NikEy

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11 - 15 von 60
NikEy vor 4 Jahren 10 7
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Mann und das Meer #09 - Kein zurück
Vetiver des Sables ist kein Duft der den authentischen Geruch des Meeres einfängt, vielmehr gibt er für mich olofaktorisch das abstrakte Bild vom Sprung ins kalte Meerwasser wieder. Den Moment des eintauchen, eigentlich viel zu kalt, aber ohne noch etwas dagegen machen zu können wird man von kaltem Wasser umschlossen, erfrischt und wachgeküsst.

Einen Verlauf im klassischen Sinne gibt es nicht, ebenso hilft die Duftpyramide zur Beschreibung kaum weiter. Ständig spürbar ist eine sehr kühle, fast eiskalte synthetische Frische. Ähnlich gut gemacht wie z.B. in Nomenclaturs "shi_so". Diese Frische, hier deutlich mit Meeresakzenten und Salz unterlegt, wirkt - besonders zu Anfang - leicht metallisch. Den fast rostigen Eindruck der für längere Zeit bestehen bleibt, würde ich einer Strohblume zuschreiben. Diffuse Holznoten von ISO (ein Stoff dem ich sonst nur wenig abgewinnen kann) sind im Hintergrund sehr gut eingebunden. Zunehmend bindet sich zu diesem Gefühl vom Sprung ins kühle Nass Vetiver mit ein. Seltsam frisch-grün zeigt er mit der kühlen Synthetik eine neue Facette. Ein Vetiver Meerwassereis am Stil. Beeindruckend!

Die Basis wird weicher. Deutliche Moschusnoten geben Wärme, der frische Eindruck bleibt aber erhalten.
Bisher, muss ich sagen, waren meine Erwartungen gegenüber Montale eher gering. Besonders durch die unüberschaubare Aoud-Collection aus der mir noch keiner gefallen hat. Mit diesem frischen Duft aber, haben sie mich überrascht. Die Haltbarkeit ist sehr gut, die Sillage auch für lange Zeit deutlich wahrnehmbar. Eine Ähnlichkeit zu Fougere Marine sehe ich nicht. Wer gutgemachte Synthetik mag, der sollte hier wirklich unbedingt testen!
7 Antworten
NikEy vor 4 Jahren 16 10
4
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Der Mann und das Meer #08 – Zwischen Wasser und Beton
Hamburg, 11. März 2018: Vom ersten warmen Tag des neuen Jahres rausgetrieben, führt unser Spaziergang heute an die Elbe. Entlang riesiger Containerschiffe gehen wir den Weg am Ufer entlang: von den St. Pauli Landungsbrücken bis zum Elbstrand in Altona. Zwischendurch taucht die Sonne Stadt und Wasser in wundervolles Licht. Die Schatten moderner Architektur und alter Lastenkräne verschwimmen. Auf dem Platz vor der Fischauktionshalle werden die letzten Müllberge des Fischmarkts beseitigt, während die Menschen zwischen Kehrmaschienen und Reinigungspersonal schon wieder fröhlich über den Platz spazieren.

Auch wenn wir uns nicht am Meer befinden, stellt sich doch – dank des Hafens samt seiner großen Vielfalt an neuen und alten Schiffen – ein gewisses maritimes Gefühl ein.
An einem so schönnen Sonntag sind die Menschen entspannt, und die Atmosphäre der Stadt eine andere, als an triebigen Wochentagen.

Fleurs de Sel wirkt ähnlich wie die harte Betonbautenlandschaft, die direkt neben dem Wasser steht. Die dafür sorgt, dass die Farbe des Flusses sich ins bräunliche ändert und der frischen Luft ihren dreckigen Beigeschmack gibt. Die drahtig-ausgedorrten, einstmals blühenden Kräuter, prägen nicht nur den Beginn, sondern sind tonangebend für den gesamten Duft. Trocken und braun, aber immer noch ihre Aromatik abgebend wirken sie leicht schmutzig. Dazu hintergründie Ledernoten - ein bisschen so, wie ein klassisch-herber Herrenduft. Gemüse, wie einige andere, nehme ich nicht wahr, sondern nur Kräuterwürze.

