Pinkdawn

Pinkdawn

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11 - 15 von 68
Pinkdawn vor 3 Jahren 23 13
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Duft
Duftendes Grün
Galbanum! Da ist er, der Duft jungen grünen Laubs. Auf das die Frühsommersonne gelbe Kringel malt. Hätte es eine Farbe, wäre es grün, wie es sein Name galbanus, lat. grüngelb, vermuten lässt. Der aromatische Geruch des Harzes dieser wunderschönen, leuchtend gelb blühenden Orientalin soll an Fichtennadeln oder Zypressen erinnern. Anderen fällt dazu harzig, waldig, Kampfer und würzig, bitter, ja sogar scharf ein. Mir nicht. Grün ja, ein mildes, helles Grün mit anfangs leicht zitrischen und bald darauf blumig-süßen Nuancen. Ich denke an pudrige Mimosen, die aber gar nicht enthalten sind.

Galbanum wird seit biblischen Zeiten verräuchert. Bei Zeremonien, um Dämonen und seelische Krankheiten zu vertreiben und tote Ägypter einzubalsamieren. Die wohl älteste Räuchermischung mit Galbanum stammt von - JHWH selbst. „Und der Herr sprach zu Mose: ‚Nimm dir Spezerei: Balsam, Stakte, Galbanum und reinen Weihrauch, vom einen so viel wie vom andern und mache Räucherwerk daraus, gemengt nach der Kunst des Salbenbereiters, gesalzen, rein, zum heiligen Gebrauch. Und du sollst es zu Pulver stoßen und sollst etwas davon vor die Lade mit dem Gesetz in der Stiftshütte bringen, wo ich dir begegnen werde. Es soll euch ein Hochheiliges sein. Aber solches Räucherwerk sollt ihr für euch nicht machen, sondern es soll dir als dem Herrn geheiligt gelten. Wer es macht, damit er sich an dem Geruch erfreue, der soll ausgerottet werden aus seinem Volk.‘“ (2. Mose 30,38)

Schluck. Am Wohlgeruch der Galbanummischung darf sich der Sterbliche also nicht erfreuen. Bei Todesstrafe! Der Gott des Alten Testaments ist halt ein strenger, strafender.

Schnell wegriechen, um nicht in allerhöchste Ungnade zu fallen? Zu spät. Ich kann bestenfalls versuchen, mich jetzt nicht an dem Duft zu erfreuen. Leicht gesagt.

Aber die Tage des Alten Testaments sind schon lang vorbei. Inzwischen wird wohl auch JHWH nicht mehr zürnen, wenn sich Sterbliche am Galbanumduft erfreuen. Hoffe ich. Jedenfalls wird das Harz gern in Parfüms eingesetzt. Vor allem als Kopfnote. Diptyque scheint jedenfalls die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Nein, Parfümeur Fabrice Pellegrin bzw. Diptyque in Paris Saint Germain, wo man offenbar nicht nur Fußball spielt, war seiner Zeit eindeutig voraus. Das zeigt die Bewertung des EdTs in der Beliebtheitsskala. Dümpelte der Damenduft aus 2007 jahrelang unspektakulär vor sich hin, schnellte der Trend ab 2020 plötzlich in ungeahnte Höhen.

Auf einmal wollten sie alle grün duften. Blätter, süße Gräser, junges Laub, waldige Natur mit ein paar Blümchen, damit ließ sich jetzt Geld machen. Ich selbst, die ich stets neugierig bin, wo sich die Parfümmode hin entwickelt, muss nun, da ich darüber nachdenke, feststellen, dass ich mir in den letzten Monaten einige grüne Düfte mit Wald- oder Grasnuancen zugelegt habe, die mir alle immer noch sehr lieb sind und die ich mehr und mehr statt der Zitrusdüfte im Sommer verwende und auch sonst, wenn ich einen frischen Duft möchte, kühlend und natürlich.

Eau de Lierre, das „Efeuwasser“, hab ich durch mehrere „Rezessionen“, wie es hier nun oft so schön heißt, kennen gelernt. Ich liebe Efeu. Ein Duft, der nach Efeu riechen soll, erregte natürlich gleich meine Aufmerksamkeit. Ich stellte mir diesen Duft grün, kühl, blättrig, weich und anschmiegsam vor. Und wurde nicht enttäuscht. Endlich ein Blindkauf, der sich gelohnt hat!

Was den Reiz des Efeuwassers ausmacht, ist seine feine Mischung bzw. die Melange von Grünem, Blättrigen mit Blumen, die zwar süß duften, aber zart und dezent bleiben wie das Alpenveilchen, das gern in schattigen Wäldern wächst.

Die blumige Süße kommt hier sehr subtil, aber doch deutlich merkbar daher. Geranium steuert etwas Sonniges bei, das dem Duft ein wenig Wärme verleiht, aber nicht so viel, dass er nicht im Hochsommer getragen werden könnte.

