Nonmadame

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1 - 5 von 15
Nonmadame vor 2 Jahren 20 1
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Definition von "Undefinierbar"
Noch eine Rezension zu einem Baccarat Rouge? Ja, noch eine. Ob ich wirklich etwas Neues zu alle dem Gesagten hinzufügen kann, ist fraglich, aber vielleicht schmeckt der Senf, den ich dazugebe, ja doch irgendwem.

Es begab sich eines Tages, dass ich mich entschloss, mein Baccarat Limbo zu beenden und mich einfach zu ergeben. Diesem Eckpfeiler der Parfumcommunity auszuweichen hatte lange genug funktioniert und meine Neugier hielt sich bis dato in Grenzen. Doch dann kam der Tag an dem ich mir dachte, „Why not?“, mal schnuppern worauf der ganze Trubel basiert. Ein Duft, welcher eigentlich (soweit ich weiß) inspiriert wurde vom Kristallglashersteller „Baccarat“, dessen farbiges Signaturglas erst bei 540° rot wird. Rotes Kristallglas in Duftform, mal sehen.

Zwei Abfüllungen, einmal "Baccarat Rouge 540 (Extrait de Parfum) | Maison Francis Kurkdjian" und einmal das EDP erreichten mich und wurden, noch im Luftpolstergewand, erstmal zur Seite gelegt (und das sagt einiges über meine eher hinkende Neugier aus, normalerweise werden hier eintreffende Abfüllungen direkt vom Umschlag befreit) Im laufe des Abends erinnerte ich mich wieder an die Beiden und startete das Abenteuer „BR540“.

Beide erstmal auf Papier gesprüht, beide erstmal trocknen lassen. Aha, euch kenne ich doch! Tatsächlich, „Her“ und „Cloud“ gehören wirklich zum engeren Baccarat Familienkreis. Konnte ich mir vorher noch nicht ganz vorstellen, doch diese DNA einmal in "Reinform" kennenzulernen war lehrreich. Im direkten Vergleich hatte ich den Eindruck, das EDP nicht so stark wahnehmen zu können wie das Extrait. Hier soll es aber primär um das EDP gehen.

Ich testete es auf Papier und auf meiner Haut, draußen so wie in geschlossenen Räumen und ich habe wahrlich immer noch keinen klaren Dufteindruck erhalten. Mal kann ich ihn kaum riechen, mal beduftet ein Sprühstoß die halbe Wohnung. Dann ist er wunderbar süß und zuckerwattig, später holzig-würzig oder es steigt mir nur medizinische Sterilität in die Nase. Ich saß kurz bei warmem Sonnenschein im Garten und fand, dass er wunderbar in den Frühling passt. Abends war er mir dann doch viel zu schwer und dicht für diese Jahreszeit. Auf der Skala zwischen luftig leicht und erdrückend dicht habe ich ihn mental bestimmt 10-mal neu bewertet. Genauso im Bezug auf kühl/warm und feminin/maskulin. Faszinierend wie wandelbar ein Duft für ein und dieselbe Nase sein kann. Auch hier habe ich das Gefühl, dass je mehr ich nach ihm suche (wenn doch mal eine Welle der Anosmie kommt), desto weniger nehme ich ihn wahr. Die unverhoffte Duftwolke, die kommt, wenn ich schon wieder vergessen habe, dass ich ihn trage, ich merkwürdigerweise die stärkste. Ich schätze, das Versteckspiel ist der üppigen Dosis Ambroxan geschuldet. Manchmal rieche ich ihn Tage später noch in Räumen in denen ich mich kaum aufgehalten habe. Ich dachte schon ich hätte Phantosmie, doch dieser Duft haftet wirklich an allem, was nur in der Nähe des Sprühers war. Haltbarkeit: Ohne Konkurrenz!

