Parfümlein

Parfümlein

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6 - 10 von 123
Parfümlein vor 2 Jahren 27 11
5
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Mein wunderbarer Waschsalon, meine heißgeliebte Heißmangel
Meine Mutter hat nie den Führerschein gemacht. Das war manchmal hinderlich, doch sie hatte meinen Vater, der es liebte, ihr Chauffeur zu sein. Allerdings musste er arbeiten, und so gab es Situationen, in denen ein Führerschein durchaus hilfreich gewesen wäre. Eine davon war die Heißmangel. Wenn bei uns Bettwäsche gewaschen wurde oder Tischtücher, dann wurde ich in die Küche gerufen und musste mich gegenüber von meiner Mutter aufstellen. Mit beiden Händen hielt ich die eine Querseite des Lakens oder des Tischleinens fest gespannt. Die beiden anderen Zipfel hielt meine Mutter in einer Hand, denn zunächst musste mit der freien Hand die Wäsche mit Wasser aus einer transparenten, elastischen Gummiflasche benetzt werden. Der Aufsatz auf der Flasche war orange und glich dem einer Gießkanne, doch der Strahl war sehr weich und leicht. Die angefeuchtete Wäsche wurde dann von ihr am anderen Ende so streng gespannt wie von mir, und in der Art eines barocken Gesellschaftstanzes bewegten wir uns solange aufeinander zu und voneinander weg, bis ein perfektes kleines Paket gefaltet war. Alsdann wiederholten wir die aufwendige Prozedur. War der Wäschekorb voll, nahmen wir jeder einen Griff in die Hand und machten uns zu Fuß auf zur etwa zehn Minuten entfernten Mangel. Wie sehr habe ich mir damals gewünscht, meine Mutter wäre in Führerscheindingen so emanzipiert gewesen, wie ich sie ansonsten empfunden habe. Andererseits... es war wunderbar, mit dem schweren Korb die Mangel zu betreten, ihn abzustellen, eine ungeheure Leichtigkeit zu verspüren und gleichzeitig den Geruch warmer, frisch gemangelter Wäsche in mich aufzusaugen. Ich liebte diesen Geruch und daran hat sich nie etwas geändert. Selbst im Studium ließ ich meine Bettwäsche mangeln, und es war nicht weniger kompliziert, den Wäschekorb ohne Auto in die Heißmangel zu transportieren. Andererseits machte es mir nichts aus; komplizierter war es, ständig mit der Wäsche in den Waschsalon am anderen Ende der Stadt zu kommen. Dieses Problem änderte ich tatsächlich durch die Anschaffung einer Miniwaschmaschine, die es heute noch gibt. Ich erinnere mich gern an diese Zeit: Mein wunderbarer Waschsalon. Meine heißgeliebte Heißmangel. Auch heute noch würde ich nie auf den Luxus gemangelter Bettwäsche verzichten; allein das Procedere hat sich deutlich verbessert. Nassmachen muss ich die Wäsche nicht mehr und überhaupt nehme ich es mit dem Falten nicht mehr so genau, seit ich erfahren habe, dass es der Frau von der Mangel egal ist, wie ich ihr die Wäsche bringe. Keiner scheint es damit bei uns so genau zu nehmen - ein geliebtes Paar High Heels aus schwarzem Lack, das mein Mann zum Schuster bringen sollte, das aber plötzlich aus unergründlichen Motiven nicht mehr aufzufinden war, fand sich nach Monaten in einem vergessenen Korb gemangelter Wäsche wieder - inzwischen war tiefster Herbst und ich verschob die Reparatur aufs nächste Jahr.