Geranium wie auch Galbanum sollen Harmonie und inneren Frieden schenken. Das merkt man dem Duft auch an. Hier geht es nicht um Lautes, Schreiendes, um „Hier bin ich! Sieh mich an!“. Die Aufmerksamkeit kommt sozusagen auf leisen Sohlen, dafür aber nachdrücklich und einprägsam. Man könnte sagen, Eau de Lierre steht Frauen, denen es bei einem Duft nicht um rasches, kreischendes Auffallen geht, das schnell wieder verfliegt.

Man hat den Duft mit der Frische eines Wasserfalls verglichen. Ich empfinde ihn weniger dynamisch, sondern zärtlich, feminin, weich und - auf eine moderne Weise - romantisch.
Seine Entstehungsgeschichte erinnert an Diorissimo. Denn auch aus Efeu lässt sich kein Duft extrahieren – wie auch aus Maiglöckchen. Das bedeutet: Man musste den Efeuduft neu kreieren, dem Erscheinungsbild der schönen Kletterpflanze, die bekanntlich für Treue und ewiges Leben steht, nahempfinden. Solche synthetischen Konstrukte kommen unserer Illusion oft näher als die Wirklichkeit. Es bedarf aber auch einer kreativen Intuition, um so ein überzeugendes Duftbild zu schaffen.

Fabrice Pellegrin ist das gelungen. Er hat aus viel Galbanum, Alpenveilchen, Palisanderholz und rosa Pfeffer – manche vermuten auch Geranie - einen künstlichen Efeuduft erschaffen, der die Seele dieser Pflanze in idealisierter Form wiedergibt. Ambergris und holzige Noten steuern einen Hauch trockener Wärme bei.

Das beliebte Eau de Toilette ist für mich aufgrund seines frisch-grünen, aber nicht scharfen Duftes vor allem für Frühling und Sommer geeignet. Ich würde es eher tagsüber tragen.
Die Haltbarkeit ist gar nicht so schlecht, bedenkt man, dass Eau de Lierre insgesamt kein sehr intensiver Duft ist – was aber nicht heißen soll, dass er kurzlebig ist und keine Sillage entwickelt.

Fabrice Pellegrin ist für mich kein Unbekannter. In meiner Sammlung befinden sich bereits einige gute Düfte von ihm wie Oud und Patchouli N‘ Roses, beide von Réminiscence.
Und seit kurzem das Eau de Lierre EdT, 100 ml, das aktuell um ca. € 120,- angeboten wird. Ich kann diesen gefälligen, aber keineswegs banalen Duft empfehlen – etwa für Damen, die einmal etwas anderes als Citrusdüfte im Sommer tragen wollen.

Übrigens: Eine weitere Ähnlichkeit mit Diorissimo: So, wie die Protagonistin Verena in Mario Simmels melodramatischem Roman „Liebe ist nur ein Wort“ (1962) – heute nur mehr schwer lesbar – Diorissimo trägt, ist der Duft von Anna, einer der Hauptfiguren des Romans „Kein Wort mehr über die Liebe“ – man beachte die Ähnlichkeit der Titel - von Hervé Le Tellier eben Eau de Lierre. Auch in dieser Sommerkomödie geht es ums Fremdgehen - aus Liebe, Leidenschaft oder der Sehnsucht nach einem Neuanfang. Mich persönlich reizt das Thema – die Unfähigkeit eines Menschen, einem anderen treu zu sein – nicht. Ich glaube an die Monogamie. Außerdem wurde das Motiv bereits recht ausführlich in 3 Stunden langer abendfüllender Spieldauer von keinem Geringeren als Wolfgang Amadeus abgehandelt in Così fan tutte.

Hätte ich von dieser „Produktplatzierung“ in Telliers Roman gewusst, hätte das meinen Besitzwunsch bezüglich des Eau de Lierre möglicherweise gebremst. Gut, dass ich es erst später erfahren hab, sonst hätte ich es vielleicht versäumt, dieses Parfüm kennen zu lernen, das meiner Meinung nach nicht zu einem „Bäumchen wechsle dich“-Liebesroman passt. Denn Eau de Lierre ist durchaus sophisticated und hat neben seiner Freundlichkeit und seinem Charm durchaus etwas Geheimnisvolles, Tiefschattiges, Kühles, das einen in seinen Bann zieht und es unvergesslich macht.
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Pinkdawn vor 3 Jahren 40 18
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Flakon
4
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Dem Geheimnis von Baccarat rouge 540 auf der Spur
Ein Spaziergang über einen Jahrmarkt. Du fühlst dich vom Duft nach Zuckerwatte und köstlichem Karamell umschmeichelt, genießt eine tröstliche Süße, die eigentlich gar nicht so süß ist. Du triffst vielmehr auf vollendete Eleganz in ihrer strahlendsten, luxuriösesten Form. Transparent, aber doch intensiv, zart und edel zugleich. Feiner Jasmin, erdiger Safran, frisches Zedernholz, Tannenharz, Ambra – warm und betörend …

Über Baccarat rouge 540 wurde viel geschrieben. Und sehr Unterschiedliches. Der Unisex-Duft scheint zu polarisieren. Entweder man liebt oder hasst ihn. Auf jeden Fall hat man es hier mit einem ausgesprochen extravaganten und ungewöhnlichen Duft zu tun.

