Neutralgrau

Neutralgrau

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 14
Neutralgrau vor 6 Monaten 7 1
10
Flakon
4
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Der Hype – und was davon übrig ist…
Zweifelsfrei: Le Mâle Elixir ist, noch vor dem "Althaïr | Parfums de Marly", der meistgehypteste Duft des Jahres 2023. Allen Video-Reviews gemein war: Die extreme Haltbarkeit, die dramatische Sillage. Aber nicht nur der gemeine YouTuber, sondern auch auf Parfumo, erreichte der Duft, gerade in diesen zwei Disziplinen, absolute Höchstnoten: »Das ist ein Kandidat zum ›in den Raum Sprühen‹ und durchlaufen – sonst viel zu stark«, las ich erst kürzlich sinngemäß.

Dementsprechend irritiert war ich, nachdem ich den blind gekauften Flakon testete: Ja, der Duft gefällt mir in den ersten zwei bis drei Stunden wirklich phänomenal gut (mehr dazu unten). Aber danach nahm ich davon kaum noch etwas wahr – übrigens ähnlich wie beim "Eros Parfum | Versace" (vielleicht sind es ja Duftnoten wie Vanille/Tonkabohne oder auch Benzoe, welche beide Düfte gemeinsam haben, die meine Nase im Drydown nicht gut »orten« kann?) Jedenfalls: Eine am gleichen Abend anwesende Freundin, welche mir beim Brettspiel stundenlang gegenübersaß, nahm meine mittlerweile rund zehn Sprüher ebenfalls nicht wahr. Also gar nicht. Und: Auch auf meinem Kopfkissen mußte ich den Duft bereits rund zwei Stunden nach dem Sprühen regelrecht suchen.

Ich entschloß mich deshalb, trotz Flakon, eine Probe zu erwerben: Selbstverständlich erkundigte ich mich vorher nicht nach dem Batch und erwischte den Gleichen. Also mußte auch noch eine zweite Probe her, denn: Man gönnt sich ja sonst nichts. Diesmal griff ich gezielt zum älteren Batch, doch auch hier: Keinerlei Unterschiede.

Schaut Euch in diesem Zusammenhang bitte das Video von robes08 an (»Samplin' Samples«), in welchem die Performance, meiner Meinung nach, richtig eingeschätzt wird. Auch auf die Marktmechanismen wird dabei eingegangen: Nein, man muß nicht aus Frankreich bezahlt werden, um diesen zu erliegen…

Bleiben darf der neue Seeman trotzdem, denn die ersten zwei bis drei Stunden avancierte er quasi zu meinem Lieblingsduft: Für mich verbreitet er Vibes von Dark Temptation (ja, richtig gelesen, das AXE-Gedöns) und "Eros Parfum | Versace". Einfach eine frische Süße, hier mit Schokoladen-Hintergrund und Nußschnecken-Liebe. (Mit dem "Le Mâle Le Parfum | Jean Paul Gaultier", mit welchem das Elixir manchmal verglichen wird, hat es, meiner Meinung nach, nur ganz am Rande zu tun: Zum Glück, denn das Parfum gefällt mir nicht.)

Was bleibt? Nun, ich habe gelernt weniger YouTube zu schauen. Und ich habe gelernt, auch schwache Düfte zu lieben.
1 Antwort
Neutralgrau vor 10 Monaten 2
10
Flakon
8
Sillage
8
Duft
Dem Indiana Jones sein Duft
Das vielleicht Wichtigste zuerst: Ich habe den "Aventus | Creed" noch nie (bewusst) gerochen. Im Kern ist der "Explorer | Montblanc" für mich ein Lederduft – etwas, das ich über den Aventus so noch nicht gehört habe.

Was nun den Explorer betrifft, so war ich im ersten Moment wenig angetan: Er ist der vielleicht maskulinste Duft in meiner Sammlung, wenn man von Brechern wie "Oud Stars - Alexandria II (Parfum) | XerJoff" absieht – und solche Düfte mag ich eigentlich nicht sonderlich.

Die Kopfnote ist frisch, aber bereits mit einer deutlichen Würzigkeit versehen: Kein reiner Sommer-Duft…

Im weiteren Verlauf bekomme ich eine leichte Ledernote, welche jedoch keinesfalls mit jener von beispielsweise "Ombré Leather (2018) (Eau de Parfum) | Tom Ford" vergleichbar ist: Ich stelle mir hier eine weiße, graue höchstens braune Lederjacke vor, welche auch bereits etwas älter ist. Aus einer der Taschen hängt eine offene Schachtel Zigaretten heraus – ein Soft-Pack. Natürlich. Der Träger ist sehr gutaussehend, aber nicht hundertprozentig gepflegt – leichter Schweiß ist der ständige Begleiter des »Anpackers«, des »Entdeckers« – ja, des Explorers.

Er ist auch bereits etwas älter: Mitmenschen unter, sagen wir, 35, kann er nicht wirklich ernst nehmen.