Es versteht sich von selbst, dass ich spätestens mit meinem Eintritt bei Parfumo auch die Wäschedüfte für mich entdeckte, ja, nicht nur das; ich sah mich geradezu verpflichtet, verschiedene auszuprobieren, um den Duft von damals wiederzuentdecken. Um dies gleich vorwegzuschicken: Den authentischsten Duft einer Heißmangel erkenne ich in "The Muse | Zarkoperfume". Den angenehmsten Wäscheduft trage ich mit "Clean Reserve Avant Garden - White Amber & Warm Cotton | Clean". Doch den am meisten eingesetzten Duft dieser Art habe ich tatsächlich mit "Pure Soap | Clean" gefunden. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass er von mir vor allem im Winter eingesetzt wird, wenn ich, das ständige Süßmäulchen, dringend Abwechslung von all den schönen Wintergourmands brauche. "Pure Soap | Clean" ist für mich am ehesten ein Winterduft, weil zum Wäschethema das Seifenthema hinzukommt - und das wiederum bedeutet für mich Winter, Badewanne, feine italienische Seifen. Im Sommer dusche ich viel lieber. "Pure Soap | Clean" riecht tatsächlich am Anfang wie eine reine, klare, frische Seife, ohne zusätzliches Parfum außer jenem, das den Seifengeruch unterstützt. Dieses herrliche, eher elegante als derbe Opening ist so intensiv, dass ich eine Zeitlang dachte, in "Pure Soap | Clean" tatsächlich einen reinen Seifenduft gefunden zu haben. Das ist inzwischen nicht mehr so; ich habe nach einiger Zeit gemerkt, dass die Herznote Wäschearomen in sich birgt, sehr viel mehr Wäschearomen als Seifenaromen, aber es ist eine trockene, warme, gemangelte Wäsche, keine nasse Wäsche, die mit Weichspüleraromen aus der Maschine kommt. Dieses Herz des Parfums hält sehr viele Stunden, doch stets umwehen einen noch feine Reste des ursprünglichen Seifenaromas, und deshalb empfinde ich "Pure Soap | Clean" tatsächlich als genialen Duft innerhalb seiner Kategorie. Er passt perfekt in den Winter. Ich trage ihn nicht nur als Abwechslung zu Gourmands, sondern auch, wenn es mir um geistige Klarheit geht, wenn ich Klarheit suche, weil ich mich durch irgendetwas verwirrt, manchmal sogar verirrt habe. Die Wahrnehmung dieser starken Assoziationen an Reinheit, Klarheit, Frische und der Gedanke daran, dass man diese Klarheit selbst erreichen kann - zumindest körperlich mit dem Bad - schwingt mich meist hoch zur wiedererlangten geistigen Klarheit. Wie wohltuend dieser Duft doch ist! Und natürlich auch nicht so kostspielig wie andere Wäschedüfte, auch das ist ein klarer (!) Vorteil von "Pure Soap | Clean". Wer diese Art von Düften mag, ist mit dem Clean-Duft gut beraten. Er ist wirklich der Inbegriff von "clean".
11 Antworten
Parfümlein vor 2 Jahren 27 11
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Wie glitzernder Schnee
"In Weihnachtszeiten reis ich gern..." schrieb einmal Hermann Hesse, und dies trifft auch auf mich zu. Ab und an verschlägt es mich in das beschaulich-quirlige Tübingen - beschaulich, weil all die Spätzle und Mauldäschle nun mal urgemütlich sind; quirlig, weil Tübingen die jüngste Stadt Deutschlands ist, mit einem Studierendenanteil von einem Drittel der Bevölkerung. Wegen dieser verwegenen, lebendigen Mischung mag ich das Städtle, vor allem jetzt, wenn die Fachwerkhäuser feierlich beleuchtet sind und die Kälte es umso verführerischer erscheinen lässt, in eines der schönen Geschäfte einzutreten. Wenn mir richtig kalt ist, suche ich meist die kleine, aber sehr feine Nischenparfumerie auf, die so viele wunderbare Marken bietet: Initio. Widian. Xerjoff. Creed. Amouage. Und so weiter. Draußen werde ich neugierig gemacht, denn dort stehen immer ein paar Flakons, die zu einem besonderen Preis ausfliegen müssen. Ich teste sie meist alle und entscheide mich manchmal für einen, und das war diesmal Tonka Musk von Alyssa Ashley.
