Nasella

Nasella

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Nasella vor 5 Monaten 13 12
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Eine Umavijani-Hymne
„The twilight hour comes…
Even my grief
Is swept away
By the anonymity of life“
- Montri Umavijani -

Soviel Wehmut in so wenigen Worten …

DUSITA.
Als ich die - für mich absolut außergewöhnliche - Marke kennenlernte, war ich geradezu
verzaubert und musste mehr über die Hintergründe erfahren.
Darüber war ich selbst überrascht, denn ich finde einen Duft gut oder auch nicht, aber er berührt mich ganz selten so sehr, dass ich mehr über ihn erfahren möchte.
Das liegt vielleicht auch daran, dass mich das oft unglaubwürdige „Marketing-Geschwafel“ eher abschreckt, als dass es mir einen Duft näherbringt.
Bei Dusita habe ich dieses Empfinden nicht. Im Gegenteil, ich glaube, die Düfte besser zu verstehen.

Nachdem ich ‚Issara’, den wohl bekanntesten Duft dieser Marke, getestet hatte, war meine Neugier geweckt und ich wollte die anderen kennenlernen. Ich bestellte bei Dusita Proben sämtlicher Düfte mehrfach zum gründlichen Testen.
Natürlich gefallen mir auch hier nicht alle, aber ich empfinde jeden als besonders.

Pissara Umavijanis Vater Montri Umavijani (1941–2006) war ein bekannter zeitgenössischer Dichter. Den ich selbstverständlich zuvor nicht kannte.
Gute Lyrik klingt wie eine Melodie und vermittelt Gefühle. Glück, sogar Euphorie, aber auch Schmerz und Trauer. Das schafft Pissara bei mir mit ihren Düften. Vielleicht nicht gerade Trauer oder Schmerz, aber eine leichte Wehmut. Man spürt, dass sie wohl in einem Haus aufwuchs, in dem Kunst und Kultur eine große Rolle spielt.

Ich wollte, was für mich eher ungewöhnlich ist, diese Düfte so unbefangen, wie möglich, testen. Deshalb habe zwar versucht, zuvor etwas über die Kunst der Umavijanis zu erfahren, aber keine Rezensionen und Statements gelesen.
Alle Tester wurden komplett verklebt, ich wusste nicht, welchen Duft ich teste.

Vier Dusitas haben mich so überzeugt, dass sie umgehend bei mir einziehen durften.

Wer bis jetzt durchgehalten hat, erfährt nun auch endlich, wie ich ‚Moonlight in Chiangmai‘ empfinde…
Ich möchte hier mehr darauf eingehen, welche Gefühle dieser Duft in mir auslöst und nicht jede einzelne Duftnote analysieren. Denn dieser Duft schafft es, mich träumen und genießen zu lassen, wie kaum ein anderer.

Ich mag keine Düfte, bei denen ich erst eine gefühlte Ewigkeit warten muss, bis er mir gefällt.
‚Moonlight in Chiangmai‘ liebe ich von Beginn an.
Er startet zitrisch. Die Yuzu vermittelt jedoch in keinem Moment den unbeliebten Putzmittel-Vibe. Sie ist recht herb, nicht säuerlich und man riecht hier eher die Schale, als den Saft.
Jasmin ist präsent, jedoch keinesfalls indolisch. Eine fast schon sittsame Jasmin.
Die Siam-Benzoe ist für mich als Benzoe-Fan besonders schön, ganz, ganz zart nach Kakaobohne duftend und unsüß. Gewürze machen den Duft exotisch, keinesfalls orientalisch.
Für meine Nase drängelt sich keine Duftnote vor, sie verstehen sich prächtig miteinander und respektieren sich.
Meine geliebte Myrrhe ist sicher mit ein Grund, dass ich diesen Duft so zauberhaft finde.
Patchouli empfinde ich oft als schwierig, hier ist er „unmuffig“ und eher sauber-erdig, ohne besonders aufzufallen.
Obwohl der Duft hier als holzig geführt wird, empfinde ich ihn nicht so.
Teakholz mag unterstützend sein, ich rieche aber nichts von dem jetzt leider in vielen Düften vorkommenden, schrecklich synthetischen „Holz“.
Jetzt habe ich doch ein wenig analysiert…

Der Duft ist als Herrenduft gelistet, was wohl vor allem der Yuzu und dem Vetiver geschuldet ist.
Für mich ist er absolut unisex.

