankungen in Duft und Performance? Und wieso immer im graduellen Sinkflug zum vorherigen Batch? – ich glaube die Mär der Rohstoffschwankungen nicht, ich glaube die Antwort heisst Gier. Creed weiß, dass Aventus mittlerweile ein Statussymbol ist, sie wissen auch, dass Männer ihn kaufen werden, solange Frauen ihn riechen wollen – und wenn die darin baden müssen, um in der Disco oder beim Date nach Aventus zu riechen und das Ziel des Abends zu erreichen (Gibt’s eigtl. schon ein Aventus Shampoo? :D).
Was auch immer die Gründe sein mögen… ändert leider nichts an der Faktenlage!

Das Ganze ist wirklich ein Trauerspiel , aber wie sagt man:

Hochmut kommt vor dem Fall!

Mit diesem Duft fällt man nicht auf, man passt sich wunderbar und in eleganter Art und Weise seinem Umfeld an. Ein bisschen wie Wasser, was sich ebenso an jedes Umfeld anpasst.

Das erinnert mich an Bruce Lee´s berühmtes Zitat:

"Empty your mind, be formless, shapeless — like water.
Now you put water in a cup, it becomes the cup;
You put water into a bottle it becomes the bottle;
You put it in a teapot it becomes the teapot.
Now water can flow or it can crash.
Be water, my friend."

Daher passt diese Beschreibung imho ganz gut zum Duft:
Er ist gefällig, unauffällig, elegant und "slick".
Für mich einer der Düfte die durch ihre Schlichtheit und Unaufgeregtheit überzeugen.
Ganz gewiss ist Gentle fludity (Silver) ein Allrounder par Excellence!

Für mich riecht er vor allem nass, so ein trockenes warmes Nass, wie wenn man anch dem Sprung in den kühlenden See in der Sommerhitze trocknet, leicht "metallische" Noten nehme ich auch wahr - vermutlich durch die Wacholderbeere.
Insgesamt sehr stimmig, ausgewogen und trotz der Einfachheit interessant - und alles andere als synthetisch!
Hinzu kommt die elegante Moschusfrische die gepaart mit der Vanille dem Duft eine gewisse Cremigkeit verleiht und fast schon kuschelige Nuancen verpasst.
Er ist für mich kein typischer Aquat und ganz gewiss kein Duschgelduft.
Er ist hölzern - frisch - clean - kühlend - cremig - würzig und in seiner Simplizität sehr komplex.
Qualitativ sicherlich hochwertig, wie von einem MFK zu erwarten.

Er ist alles und nichts, er passt sich an, ist wandelbar, formbar, durchsichtig.

Seine Kraft und seinen Charme schöpft er aus der Einfachheit der Dinge.

Wie Wasser.

Layton - der wohl bekannteste und gehypteste Nischenduft (direkt nach A.).

Es gab/gibt sicherlich einige Diskussionen zu Layton und von purem Hass bis übermäßiger Lobhudelei ist diesem wohl schon alles entgegen geschwappt.

Aber was wird überhaupt kritisiert? - bei den Diskussionen die ich mitbekommen habe ging es oft um folgende Frage:
Ist das überhaupt Nische, wenn der so "unkomplex" und gefällig ist? Und ist er den (Retail-) Preis wirklich wert?
Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion aufwerfen, aber: Was ist denn Nische überhaupt? Muss man da nach kokeligem Bauernhof oder einer avantgardistischen Pissrinne riechen? (Das ist keine Wertung meinerseits! Aber alle die schon einmal in die "krasse künstlerische Nische" abgedriftet sind, wissen wohl was ich meine!)
Für mich bedeutet Nische vor allem Qualität - und imho ist Layton ein qualitativ hochwertiger Duft.

Aber nun in medias res:
Layton ist nicht aufregend, er ist keiner der aus der Masse heraussticht und nach Aufmerksamkeit schreit - kein Attentiongrabber.
Was ich an ihm schätze ist allem voran, dass er persönliche Erinnerungen/Assoziationen weckt - und zwar an Boss Bottled!
Er ist ihm zwar nicht unbedingt sonderlich ähnlich, aber diesen Vanille-Apfelkuchen-Vibe hat Layton imho schon. Nur ist das hier ein vollmundiger opulenter handgemachter Kuchen, von Omma, mit Äpfeln ausm eigenen Garten, Butter ausm holzigen Butterfass und viel viel Liebe - und ein wenig Minze zur Garnierung. Also kurzgefasst: qualitativ höchste Güteklasse - handwerklich einwandfrei!
Erfindet er den Apfelkuchen neu? Nö. Michellin würde wohl kein Stern verleihen.