Die Marke kannte ich nicht, aber der Preis war äußerst verlockend, und nach dem dritten So-und-so-Musk folgte... Tonka Musk. Was ich nach wenigen Sekunden wahrnehmen konnte, war faszinierend: Eine reine, köstlich süße Tonkabohne strahlte weit über mein Handgelenk hinaus, als hätte ich ein Teelicht auf meinem Handteller balanciert. Tonka Musk ist so hell, so klar, so frisch, als klingelten tausend kleine Glöckchen an einem Schlitten. Am ehesten erinnert mich diese Tonkabohne in ihrer Intensität an "Wicked Good | Gallagher Fragrances", aber da ihr ganz die Schokolade fehlt, strahlt sie umso heller, und das meine ich wirklich so: Unglaublich feinwürzig duftet sie nach Zimt und Marzipan, ohne dabei nur einen Hauch zu schwer zu sein. Die Duftnoten wirken wie ein glockenhelles Lachen, das sich nach oben schwingt und einen mitzieht. Diese Reinheit wirkt überraschend wie ein Feuerwerk, prickelnd wie Champagner weht sie alle Müdigkeit sofort weg. In die abendliche, kühle Dunkelheit hinein strahlt sie wie ein klarer Stern am Nachthimmel und glitzert wie knisternder Schnee in der Sonne. Gleich kristallklarem Wasser, spritzig-frisch, macht sie wach und aufmerksam und bereit, noch lange nicht schlafen zu gehen. In ihrer Wirkung gleicht sie beinahe einem Eau de Cologne - ist aber viel süßer, eleganter und unendlich lange haltbar. Auf meinen Rollkragen gesprüht, umweht sie mich während des gesamten Abends immer wieder mit süßen Schwaden von Marzipan und ist auch am nächsten Morgen noch sehr präsent. Mit der Zeit verliert sich ihre kühle, frische, gewürzzarte Zimt-Süße in sanftem Moschuspuder, sie wird leiser, transparenter, das Strahlen wird zu einem Glänzen.
Wer Tonka mag, sollte diesen Duft unbedingt probieren. Die wunderschöne Komposition, die feine, mittlere Silage und die gute Haltbarkeit sowie der unschlagbare Preis machen es so leicht, sich dieses Weihnachtsgeschenk schon lange vor Heiligabend selbst zu schenken.
11 Antworten
Parfümlein vor 3 Jahren 21 13
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Köstlicher als alle Balsamdüfte
Dass die Sabäer als reiches Volk galten, verwundert nicht: Sie handelten mit Weihrauch und Myrrhe; Kostbarkeiten, die eines Königs würdig waren, wie die Geschichte vom neugeborenen König in Bethlehem zeigt. Weihrauch und Myrrhe, in Öl gelöst, sind überhaupt die wertvollsten Substanzen der Antike. Wer den Weihrauchhandel beherrscht - und dieser großartige Coup gelingt den Sabäern im 7. Jahrhundert vor Christi Geburt -, kann über finanzielle Sorgen nicht mehr klagen. Angesiedelt sind die Sabäer im heutigen Jemen, und seit dreißig Jahren graben Archäologen dort nach einem Palast, der neben dem Reichtum des arabischen Volkes auch ihre sagenumwobene Königin beweisen soll: Malkat Šĕva im Hebräischen, Makeda im Äthiopischen, Bilkîs oder Balkîs (was auch wieder hebräisch ist) in der islamischen Tradition.