BR540 erschien 2016 zum 250. Geburtstag der weltberühmten Kristallmanufaktur Baccarat Crystal House, einst Lieferant des französischen Königshofs. In Baccarat, Lothringen, werden seit 1764 exklusive – und entsprechend kostspielige - Schönheiten aus Kristallglas handgefertigt: Lüster, Karaffen, Gläser, Figuren, Accessoires für die gepflegte Tafel und Schmuck. Der Eierbecher der neuen Kollektion aus funkelndem Kristall um € 150,- ist bereits ausverkauft. Das Designer-Schachspiel um € 15.000,- ist noch zu haben, falls jemand ein Weihnachtsgeschenk sucht.

Besonders gefragt ist das legendäre Rot der Baccarat Kristalle. Um den einzigartigen Rotton herzustellen, wird dem Kristall beim Schmelzen 24-Karat-Goldstaub beigefügt. Bei der Erhitzung auf 540° C entsteht dann die leuchtende Farbe, die Francis Kurkdijan zu seinem Baccarat Rouge 540 inspiriert hat. Er wollte die meisterlich verbundene Harmonie der strahlende Transparenz des Rohstoffes Glas mit dem intensiven Rotton olfaktorisch wiedergeben.

Der so entstandene Duft wird als blumig-holzig beschrieben, ist aber viel mehr als das.

Ich wollte BR540 aufgrund der enthusiastischen, aber auch widersprüchlichen Beschreibungen gern persönlich kennen lernen – zunächst geschah das in Form einer „ersoukten“, großzügigen 10-ml-Abfüllung. An die 300 Euro für einen Blindkauf auszugeben, erschien mir doch zu riskant. Inzwischen ist auch der Originalflakon bei mir eingekehrt und BR540 im Dauereinsatz. Warum? Weil ich das Gefühl habe, dem Geheimnis dieses Duftes auf die Spur kommen zu müssen. Weil ich ergründen will, weshalb es diesen Reiz für mich hat. Meister Kurkdijan gibt die Nüsse, aber er knackt sie nicht. Und ich bin neugierig.

Für mich punktet BR540 zunächst mit einer orientalischen Note, die wohl dem Safran zu verdanken ist. Es erwartet einen nämlich kein vanillig-süß verkitschter Orient, sondern dieses leicht bittere, trockene, aber auch süßwarme typische Aroma des Safrans. Er spielt gleich in der Kopfnote die Hauptrolle und behauptet sich sogar gegen den Jasmin. Wobei die beiden ja keineswegs in Konkurrenz treten. Bei BR540 ist alles perfekt ausgewogen und harmonisch. Klingt langweilig? Ist es aber nicht. Der außergewöhnliche Duft ist ausgesprochen spannend, inspiriert und hat ein gewisses Suchtpotenzial. Man merkt wie immer bei MFK die hohe Qualität der Rohstoffe.

BR540 verkörpert für mich Luxus. Wer Luxus nicht als etwas Negatives, moralisch Bedenkliches empfindet und keine Vorbehalte gegenüber teuren Parfums hat, sondern sich kindlich am Glitzern von Brillanten oder Kristallen freuen kann, wird diesen Duft lieben.

Ich empfinde BR540 als Duftkaleidoskop, das immer wieder neue Facetten zeigt – blumig, gourmandig, leicht aquatisch, etwas rauchig, etwas harzig. Wobei das Harz nach Baumnadeln duftet - frisch, aber nicht zu frisch.

Für mich ist BR540 ein Parfüm, das sich vor allem gut für den Herbst und Winter eignet. Ich sehe es mehr als Duft für drinnen und durchaus alltagstauglich.

Das Geheimnis der Faszination von BR540 hab ich nicht ganz entschlüsselt, aber ich bin ihm auf der Spur, seit ich gelesen hab, dass der Duft Hedione (Hedone = griechisch für Lust, Genuss, Vergnügen) enthält. Diese magische Substanz, die seit den 50er Jahren in vielen Parfums verwendet wird, kann viel. Sie duftet „jasminartig“ bzw. zartfrisch nach Magnolien und Zitrusnoten. Außer Jasmin enthält sie Duftnoten von Tabak(rauch) und schwarzem Tee. Der synthetische Stoff macht Düfte „strahlend“, transparent, weich und haltbarer. Aber das ist noch lange nicht alles. Methyl-Dihydrojasmonate, so der Name dieses Carbonsäureesters, ist auch ein Glücklichmacher. Ihm wird die Qualität zugeschrieben, Menschen in den Augen anderer attraktiver zu machen. Denn er aktiviert verschiedener Hirnareale im limbischen System, die mit Lust, Libido, Emotionen und Gedächtnis in Zusammenhang stehen. Das ist weder Magie noch Werbeschmäh, sondern durch wissenschaftliche Studien erwiesen. Frauen sprechen übrigens stärker auf Hedione an als Männer. Dabei geht es allerdings keineswegs nur um verstärkte erotische Gefühle und sexuelle Anziehungskraft. Hedione kann auch angenehme Erinnerungen - etwa aus der Kindheit - evozieren. Die Forschungen dazu sind noch lange nicht abgeschlossen. Es bleibt also spannend.