Aber er ist olfaktorisches Soulfood!

Man kann das Rezept letzten Endes mögen oder nicht, nicht jeder mag Apfelkuchen - nichtsdestotrotz ist dieser hier verdammt gut gemacht!
Außerdem empfinde ich Layton als wunderbaren Einstieg in die Nischenwelt!

Und nicht zuletzt hat Layton einen unglaublichen Kuschelfaktor, da schmilzt das Vanilleeis dahin (if you know what i mean) ;)

.... jetzt hab ich Hunger.

PS: Tragt was ihr wollt und mögt, ob Kuhstall oder Apfelkuchen!

Wie kann ein Duft mit offiziell 3 Noten solch eine Komplexität aufweisen?

Aber der Reihe nach... zu Anfang rieche ich eine kräftige Portion Gewürze - Zimtig, pfeffrig und pudrig-cremig und leicht vanillig kommt der Trente-Quatre ums Eck und macht direkt klar wohin die Reise geht - Was eine Wucht - lecko mio!

Aber ist wirklich klar wohin die Reise geht? Denn nach kurzer Zeit gesellen sich Blumen hinzu.
Moment ... BLUMEN? BLUMEN? Ja. Blumen! Und nicht nur eine Blume, sondern direkt ein ganzes Blumenbouquet - vordergründig nehme ich eine Rosen- sowie eine Veilchennote wahr, wobei erstere deutlich überwiegt. Ich meine auch, dass ein wenig Iris das Sandelholz unterstützt und somit zur "Cremigkeit" beiträgt.

Im Drydown zeigt sich dann, was Dyptique kann! Wenn die Vanille und das Sandelholz gemeinsam für Stabilität sorgen und sich die Blumen und Gewürze an ihre jeweilige Wirkungsstätte sortieren, dann umgibt einen eine edle würzig cremige Aura! Der Trente-Quatre ist elegant, verführerisch, mysteriös und trotzdem überraschend alltagstauglich. Hier wird die klassische französische Duftkunst moderner Art und Weise interpretiert.

Zu Tentre-Quatre habe ich auch folgende bildliche Assoziation:
Kennt ihr diese Filmszene wo jemand in einem Trenchcoat unter einer Straßenlaterne steht, man die Rauchschwaden der Zigarette im Licht sieht und man anhand des Schattens der Schiebermütze/des Fedoras nur das halbe Gesicht erkennt? - Dieser geheimnisvolle Mann trägt vermutlich diesen Duft!

Mich hat er sehr überrascht - positiv.

Im Leben haben wir viele "Erste Male" - der erste Kuss - die erste Liebe - der erste Sex - der erste Vollrausch - die erste Prügelei - wann habt ihr zuletzt was zum ersten Mal gemacht?

Diese Frage kann durchaus philosophische Ausmaße annehmen - aber hier möchte ich über meine erste WOW-Erfahrung mit einem Parfum berichten. Und im Gegensatz zu manch anderen "ersten malen" - hat er hier sogar "Pardon" gesagt. ;)

Nun zu der Hintergrundgeschichte - ich war relativ neu in der Parfumwelt und habe zum zweiten mal die Trierer Nischenparfümerie von Edith Lücke besucht. Bis Dato kannte ich Nasomatto kaum bis garnicht - aber die Flakons zogen mich an. Nun stand ich da und griff natürlich direkt zu Black Afgano, den kannte ich immerhin von einigen Youtubern. Aber irgendwie fand ich den langweilig und mir viel zu aschig und süß. Und dann sprach mich eine nette Dame an und sagte mir ich müsse den Pardon probieren. Gesagt getan. Sie sprühte mir Pardon auf einen Duftstreifen... und es war um mich geschehen.

Schokoladiges blumiges Opening - mit leichten Rasierwasservibes. Dann kommt eine erdige Holzigkeit dazu (Patchouli?). Und immer wieder wird der Duft von einer leichten Würzigkeit flankiert (etwas zimtiges und Oud?). Was diesen Duft aber stets in eleganter Manier begleitet ist eine pudrige, frische Cremigkeit die ich so damals noch nie gerochen habe.
Diesen Duft zu riechen in der Parfümerie war ein olfaktorischer Tagtraum.

Es war der erste Duft bei dem ich etwas fühlte, das über "der riecht gut" hinaus ging.

Er war der erste Duft der meine vom Mainstream geprägte Nase restlos begeisterte und zugleich überforderte.

Er war der erste Duft mit einem für mich richtungsweisenden olfaktorisches WOW Erlebnis.