Balkîs ist eine außergewöhnliche Frau. So wenig weiß man über sie - und doch taucht sie in so vielen Schriften auf: im Alten Testament, im Koran und in äthiopischen Legenden. Rätselhaft an ihr ist, dass sie fast nirgends durch einen Namen identifizierbar wird - nur die äthiopischen Schriften bezeichnen sie konkret als "Makeda". Alle anderen Namen - und ihr sind viele zugeeignet worden - sind traditionell verwendet, historisch jedoch kaum verifizierbar, so wenig wie ihr nie gefundener Palast.
Rätselhaft ist auch ihr Treffen mit dem berühmten König Salomon: Sie kommt mit wertvollen Geschenken zu ihm, sie stellt ihm Fragen, komplizierte, tückische Rätsel. Und doch: Wenn sie ihn wirklich getroffen haben sollte, dann war sie nicht die Königin von Saba. Denn das Königreich von Saba existierte oder zumindest: blühte erst zwei Jahrhunderte nach Salomon.

Nun ist das zunächst nicht weiter erstaunlich. Historische Figuren zu mischen, zu kombinieren, ihre Taten zu verknüpfen und so mit einer neuen Chronologie zu versehen, ist ein Muster, das wir schon aus dem Nibelungenlied kennen; es diente dem meist oralen Gedächtnis unserer Vorfahren dazu, außergewöhnliche Charaktere und zentrale menschliche Konflikte in einen logischen Zusammenhang zu bringen und so zu konservieren, um daran Verhaltensweisen, Konfliktlösungen, menschliches Versagen zu erkennen und an spätere Generationen zu übermitteln. So wenig, wie sich Attila, Brunhild und Siegfried gekannt haben können, so wenig ist dies auch Salomon und der Königin von Saba gelungen. Interessant ist also, welche stereotypen Verhaltensweisen, welche Fehler, welche Auffälligkeiten ihr fiktives Zusammentreffen erhellen sollte.

Salomon ist nicht nur weise auf seinem Thron aus Elfenbein. Und steinreich. Er ist vor allem ein Frauenheld. 700 Frauen und 300 Nebenfrauen soll er gehabt haben – dies wirft ein bedeutsames Licht auf Balkîs, die Namensgeberin unseres Parfums. Sie muss wunderschön gewesen sein, außergewöhnlich schön, betörend schön – und ebenfalls sehr, sehr reich. An seinen Hof bemüht sie sich in der Geschichte des Alten Testamentes, im Ersten Buch der Könige, um sich davon zu überzeugen, dass Salomon wirklich der ist, dessen Bild in den Erzählungen gezeichnet wird. Um ihm mit ihrem Staatsbesuch die Ehre zu erweisen, die ihm gebührt, bringt sie Geschenke mit: Edelsteine, Gold und die kostbaren Balsamöle aus Weihrauch und Myrrhe. Gebraucht hat er diese Geschenke nicht, heißt es doch im Ersten Buch der Könige, dass sein Geschirr vollständig aus Gold gewesen sei. Doch die Schönheit ihrer Schenkerin hat ihn vermutlich gereizt, und so lässt er sich auf die Fragen ein, die die Königin ihm stellt, um seine Intelligenz zu testen. Aus dem Islamischen überliefert ist die Frage nach dem Wasser, das weder vom Himmel noch von der Erde kommt und doch jeden Durst zu löschen vermag. Richtig erkennt Salomon: Es ist der süße Schweiß des Pferdes. Er besteht die Probe, die diese intelligente Frau ihm stellt. Die Lehre ist also wohl, dass zwei Gleiche in Rang und Namen, in Geld und Besitz einander erst wertschätzen können, wenn der Geist des einen den anderen beflügelt.

Wenn Balkîs, die Königin von Saba, jedoch nicht die biblische Frau ist, die Salomon getroffen hat, wer war sie dann? Sie war dann wohl Königin, doch nicht von Saba; hier irrte die Bibel sich dann wie so oft. Alle Wege, die Identität von Salomons faszinierender Besucherin zu ermitteln, führen nach Äthiopien: zu Makeda, der sagenumwobenen schwarzen Königin. Sie könnte Salomon gekannt haben – Flavius Josephus, der römische Geschichtsschreiber, kann zumindest davon berichten, dass Salomon eine äthiopische Königin empfing. Auch sie war vermutlich reich. Und vermutlich auch sehr schön.

Makeda, Balkîs begegnet uns als Rätsel. Als rätselhafte Frau, die gleichermaßen die hebräische, die äthiopische und die islamische Kultur faszinierte. Wenn Céline Ellena sie als „sublim“ charakterisiert, trifft sie damit den Eindruck, den die Königin von Saba in der europäischen, der orientalischen und sogar der amerikanischen Kultur, die sich an einem großen Leinwandepos mit Gina Lollobrigida versuchte, erweckt: Sie lässt sich nicht in die Karten schauen. Sie lässt sich nicht mit anderen Frauen gleichsetzen. Sie lässt sich nicht beherrschen. Sie emanzipiert sich vom geltenden Macht- und Intelligenzmonopol des Mannes und stellt sich ihm als ebenbürtig entgegen. Gleichzeitig macht sie von den Waffen Gebrauch, über die der Mann nicht verfügt, und setzt auch ihre Schönheit sublim ein: Doppelt hält besser.

