Eau de Lierre 2007

Eau de Lierre von Diptyque
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Servaire&Co
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7.3 / 10 243 Bewertungen
Ein Parfum von Diptyque für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2007. Der Duft ist grün-frisch. Es wird von Manzanita Capital vermarktet. Der Name bedeutet „Efeuwasser”.
Aussprache
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Duftrichtung

Grün
Frisch
Holzig
Blumig
Würzig

Duftnoten

GalbanumGalbanum AlpenveilchenAlpenveilchen PalisanderholzPalisanderholz rosa Pfefferrosa Pfeffer

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.3243 Bewertungen
Haltbarkeit
5.8203 Bewertungen
Sillage
5.3207 Bewertungen
Flakon
7.8182 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.262 Bewertungen
Eingetragen von DirkDS, letzte Aktualisierung am 07.08.2025.

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Rezensionen

13 ausführliche Duftbeschreibungen
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
9
Duft
Gaukeleya

108 Rezensionen
Gaukeleya
Gaukeleya
Top Rezension 46  
Einundzwanzig
Meinen ersten Kontakt zu Eau de Lierre hatte ich durch Hervé le Tellier in seinem von mir - unschwer zu erraten - sehr verehrten Buch "Kein Wort mehr über Liebe".
Auch wenn ich an dieser Stelle nicht zu tief in das literarische Werk eintauchen möchte, so komme ich natürlich nicht umhin, hier zumindest diesen Rahmen darzulegen.

Einer der Protagonisten, ein Pariser Schriftsteller, Yves, beginnt ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau, Anna, der er am Ende ihrer Beziehung ein kleines Büchlein zu ihrem 40. Geburtstag schenkt. Dort hat er 40 unterschiedliche Erinnerungen an Momente mit ihr und an sie unchronologisch zusammengefasst.

Seine Erinnerung Nummer Einundzwanzig widmet sich ihrem Duft, ihrem Parfum, das sie als Signatur trägt. Eau de Lierre.
Die Worte sind knapp gehalten, doch treffen sie, wie auch seine anderen, geradezu nüchtern gelisteten Erinnerungen, direkt ins Herz. Die Kunst, mit klaren, fast sachlichen Worten eine wundervolle Poesie zu formen, berührt mich in diesem Buch auch an anderen Stellen sehr.

Dass sie mich insbesondere auch neugierig auf Eau de Lierre gemacht hat, kann man einer Duftliebhaberin natürlich nicht verdenken. Dennoch hat es - retrospektiv auch für mich erstaunlich - ein paar Jahre gedauert, ehe ich mich zu einem intensiveren Test aufgemacht habe.

Hervé Le Tellier spricht - im Grunde hier den Parfümeur zitierend - von "tiefgrünen Noten", "vegetabiler Eleganz", "trockenem Holz", "Stein". Und vor allem, und so sei der Duft an Anna, seiner Geliebten, von "warmen Tönen von Gewürz und Moschus." Jedenfalls vordergründig - der Rest ist Poesie, Liebe, Sehnsucht, diese Frau.

Und an mir, für mich? Nach einem übergrünen, grasigen Auftakt verflüchtigt sich die Schärfe bald, gibt einem weichen, saftigen, kühlen Grün viel Raum. Doch nicht nur dem Grün, sondern auch einer sanften Hautnote, die dem Duft, der Haut selbst, eine feingliedrige Sinnlichkeit gibt, ein Flirren, ein Oszillieren zwischen Kühle und Wärme. Nicht stark, aber immer präsent: die Haltbarkeit ist überraschend gut an mir. Ich rieche mich immer wieder, noch nach Stunden, es umweht mich eine Aura von feiner, sanfter, leicht herben Frische, die immer präsent ist und doch nicht greifbar.

Protagonist Yves schafft es nicht, die Duftnoten genau wiederzugeben, so lauten seine eigenen Worte. Er kann nur die Gefühle beschreiben, die der Duft in ihm auslöst. Für ihn wird Eau de Lierre auf immer Anna sein und das, was er für sie empfindet.

