Nofretete

Nofretete

Rezensionen
Filtern & sortieren
6 - 10 von 42
Nofretete vor 5 Jahren 24 12
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Sinfonia molto verde
Der erste Satz ist ein Adagio in Gelbgrün. Ein Trio von rauh würzigem Rosmarin, versöhnlich balsamischer Kamille und trocken bitterem Beifuß eröffnet einen weiten Raum zum Atmen und Horchen. Estragon und Galbanum setzen pulsierende grüne Akzente. Im zweiten Satz, einem Largo maestoso in Waldgrün, laden Zypressen mit ihrem besänftigenden Wogen zum Verweilen ein. Ingwer hellt das Baumeinerlei auf, Elemiharz verleiht ihm etwas Geheimnisvolles. Den Abschluß bildet ein Lento tranquillo in Dunkelgrün. Feine Noten von Zedernblatt und -borke erheben sich über einem weichen Untergrund von erdigem Patchouli und Moos.

Das Orchester spielt nie zu laut, es gibt keine solistischen Passagen. Durch die Zwischentöne harmonieren die Stimmen, ohne gefällig-langweilig zu werden. Das Stück klingt modern und doch irgendwie archaisch, nicht eindeutig in Dur oder Moll: eine schwebende, dennoch ausdrucksstarke Melodie, gleichermaßen fesselnd und zurückhaltend.

Im Dezember 2018 ist das Parfum nicht mehr auf der Herstellerwebsite zu finden, möglicherweise wurde die Produktion eingestellt. Vielleicht wird es dort nur schon länger nicht mehr beworben, weil der außergewöhnliche Duft seit seinem Erscheinen 2004 ausreichend treue Käufer hat.

Passende Musik: Psalom von Arvo Pärt
https://www.youtube.com/watch?v=ICMrVzfOFaE
12 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 13 8
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Black Agent? Undercover Blonde!
Der erste Eindruck nach dem Aufsprühen macht dem Namen alle Ehre: starker Auftritt des schwarzen Agenten! Er ist mächtig und dunkel, er ist dicht, vielschichtig und ausgewogen. Doch sogleich offenbart er sein eigentliches, viel sanfteres Wesen. Eine bergamottefrische, beinahe kühle Brise zieht auf, die mit etwas rosa Pfeffer leicht bitter-fruchtig gewürzt ist. Nach der anfänglich auftrumpfenden Geste ist das richtig angenehm und sympathisch.

Bald wird der Duft wärmer, und weicher Weihrauch erscheint. Zunächst sehr kompakt, dann entfaltet sich eine zarte Rosennote, die dem Duft etwas Liebliches verleiht. Nur direkt an der Haut ist der Agent noch so würzig, erdig und dunkelholzig wie anfangs.

Mit der Zeit wird der feine Rosen-Weihrauch zu einem hellen Vetiver-Weihrauch, der weiterhin weich und sanft bleibt. Nach einigen Stunden erhält der Duft noch eine vanillig-blumige Note wie ein alter Cognac.

Vetiverblond, weihrauchblond und gar nicht blöd, sondern ganz schön raffiniert: mal Black Agent, mal Undercover Blonde! Ein schöner Unisex-Winterduft, vor allem zum Ausgehen. Sillage und Haltbarkeit sind überdurchschnittlich: präsent, aber nicht aufdringlich. Insgesamt macht Black Agent einen hochwertigen Eindruck.
8 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 18 9
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Himmlischer Vetiver
Ein kurzes cologniges Vorspiel, und schon geht die Sonne auf - eine spritzige, fruchtige und würzige Orange. Schnell ziehen am Himmel ein paar Haufenwolken auf, alle würzig, manche krautig-holzig wie Lavendel und Zeder, andere herb wie Apfelwein. Nach einer Weile zerfließen die Dunstgebilde zu Schleierwolken von sandelbepudertem Lavendel. Der Dunstschleier lichtet sich bald und läßt einen feinen hellen Vetiver durchscheinen. Nach einer halben Stunde leuchtet der ganze Himmel von einem mit Patchouli durchwirkten Vetiver. Dieses himmlische Strahlen hält zwei, drei Stunden an, dann nimmt die Leuchtkraft ab.