BR540 lässt sich aber auch ganz jenseits von seinen euphorisierenden Wirkungen auf die Psyche einfach als Duft voll Schönheit, Charme und Eleganz genießen. Der Duft lebt außer der deutlichen Safrankomponente von einer reizvollen Kombination aus (tannen)harzigen, gourmandigen und blumigen Nuancen, die immer in Bewegung zu bleiben scheinen, wobei manchmal die eine oder andere Facette stärker betont wird. Manche glauben ja zu wissen, dass BR540 ein "Molekülduft" ist. Das würde natürlich diesen "Tanz der Düfte" bzw. das Kaleidoskopartige, Changierende erklären, das den Duft so reizvoll macht.

Aufgefallen ist mir, dass der Duft zumindest bei mir anfällig für Temperatur zu sein scheint. Bei Kälte „funktioniert“ er bei mir leider meistens schlechter. Enttäuscht bin ich von Sillage und Haltbarkeit. BR540 wird mir für einen sinnlichen Duft für Menschen, die keine Scheu davor haben, Aufmerksamkeit zu erregen, viel zu schnell körpernah. Das ist schade und sollte bei diesem Preis nicht sein. Die schwache Haltbarkeit auf meiner Haut (mein Kater hat sich erfolgreich dem Test entzogen ... Keine Angst, war nur Spaß, ich würde ihm das nie antun) - an Textilien ist sie besser - macht aus dem Parfum, das fraglos das Zeug zu einem großen Duft für glänzende Anlässe hätte, ein durchaus alltagstaugliches Parfum mit dem Anspruch auf Nachsprühen. Auch das würde man bei diesem Preis nicht erwarten.
Andererseits passt gerade diese grazile Leichtigkeit sehr gut zu diesem Duft, den ich mir als schweren "Wummser" nicht vorstellen könnte.

Ansonsten: betörend, fein, edel, zart, strahlend und luftig. Luxus pur.
Ein Masterpiece, das ich eher an Frauen sehe.
18 Antworten
Pinkdawn vor 4 Jahren 21 16
6
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Zärtlich, sanft, weich, zart und sehr feminin - ein Duft voller Emotionen
Macht es Sinn, einen Kommentar über einen Duft zu schreiben, den es offenbar nicht mehr gibt?

Aber von Anfang an: Hervé Léger hat 1999 einen Duft herausgebracht, der – wenig überraschend – Hervé Léger heißt. Es hat eine Weile gedauert, bis dieser Duft zu mir gefunden hat. Genauer gesagt: über 10 Jahre … Denn erst kürzlich hat mir ein lieber Parfumo das EdP für Damen als Probe zukommen lassen.

Inzwischen hab ich es dreimal getragen. Dabei wird es wohl auch bleiben, weil in der Glasphiole leider nur mehr ein kleines Restchen war.

Mir gefiel der Duft sofort. Wie soll ich sagen? Er wird als blumig-süß beschrieben. Und genau das ist er auch. Klingt banal? Mag sein. Große Sensationen erwarten mich hier nicht, nichts „Gewagtes“, „Gehyptes“, Innovatives, „Nischiges“, Überraschendes. Es ist einfach ein anmutiger, liebenswerter Blumenduft mit angenehm harmonischer Süße.

Mir ist Hervé Léger als Schöpfer traumhaft elfenartiger Damenkleider in Schwarz oder Naturpastelltönen bekannt, die teils wie aus breiten Bändern gewickelt erscheinen und allesamt sehr feminin, meist superkurz und äußerst figurnah sind. Dementsprechend sind sie nur in kleinen Größen bis etwa Damengröße 36, vereinzelt noch 38, zu Designermodepreisen erhältlich.

Passt der Duft zu diesen Kleidchen? Ja und nein. In der Damenmode huldigt Léger den zarten, androgynen Geschöpfen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen – einfach schön und ätherisch. Das Parfum ist hingegen doch mehr „down to earth“, würde ich sagen. Es hat zwar eine ähnlich transparente, flüchtige Lieblichkeit, scheint mir aber auch von Damen jenseits der Größe 36 tragbar zu sein. Man kann sagen, es ist ein durchaus konventioneller Duft, der wahrscheinlich allen gefällt und mit dem man nirgendwo aneckt. Also langweilig. Oder? Oder. Ich war selbst überrascht, dass ich dieses Parfum trotzdem sehr beachtenswert fand. Süße Blumendüfte sind mir – abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen - meist zu unauffällig und fad. Wirklich innovativ ist dieser Duft nicht. Aber wie soll ich sagen? Er hat was, das ihn von so vielen anderen süßen Düften unterscheidet. Dieses Besondere ist schwer zu beschreiben. Ich würde so sagen: Es gelingt einem irgendwie nicht, diesen Duft nicht zu mögen und als fad und „nichts Neues“ abzutun. Bei mir hat er sich im Nu so eingeschmeichelt, dass ich begann, nach ihm im Internet zu suchen – mit wenig Erfolg allerdings. Nennen wir es so: „Normal“ ist dieser Duft offenbar nicht mehr erhältlich. Es dürften nur Restbestände irgendwo in Großbritannien oder gebrauchte Ware auf ebay zu saftigen Preisen geben. Schade, dachte ich, als ich den Duft das erste Mal trug und ihn so anschmiegsam, tröstlich und doch sinnlich empfand. Ein Duft voller Emotionen – zärtlich, sanft, weich, zart und sehr feminin.

