Mydarkflower

"Damit er sich schon mal an den Geruch gewöhnt."

Dieser Witz, der in meiner Familie vor einigen Jahren für schallendes Gelächter gesorgt hat und heute in die Internen der Familienanalen eingegangen ist, ist das erste (und ehrlich gesagt einzige), was mir zu Hindu Grass einfällt.

Ich weiß, dass die Bezeichnung als "Opa-/Omaduft" hier verpönt ist, aber genau das ist er für mich - und das meine ich nicht im positiven Sinne.

Es mag an meinem Alter (geb. 1980) oder meiner Herkunft (DDR) liegen, aber als ich Kind/Teenager war, rochen Opas so.
Es muss ein mir unbekanntes, überall erhältliches Rasierwasser gewesen sein, denn Parfum trug mann damals ja nicht und praktisch jeder ältere Herr roch so herb, krautig, irgendwie animalisch und leicht angeschmutzt.

Ich kann förmlich "Present 20"-Anzüge und Schiebermützen vor mir sehen, höre meinen Opa und seine Gartennachbarn lautstark im tiefsten Sächsisch streiten und kann riechen, wie sie unter diesem Rasierwasser im Hochsommer schwitzen.

Zusammen mit dem hier außerordentlich gruftartigen Patchouli (und eigentlich liebe ich Patchouli) bekommt der oben genannte Witz mit Hindu Grass eine zusätzliche, olfaktorische Dimension.

Ich will hier um Gottes Willen niemanden beleidigen, aber gibt es wirklich Menschen, die wie ein schon halb beerdigter alter Mann in Kunststoffanzug aus dem tiefsten Sachsen riechen möchten?
Für mich absolut unvorstellbar und Hindu Grass untragbar.

Hiermit möchte ich Wiedergutmachung leisten, denn ich habe Bal Musqué nun noch einmal getestet und zwar dieselbe Abfüllung, die der Auslöser für meinen Riesenverriss war.

Keine Ahnung, was in meine Nase gefahren war, aber ich kann jetzt, 2 Jahre später, überhaupt nicht mehr nachvollziehen, was ich damals gerochen habe.

Gut, dieser Pulverseifeneindruck besteht in der ersten Stunde immer noch, aber nur, wenn ich meine Nase genau an meine Haut halte.
Die Wolke aber, die zu mir hochweht, ist wunderbar weich und süß.
Nach dieser Stunde duftet es lecker nach einem noch warmen Kirsch-Mandel-Teilchen frisch vom Bäcker und so bleibt es auch eine geraume Zeit.
Nach ca. 6 Stunden ist die Kirsche verschwunden, der Duft nach Backwaren ist aber immer noch da, ganz zart, warm und weich.

Ich möchte mich entschuldigen, dass ich diesem wirklich schönen Parfum so Unrecht getan habe.
Den alten Kommentar habe ich gelöscht, lasse ihn aber im neuen untendrunter stehen, damit ihr auch wisst, für was ich hier Abbitte leiste.

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Im Statement steht es ja schon - in der ersten halben Stunde ist das mit Abstand das schlimmste Parfum, was ich je gerochen habe.

Ranzige Gallseife ist das erste, was meine Nase erreicht - dickflüssig und Fäden ziehend.
Pappig wie Kleister, der über meinen Arm kriecht.

Offenbar wird hier auch ein Krankenhaus grundgereinigt, denn der Geruch von Desinfektionsmittel gesellt sich langsam zur Gallseife, genauso wie der leichte Hauch von Schweiß (nein, kein frischer Schweiß...) und zu wechselnder Bettwäsche.

Ein schweißelnder Patient im desinfizierten, “frisch“ geschrubbten Krankenhaus kaut Mandeln, während jemand das Bett neu bezieht.

Der Aufenthalt ist vorbei, der Nichtmehrpatient steigt, immer noch ausdünstend, in den nächsten Zug und geht zuallererst mal aufs Klo.
Beim Händewaschen bemerkt er, daß aus dem Seifenspender mit dem Drehding untendran tatsächlich noch Pulverseife von anno dunnemals kommt.

Den ganzen Weg nach Hause hat er den pulverigen Seifengeruch in der Nase und pult sich die Mandelreste aus den Zähnen.