"Sublime Balkiss | The Different Company" ist ein Duft, der diese weibliche Figur perfekt umreißt: Er ist vollkommen rätselhaft. Ich kenne keinen zweiten Duft, den ich so schwer einordnen kann, und die unzähligen, völlig verschiedenen Statements beweisen dies. Es ist ein Duft, der eigenartig rund, samtig-fruchtig beginnt. Das Seltsame, das Fremde liegt am Veilchenblatt, das eine dunkle Tiefe eröffnet, deren im Verborgenen liegender Grund sich nur erahnen lässt. Präsent ist die Johannisbeere, doch sie ist so verwoben mit den einzelnen Blüten und diese sind so schwer voneinander zu separieren, dass ein frischer, minimal fruchtiger, leicht grüner, herber Duft entsteht, der im wahrsten Sinne des Wortes „Nische“ ist. Er lässt sich mit keinem anderen Parfum, das ich kenne, vergleichen, und er polarisiert offensichtlich. Man liebt ihn oder man verachtet ihn – aber versteht man ihn überhaupt? Ist er nicht viel rätselhafter, als er auf den ersten Blick scheint? Weiblich ist er und gleichzeitig stark, mit einer überzeugenden Sillage und einer recht langen Haltbarkeit von etwa vier Stunden. Obwohl Blüten und Frucht und sogar Kakao mit im Spiel sind, buhlt er nie um fremde Gunst und nutzt keine raffinierten weiblichen Tricks: Er ist nicht sexy. Aber geheimnisvoll. Nicht süß. Aber weiblich. Nicht blumig. Aber in der Tiefe versteckt er etwas. Er ist selbstbewusst. Und das von mir so abgelehnte Patchouli gibt seiner herben grünen Note eine Erdverbundenheit, wie sie harmonischer nicht sein könnte. Es ist ein Königinnenduft. Wenn die Königin von Saba aka Äthiopien, die rätselhafte Balkîs, Salomon mit diesem Duft nicht fasziniert hätte – dann hätte sie es mit keinem geschafft. Vielleicht hat er der schönen Äthiopierin und ihren balsamisch duftenden Geschenken diese Worte aus seinem Hohelied gewidmet:

"Wie schön ist deine Liebe, / meine Schwester Braut; wie viel süßer ist deine Liebe als Wein, / der Duft deiner Salben köstlicher als alle Balsamdüfte." (Hld 4, 10)
13 Antworten
Parfümlein vor 3 Jahren 19 13
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
The Woman in Red
... is dancing with me... cheek to cheek...

Nur echte Kinder der 80er kennen noch diese Schmonzette von Chris deBurgh.
Ich gehöre dazu - und erinnere mich, dass dieses Lied der Grund war, warum ich für meinen Bronze-Tanzkurs-Abschluss unbedingt ein rotes Abendkleid wollte. Es erschien mir wie das Himmelreich, die Inkarnation des Schönen, Wunderbaren, Romantischen. Allein dieses Lied hatte mich zu der Vorstellung inspiriert, nur in einem roten, weichfließenden Kleid könne ich elfengleich über die Tanzfläche gleiten. Mein Tanzpartner - ein wundervoll freundlicher Mensch, dessen rechtes Bein tatsächlich kürzer war als das linke und der überdies einen unfassbar schrägen Silberblick hatte - war sicher nicht die Inkarnation des Schönen. Aber er war liebevoll und elegant im Tanz und führte mich durch alle Kurse mit dem größten Vergnügen. Dies wiederum zum Vergnügen meines schönen, stets Freestyle tanzenden, echten "Freundes", mit dem ich "ging".

Tanzschule - ein Begriff, der heute nur noch Eingeweihten bekannt zu sein scheint und nur noch wenige Jugendliche in seinen Bann zieht. Ab und an begegnen mir solche Exemplare, die es für relevant halten, sich auf zukünftigen Bällen adäquat schwingend bewegen zu können, und deshalb die mittlerweile einzige Tanzschule der Stadt frequentieren - sie scheinen die Ausnahme geworden zu sein. Ein echter Jammer. Denn was gab es Schöneres, als am Samstag, nach der überstandenen öden Schulwoche, gegen zwei Uhr aufzubrechen, unter Gleichgesinnten lachend und kichernd seine Runden zu drehen und im Anschluss auf eine wilde Party aufzubrechen? Ich bin glücklich, dass ich diese Zeit in all ihrer Intensität erleben durfte - nur das rote Kleid bekam ich nie. Meine Mutter spielte einfach nicht mit. DAS war es ganz sicher nicht, was sie sich für eine 16jährige vorstellte. Und sie hatte das Sagen.