In einem sehr umfangreichen Test (https://scentgrail.com/perfume-reviews/montblanc-explorer-review) wird von einer Haltbarkeit von 20 – 24 Stunden gesprochen: Auch wenn mir das ein wenig übertrieben erscheint, nehme ich den Duft – vielleicht mit etwas Fantasie, dies möchte ich gar nicht abstreiten – nach dem Aufwachen noch wahr (Nachmittags aufgetragen, Abends geboostert, Sommerschlafdauer). Im Büro nahm ich den Duft deutlich wahr, weshalb ich von einer guten Ausstrahlung ausgehe.

Da mir die Eröffnung in Kombination mit der leichten Ledernote, samt der Verwendbarkeit auch im Sommer (und die geringen Anschaffungskosten), dann doch nicht ganz unsympathisch sind, darf Indy bei mir bleiben: Auch wenn ich mir wünschen würde, daß er an besonders intensiven Tagen, die Dusche vielleicht zweimal betreten würde, die Verwendung seines Deodorants überdenkt, und sich, zumindest hin und wieder, mit meinen Haustieren beschäftigt – auch wenn es bloß Katzen sind.




0 Antworten
Neutralgrau vor 10 Monaten 12 4
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Mußte fast kotzen – Duft gut!
Vor rund einem halben Jahr bekam ich eine Probe dieses sagenumwobenen Gebräus direkt aus Paris und dokumentierte meinen ersten Eindruck hier im Forum:

»(…) Das ist kein Parfum. Es riecht ein bißchen so, wie wenn man in einer Fabrik steht, in welcher PVC-Böden hergestellt werden – oder auch wie ein Kondom. Ich kann absolut nichts Süßes erkennen. Übergeben muß ich mich nicht, aber es geht schon ein wenig in die Richtung, daß es passieren könnte. Ich freue mich bereits aufs Duschen! (…)

Ergänzung: Nach wenigen Stunden, und nachdem es mich mehrfach »gehoben« hat, habe ich ihn nun so gut es geht abgewaschen und sogar die Handtücher in die Waschmaschine. Mit Abstand das ekelhafteste Parfum, welches ich jemals gerochen habe.«

Was die meisten Menschen nicht verstehen, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben: Was Ihr da riecht, ist nicht "Baccarat Rouge 540 (Eau de Parfum) | Maison Francis Kurkdjian" (mir war das – alleine schon aufgrund der weltweit positiven Rezeption des Dufts – von Anfang an klar).

In den darauffolgenden Wochen recherchierte ich deshalb akribisch zu dem Erlebnis, befragte zwei befreundete Chemie-Professoren (freilich ohne Ergebnis), las Artikel zur partiellen Duftblindheit (»Partial Anosmia, Olfactory Adaptation or Why I Do Not Smell«) und zahllose Foren-Beiträge – schließlich konnte nicht sein, was nicht sein darf!

Nun, leider kann auch ich Euch kein wirkliches Ergebnis meiner Exegese präsentieren: Und auch heute noch riecht der 540er hin und wieder ähnlich beziehungsweise genauso wie bei meinem ersten Versuch. Dann wieder finde ich den Duft ganz toll, vor allem ziemlich einzigartig und faszinierend, und nehme auch kein Plastik oder ähnliches mehr wahr. Was manchmal helfen kann: Luft anhalten, Kleidungsstück besprühen, Raum verlassen und nach einer Stunde den Raum wieder betreten… Und: Ich glaube mittlerweile auch, daß da einiges an Kopfarbeit nötig ist. Ja, man muß einen Duft manchmal erst erlernen.

Übrigens glaube ich nicht, daß der Duft permanent und überall getragen wird – dafür ist das Ding auch viel zu teuer. Hier hat sich eher eine Art selbsterfüllende Prophezeiung entwickelt – auch ich bin mittlerweile dezent paranoid geworden und vermute hinter jedem zweiten Duft Baccarat Rouge. Lediglich zweimal in fünf Monaten war ich mir dann sehr sicher: Ironischerweise war mein erstes Mal bei »Feinkost Albrecht« – bekannt auch unter dem Namen ALDI. Einige verwenden sicherlich auch Klone, die sich vom Original, bei genauerer Betrachtung, jedoch ziemlich unterscheiden dürften.

Das "Baccarat Rouge 540 (Extrait de Parfum) | Maison Francis Kurkdjian" funktioniert für mich anders: Auch wenn ich nicht gut bin, was Duftnoten betrifft, glaube ich hier tatsächlich unmittelbar einen (bitteren) Mandel-Geruch wahrzunehmen – kein Plastik. Dieses darf also vielleicht sogar einmal einziehen. Es hat ferner den Vorteil, daß es nicht so weit verbreitet ist und männlicher rüberkommt.


4 Antworten
Neutralgrau vor 11 Monaten 6 3
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Bibi Blümchen und Benjamin Blocksberg
Früher – damit sind bei mir inzwischen Jahrzehnte gemeint – hörte ich zum Einschlafen immer Hörspiele wie »Benjamin Blümchen« oder »Bibi Blocksberg«: Heute sind es, niemand wird es wundern, Podcasts. Als Alexander Weisser diesen Duft fast nebenher erwähnte, ich war inzwischen quasi eingeschlafen, spulte ich ganz aufgeregt zurück. Dann stand ich auf und sah: 125ml für 71,99€. Ihr wisst, was folgen mußte.

