Peanut

Peanut

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11 - 15 von 218
Peanut vor 11 Jahren 21 12
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Hype trifft Hype trifft Hype
Hype 1: Alt ist in, Vintage ist in. Und hier meine ich nicht „Vintage“ im Sinne des Parfum-Jargons, sondern in weiterem Sinne. Alles Alte und augenscheinlich Unmoderne ist (insbesondere im Bereich der Wohnungseinrichtung) hochmodern, wenn es nur nostalgisch genug ist. Alte amerikanische Kühlschränke machen so manchem Miele-Wundergerät Konkurrenz, Nachkriegs-Emaile und –Zink stellen gebürsteten Edelstahl in den Schatten. Shabby ist schick (pardon: chic!). Und was nicht shabby genug ist, wird shabby gemacht: Antikisiert, patiniert, kaputt gehauen bis es aussieht wie uralt und „gelebt“.

Hype 2: Bäder im French-Cottage-Stil sind in. Genauer: Wohlfühlen wie Gott in Südfrankreich ist in. Noch genauer: Die Provence in der eigenen Nasszelle ist in. Verschnörkelte, angestaubte französische Landhausromantik mit Lavendelsträußchen, alten Waschschüsseln und bergeweise Savon de Marseille auf urig weißgetünchten Badezimmermöbeln: Das treibt einer jeden (oder fast jeden) Frau Tränen in die Augen.

Hype 3: Sauber duften ist in. Ganze Legionen zucker-, gewürz- und wummsergeschädigter Nasen dürsten nach schlichter Hygiene aus dem Flakon. Diese ist nicht nur sozial verträglicher als so manche olfaktorische Extravaganz (oder auch: Verlängerung des Ichs via Parfum), sondern tut auch der gehetzten (Großstadt-)Seele sehr gut. Sauber duftet ehrlich, straight und harmonisch. Sauber räumt den Kopf auf-- schnell und zuverlässig.

„Clean Provence“ bedient all diese Hypes auf einmal. Es duftet nach Nostalgie, nach vergangener Zeit: Wie ein altes, frisch-würziges Eau de Cologne an frisch gestärkter Baumwoll-Kleidung. Gleichzeitig erinnert es an ein provenzalisches Bad: Es greift diese rustikale und spezifische Mischung aus würzig-frischen Agrumen, einem Hauch Lavendel (ja wo isser denn in der Duftpyramide?) und klarer Mistral-Luft auf. Nicht zuletzt aber ist „Clean Provence“ einfach ein moderner Sauberduft, der nicht mehr will als nur Sauberfrische zu transportieren. Waschmittelfrische, Wäschefrische, Seifenfrische. Nur eben in provenzalischer, agrumenlastiger, nostalgischer Übersetzung.

Manche Hypes sind berechtigt. „Clean Provence“ ist für mich ein gelungener Beweis. Danke Lobelia für die Duftprobe!
12 Antworten
Peanut vor 11 Jahren 19 13
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Er weiß nicht was er tut, aber er tut es die ganze Nacht
(…) der junge, noch pubertierende Jasmin.

Denn er ist zunächst einmal grün hinter den Ohren. Frisch wie der Frühling und mit jugendlichem Strahlen gesegnet. Ahnungslos, unbedarft und definitiv naiv. Das ist aber nicht alles. Denn: Zur Jugend gehört so viel mehr, als nur taufrisch, blutjung und grün hinter den Ohren zu sein!

Wenn der Jasmin pubertiert, dann ist er nämlich zunächst einmal von seiner eigenen Erotik euphorisiert, voller Hormonwallungen, vor Potenz strotzend. Deshalb weiß er schon ganz genau, was es heißt, Jasmin zu sein. Er ist ganz und gar Jasmin. Berauschend und hypnotisierend sinnlich.

Gleichzeitig ist der Youngster sehr laut: Er rebelliert, er ist schrill und will alles, nur nicht unsichtbar sein. Er schreit nach Aufmerksamkeit und zeigt Zähne: Mit sehr laut bimmelnden, fast schon brutal glasklaren, kühl-süßlichen Maiglöckchen. Typisch Williamson: Diese Wahnsinnsmaiglöckchen, die eine Klarheit und blumige Intensität in den Duft bringen, dass sie schon fast zu viel des Guten sind—aber auf jeden Fall eine markante Note beisteuern und sich wie ein roter Faden durch die Williamson-Sommerdüfte schlängeln.

Alles in allem eine spannende Mischung aus grün-jugendlicher Frische, blumiger Jasmin-Opulenz und schrill-lauter, glasklarer Maiglöckchen-Rebellion. Eine Mischung, die intensiv, auffällig und schier unermüdlich ist.
Kurz: Frei nach Madonna weiß dieser Jungspund nicht was er tut, aber er tut es die ganze Nacht. (Oder den ganzen Tag.)

Dass ich mich nach langer „Jasmine Sambac“-Manie von diesem Duft getrennt habe, liegt am Ende an dem lauten Maiglöckchen-Gebrülle. Was mich lange begeisterte und fesselte, nervt mich nur noch. Deshalb: Der Kleine musste gehen. Lasst Euch davon aber nicht abschrecken und testet ihn ruhig, wenn er Euch irgendwo begegnet.

Bevor Fragen auftauchen: Nein, ich halte mir keine Toyboys —das Zielgruppenalter liegt noch sehr weit vor mir. Aber ich war mal ein pubertierendes Mädchen ;-).
13 Antworten
Peanut vor 11 Jahren 15 7
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Eine grüne Wiese hat keine Allüren
„Nature“ ist ein unprätentiöser, schlichter Grüner. Er hat weder die (genial herben!) Ecken und Kanten eines „Ô de Lancôme“ noch die Starallüren raffinierter kühlgrüner Chypres oder Colognes. Er ist schlicht, er ist unkompliziert und er ist gut so.