Mit der Zeit gesellt sich ein zunehmend salziger Eindruck hinzu, der aber nie vordergründig wird. Ein bisschen wie frisches, ungereinigtes, noch leicht feuchtes Meersalz direkt aus dem neuen Glas. Bildet einen guten Kontrast zu dem trockenen Eindruck verwelkter Kräuter. Gegen Ende lässt Eichmoos, in einer Dosierung die sogar mir gefällt, zusammen mit dem Vetiver den Duft nicht weniger herb und grün ausklingen, als er zu Beginn war.
Für mich changiert der Duft zwischen der noch nicht ausgetriebenen, trüben Winternatur, die sich zwischen all dem Dreck der Stadt befindet mit dem Wasser, welches, selbst noch kein Meer, nur einen leise Ahnung von dem wirklichen Duft der See erzeugt.

Fleurs de Sel vermittelt eine gewisse Trostlosigkeit, was vielleicht nicht jedem gefällt. Und er ist sicher kein ausgesprochener Sommerduft, da er im Grunde keinerlei Frische besitzt. Während die Haltbarkeit ordentlich ist, ist die Sillage im Moment des Aufsprühens schon kaum mehr vorhanden. Er zeigt sich nur selten und ist ein stiller Begleiter, ähnlich wie ein Baum, der winterkahl am Straßenrand steht und alles beobachtet und dessen Geruch man nur wahrnimmt, wenn man mit der Nase ganz nah an seine Rinde kommt.
10 Antworten
NikEy vor 4 Jahren 17 7
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Der Mann und das Meer #07 – Südseestrand
Entre Ciel et Mer war einer der Aquaten, die eigentlich nicht in mein favorisiertes Beutespektrum gehören, sondern sich durch Zufall zu mir kamen und so meine Testreihe ergänzen. Der Duft ist einer derer, die sich eher in die Richtung "südlicher Pazifik" verordnen lassen. Ein Gebiet das durchaus Beachtung bei meinen geplanten Urlaubszielen findet, dass ich aber olofaktorisch defintiv nicht vor den nordischen Meeren vorziehe.

Den Duftverlauf möchte ich von Beginn an mit einem Wort beschreiben: unaufgeregt. Keine unerwarteten Wendungen, stattdessen beginnt er mit einer strahlend hellblauen Aquatik, die mir sofort das Südseebild zaubert. Azurblaues Wasser verläuft ins Türkise um in einem feinen, hellgelben Sandstrand zu enden. Die reine weiße Gischt wird nicht durch Felsen gebrochen sondern überzieht mit feinen Bläschen den Sand. Kaum lassen wir dieses Bild in den Kopf, bringt uns der Duft eine zarte Cremigkeit, die in der Herznote stetig zunimmt. Es ist Sonnencreme, die uns – so sehr man sie auch ablehnen mag – immer ein bisschen sehnsüchtig an warme Meeresgebiete denken lässt. Deutlich Sandelholz sorgt dafür, dass die Cremigkeit unisex bleibt und lässt den Ausklang fast etwas trocken wirken.

Von den schärferen, dreckigeren Noten die in der Pyramide angegeben werden – genannt seien Iod, Algen oder Flechten – nehme ich kaum etwas wahr. Eine kleine Kante, bei der ich eher auf 'Treibholz' getippt hätte zeigt sich selten und bleibt hintergründig. Pierre Guillaume schafft einen cremig-holziger Schmeichler, sanft aquatisch, fein fruchtig und mit zarten Grüntönen unterlegt. Ein schöner Strandduft der im Sommer immer geht und bei dem man sich keinen Kopf machen muss, ob er zum Anlass passt, auch weil Sillage und Haltbarkeit von begrenzter Dauer sind. Unaufgeregte Entspannung für Geist und Nase eben.
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edit 2020: Über die Zeit hinweg, hat sich Entre Ciel et Mer als einer meiner Aquaten-Favoriten herausgestellt. Erinnert er mich doch sehr an südliche Urlaube und wirkt in seiner Gesamheit einfach entspannend.
7 Antworten
NikEy vor 4 Jahren 11 9
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Der Mann und das Meer #06 - Seemannsromantik
Feinste Fässer voller Rum, Tabak und Wein liegen im Bauch des Schiffes. Und ähnlich wie all diese tollen Genussmittel glücklich machen können, macht mich dieser Duft glücklich. Dass das Thema Wein in meinem Leben eine große Rolle gespielt hat und immer noch spielt, wissen einige. Aber vielmehr als ein guter Weißwein im Barrique ausgebaut, erinnert mich dieser Duft in all seinen Facetten an Rum.