Als das türkise Päckchen ankam, war ich zunächst begeistert: In den ersten dreißig Minuten bekam ich eine bittere Zitrik, welche mich an Grapefruit-Saft erinnerte. Genau mein Ding!

Danach machte sich jedoch Ernüchterung breit: Im Verlaufe der Stunden riecht man halt nach einem Sommertag im Schwimmbad, mit Sonnencreme, Schweiß – und auch bereits ein wenig abgeranzt: Wie das halt so ist, wenn man stundenlang in der Sonne herumlungert. Kurzum: Der Duft landete auf Position 1 meiner Abschussliste. Weitere Tests sollten jedoch folgen, denn: Verkaufe niemals Düfte!

Und was soll ich sagen? Irgendwie hat er mich nun doch! Mittlerweile bekomme ich auch im Verlauf eine »rote, bittere Zitrik« (manche Düfte muß man erst lernen, siehe "Baccarat Rouge 540 (Eau de Parfum) | Maison Francis Kurkdjian"): Und natürlich tun diesem hier 25°C gut (und mehr) sehr gut. Ich empfehle auch, immer ein, zwei Sprüher auf der Kleidung zu platzieren. Dann bekommt man wirklich einen überragenden Sommerduft, den nur wenige haben.

Die 2022er-Version ist inzwischen nicht mehr erhältlich: Und ich fühle mich mittlerweile wie ein Held, weil ich vor einigen Wochen nochmal aus dem Bett kroch. Die 2023er-Version soll allerdings genau den gleichen Saft enthalten: Ob sie jedoch für 71,99€ erhältlich sein wird? Ich vermute: Nein.

Das Shirt, welches man einfach ausziehen kann, nervt beim Sprühen: Nervöse Gemüter müßen hier aufpassen, daß der Flakon nicht aus der Hand rutscht. Ansonsten soll der Duft wohl ziemlich »unter dem Radar« fliegen: Die eher geringe Resonanz hier auf Parfumo bestätigt dies. Ich habe auch eine Idee, woran das liegen könnte…
3 Antworten
Neutralgrau vor 12 Monaten 7
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Stärker als Baccarat Rouge – das Schnitzel mit Bratkartoffeln unter den Düften!
Nachdem meine ersten Tests mit zitrischen Sommerdüften – zugegeben, im Winter… – eher enttäuschend verliefen, stieß ich irgendwann auf den Orange Flamingo. Extrem stark sollte dieser sein und ohne die typische Zitrone oder Bergamotte – sondern mit Orange. (Zum damaligen Zeitpunkt wußte ich noch nicht, wer Marc Gebauer ist – dies nur am Rande.)

Nachdem Kritiker sagten, daß er im Grunde genommen nur nach Weichspüler riecht, war ich – Dank einer Abfüllung aus dem Souk – doch einigermaßen beeindruckt, daß der Duft Tiefe besitzt – und sogar (deutlich) in eine männliche Richtung geht.

Sicher, es wäre falsch, den Orange Flamingo als komplexen Duft zu bezeichnen: Aber wenn er komplex wäre, würde er auch seiner Konzeption zuwiederlaufen, nicht wahr? Ein Schnitzel mit Bratkartoffeln ist schließlich auch kein komplexes Gericht: Und trotzdem hat mein – letztes Jahr leider verstorbener – bester Freund, daraus die vielleicht beste Mahlzeit aller Zeiten kredenzt! Das Parfum wiederrum ist von Großmeister Christian Carbonnel und wird derzeit sogar knapp höher bewertet als Erba Pura (8.0 zu 8.1).

Die Tiefe und durchaus vorhandene Wandelbarkeit zeigten sich auch, als ich mein Päckchen mit dem Flakon erhielt: Natürlich roch das Packstation-Fach bereits stark. Ich war mir jedoch sicher, daß es sich dabei um einen anderen Duft aus dem Hause Gebauer handeln müsse, der da auf dem Nachhauseweg auch mein Auto vereinnahmte: Ich konnte ja nicht ahnen, daß die offen im Paket liegende Duft-Karte dem bestellten Flakon entspricht…

Orange Flamingo hält auf der Kleidung mehrere Tage: Aber auch auf der Haut habe ich nach zwölf bis vierundzwandzig Stunden immer noch eine Sillage.

Allein, ich könnte mir vorstellen, daß das Extrakt bei um die 30°C vielleicht zu »schwer« sein könnte: Aber das wird dann wohl der Sommer 2023 zeigen. Schon jetzt bleibe ich aber bei einem: Die Kreation funktioniert, meiner Meinung nach, auch im Winter überaus gut.

Eine Lanze möchte ich auch noch für den Sprüher brechen: Meiner Meinung ist dies der erste Sprühkopf, mit welchem ich das Gefühl habe, richtig gut dosieren zu können (was, wie gesagt, auch nötig ist).
0 Antworten
1 - 5 von 14