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie entsetzlich ich dieses Parfum finde - zum Übelwerden furchtbar.

Die Pyramide hat sich offenbar jemand ausgedacht, denn ich rieche Zitronenholz und zwar nicht das aus Südostasien, welches nur aufgrund seiner Farbe so heißt, sondern eins, was vermutlich nur in meiner Vorstellung existiert.

Vom ersten Sprüher bis zum Ende duftet es nach zitronigem Holz:
Frisch, gerade geschlagen, saftig, sanft, aufmunternd und hell.

Intense So Iris hat für mich überhaupt keinen Duftverlauf - es schnuppert von der ersten bis zur letzten Sekunde genau gleich.
Auf Arbeit umwehte mich für Stunden immer derselbe Hauch, ein sehr angenehmer, das sei auf jeden Fall gesagt.

Tragbar ist dieses Parfum mMn nur bei Wärme, Frühling, Sommer oder Herbst ist egal, nur unter 20 Grad darf es nicht sein (im Winter fand ich es einfach nur störend und deplaziert).

Ich könnte mich vorstellen, dass mir dieses Gleichbleibende irgendwann vielleicht auf die Nerven geht, aber dem Duft werde ich auf jeden Fall eine Abfüllungsdauer Zeit geben.

...hole ich ihn mir zurück - entweder von Leuten, an die ich ihn im Herbst/Winter verschenkt/ausgeliehen habe, weil ich bei Kälte jedes Jahr wieder einfach nicht verstehen kann, was ich an diesem Duft jemals gefunden habe, oder ich kaufe ihn mir erneut.

Seit mittlerweile 14 Jahren, seit seiner Lancierung, ver- und entliebe ich mich jedes Jahr aufs Neue.
Was mir bei Kälte künstlich in der Nase sticht und in mir absoluten Widerwillen auslöst, verwandelt sich bei Hitze in den ultimativ erfrischenden, lecker fruchtigen und fast nur durchs Schnuppern durstlöschenden Sommersonnehitzebegleiter.

Jil Sander Sport ersetzt mir (sinnbildlich) ab 25 Grad im Schatten Getränke, Sonnencreme, Freibadbesuche, Schattenplätzchen, kühle Brisen und den Sprung durch unseren Rasensprenger.

Mehr als frisch, fruchtig, abkühlend und bittersüß werden wir wohl noch viiiiiiel Zeit miteinander verbringen.
Jeden Sommer wieder.

Meine Schwester wollte beim ersten Test wissen, was für einen schönen "Mummelduft" ich da denn trage.

"Mummeln", oder besser gesagt "einmummeln" bedeutet in unserer Familie soviel wie "ein- oder ankuscheln", Variationen davon sind "warm einmummeln", "fest einmummeln" und "bequem einmummeln".

Es mummeln nur Kinder oder durch Krankheit und Traurigkeit angeschlagene Erwachsene.
Mummeln ist immer ohne Hintergedanken, es geht dabei nur um Nähe, Wärme und unschuldige Zärtlichkeit, so wie sie eine Mutter ihrem Kind gegenüber empfindet.

Selten habe ich einen Duft unter der Nase gehabt, der unschuldiger war als dieser.
Wobei Unschuld nicht ganz das beschreibt, was ich meine, auch wenn L'Heure de Nuit an einer sehr jungen Frau ganz bestimmt genau das ausdrücken kann.

Sollte ich dieses Parfum einem Archetypen zuordnen, dann wäre es "die Mutter".

Wunderschön lebendig und ehrlich wie ein Kinderlachen, weich wie die flauschigste aller Kuscheldecken, sanft wie die zärtlichste aller Umarmungen, tröstlich wie ein Kuss auf die Stirn, doch voller Zuversicht, Sonnenstrahlen und zarter Kraft.

Ein durch und durch freundlicher, liebevoller Duft, dessen Name mMn völlig irreführend ist, denn er ist voller Licht.

Ein Duft, der niemanden auch nur im Geringsten verschreckt, Sympathien hervorruft, das Gegenüber milde stimmt, einen selbst mit Wohlgefühl erfüllt, ein Lächeln auf Gesichter zaubert und der Kinder und Tiere fast magisch anzieht.

Ja, meine Schwester hat absolut Recht.