Auch wenn es für ihre Geschichte eigentlich kein Happy End gibt: als Poet, der er ist, nimmt er diese vergängliche Liebe, die Sehnsucht, die gelebten Momente der Schönheit und Sinnlichkeit, als ein Geschenk des Lebens an und atmet sie für immer in Eau de Lierre.
26 Antworten
7
Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
7.5
Duft
loewenherz

912 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 43  
Das Herzzerreißende der Dinge
Ich weiß ja, dass es - hier und anderswo - viele Parfumfreundinnen und -freunde gibt, die kräftige, ausdauernde - sagen wir allgemein: 'performante' Düfte mögen. Da lese ich dann Klagen, 'dass nach vier Stunden kaum noch was zu riechen war' oder 'dass die Kollegin gegenüber gar nicht bemerkt hat, dass man überhaupt ein Parfum trage'. Ich hege durchaus keine grundsätzliche Abneigung gegen solche Wuchtbrummen, wie hier offenbar allgemein gefordert - wenn denn das Voluminöse und das Ausdauernde zur Wesensart des Duftes passen. Und freue mich aber anderseits auch sehr an - meinen und solchen, die vielleicht mal meine werden könnten - stillen Düften, die kaum zwei Stunden wahrzunehmen sind. Und wenn es zwei schöne Stunden waren, tut es mir kein bisschen Leid.

Diptyques Eau de Lierre ist nachgerade der Archetyp eines solchen Parfums: flüchtig und scheu und doch mit einer Lebhaftigkeit darin, die an das Schlagen von Schmetterlingsflügeln erinnert - kaum intensiv genug, um beschreiben zu können, woran man sich erinnert - und doch erinnert man sich dran. Da ist eine zartgraugrüne Zärtlichkeit, darin ein Hauch Gebrochenweiß oder Blassrosa, der an den Duft von Erbsenblüten erinnert und eine hautnahe Bräunlichkeit in der matten Schattierung von gebrannter Umbra. Und dennoch sind hier Freundlichkeit und Heiterkeit, ist hier die feine Poesie von Sternenblumen, die im Schatten blühen - melancholisch und doch wunderbar in all der Kurzlebigkeit ihres Seins. Eau de Lierre berührt - wenn man sich denn berühren lassen will.

Fazit: im Japanischen gibt es ein eigenes Wort für die Melancholie des Vergänglichen: 'Mono no aware', auf deutsch eben 'Das Herzzerreißende der Dinge' - etwas Schönes, das aus eben dieser Vergänglichkeit und Endlichkeit seine Schönheit schöpft, das den Verlust von etwas Kostbarem bedauert und ihn doch als einen Teil des Seins erkennt. Wie Kirschblüten, die nach wenigen Tagen schon wie ein leuchtender rosafarbener Regen im Frühlingswind verwehen. Wie ein Rotkehlchen mit wehem Flügel, das dem Schwarm nicht nachfolgen konnte und in der Novembersonne sitzend nie wieder fortfliegen wird. Wie Eau de Lierre, der flüchtig wie die Erinnerung nach kaum zwei Stunden voll sanfter Traurigkeit verweht. Und doch berührt so wie ein Streicheln - wenn man ihn lässt.
8 Antworten
Pinkdawn

68 Rezensionen
Pinkdawn
Pinkdawn
Top Rezension 26  
Duftendes Grün
Galbanum! Da ist er, der Duft jungen grünen Laubs. Auf das die Frühsommersonne gelbe Kringel malt. Hätte es eine Farbe, wäre es grün, wie es sein Name galbanus, lat. grüngelb, vermuten lässt. Der aromatische Geruch des Harzes dieser wunderschönen, leuchtend gelb blühenden Orientalin soll an Fichtennadeln oder Zypressen erinnern. Anderen fällt dazu harzig, waldig, Kampfer und würzig, bitter, ja sogar scharf ein. Mir nicht. Grün ja, ein mildes, helles Grün mit anfangs leicht zitrischen und bald darauf blumig-süßen Nuancen. Ich denke an pudrige Mimosen, die aber gar nicht enthalten sind.