Ich denke an das rote Kleid, das ich nie bekam, wenn ich "Déclaration Love - Tyrannique | Jacques Zolty" benutze. Ich drehe den wunderschönen, tiefroten Flakon in meiner Hand, wie ich mich vor Jahren zur Rumbamusik gewogen habe, und tauche ein in dieses Paradies von Blüten. "Déclaration Love - Tyrannique | Jacques Zolty" ist einer der schönsten Tuberosendüfte, die ich kenne - denn er ist so viel mehr als nur Tuberose. Beim ersten Sprühen jedoch ist sie da, vollkommen präsent, weich und cremig, und weckt Erinnerungen an unendlich viele Tuberosendüfte, die die Nase bisher erschnuppern durfte. Anders jedoch als all diese anderen Düfte scheint die Tuberose hier nur die Erinnerung zu wecken. Nicht aber erkämpft sie sich blindwütig jene Dominanz, die anderen Tuberosendüften eignet.

"Déclaration Love - Tyrannique | Jacques Zolty" funktioniert so: Ein Sprüher auf das Dekolleté - und Du tauchst ein in die paradiesisch schöne Welt der Tuberose. Ein weiterer Sprüher auf das Handgelenk, ein paar Sekunden warten, und die Tuberose macht anderen Eindrücken Platz: weichem, warmem Honig, der süß und zart wohl der Orangenblüte zu verdanken ist. Dieser honigsüße, aber dabei dezente, nicht aufdringliche, wirklich feine Cremeduft lässt sofort den Flieder herein, der hörbar an die Tür klopft - und die paradiesischen Gefühle werden plötzlich greifbarer: keine weichblühende Südseeinsel ist der Ort dieses Paradieses, sondern ein heller, sonniger Frühlingstag mit einer beglückenden Fliederbrise.
Vielleicht ist das die größte Leistung dieses traumhaften Duftes: der Mut, Tuberose und Flieder zu kombinieren, diesen zwei Solitären einen gemeinsamen Schliff zu verleihen und sie dadurch in schönster Harmonie zu vereinen. Der gemeinsame Tanz von Flieder und Tuberose macht den Duft weich, schwingend, cremig. Es ist die Kunst der Balance, die hier perfektioniert wurde. Keine Kaugumminote, keine penetrante Südseeschwülstigkeit, keine tropfende Süße - sondern blütenvolle Cremigkeit, in der jede der beiden Schönheiten die andere in Schach hält. Wenn man dann noch die leicht spritzig anmutende Eröffnung dazunimmt - wobei weder Neroli noch Orange wirklich wahrnehmbar sind und mehr als ätherische Leichtigkeit ein Gegengewicht zur Opening-Tuberose darstellen - und wenn man dann noch das schöne, nach Stunden einsetzende, vanillige Ende hinzunimmt, dann evoziert dieser Duft tatsächlich ein vollkommenes Bild jugendlicher Verheißung: Träume, Sehnsüchte, Romantik - die aber noch ungelebt sind, im Reich der Möglichkeiten auf ihre Erfüllung warten und solange von frühlingsfeiner Mädchenhaftigkeit umfangen sind. Ich würde nicht sagen, dass der Duft für eine 16jährige in der Tanzstunde geeignet ist. Dazu ist er wohl doch ein wenig zu intensiv, zu erwachsen. Aber er beschwört das Bild einer 16jährigen, die von der großen Liebe träumt, nur mit Frühlingsgefühlen experimentiert, selbst im Frühling ihres Lebens ist. "Déclaration Love - Tyrannique | Jacques Zolty" ist insofern ein Duft für Erwachsene, die sich an ihre Jugend erinnern und in deren Erinnerung sich Vergangenheit - die Leichtigkeit des Frühling - und Gegenwart - die Schwere der Liebe - zu einem wunderschönen Tanz vereinen. Es ist summa summarum ein sentimentaler Duft. Wer die Tuberose mag, sollte diesen Duft probieren - seine sanfte Cremigkeit ist einfach wunderschön.