Für mich hat der Duft von Piver eine der schönsten Vetivernoten, die ich bisher gerochen habe, und die Komposition ist so anmutig wie angenehm: Orange, Lavendel und Sandel stimmen wunderbar auf das harmonische Duo von Vetiver und Patchouli ein. Dezent, aber mit dem gewissen Etwas, ist er in der Tat ein Allrounder für Vetiver-Liebhaber und -Liebhaberinnen. Sillage und Haltbarkeit sind zwar unterdurchschnittlich, aber Nachsprühen geht hier nicht sehr ins Geld.
9 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 34 17
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Bouquet surpris aus Warschau
Da steht er nun, der kleine altmodische Flakon, auf dem Hals der winzige Schattenriß einer Rokoko-Dame, die Lockenpracht hoch aufgetürmt, das Dekolleté üppig berüscht. Wie das Parfüm wohl duftet? Der Hersteller verspricht Rose, Jasmin und Maiglöckchen - das klingt konventionell, vielleicht sogar altbacken oder schlimmer noch: langweilig. Doch weit gefehlt!

Erwartungsgemäß eröffnet der Duft blumig, dazu gleich etwas pudrig. Statt nach Maiglöckchen riecht es deutlich nach Hyazinthe, glücklicherweise überhaupt nicht wuchtig-wummsig. In diesen feinen Duft mischen sich Pfeifenstrauch-Jasmin und etwas bittere Limette. Die Rose erzeugt nur einen weichen, öligen Untergrund.

Bald kommt eine Vielzahl von Blüten hinzu. Etwas Dunkelsüßes deutet auf Tulpe hin, Freesie steuert etwas Frischgrünes bei, und das Nektarartige, unsüß mit bitterem Einschlag, riecht wie Weißdorn, Robinie und Glyzinie. Etwas Pudriges ist auch dabei, entweder Iris oder Heliotrop, jedoch ohne die Mandelnote. Es ist eine aparte Blütenmischung, also gar nicht so gewöhnlich wie die kargen Angaben vermuten ließen.

Und es wird noch interessanter. Nach einer halben Stunde vergeht das Pudrige, und die Blumen werden um herbgrüne Noten ergänzt, vielleicht Myrte und Galbanum. Und da ist noch etwas ganz Besonderes, wohl gar ein Hauch Holunderblüte? Der Jasmin tritt in den Vordergrund und gibt dem Duft eine leichte Seifigkeit.

Nach einer weiteren halben Stunde kommen erstaunliche zartwürzige Töne zum Vorschein, möglicherweise Kalmus und Galgant mit einem Quentchen Kapuzinerkresse, später vielleicht auch etwas helles Vetiver und leichtes Patchouli. Das Parfum wird dezenter und umhüllt über viele Stunden mit einer herrlichen grün-floralen Aura, die gleichzeitig kühl und warm ist.

Wer hätte das gedacht! Sicherlich ist Pani Waleska kein moderner Duft, aber er ist nicht im mindesten altbacken und erst recht nicht langweilig: ein außergewöhnliches Blumen-Chypre mit interessanter Entwicklung, obendrein zu einem günstigen Preis. Her damit? Nichts leichter als das: dazu man muß nicht einmal nach Warschau reisen, dreimal W reicht schon.
17 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 11 1
6
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Kuschelgrün
Incanto - reizend, entzückend, gar verzaubernd verspricht dieses Parfum zu sein. Der Auftakt ist durchaus entzückend: frischgrün und zitrisch mit einem bittersüßen Touch, der genausogut von einer Pomelo oder Kumquat stammen könnte wie von einer Bitterorange, ölig ohne jegliche Säure oder Frucht. fast so ätherisch wie Lavendel.

Der Duft bleibt frisch und läßt an einen Spaziergang in einem Zypressenhain denken, lichtdurchflutet, grün und hellholzig. Doch halt, ein Zauberwald ist es nicht, eher die Begrünung in einer großstädtischen Wohnanlage, vom Landschaftsarchitekten wohlgesetzt entworfen. Zum Schluß kommt etwas floraler Moschus dazu, fertig.

Es ist ein Parfum, das wie das Wohnblockgrün seine wohltuende Wirkung hintergründig entfaltet: kein Hingucker, aber angenehm. Keine Farbenpracht, eher monochrom und doch gefällig. Keine komplexen Strukturen, sondern einfach. Einfach da. Zwar hat der Name zu viel versprochen, enttäuschend ist Incanto trotzdem nicht. Ein Duft zum Schlendern im Grünen, vielleicht Arm in Arm, vielleicht sogar im Partnerlook beduftet. Kuschelgrün?!
1 Antwort
6 - 10 von 42