Galbanum wird seit biblischen Zeiten verräuchert. Bei Zeremonien, um Dämonen und seelische Krankheiten zu vertreiben und tote Ägypter einzubalsamieren. Die wohl älteste Räuchermischung mit Galbanum stammt von - JHWH selbst. „Und der Herr sprach zu Mose: ‚Nimm dir Spezerei: Balsam, Stakte, Galbanum und reinen Weihrauch, vom einen so viel wie vom andern und mache Räucherwerk daraus, gemengt nach der Kunst des Salbenbereiters, gesalzen, rein, zum heiligen Gebrauch. Und du sollst es zu Pulver stoßen und sollst etwas davon vor die Lade mit dem Gesetz in der Stiftshütte bringen, wo ich dir begegnen werde. Es soll euch ein Hochheiliges sein. Aber solches Räucherwerk sollt ihr für euch nicht machen, sondern es soll dir als dem Herrn geheiligt gelten. Wer es macht, damit er sich an dem Geruch erfreue, der soll ausgerottet werden aus seinem Volk.‘“ (2. Mose 30,38)

Schluck. Am Wohlgeruch der Galbanummischung darf sich der Sterbliche also nicht erfreuen. Bei Todesstrafe! Der Gott des Alten Testaments ist halt ein strenger, strafender.

Schnell wegriechen, um nicht in allerhöchste Ungnade zu fallen? Zu spät. Ich kann bestenfalls versuchen, mich jetzt nicht an dem Duft zu erfreuen. Leicht gesagt.

Aber die Tage des Alten Testaments sind schon lang vorbei. Inzwischen wird wohl auch JHWH nicht mehr zürnen, wenn sich Sterbliche am Galbanumduft erfreuen. Hoffe ich. Jedenfalls wird das Harz gern in Parfüms eingesetzt. Vor allem als Kopfnote. Diptyque scheint jedenfalls die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Nein, Parfümeur Fabrice Pellegrin bzw. Diptyque in Paris Saint Germain, wo man offenbar nicht nur Fußball spielt, war seiner Zeit eindeutig voraus. Das zeigt die Bewertung des EdTs in der Beliebtheitsskala. Dümpelte der Damenduft aus 2007 jahrelang unspektakulär vor sich hin, schnellte der Trend ab 2020 plötzlich in ungeahnte Höhen.

Auf einmal wollten sie alle grün duften. Blätter, süße Gräser, junges Laub, waldige Natur mit ein paar Blümchen, damit ließ sich jetzt Geld machen. Ich selbst, die ich stets neugierig bin, wo sich die Parfümmode hin entwickelt, muss nun, da ich darüber nachdenke, feststellen, dass ich mir in den letzten Monaten einige grüne Düfte mit Wald- oder Grasnuancen zugelegt habe, die mir alle immer noch sehr lieb sind und die ich mehr und mehr statt der Zitrusdüfte im Sommer verwende und auch sonst, wenn ich einen frischen Duft möchte, kühlend und natürlich.

Eau de Lierre, das „Efeuwasser“, hab ich durch mehrere „Rezessionen“, wie es hier nun oft so schön heißt, kennen gelernt. Ich liebe Efeu. Ein Duft, der nach Efeu riechen soll, erregte natürlich gleich meine Aufmerksamkeit. Ich stellte mir diesen Duft grün, kühl, blättrig, weich und anschmiegsam vor. Und wurde nicht enttäuscht. Endlich ein Blindkauf, der sich gelohnt hat!

Was den Reiz des Efeuwassers ausmacht, ist seine feine Mischung bzw. die Melange von Grünem, Blättrigen mit Blumen, die zwar süß duften, aber zart und dezent bleiben wie das Alpenveilchen, das gern in schattigen Wäldern wächst.

Die blumige Süße kommt hier sehr subtil, aber doch deutlich merkbar daher. Geranium steuert etwas Sonniges bei, das dem Duft ein wenig Wärme verleiht, aber nicht so viel, dass er nicht im Hochsommer getragen werden könnte.