Ein rotes Kleid habe ich Jahre später doch noch bekommen. Mit meiner besten Freundin bummelte ich im tiefen Winter durch Luxembourgs Innenstadt. Es schneite, ich war schwanger, es war kalt. Bei Laura Ashley entdeckten wir das Kleid: Ein tiefes Rot wie der Flakon von "Déclaration Love - Tyrannique | Jacques Zolty", schwerfließender Samt, Wasserfall-Ausschnitt. Das war es und wir kauften es beide. Ich trug es bei einer Hochzeit in Apulien. Vor ein paar Wochen habe ich es bei ebay verkauft. Aber viele Jahre hat es meine Jungmädchenträume verkörpert, auch wenn es nur ungenutzt im Schrank hing. Ich konnte es nun, vor ein paar Wochen, endlich loslassen. Für die Erinnerung an diese Träume habe ich nun "Déclaration Love - Tyrannique | Jacques Zolty".


13 Antworten
Parfümlein vor 3 Jahren 29 19
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
In der Selbsthilfegruppe: Jasmin lässt Dampf ab
Ich bin traurig. RICHTIG traurig.
Keiner mag mich. Keiner will mit mir zusammen sein.
Ich fühle mich richtig ausgeschlossen, ignoriert, übersehen. So, als wäre ich Luft.
Und ja: Es tut weh. Schließlich bin ich noch ein Kind. Ein KI-HIND!!!
Gerade mal acht Jahre alt. Und die Zukunft schon gelaufen.
Dabei verstehe ich das nicht: Wieso mag mich keiner? Die andere blöde Jasmin hat doch auch nicht diese Probleme, das Biest. Ja, wahrscheinlich, weil die Freunde in Shanghai hat. Soooo cool! Trägt immer rot. Und ich? Ich SEHE rot, wenn ich an die denke. 159 Freunde hat die! Und ich? Gerade mal 97 wollen mit mir was zu tun haben... Wahaaahaaaa.... Wirklich nett ist übrigens nur die Dingens... Moment... wie hieß die nochmal? Kommt aus Udaipur... Ist auf jeden Fall mein großes Vorbild.
Jetzt mal konkret: Was haben alle gegen mich? Ich rieche nicht gut, sagen die. HALLO???? Ich rieche sehr gut! Meist nur einfach ein bisschen frisch, aber das geht schnell vorüber, dann bin ich ich. Und nur ich. Ich, die Jasmin. Die Fröhliche. Die, die immer gut drauf ist. Gute Laune macht. Wieso merkt das nur keiner?
Synthetisch soll ich sein? Und wie soll das bitteschön gehen, hä? Vielleicht bin ich nicht direkt dem nächsten Naturöl-Laden entsprungen, aber dafür bin ich auch ein bisschen moderner. Und nerven tue ich doch wirklich niemanden, so lange bleibe ich doch meist gar nicht. Wenn ich jemanden besuche, dann doch höchstens vier, fünf Stunden. Das ist doch ok, oder? Wieso muss man immer gleich ein Marathon-Meeting veranstalten? Ich bin dann eben gern auch mal weg. So what? Solange ich da bin, bin ich jedenfalls präsent, nicht so wie andere, die groß tun und dann die ganze Zeit die Klappe halten und sich verdünnisieren, sobald es geht.
Wenn ich so sagen müsste, was ich für Qualitäten habe, würde ich sagen:
Super Figur. Superfreundliche Frische. Superfröhliche Präsenz. Ordentliche, aber nicht übertriebene Ausdauer. Liebe Mandarinen. Trage gern mal die ein oder andere Blüte im Haar. Bin aber nicht so ein Mädchen, nicht so rosa, nicht so süß. Und alles, was man mir nachsagt, stimmt nicht. Ich HABE keine Freundin, die Tuberosa heißt. Und mit diesem Patchouli würde ich nie was anfangen, das ist doch so ein Depp. Und ich habe auch nicht zuviel Holz vor der Hütte. Nein! Jedenfalls bei Weitem nicht so viel wie bestimmte andere Subjekte, deren Namen ich hier erst gar nicht nennen will. Das ist eine VERLEUMDUNG! So gemein! Lernt mich doch erstmal kennen, bevor Ihr urteilt! Obwohl... wenn Ihr noch lange macht... vielleicht bin ich irgendwann auch einfach nicht mehr da! Vielleicht haue ich ab! Geschähe Euch recht!
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