Denn: Eine taubedeckte grüne Wiese hat schließlich auch keine Allüren. Sie duftet pur und zart nach grünem Grün, untermalt von zartem Blütenduft. So auch die Rochersche „Nature“: Nur zartes Grün mit einem zweigartigem Holz-Fond, gesprenkelt mit etwas Rose und Maiglöckchen. Hinzu gesellt sich wunderbar unaufdringliche Rochelinade. Punkt.

Schade, dass das EdP kürzlich eingemottet worden ist. Wie vielleicht einige andere Nasen hatte ich den Duft mit 13 oder 14 Jahren als unaufdringlichen, natürlichen Einstiegsduft. Dank Blauemaus durfte ich nun in grüner Nostalgie schwelgen. Schön war´s!
7 Antworten
Peanut vor 11 Jahren 14 8
5
Flakon
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Tuberose mit Profilneurose
Kinder, was ist das bloß für eine verhaltensgestörte Tuberose! (Tuberose: Die atem-be-raubende Hauptakteurin in "Chloé 1975")

Erst macht sie sich mit ihrem üppigen Poppes schon in der Kopfnote breit, dass Pflaume, Rose und Muskatblüte aus dem letzten Loch pfeifen. Gut: Das Pfläumchen protestiert immerhin ein wenig und die Muskatblüte gibt ihren Senf dazu, sodass beide zumindest kurz ihren kleinen Auftritt haben. Aber das Röschen? Die Tuberose hat sich wohl draufgesetzt und so macht die Rose keinen Mucks.

Doch nicht genug der tuberosigen Neurosen. In der Herznote ein ähnliches Spiel. Die Tuberose macht kräftig auf geltungssüchtiges Trampeltier und duftet Jasmin und Orangeblüte glatt an die Wand. Der Jasmin versucht den Zwergenaufstand, holt sich sogar zeitweise Ylang-Ylang ins Boot, scheitert aber letztendlich an Frau Tuberoses alles niederwalzendem Ego.

Dann, etwa ab der Halbzeit, kommen die Akteure der Basis ins Spiel. Sie ringen nicht mit der Tuberose, sie sind nicht verzweifelt. Sie treten resolut auf und zeigen souveräne Präsenz. Und was macht sie? Sie räumt abrupt das Feld: Wenn sie nicht dominieren kann, geht sie lieber nach Hause. Die Hölzer (eindeutig v.a. Kaschmirholz) übernehmen die Bühne und duften, unterstützt von weich-öligem Amber bis zum bitteren Ende.

Alles in allem ein Tuberosen-Stresstest. Wer sich dem nicht aussetzen will, sollte einen Bogen um „Secret Obsession“ machen. Auch wenn die Hölzer in der Basis jeden Stress entschädigen: Diese Tuberose muss man erst einmal überstehen!

Trotz der heftigen Tuberose hat der Duft aber den typischen „Klein-Schmelz“. Ist sinnlich-weich, auf die gute Art schwülstig und, wie schon meine Vorredner bemerkt haben, wunderbar retro. Er ist also nicht schlecht. Da der klassische „Obsession“ aber harmonischer und ausbalancierter ist, würde ich ihn unbedingt bevorzugen.

Trotzdem danke an Holly! Ich glaube, ich habe eine Geschenkidee für den nächsten Muttertag: Mama Peanut ist großer „Alt-Chloé“-Fan. „Secret Obsession“ dürfte ihr also sehr gefallen!
8 Antworten
Peanut vor 11 Jahren 15 9
10
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
„Eau Vitaminée“ goes Nische
Die 100% sagen es bereits: Dies ist kein Verriss. Es geht mir nicht darum, einen feingliedrigen, fragilen Agrumen-Duft auf Bodysplash-Niveau herunter zu schreibseln. Keineswegs: Ich schätze das „Eau Vitaminée“ von Biotherm sehr. Es ist wunderbar runde, milde Zitrusfrucht, durch zarte florale Noten abgerundet und mit federleichtem (als Ambra und Patchouli getarntem) Krypto-Moschus jeder Bissigkeit beraubt. Summa summarum helle Zitrusfrucht im Pflegeduft-Modus.

„Cefiro“ ist nun nahezu identisch. Die Duftpyramiden von „Eau Vitaminée“ und „Cefiro“ ähneln sich zwar, was aber nichts heißen muss. In natura aber vermag ich die beiden leckeren Wässerchen kaum zu unterscheiden. Hier wie da: Heller Zitrusmix supersoft à la weiches Pflegetuch.

„Cefiro“ ist bei genauerem Hinriechen eine Idee grüner, genau gesagt etwas grasig-grün, was wohl einer ausgeprägteren Bergamotte zuzuschreiben ist. Die zarte florale Note bei „Cefiro“ erscheint mir etwas lauter (gleichzeitig etwas geschliffener). Insgesamt aber fallen die Unterschiede sehr subtil aus.

Ob diese subtilen Unterschiede es wert sind, exakt 73,05 EUR mehr (pro 100 ml) für die Floris-Variante der soften Zitrusfrucht auszugeben, muss jeder selbst wissen. Für Nischenfans stellt sich eine solche schnöde Preisfrage möglicherweise nicht. Überzeugte Mainstream-Nasen mögen den Unterschied für überzogen halten oder dem reinen Nischen-Mehrwert zuschreiben.

Undogmatische Zitrus-Nasen sollten zumindest verglichen haben. Ich für meinen Teil bin froh, die Gelegenheit gehabt zu haben: Danke an Respira!
9 Antworten
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