Leider, oder in Anbetracht des Preises – zum Glück, bin ich nicht von einem „Habenwollen“ Gefühl erfüllt. Da ich zuerst die beiden beliebten Geschwister anderer Marken kennengelernt habe fehlt mir hier beim Original etwas. Eine wunderbare Basis ist da und in dieser Form auch wunderschön, jedoch finde ich, dass eine weitere Note, welche das Dufterlebnis lenken könnte, gut dazu passen würde. Ich bin mit meinem heißgeliebten „Her“, der diesem Wunsch nachkommt, mehr als zufrieden. Allerdings verstehe ich nun, weshalb dieser Duft die Parfumwelt der letzten Jahre so geprägt hat. So etwas habe ich in den Jahren vorher noch nie gerochen. Er ist wirklich super gemacht und fasziniert mich dadurch, dass jeder ihn anders wahrnimmt. Etwas störend ist für mich trotzdem, dass ich vor dem Aufsprühen nicht weiß, ob es für mich heute Zahnarzt oder Paradieswölkchen wird. Das EDP gefällt mir auch ein Stück weit mehr als das Extrait.

Ich bin froh, diese Urform, auf der so viele neue Parfums aufgebaut werden, nun doch unter der Nase gehabt zu haben.
1 Antwort
Nonmadame vor 2 Jahren 22 4
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Stimmungsring in Flüssigform
Zu Beginn meiner Parfümreise waren Moleküldüfte der neuste Schrei. Um die 2010er Wende war Molecule 01 in aller Munde und ISO-E Super der heiße single Stoff. Mein Teenagerbudget verwährte mir damals die Möglichkeit ihn zu testen und selbstgemachte ISO-E Experimente wagte ich nicht einzugehen. Aus der Ferne träumte ich von diesem schlichten und doch so magischen Duftstoff bis die Welt sich weiter drehte und neue Düfte mein Interesse weckten. Moleküldüfte gerieten für mich in Vergessenheit, die versprochene Magie irgendwo im Hinterkopf gespeichert.

Fast forward zum Anfang dieses Jahres. Per Zufall wurde ich in einem uns bekannten, türkisen Duft-Etablissement vom Wölkchen der pinken Zarkocousine verzaubert und somit auf den Entdeckerpfad dieser Marke gebracht. Moleküldüfte nennen sich alle Zarkoperfumes, spannend, da gab's doch früher Mal was? Mit Fernglas und Notizblock gewappnet wurde die Zarkoperfume Reihe begutachtet, die Lupe gezückt bei diesem Flakon. Molécule 234·38 machte mich neugierig, die knappgehaltene Duft-"Pyramide" weckte Erinnerungen an den heiß begehrten Molecule 01. ISO-E Super, ein Jahrzehnt später verzehrte sich meine Nase wieder nach dir.

Die Werbeversprechen um ISO-E Super könnten kunstvoller nicht gestaltet sein. Ein Formwandler, an jedem Träger ein neuer Duft. Gemütslage und Wetter sollen ihn beeinflussen. Mystische Versprechen von wellenartigen Duftverläufen. Ein Stimmungsring aus dem Kaugummiautomaten meiner Kindheit, verflüssigt und in Parfüm gepackt.

Der erste Eindruck dieses singulären Duftstoffs ließ mich verwundert zurück. Ungeduldig und nach Aromen suchend wartete ich auf die Evaporation des Zaubertranks. Und doch, langsam und ganz vorsichtig bahnte sich Molécule 234·38 meinen Geruchsrezeptoren an. Holzig, frisch, zart, leise. Oder bilde ich es mir nur ein? Nein, eindeutig. Es prickelt in der Nase. Da ist etwas.

Blütenweiße Bettlaken die im Frühsommer auf Holzwäscheständern zum Trocknen hängen, man sitzt auf der Terrasse und mit jedem Windstoß kommt ein dezenter Duft herübergeweht. So wirkt er auf mich. Nicht waschpulverartig sondern einfach rein und hell, hautnah und garnicht Mal nach Parfüm. Spannenderweise rieche ich ihn besser, je weniger ich danach suche. Die Sillage auf armlängen Entfernung ist deutlicher als bei Nasenkontakt mit dem Hangelenk. Auch beim Tragen von mehreren Sprühern scheint es als könne man gar nicht festmachen von welchem Punkt aus der Duft projiziert, ich erwischte mich mehrfach dabei mich zu fragen was gerade dieses angenehme Aroma verströmt und brauchte eine Weile mich an Molécule 234·38 zu erinnern. Man wird förmlich von einer strahlenden Aura umgeben die auf olfaktoriacher Ebne nicht deutlich zuzuordnen ist. Wellenartig blitzt immer wieder ein Schwall von Duft auf und versteckt sich nach Belieben wieder. (Langsam höre ich mich doch nach dem Werbetext an, ohje.)