BR-Vibes habe ich nicht, diese beiden Düfte verkörpern für mich auch grundlegend unterschiedliche „Ideale“.
Hatte ich bei ‚Moonlight in Chiangmai‘ die von Pissara beschriebene Assoziation
„nächtlichen Duftes des Geheimnisses, der mit der Dualität zwischen Licht und Schatten spielt und dabei eine wunderbare Szene einer Nacht in der Stadt malt, die von Mondlicht und Glühwürmchen durchflutet wird“?
Wohl eher nicht, dennoch musste ich sofort an das zuvor zitierte Gedicht ihres Vaters Montri denken. Dieser Duft macht mich auf eine schöne Weise melancholisch und verzaubert mich.

Natürlich bin ich mit dem Wissen um die Herkunft der Parfumeurin nicht unvoreingenommen.
Ich habe Assoziationen zu einer surreal-schönen Landschaft, vielleicht sogar einem thailändischen Shangri-La. Ein kurzer Moment des Rückzugs aus dieser teilweise so schrecklichen Welt, ein kurzer Moment olfaktorischen Glücks.

Und ja, jetzt sehe ich auch das Mondlicht und die Glühwürmchen…





12 Antworten
Nasella vor 11 Monaten 8 1
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Mein mediterraner Traum
Glutrote Sonne am Horizont …
Schon fast im Meer versunken
Meeresrauschen …
Wellen kühlen unsere sonnenerhitzten Körper
Vorahnung …
Mystische Blaue Stunde
Salz auf unserer Haut …
Der Duft von Freiheit

A’mmare teleportiert mich in einen mediterranen Traum aus glasklarem Wasser und gesunden Wäldern. Ich kehre nach einem Tag am Meer heim, der Wind trägt mir den Duft meines Kräutergartens entgegen, vermischt sich mit dem Salzgeruch des nahen Meeres.

Kein anderer aquatisch-mediterraner Duft konnte bisher für mich mit A‘mmare mithalten. Meine mediterrane Liebe.
Trotz der Bergamotte ist er nicht zitrisch. Trotz der Minze gibt es keine stechende Schärfe. Ich rieche keine Synthetik. Frische und Klarheit, nichts Brackiges, Fischiges stört diesen wundervollen Duft.
Das Holz hält sich immer im Hintergrund, trägt die Komposition, lässt ihr aber immer genug Raum, um aquatisch zu bleiben. Das fehlt mir bei vielen Parfums dieser Duftrichtung. Leicht und frisch, Sommer und Meer pur, mediterran und würzig. Nie beliebig. Für mich ein ganz besonderer Duft.

1 Antwort
Nasella vor 1 Jahr 11
Wie aus einem anderen Zeitalter
Mit einer Beschreibung der Ingredienzen und des Duftverlaufes lässt sich die Ausstrahlung dieses Eau de Colognes nicht erklären.
Melograno von Santa Maria Novella verkörpert für mich die absolute Reinheit.

Noch nie zuvor habe ich ein Parfum gerochen, das solche Altehrwürdigkeit und Klarheit ausstrahlt.

Ich assoziiere es mit dem Mittelalter. Katastrophale hygienische Zustände lassen den Wunsch nach einem sauberen, gesunden, fast schon heiligen Duft entstehen.

Es heißt, die Officina Profumo Farmaceutica de Santa Maria Novella wurde 1221 in Florenz von Dominikanern gegründet.