Er eröffnet mit einer grünen Frische, die bald süß wird. Dass die zitrischen Noten aus der Duftpyramide bei mir nicht auftauchen, empfinde ich keineswegs als Manko. Am ehesten nehme ich von den angeblich vorhandenen Früchten noch Pfirsich und Johannisbeeren wahr. Rasch wird es dann blumig. Hier bin ich ebenfalls überfordert, die einzelnen Nuancen herauszuschnuppern. Denn sie erscheinen alle zart und treten nur als rundes Ganzes auf. Einzig Heliotrop vermeine ich herauszuschnuppern. Aufgrund seines gourmandigen Duftes wird dieser Strauch mit seiner Fülle an lila Blüten ja auch Kirschkuchen- oder Vanilleblume genannt. Denn sein Duftprofil erinnert an Mandeln, Vanille und Marzipan. Heliotropin wird schon lange zum Beduften verwendet – etwa für Seife oder Parfum. Ich verbinde mit Heliotrop starke Düfte wie Poison oder LouLou. Aber auch Cuir Beluga. Ach ja, weil Hervé Léger EdP oftmals als „pudrig“ beschrieben wird – verglichen mit Cuir Beluga oder Shalimar ist er es meiner Meinung nach nicht. Das scheinen die bei Guerlain besser hinzukriegen. Einem Vergleich mit diesen Sternen am Dufthimmel kann Hervé Léger ebenfalls nicht standhalten. Das EdP ist zwar nicht derart prägnant und intensiv, aber dafür völlig alltagstauglich, obwohl es etwas durchaus Wertiges ausstrahlt. Geschaffen hat den Duft auch kein Geringerer als Alberto Morillas, der später mit Daisy, Flower by Kenzo und einigen Flankern von L’Eau d’Issey bewies, dass er sich mit Blumigem bestens auskennt. Vor Hérve Léger hat er mit Pleasures bereits einen ähnlich anmutigen und gefälligen Duft kreiert, zu dem es mich von Zeit zu Zeit, besonders im Frühling, hinzieht.

Warum Hérve Léger, das EdP, nicht mehr so ohneweiters zu haben ist, kann ich aber schon nachvollziehen. Es ist zu viel passiert in den letzten 10 Duftjahren. Hérve Léger weiß immer noch zu gefallen, zu bezirzen vielleicht sogar, doch wahrscheinlich hat ihn die Zeit eingeholt. Es ist ein wunderbarer Duft für Frauen, die gern feminin auftreten. Aber – seine Haltbarkeit ist leider sehr beschränkt. Besonders bei mir würde das ein Grund sein, dem Duft nicht nachzujagen.

Das von einigen beschriebene Phänomen, dass sich der Duft im Lauf des Tragens zum Schlechteren verändert, kann ich nicht an mir feststellen. Bei mir ist er insgesamt schwach. So schwach, dass man es kaum merkt, wenn die blumigen Nuancen zuletzt in diesem Wohlfühlgemisch aus Vanille, Benzoe, Tonkabohne, Amber, Moschus, Sandelholz und Patchouli in Schönheit untergehen.

Wenn ich mir die Inhaltsstoffe dieses Parfums so ansehe, kann ich kaum glauben, dass diese Fülle an Wohlgerüchen verschiedenster Art nicht mehr als ein eher unspezifisches, verschrecktes Duftwölkchen hervorbringen. Mag sein, dass meine Probe schon angejahrt war. Ich könnte mir denken, dass dieser Duft bei entsprechend gehobener Intensität und Haltbarkeit einfach zauberhaft wäre. Aber so geht er letztlich doch in einer gewissen Beliebigkeit und Schwäche unter.
16 Antworten
Pinkdawn vor 4 Jahren 16 10
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein Duft für Königinnen und Business Ladys
Da sitze ich nun mit meinen Shopping Bags auf dem Christian-Broda-Platz in Wien-Mariahilf, unweit meiner Wohnung. Der Herbstwind weht die zarten, gefiederten Blätter der Robinien, die dort leben, auf mich hinunter. Sie sind so strahlend gelb, dass ich mich wie in einem Goldregen fühle. Ich trage Chanel N°22 und versuche, Kontakt mit diesem für mich neuen Duft aufzunehmen, festzustellen, ob er zu mir passt und wie ich mich damit empfinde.