Mein Partner scheint ihn wesentlich intensiver wahrzunehmen, bei 2 Sprühstößen bemerkte er dass ich, wie er eloquent zu sagen pflegt, mich "eingedieselt" habe. ISO-E soll ja in manchen Nasen intensiver ankommen. Liebevolle Nötigung meinerseits ließ ihn sich auch einen Spritzer verpassen und er stand ihm wirklich gut. Unisex ist das Molekül auf jeden Fall, wirklich verschieden dufteten wir nicht.

Der Zarkozauber nähert sich an mir nach etwa 5-6 Stunden dem Ende, wobei in der Dusche doch noch Reste wieder aufleuchten. Die Frage bleibt nun; Braucht man ihn? Ist er wirklich so revolutionär und wandelbar? Ich weiß es nicht. Eine Miniatur hat es in meine Sammlung geschafft für Tage an denen ich nicht parfümiert sondern einfach sauber riechen möchte. Der Duftverlauf ist auch immer wieder spannend und jetzt, wo ich auch das Original aus dem Hause Escentric kenne gefällt mir dieser hier sogar wesentlich besser da runder und weicher. So unterschiedlich kann doch der gleiche Riechstoff sein, klar, die genau Mischung der unter Duftstoffe soll ja variieren.

Doch, irgendwie hat Molecule 234.38 etwas das ich so noch nicht kannte und das Werbeversprechen wurde wider Erwarten zu Teilen eingehalten. Besser spät als nie herausfinden wie super ISO-E doch eigentlich ist.
4 Antworten
Nonmadame vor 2 Jahren 27 4
9
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Fläschchen voll Trost
Ihr kennt doch sicherlich auch miese Tage? Ganz bestimmt, oder? Wenn Morgens schon das Kaffeepulver leer ist, man auf dem Weg zur Arbeit im Stau steckt, das Arbeitspensum schlicht unmöglich scheint, man nach Feierabend beim Einsteigen ins Auto zu alle dem noch sieht, dass jemand den Spiegel abgefahren hat und die gesamte Weltsituation sowieso zum heulen ist - zum Beispiel. So ein richtig mieser Tag, vielleicht sogar mit ein paar Tränen. Man sehnt sich zuhause einfach nach Ruhe, Trost und Geborgenheit, sich nach einem heißen Bad mit dem Lieblingstee im flauschigsten Bademantel vor den Kamin zu kuscheln. Alle Sorgen für einen Moment vergessen.

Dass ein Duft alleine so einen Trost spenden kann habe nie als unmöglich betrachtet. Aromatherapie hat mir schon in vielen Lebenslagen geholfen. Aber ein Parfum hat das bisher bei mir nicht geschafft. Bisher. Dann kam Initio.

Ich belächelte den Namen, Musk "Therapy", pfft, gutes Marketing. Wie therapeutisch kann Moschus schon sein? Doch der erste Sprüher kam und es war um mich geschehen. Bilder von Spa, aufgeschlagener Luxusbodybutter, Kuschelhandtüchern und feinster Bettwäsche aus ägyptischer Baumwolle tauchten vor meinem inneren Auge auf während ich gefühlt einige Zentimeter über dem Boden schwebte vor Wonne. Herrlich. Und die Gedanken waren für einen Moment still, die Welt wurde leise.

Musk Therapy macht wirklich seinem Namen alle Ehre. Er duftet sanft, rein und erhaben. Ein Wölkchen aus Trost und Wohligkeit. Gleichzeitig erfrischend anders als die Musks die mir bisher unter die Nase kamen. Ich liebte in meinen jüngeren Jahren den White Musk von The Body Shop und testete vor kurzem zum Beispiel Musc Invisible von JHAG - beiden fehlt im Vergleich das gewisse Etwas, was auch immer das genau bei diesem Duft ist. Hier ist der Moschus strahlend cremig und dezent pudrig.