Genau das verkörpert dieses Parfum für mich. Ein Duft aus einer anderen Epoche.
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Nasella vor 1 Jahr 3 2
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Yes… Frangipani!
Seit meiner Kindheit liebe ich den Duft von Frangipani-Blüten, ich durfte ihn in einem wunderschönen, exotischen Garten kennenlernen.
Immer wieder bin ich auf der Suche nach genau diesem Duft.
Kein anderes Parfum, das ich bisher getestet habe, riecht für meine Nase so „frangipanig“ wie dieses. Obwohl als Duftnote Frangipani hier nicht mal angegeben ist. Ich rieche wenig Synthetik, dafür viel Blüte, Vanille und Honig. Die Früchte nimmt meine Nase hier nicht wahr, sie unterstützen aber sicher die Komposition.
Weich und geschmeidig kommt es nach einigen Minuten auf meiner Haut daher, fast etwas cremig. Exotisch und warm, sonnig. Dieses Parfum lässt sich gut layern mit Cocos- und Vanilledüften.
Derzeit ist es meine Nummer 1 bei Frangipani-Düften. Die Note 10 kann ich dennoch nicht vergeben, denn nur eine echte Frangipani-Blüte kann für mich so perfekt riechen.
Ich habe mittlerweile fast alle Düfte von Label getestet und muss leider auch bei Frangipani wieder Haltbarkeit und Sillage bemängeln. Gerade mehr Haltbarkeit würde ich mir hier wünschen.
Bei einigen Layering-Versuchen hat das andere Parfum mein Frangipani fast „aufgefressen“.
Coco Extrême von Comptoir Sud Pacifique hat sich trotz eigener Intensität bisher als bestes Match erwiesen und lässt dem Frangipani genug Raum. Für mich eine tolle Südsee-Feeling-Kombi.
Allein für sich ist Frangipani aber auch ein zauberhafter Sommerduft.
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Nasella vor 1 Jahr 3 3
Hänsel und Gretel…
… schon wieder mal im Wald.
Natürlich war es finster, doch diesmal nicht so kalt.
Sie kamen an ein Häuschen, aus Nadelhölzern fein.
Komm, sagt Hans zu Gretel, da geh‘n wir jetzt mal rein.

Gretel ist nicht begeistert. Der letzte Hausbesuch war ´ne echt knappe Kiste.
Das Haus ist düster, erdig-staubig und hexenleer.
Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkennen sie Kessel, in Regalen stapelt sich Gesammeltes aus Wald und Flur.
Neben einem Kessel steht ein kleines Fläschchen und Hänsel dieselt sich damit ein.
Nun riecht er wie das Haus.
Erde, feuchtes Laub, Moos, Tannennadeln nehmen beide wahr, obwohl manches davon nicht in den Regalen zu finden ist. Hänsel meint, frischgesägtes Holz zu riechen, auf dem Blumen und ein paar Kräuter zum Trocknen (am Kamin? Rauch?) lagen. Gretel riecht keine Blümchen und glaubt eher, dass ein Fuchs hier sein Revier markiert hat.
Auf jeden Fall jede Menge Holz, da sind sie sich einig. Hänsel gefällt es, Gretel eher nicht.
Hänsel steckt das Fläschchen ein und bezahlt mit dem übriggebliebenen Lebkuchen von neulich und den restlichen Brotkrumen und Kieselsteinen.
Den Weg nach Hause finden sie trotzdem, mittlerweile kennen sie sich ja im Wald aus.
Gretel läuft in zwei Metern Abstand von Hänsel, denn die Sillage ist „überwäldigend“.

Das Fläschchen ist später mit einer Gauklertruppe, die im Dorf ihre Kunststücke darbot, weitergezogen. Und wenn es nicht versprüht ist, dann duftet es noch heute.

Möglicherweise sind jetzt eher wortkarge Fans dieses Duftes nicht begeistert, dass ich hier die Märchentante gebe, aber vom ersten Moment an, als ich den Flakon sah und den Duft gerochen habe, hatte ich diese Assoziation. Mein Hänsel mochte den Duft anfangs sehr, er durfte dann aber, ähm, leider, später weiterziehen. Also, der Duft natürlich.
Sorry Jungs, falls ich euch vergrätzt habe ;-)


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