Geranium wie auch Galbanum sollen Harmonie und inneren Frieden schenken. Das merkt man dem Duft auch an. Hier geht es nicht um Lautes, Schreiendes, um „Hier bin ich! Sieh mich an!“. Die Aufmerksamkeit kommt sozusagen auf leisen Sohlen, dafür aber nachdrücklich und einprägsam. Man könnte sagen, Eau de Lierre steht Frauen, denen es bei einem Duft nicht um rasches, kreischendes Auffallen geht, das schnell wieder verfliegt.

Man hat den Duft mit der Frische eines Wasserfalls verglichen. Ich empfinde ihn weniger dynamisch, sondern zärtlich, feminin, weich und - auf eine moderne Weise - romantisch.
Seine Entstehungsgeschichte erinnert an Diorissimo. Denn auch aus Efeu lässt sich kein Duft extrahieren – wie auch aus Maiglöckchen. Das bedeutet: Man musste den Efeuduft neu kreieren, dem Erscheinungsbild der schönen Kletterpflanze, die bekanntlich für Treue und ewiges Leben steht, nahempfinden. Solche synthetischen Konstrukte kommen unserer Illusion oft näher als die Wirklichkeit. Es bedarf aber auch einer kreativen Intuition, um so ein überzeugendes Duftbild zu schaffen.

Fabrice Pellegrin ist das gelungen. Er hat aus viel Galbanum, Alpenveilchen, Palisanderholz und rosa Pfeffer – manche vermuten auch Geranie - einen künstlichen Efeuduft erschaffen, der die Seele dieser Pflanze in idealisierter Form wiedergibt. Ambergris und holzige Noten steuern einen Hauch trockener Wärme bei.

Das beliebte Eau de Toilette ist für mich aufgrund seines frisch-grünen, aber nicht scharfen Duftes vor allem für Frühling und Sommer geeignet. Ich würde es eher tagsüber tragen.
Die Haltbarkeit ist gar nicht so schlecht, bedenkt man, dass Eau de Lierre insgesamt kein sehr intensiver Duft ist – was aber nicht heißen soll, dass er kurzlebig ist und keine Sillage entwickelt.

Fabrice Pellegrin ist für mich kein Unbekannter. In meiner Sammlung befinden sich bereits einige gute Düfte von ihm wie Oud und Patchouli N‘ Roses, beide von Réminiscence.
Und seit kurzem das Eau de Lierre EdT, 100 ml, das aktuell um ca. € 120,- angeboten wird. Ich kann diesen gefälligen, aber keineswegs banalen Duft empfehlen – etwa für Damen, die einmal etwas anderes als Citrusdüfte im Sommer tragen wollen.

Übrigens: Eine weitere Ähnlichkeit mit Diorissimo: So, wie die Protagonistin Verena in Mario Simmels melodramatischem Roman „Liebe ist nur ein Wort“ (1962) – heute nur mehr schwer lesbar – Diorissimo trägt, ist der Duft von Anna, einer der Hauptfiguren des Romans „Kein Wort mehr über die Liebe“ – man beachte die Ähnlichkeit der Titel - von Hervé Le Tellier eben Eau de Lierre. Auch in dieser Sommerkomödie geht es ums Fremdgehen - aus Liebe, Leidenschaft oder der Sehnsucht nach einem Neuanfang. Mich persönlich reizt das Thema – die Unfähigkeit eines Menschen, einem anderen treu zu sein – nicht. Ich glaube an die Monogamie. Außerdem wurde das Motiv bereits recht ausführlich in 3 Stunden langer abendfüllender Spieldauer von keinem Geringeren als Wolfgang Amadeus abgehandelt in Così fan tutte.