Für mich gibt es bei Parfums unter Anderem zwei Kategorien: Einmal "Dein Parfum riecht gut" und einmal "DU riechst gut". Dieser Duft ist für mich eindeutig der letzteren Kategorie zuzuordnen. Er könnte fast als natürlicher Eigengeruch nach dem Duschen durchgehen. Es bedarf allerdings einige Sprüher mehr um vom Umfeld auch wahrgenommen zu werden, aber ich bin sowieso ein Freund der intimeren Sillage. Die Haltbarkeit ist für mich auch vollkommen in Ordnung. Dadurch dass er ziemlich linear verläuft ist Nachsprühen auch kein Problem, "you get what you spray".

Dieses Parfum ist einfach vollendete Perfektion wenn man auf gepflegt cremige Tröstlichkeit steht und schafft es mich an miesen Tagen zu erden. Wahrlich therapeutisch.
4 Antworten
Nonmadame vor 2 Jahren 13 3
8
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
4
Duft
Geschichten aus der Autowerkstatt
"Dürfte ich mir mal schnell die Hände waschen?", frage ich und werde in Richtung WC verwiesen. "Da hinten!"

Auf dem Waschbeckenrand liegt ein Stück ovale Kernseife, mittlerweile reduziert auf 1 cm Dicke durch die häufige Benutzung. Es haben sich Risse in ihm gebildet, darin sammelt sich Schmieröl und Dreck. Ob ich sie nun benutze oder mich doch lieber auf mein Desinfektionsfläschchen verlasse? Hmm.. ein brauchbares Handtuch ist auch nicht in Sicht.

Der penetrante Geruch von Lavendeduftstein steigt aus dem hochgeklappten WC empor. Darauf steht Rosenpottpurri, wahrscheinlich anno 1980. An der Tür hängt ein Reinigungsnachweis, zuletzt wurde wohl vor einer Stunde der Lappen geschwunden. Gut, sauber riecht es hier, das stimmt. Richtig chemisch.

Auf dem Weg nach draußen ein Aufsteller: Kokos -Wunderbäume im Sonderangebot.

Ich hoffe mein Auto ist fertig, mein Nase kann nicht mehr.
3 Antworten
Nonmadame vor 2 Jahren 13 1
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Hellblau? Nein, besser!
Was soll ich sagen? Ich liebe die Haarpflegeprodukte von Oribe. Dabei überzeugt mich nicht nur die Pflegewirkung sondern auch maßgeblich der Duft! Oh dieser Duft... Bei Shampoo und co. bleiben meine Haare nur kurz nach dem Waschen beduftet, natürlich wollte ich deshalb endlich Mal das Parfum ausprobieren. Und da wir hier ja nicht versammelt sind um uns über Haarpflege auszutauschen komme ich langsam Mal zum Punkt.

Sharing-Abfüllung erhalten, gesprüht, überzeugt. 1:1 das was ich erwartet habe. Zitrisch, blumig, gepflegt. Oribe kann anscheinend mehr als Haare zum glänzen bringen.

Den Vergleich mit "Light Blue" kann ich verstehen, jedoch nur in Ansätzen. "Côte d'Azure" liefert wesentlich mehr nuanciertheit. Es ist nicht bloß die pure Zitrone welche hervorsticht, nein, wohlige cremigkeit begleitet sie. Eine exquisite Melange aus diversen Zitrusfrüchten und Johannisbeeren, wie Limonade nur ohne süße Klebrigkeit. Etwas Pfirsich lässt sich auch erahnen obwohl dieser nicht angegeben ist. Untermalt wird das ganze vom zarten Frühlings-Blumenbouquet, abgerundet durch dezente, helle Hölzer. Die gesamte Pyramide bleibt während der Tragedauer erhalten.
Für die leichten Pflegeprodukt-Vibes kann ich nichts genaues verantwortlich machen. Der Duft hat auch keine klassische Shampoonote. Die Gesamtkomposition strahlt einfach eine edle Gepflegtheit aus.

Für mich ist dieser Duft ein wunderbarer Immergeher, außer eventuell bei Minusgraden da sich dann nicht die volle Pracht entfaltet. Gut, ultra sexy-verrucht ist er auch nicht, aber wenn man so wie ich Frische bevorzugt ist das auch nicht wichtig. Haltbar ist er am Körper bei mir gut und gerne bis zu 6 Stunden, in den Haaren und auf Kleidung noch am nächsten Tag.

Ich glaube, nach dem Schreiben habe ich mich selbst überzeugt. Ich brauche mehr davon!
1 Antwort
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