19.05.2016 - 18:26 Uhr
Turandot
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Turandot
Top Rezension
79
Keine leichte Aufgabe für Olivier Polge.
Bevor Olivier Polge diesen Duft kreiert hat, könnten ihm folgende Gedanken durch den Kopf gegangen sein:
Es ist der erste Duft der Serie, der für Herren gedacht ist, also darf er nicht zu speziell sein, sondern soll möglichst ein breites Spektrum ansprechen. Das birgt natürlich die Gefahr, dass er für alle die Verwender zu brav wirkt, die etwas Spektakuläres suchen. Aber sind das die Kunden, die üblicherweise in eine Chanel-Boutique gehen? Eben nicht. Denn anders als z.B. bei den Privé-Linien von Dior oder Armani, ist das Sortiment der exclusiven Chaneldüfte kaum ausserhalb der Boutiquen zu bekommen.
Chanel-Düfte sind bisher keinem Trend hinterher gehechelt, haben aber auch noch keinen Trend gesetzt. Es muss also weder auf den Gourmand- noch auf den Oud-Zug aufgesprungen und das Rad auch nicht neu erfunden werden. Vielmehr soll jeder Kunde, oder jede Kundin, die den Duft für einen Mann aussucht das Parfum angenehm empfinden. Der Duft durfte keinesfalls polarisieren.
Offensichtlich soll der Duft idealerweise auch eine Klientel ansprechen, die sich mit der Biografie von Coco Chanel schon befasst hat, denn wer das nicht getan hat, der könnte beim Namen des Duftes vermuten, dass er auf besonders junge Käufer abzielt. Aber "Boy", das war der Spitzname von Arthur Capel, dem Liebhaber von Coco Chanel, der ihr den Start in die eigene Karriere ermöglicht hat und der bei einem Autounfall ums Leben kam. Arthur Capel war erfolgreicher Geschäftsmann und stammte aus einer Industriellendynastie. Ein neureicher Playboy war er also nicht und so sollte auch der Duft eine gewisse Seriosität ausstrahlen.
Nun, wenn ich all diese Gedanken zugrunde lege, dann hat Olivier alles richtig gemacht. Aber das Ergebnis ist eben ein relativ unspektakulärer edler Herrenduft. Die fast unvermeidbare Lavendelnote zieht sich durch den gesamten Ablauf des Parfums, das sich als freundlich weicher Fougereduft zeigt und dem ich bei aller Seriosität doch ein paar freche Effekte gegönnt hätte. Schließlich war Arthur Capel nicht nur Industrieller, sondern auch ein Mann, der schnelle Autos, die Rennbahn und eben einen recht illustren Freundeskreis liebte. So aber ist das ein Duft, bei dem es mir schwer fällt, ihn wirklich im Duftgedächtnis abzuspeichern. Ich finde keinen Wiedererkennungswert, keine besondere Note, erst recht keine Verlockungen, sondern Schönheit, Zuverlässigkeit und Eleganz. Ich möchte fast ketzerisch behaupten, Allure Homme, Antaeus und erst recht Pour Monsieur haben mehr Charakter als Les Exclusif de Chanel-Boy. Aber vielleicht ist das ja nur der Auftakt zu einer Reihe weiter Herrenparfums. Coco sind damals ja noch ein paar schillernde Männer über den Weg gelaufen, die vielleicht zu aussergewöhnlicheren Duftkreationen animieren könnten. Wir dürfen gespannt sein, ob russischen Großfürsten oder englischen Politikern auch noch einmal ein Duft in der Exclusif-Linie gewidmet wird.
Ich glaube, Coco Chanel hätte zu Olivier Polge gesagt: Junger Mann, nicht so zaghaft, das können Sie besser!
Es ist der erste Duft der Serie, der für Herren gedacht ist, also darf er nicht zu speziell sein, sondern soll möglichst ein breites Spektrum ansprechen. Das birgt natürlich die Gefahr, dass er für alle die Verwender zu brav wirkt, die etwas Spektakuläres suchen. Aber sind das die Kunden, die üblicherweise in eine Chanel-Boutique gehen? Eben nicht. Denn anders als z.B. bei den Privé-Linien von Dior oder Armani, ist das Sortiment der exclusiven Chaneldüfte kaum ausserhalb der Boutiquen zu bekommen.
Chanel-Düfte sind bisher keinem Trend hinterher gehechelt, haben aber auch noch keinen Trend gesetzt. Es muss also weder auf den Gourmand- noch auf den Oud-Zug aufgesprungen und das Rad auch nicht neu erfunden werden. Vielmehr soll jeder Kunde, oder jede Kundin, die den Duft für einen Mann aussucht das Parfum angenehm empfinden. Der Duft durfte keinesfalls polarisieren.
Offensichtlich soll der Duft idealerweise auch eine Klientel ansprechen, die sich mit der Biografie von Coco Chanel schon befasst hat, denn wer das nicht getan hat, der könnte beim Namen des Duftes vermuten, dass er auf besonders junge Käufer abzielt. Aber "Boy", das war der Spitzname von Arthur Capel, dem Liebhaber von Coco Chanel, der ihr den Start in die eigene Karriere ermöglicht hat und der bei einem Autounfall ums Leben kam. Arthur Capel war erfolgreicher Geschäftsmann und stammte aus einer Industriellendynastie. Ein neureicher Playboy war er also nicht und so sollte auch der Duft eine gewisse Seriosität ausstrahlen.
Nun, wenn ich all diese Gedanken zugrunde lege, dann hat Olivier alles richtig gemacht. Aber das Ergebnis ist eben ein relativ unspektakulärer edler Herrenduft. Die fast unvermeidbare Lavendelnote zieht sich durch den gesamten Ablauf des Parfums, das sich als freundlich weicher Fougereduft zeigt und dem ich bei aller Seriosität doch ein paar freche Effekte gegönnt hätte. Schließlich war Arthur Capel nicht nur Industrieller, sondern auch ein Mann, der schnelle Autos, die Rennbahn und eben einen recht illustren Freundeskreis liebte. So aber ist das ein Duft, bei dem es mir schwer fällt, ihn wirklich im Duftgedächtnis abzuspeichern. Ich finde keinen Wiedererkennungswert, keine besondere Note, erst recht keine Verlockungen, sondern Schönheit, Zuverlässigkeit und Eleganz. Ich möchte fast ketzerisch behaupten, Allure Homme, Antaeus und erst recht Pour Monsieur haben mehr Charakter als Les Exclusif de Chanel-Boy. Aber vielleicht ist das ja nur der Auftakt zu einer Reihe weiter Herrenparfums. Coco sind damals ja noch ein paar schillernde Männer über den Weg gelaufen, die vielleicht zu aussergewöhnlicheren Duftkreationen animieren könnten. Wir dürfen gespannt sein, ob russischen Großfürsten oder englischen Politikern auch noch einmal ein Duft in der Exclusif-Linie gewidmet wird.
Ich glaube, Coco Chanel hätte zu Olivier Polge gesagt: Junger Mann, nicht so zaghaft, das können Sie besser!
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