In der Serie Les Exclusifs de Chanel sind inzwischen mehrere – wie der Name schon sagt – exklusive und allesamt sehr bekannte Parfums vereint. Ich zähle mich mehr zur Guerlain-Fraktion. Daher habe ich erst kürzlich einen Duft aus dieser Reihe getestet, und zwar wie erwähnt N°22. Den Namen verdankt er übrigens seinem Geburtsjahr 1922. Allerdings wurde er reformuliert. Mein Kommentar bezieht sich auf das 2016 erschienene Eau de Parfum.
Seit jeher galt N°22 als Flanker des legendären N°5 aus dem Jahr 1921. Dieser Duft mag zwar ikonisch sein und seine Fans haben, ich kann trotzdem nichts mit ihm anfangen. Er passt einfach nicht zu mir.

Wie ergeht es mir nun mit N°22?

Er soll ja „weiblicher“ sein als N°5, „liebkosend“, milder und pudrig. Klingt ja nicht schlecht für jemanden, dem N°5 immer zu „forsch“ und stark war.

Erwartungsfroh gönne ich mir eine Dosis N°22. Ich gebe zu, dass mich der Duft sofort beeindruckt. Er ist blumig, aber nicht lieblich, sondern von Anfang an seifig. Das sind die Aldehyde, die hier nicht zu schwach vertreten sind, ich weiß. N°22 duftet intensiv nach weißen Blüten, ist aber nicht sehr süß, sondern wirkt eher elegant, edel, exklusiv und damenhaft. Das EdP ist teuer und duftet auch so: kostbar und nobel. Es schafft den Spagat zwischen intensiv und dezent. Wobei die Dezenz etwas Distanziertes, Kühles schafft. Diese Aura des Unnahbaren erinnert mich an die attraktiven, „kühlen“ Blondinen aus den Hitchcock Filmen der 50er Jahre.

Beschrieben wird N°22 als blumig-pudrig. Pudrig gefällt mir. Davon hätte ich hier gern mehr. Der Duft ist aber eher seifig. Er schenkt einem das Gefühl einer Gepflegtheit, die für mich fast schon zu perfekt ist. Ich denke an die bekannten Retroseifen von seinerzeit. Es gab sie zwar überall, in jeder Drogerie, die Lux, Camay und wie sie sonst noch alle hießen, diese Seifen mit dem Parfumduft, aber sie wurden als Luxus vermarktet.

N°22 hat etwas ähnlich Vintagehaftes. Er verändert sich auch nicht sehr. In der Kopfnote sind die Aldehyde sehr präsent. Sie geben dem Duft eben dieses Sauber-Image wie frisch aus der Badewanne. Von Maiglöckchen, die ich liebe, und Neroli merke ich nicht viel. Da schon eher von den Blumen der Herznote: Jasmin, Rose, Tuberose und Ylang-Ylang. Hier dominieren Jasmin und Ylang-Ylang.

Amber und Vanille in der Basisnote hätten dem Duft feminine Weichheit und Lieblichkeit geben können. Doch gegen den maskulinen Vetiver kommen sie nicht an. Das ist auch wohl gewollt.

Ich kenne das Schema von N°5, das im Aufbau gleich gestaltet ist. Beide weisen eine prägnante Aldehydenote auf und schließen mit einem gnadenlos kräftigen Vetiver. Ich mag Vetiver, aber nicht, wenn er so intensiv ist, dass er den Blumendüften jede Lieblichkeit nimmt und den Duft quasi zum herbeleganten Chypre macht.

N°22 gilt zwar laut Beschreibung von Hersteller Chanel als weiblich, sinnlich und verführerisch. Aber das kann ich nicht bestätigen. Dazu hat der Duft zu wenig Wärme und Sanftheit. Er strahlt für mich eher die seelenlos kristalline Perfektion einer Dame aus, die selbst fast unmenschlich perfekt erscheinen möchte. Der Duft hat eine beinahe erschreckende Härte. Ich kann ihn mir an stolzen Königinnen und selbstbewussten Businessladys in eleganter Kleidung vorstellen. Zu sensiblen Frauen passt er meiner Meinung nach nicht.

Auch ich fühle mich „verkleidet“. N°22 und ich sind nicht kompatibel. Das Parfum ist mir zu perfekt. Das bin nicht ich. Das will ich auch nicht sein. Ich denke an all die wunderbaren Blumen, die sich hier nebst so köstlich süßen Aromen wie Vanille und Amber vereint haben: Jasmin, Ylang-Ylang, Neroli, Rosen, Maiglöckchen, Tuberose … Und frage mich, wie man aus solchen lieblichen Düften ein Parfum mit so einer männlichen Attitüde machen kann. Letztlich regieren hier die seifigen Aldehyde und der maskuline Vetiver.

Die Frau, die N°22 trägt, stelle ich mir mächtig vor, vielleicht etwas besserwisserisch, sehr erwachsen, ernst und streng. Und zurückhaltend. Sie hat sich und ihre Gefühle immer unter Kontrolle und weiß genau, was sie will und wie sie es erreicht.