Typischerweise im Holzfass gelagert, hat er sich mit den Aromen des ausgebrannten Fasses vollgesogen. Tabak, Rauch, Eiche, Vanille, Kokos, Karamell. Old Havana spielt ein großes Aromenkino ab. Neben der warmen Seite bekommen wir Aromen von Eukalyptus, zarten Zitrusnoten und salziger Meeresluft. Der aquatische Akkord wurde hier in ein wundervolles Bett gelegt und sticht nicht heraus, sondern unterstützt auf eine ganz wundervolle Weise das Bild von trinkenden und rauchenden Seemännern, die unter sonnigem Himmel die Segel hissen. Einen Verlauf kann ich bei diesem Duft nicht ausmachen, wobei ich dazusagen sollte, dass ich die Ölversion getestet habe.

Mit diesen Kommentar kommen wir vielleicht zum ungewöhnlichsten Aquaten der ganzen Testreihe. Im wesentlichen besteht dieser Duft nämlich aus warmen statt aus frischen Duftkomponenten und spiegelt eher ein Abstraktes Meeresbild wieder. Lässt einen aber dennoch tief in eine Geschichte eintauchen.
9 Antworten
NikEy vor 4 Jahren 14 8
4
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Der Mann und das Meer #05 – Der Duft von Meerjungfrauen
Un Air de Bretagne startet ohne Umwege mit der typischen Caloneaquatik durch. Sie wird hier gestützt durch cremig-lieblichen Ambra, der dem Duft eine zarte Süße verleiht, die später zwar abnimmt aber sich niemals verliert.

Zunächst dachte ich, dass er sich zwischen den anderen Vertretern dieser Art verliert. Ein Alleinstellungsmerkmal konnte ich schlussendlich aber doch ausmachen: die Leichtigkeit der Calone! Während andere Düfte oft eher etwas schwerfällig-synthetisch daherkommen, würde man den L'Artisan wohl am liebsten als Bodyspray verwenden. Die deutlich algigen Noten bringen Herbheit und umspielen die sonst eher sanft-leichten Duftnoten gekonnt. Die Kombination aus beidem liegt irgendwo zwischen Meer und Strand, ohne dabei aber in eine reine Meereserinnerung abzugleiten.

Am Ende stellt sich zwangsläufig die Frage, ob eine Testempfehlung ausgesprochen werden soll, oder ob das Kommentar an sich bereits genug in die ein oder andere Richtung tendiert, damit der Duft automatisch auf die Merkliste wandert oder verworfen wird. Mit einer Wertung von 7.0 liegt er bei mir eher im "ganz nett" Bereich. Insgesamt habe ich mir etwas mehr luftige Brise – und damit einhergende herb-feuchte Noten, Kräuter und kühle Brandung – gewünscht, stattdessen bekam ich die eher südliche, milde See mit zartherber Algenuntermalung.

Trotzdem: eine Testempfehlung möchte ich aussprechen für alle, die vielleicht noch nicht zu viele Düfte dieser Richtung gerochen haben. Un Air de Bretagne ordnet sich irgendwo zwischen gutgemachten Calonedüften wie "Mare Pacifico" und den Meeresdüften wie "Sel Marin" ein, bildet dabei einen interessanten Kontrast, erfindet die Richtung aber auch nicht neu.
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