Hätte ich von dieser „Produktplatzierung“ in Telliers Roman gewusst, hätte das meinen Besitzwunsch bezüglich des Eau de Lierre möglicherweise gebremst. Gut, dass ich es erst später erfahren hab, sonst hätte ich es vielleicht versäumt, dieses Parfüm kennen zu lernen, das meiner Meinung nach nicht zu einem „Bäumchen wechsle dich“-Liebesroman passt. Denn Eau de Lierre ist durchaus sophisticated und hat neben seiner Freundlichkeit und seinem Charm durchaus etwas Geheimnisvolles, Tiefschattiges, Kühles, das einen in seinen Bann zieht und es unvergesslich macht.
14 Antworten
8
Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
Sommernacht

89 Rezensionen
Sommernacht
Sommernacht
Top Rezension 29  
Hinterlässt der Duft eine Erinnerung oder die Erinnerung den Duft? Wer war zuerst da?
Es war wie immer ein eiskalter, verschneiter Winter in Timisoara, einer Großstadt in Rumänien. Hier dauern die Winter etwas länger, sind deutlich kälter und schneereicher. Es war März 1991 und ich gerade 4 geworden. Vor bald 30 Jahren entschlossen sich meine Eltern damals mit mir und meinem Opa das Land zu verlassen, auszuwandern. Fliehen aus einem kommunistischen Land, wo regelmäßige Aufstände auch in einer westlich geprägten Stadt wie Timisoara für Unruhen unter der Bevölkerung sorgte. Essen wurde rationiert, man stand Schlange um an Milch, Butter, Schweinefett und Fleisch zu kommen. Wenn man Pech hatte, ging man leer aus und hatte wie öfter der Fall weniger zu essen. Der Schwarzmarkt war groß, so kam man notfalls für paar LEU oder besser Deutsche Mark an Besonderheiten, z. B. Tabak, Adidas (so nannte man alle Sportschuhe in den 90ern), Alkohol etc. Schüsse mitten in der Altstadt waren keine Seltenheit. Damals patroulierte mein Vater als Soldat. Keine leichte Zeit. Sie nahmen ihre 5 Habseligkeiten, darunter etwas Besteck, ein paar LEU (die damalige rumänische Währung), tauschten sie in ca. 100 DM um und die Kleidung an ihrem Körper und machten sich auf einen langen Weg, ca. 1200 km von Deutschland entfernt, mit mir im Arm. Die Zukunft auf wackeligen Beinen, aber mit der Gewissheit, die Zukunft könne nur besser werden. Ein Gefühl der Hoffnung auf ein ruhiges Leben, gleichzeitig die beklemmende Angst kein Fuß im neuem Land zu fassen. Die Zeit ist vergangen und das Glück war auf unserer Seite.

Die Erinnerungen an diese turbulente Zeit sind nur noch schwach und ich muss tief graben. Jedoch erinnere ich mich an den ersten Frühling in Deutschland, wir lebten auf dem Land. Als Kind war ich immer draußen, nichts hielt mich im Haus fest. Jede Pflanze die wuchs interessierte mich, kein Millimeter entging mir. Ich musste auch alles riechen, auch wenn ich die Vermutung hatte, dass es stinken könnte, einmal musste es sein. Der Frühling riecht an sich schon einmalig, unvergleichbar schön. Das frische Stengelgrün von frisch gepflückten Wildblumen betörte mich auf dem Heimweg vom Kindergarten nach Hause. Meine Mutter freute sich immer über meine kleinen Blumensträuße, die ich am Weges- und Waldesrand sammelte.

Eau die Lierre ist genau dieser Duft. Grün, spritzig, krautig, voller Lebenkraft und -saft, optimistisch, belebend, unabhängig, authentisch, offen für alles neue, sorgenfrei und leicht, rein, hautnah, konstant linear, nur zur Basis etwas holziger und das spritzige weicht einer grünen zart holzigen Cremigkeit.

Eau die Lierre ist speziell und doch so natürlich und echt. Keine Künstlichkeit, kein Vortäuschen, keine Opulenz, keine Überheblichkeit. Die Ingredenzien sind mit Bedacht ausgewählt und fein aufeinander abgestimmt. Nichts hebt sich hervor, nichts schreit.

Eau de Lierre ist ein zeitloser Duft, weil unvergleichbar. Er wurde nicht gemacht um zu gefallen. Das ist Nische, so soll Nische. Es war ein Meister am Werk und es ist ihm auch zu 100% gelungen, nein seinen Auftrag hat er sogar übertroffen.