Die Blüten sind schon da, aber erschreckend abstrakt. So empfinde ich sie jedenfalls. Leidenschaft und Lebendigkeit, Emotionen wie Zärtlichkeit, Hingabe, Freude, Spielerisches, Flirt und Lächelndes sind meiner Meinung nach nicht vorhanden.

Keine Frage, der Duft verfügt nicht nur über eine solide Haltbarkeit, er ist auch gut und hat Klasse. Und Größe. Ich sehe ihn als Parfum für festliche, vielleicht sogar offizielle Anlässe, eine Art Statussymbol.

Mir gefällt das Seifige, aber es ist mir zu stark. Zu viel. Too much. Wahrscheinlich bin ich zu schwach oder gefühlvoll für diesen klassischen Duft für Frauen, die Macht ausstrahlen (wollen). Ich bin weder Königin noch Business Lady und will es auch nicht sein.

Mit Dank an Leons für die Probe
10 Antworten
Pinkdawn vor 4 Jahren 16 8
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
5.5
Duft
Prunk, Protz, Kohle
Von Paco Rabanne hab ich schon einige Dufte getestet, sogar besessen, die ich sehr angenehm fand. Als mir daher eine nette Parfuma eine Probe Lady Million EdP zukommen ließ, war ich recht erfreut und neugierig. Denn dieses Parfum ist bisher sozusagen an mir vorübergegangen, obwohl es sehr beliebt zu sein scheint. Der Name und das Design des Flakons sprachen mich nicht an. Beides wirkt irgendwie gewollt protzig auf mich. Echte Millionäre sind – sofern nicht neureich – selten Angeber, die sich ihre Zigarren mit Geldscheinen anzünden und sich mit dicken Goldketten behängen.

Natürlich kann man dieses hier angesprochene Image des „Geldadels“ auch mit Humor abhandeln. Ich musste bei Lady Million sofort an ein österreichisches Phänomen denken, das inzwischen weit über die Grenzen bekannt ist: der Money Boy („Andy Lubitz“, „Swag“, „Gucci und Prada“). So nennt sich ein Rapper, geboren 1981, der ebenfalls mit Statussymbolen spielt. In seinen Videos trägt er teure Designerklamotten, posiert vor Luxuskarossen und tut so, als ob er jede „Bitch“ haben könnte. Anfangs wirkte das derart lächerlich, dass es schon wieder reizvoll war. Inzwischen hat Money Boy mithilfe professioneller Arrangeure doch so etwas wie seinen eigenen Stil gefunden und wird nicht nur geklickt, weil er lächerlich wirkt, sondern musikalisch interessant geworden ist und Selbstironie zeigt. Immerhin steckt hinter dem oft provokanten Austrorapper ein Akademiker, der im wirklichen Leben Sebastian Meisinger heißt und seine Publizistik-Magisterarbeit über den Gangsta-Rap in Deutschland geschrieben hat und sich daher in der Szene gut genug auskennt, um sie zu imitieren. Aber durch seine bewussten Übertreibungen bekommt vieles ein gewisses Augenzwinkern, das dem Protz etwas Spielerisches gibt.

Ich hab mir den Spaß gemacht und mir die Werbung für Lady Million angesehen. Protagonistin ist Dree Hemingway, Jahrgang 1987, ein amerikanisches Filmsternchen und Model für Givenchy, Lavin, Chanel und den „Playboy“. Im schicken SW-Video spielt sie eine reiche Bitch im tief ausgeschnittenen, hautengen, schwarzen Glitzerkleidchen mit zerzauster Blondmähne. Natürlich sind wieder alle Versatzstücke vorhanden, die Otto Normalverbraucher mit Reichtum in Verbindung bringt: eine Flotte von Luxusautos, Status-Klunkerschmuck und – Macht, die selbstredend auch mit Money verbunden ist. Und so mutiert die attraktiv, aber auch bewusst billig wirkende Blondine zu einem verwöhnten Luxusgeschöpf, dem die ansehnlichsten Männer zu Füßen liegen und kostbare Geschenke machen, über die sie sich aber nur lustig macht.

Ja, man kann über diese plumpe Story lächeln. Aber es zeigt schon, welches Publikum hier angesprochen werden soll: junge Frauen mit Cindarella-Ambitionen, die davon träumen, reich und mächtig zu sein. Lady Million schenkt ihnen diese Illusion für einige Zeit. Denn dieser Duft wirkt so, wie sich vielleicht manche jungen Mädchen vorstellen, dass dominante, reiche Ladys duften – was freilich im realen Leben nicht stimmt.
Diesem raffinierten Werbeimage wurde noch eins draufgesetzt: Ich nehme an, es war der Konzern selbst, der das Gerücht lanciert, das Parfum würde „nach Geld riechen“. Wer denkt, dass reiche Frauen jung, sexy und schön sein müssen, ist auch davon leicht zu überzeugen und schnüffelt dem Duft des Geldes nach. Man kann bekanntlich viel in einen Duft hineininterpretieren. Auch, dass ein blumiges Parfum nach Geld riecht.