März 2021 - Eau de Lierre zieht ein.
8 Antworten
7.5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
6
Duft
Dobbs

100 Rezensionen
Dobbs
Dobbs
Top Rezension 21  
Grün, grün und nochmal grün
Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat, in dem einen, ziemlich schattig gelegenen Beet im Gemeinschaftsgarten unseres Hauses unbedingt Efeu pflanzen zu müssen. Gut – der ist zäh, kann auch super ohne Sonne, deckt ein stiefmütterliches Beet, in dem sonst nichts wächst, auch im Winter schön grün ab und sieht recht ordentlich aus. Dass das Zeug darüber hinaus aber mit seinen Ranken ratzfatz alles überwuchert, was Halt für die kleinen Wurzeln bietet, hatte ich irgendwie verdrängt.

So ist es auch kein Wunder, dass ich mit Beginn der Gartensaison wöchentlich gefühlte 20 Stunden damit verbringe, die grünen Geister, die ich rief, wieder zur Raison zu bringen, indem ich den ausbreitungslustigen Burschen gnadenlos beschneide und mit den meterlangen Ranken bis zum Herbst ein ganzes Kompostierwerk am Laufen halte.

Sollte mich im Herbst und Winter mal die Sehnsucht nach einem ausgiebigen Gemetzel im Efeubeet überkommen, bräuchte ich einfach nur zu Eau de Lierre zu greifen. Zwei, drei Sprüher und schon stehe ich mittendrin. Der Duft ist sowas von saftig-grün, krautig-bitter, beinahe triefend von frisch geschnittenen, gequetschten Pflanzenstielen und ein paar Blütenblättern, die aus Versehen auch dran glauben mussten … ich hätte nicht geglaubt, dass man den Geruch exzessiver Gartenarbeit so authentisch in eine Flasche bannen kann!

Ambra, auch noch in grau, und Holz – beim besten Willen und auch mit ganz viel Phantasie kann ich keine Spur davon wahrnehmen. Nur der Moschus kann sich ein wenig gegen die grüne Übermacht behaupten, zähmt sie ein wenig, macht sie weicher, gefälliger und nimmt ihr etwas von dem für meinen Geschmack zwar großartig gemachten, aber doch zu realistischen Garteneindruck. Die etwas schräge, warm-grüne Efeu-Moschus-Kombi macht sich richtig gut auf meiner Haut, nur muss ich leider mit der Nase ganz nah ran, um diesen Duft überhaupt einfangen zu können. Als wäre die schwachbrüstige Projektion nicht schon genug, lässt auch die Haltbarkeit sehr zu wünschen übrig – nach nicht einmal zwei Stunden ist es aus mit dem Ausflug ins Efeubeet. Schade, denn eigentlich hat mir dieser Trip ins Grüne gut gefallen.
15 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

56 kurze Meinungen zum Parfum
SchatzSucherSchatzSucher vor 4 Jahren
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Eine Ansammlung von Laub, Stengeln und sonstigem Grünschnitt. Diptyquetypisch subtil, aber mit feiner Präsenz und sehr authentisch.
18 Antworten
LicoriceLicorice vor 3 Jahren
8
Duft
Frühling flüstert kühle Versprechen,
Blätter beginnen zu ranken, grüner Saft rinnt, Knospen noch geschlossen. Fotorealistisch gut.
31 Antworten
BastianBastian vor 3 Jahren
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Authentischer Grünling
Efeu
Blattgrün und Stengel
Leicht Holzige Noten im Hintergrund
Kalt und echt
Frühlings Gebirgsbach
Gut gemacht *
19 Antworten
GoldGold vor 1 Jahr
8
Flakon
2
Sillage
3
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein leichter, grüner, feiner Duft. Grüne Blätter. Unspektakulär, schnell verflogen, aber sehr angenehm. Etwas zu teuer für das Gebotene.
15 Antworten
AzuraAzura vor 4 Jahren
9
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Waldfriedhof im Mai. Licht und Schatten spielen auf kühlen Steinen und fröhlichen Stengeln, tanzen efeuumrankt zum immergrünen Zwitschern.
16 Antworten
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RivegaucheRivegauche vor 11 Monaten
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