Wie duftet nun Lady Million?

Der Duftpyramide nach startet der Duft mit Himbeere, Neroli und Bitterorange. Angeblich sollen auch noch Amalfizitronen dabei sein. Wäre ja schön. Manche, die ihn getestet haben, beschreiben die Himbeernote als prickelnd wie Limonade. Das stell ich mir gut vor. Überhaupt Himbeeren – die mag ich, wenn sie nicht zu säuerlich daherkommen. Doch die Himbeeren lassen sich bei mir gar nicht erst blicken, geschweige denn riechen. Die Amalfizitronen übrigens auch nicht. Komisch. Bitterorange? Die tut sich ebenfalls nicht sehr hervor. Bei mir wird Lady Million sofort süß und blumig. Weißblütig, genauer gesagt. Bei Parfumo ist die Gardenie zwar nicht in den Inhaltsstoffen angeführt, aber laut anderen Quellen und meinem Näschen ist sie da – und nicht zu knapp. Das Problem ist nur: Ich mag Gardenienduft nicht so besonders gern. Er ist mir zu schwer und süß. Und hier tritt er auch noch in Verbindung mit Jasmin auf, sogar Jasmin sambac. Das Öl dieses indischen Ölbaumgewächses ist noch intensiver als das des bekannteren Jasmins grandiflorum. Für 1 kg Absolue – Jasmin lässt sich weder mit Wasserdampf destillieren noch mit Alkohol extrahieren - benötigt man übrigens 1000 kg frische Blüten. Ich liebe den Duft von frischen Jasminblüten in der Natur. Bei Parfums hab ich so meine Schwierigkeiten mit derart intensiv duftenden Blühern.

Aber niemand stoppt die Süße. Sie ist intensiv und fast narkotisch oder hypnotisch. Leider mag ich weder narkotische noch hypnotische Düfte. Um Alien, Angel, Hypnotic Poison und La Vie est Belle hab ich immer einen Bogen gemacht. Nichts für mich. Es ist in diesem Sinn auch kein Zufall, dass gerade diese Hypno-Bomben, die empfohlen werden, wenn einem Lady Million gefällt, nicht zu meinen Tops of the Pops gehören.
Gegen weiße Blumen, z. B. in Verbindung mit Musk, hab ich hingegen überhaupt nichts. So etwas trage ich gern an lauen Sommerabenden, wenn ich dafür in Stimmung bin.
Doch hier kommt die volle Dröhnung an schwülstigem Blumenduft. Ich empfinde sie fast erdrückend. Der Duft ist feminin, ja, manche mögen ihn verführerisch, sinnlich oder sexy empfinden. Ich nicht. Dazu ist er mir zu deutlich in seiner Botschaft. Mich überfordert er mit seiner Süße und betäubenden Schwere, die fast aufdringlich erscheint.
Ich denke an einige Rezensentinnen, die sinngemäß ungefähr so urteilen: Ach, ich dachte schon, das ist ein Proll-Duft, dabei ist er eh so zart und dezent und lieblich …
Nun ja, dieser Fraktion kann ich mich nicht anschließen. Ich liebe anspruchsvolle Düfte, die Neues bieten, interessant sind. Aber nicht nur. Wie gesagt, ich komme etwa mit „White Musk“-Düften gut zurecht. Die empfinde auch ich als anschmiegsam, lieblich und verführerisch. Doch mit einigen hochgelobten Damendüften kann ich einfach nicht. Dazu gehören neben den bereits genannten Chanel 5 und Chypres.

Es tut mir leid. Ich will niemanden vor den Kopf stoßen. Doch Lady Million empfinde ich einfach als aufreizend, billig, laut und vulgär. Das ist mein persönlicher Eindruck. Geschmacksache. Ich hab den Duft nun einige Male getragen, fühl mich aber nicht wohl damit. Dieses - von mir so empfundene - Plakativ-Verführerische hat mir zu wenig Stil und Raffinesse.

In der Basisnote soll auch noch weißer Honig dazukommen. Ich mag den Duft von weißem Honig, aber nicht in einem Parfum. Zum Glück hält sich der Honig bei mir jedoch ohnehin eher zurück.

Überraschend war für mich, dass der Duft an mir nicht so intensiv klebt wie manche das beschreiben. Ich würde sagen, Sillage und Haltbarkeit sind „im Rahmen“ – soll heißen, nicht zu opulent oder zu unauffällig. Eher schwächer als erwartet. Trotzdem hat der Duft eine dominante Präsenz.

In der Drydown-Phase finde ich Lady Million noch am besten, wenn der Duft - wohl durch den Patchouli - weicher und sanfter wird und nicht mehr dieses gewollt Aufreizende hat.

Ein Parfum, das den Geruch von Geld suggeriert, wäre für mich zweifellos eine spannende Sache. Doch hier finde ich nur viel Gardenie und Jasmin. Das reicht mir nicht.
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