Pmr

Einleitende Worte hat Jeke nicht verdient, schließlich kommt der Duft auch ohne Vorwarnung knallhart zur Sache.
Die Kopfnote muss für Nichtraucher eine wahre Folter sein. Die Mischung von Tabak und Rauch erinnert an das böse Erwachen nach einer wirklich exzessiven Wohnzimmerparty. Und fies ist, dass diese Note nicht wie bei den meisten Düften nach spätestens zwanzig Minuten verflogen ist. Nein, sie ärgert Dich bestimmt eine Stunde!
Was dann übrig bleibt, ist eine süßliche, ein wenig rauchige Note, die mich ganz stark an Costume National Homme erinnert. Diese bleibt dann für den Rest des Tages wahrnehmbar.

Ich kann noch nicht sagen, ob Jeke eine zweite Chance auf meiner Haut bekommt; die Kopfnote ist wahrlich eine Mutprobe. Und den Rest bekomme ich anderswo ohne Umwege.

Der Himmel ist grau, will sich nicht so recht entscheiden, ob es nun regnet oder nicht. Es ist kalt, es ist nass, matschig. Tristesse pur!
Was tun?
Zwei Spritzer Verveine. Klick, Kopfkino an: Es ist Sommer, die Sonne scheint. Ich stehe in Omas Garten, breche mir eine Rharbarberstaude ab, es riecht frisch; frisch und ein wenig sauer. Fruchtig. Toll!
Kopfkino aus, viel zu schnell, aber leider ist die Haltbarkeit nicht sonderlich gut, die Haut schreit nach mehr!
Der Duftverlauf ist recht linear, verändert sich nicht sonderlich. Ich kann weder Moschus noch eine florale Note wahrnehmen.
Verveine wurde hier bisher als toller Sommerduft beschrieben. Ich mag ihn auch in diesem Winter, der ja zumindest im hannoveraner Umland bisher keiner war, sehr gerne. Er macht gute Laune und lässt mich für kurze Zeit dem Mistwetter entfliehen.

Seit gestern bin ich stolzer Besitzer einer Abfüllung von Habit Rouge L'Extrait.
Den heutigen Tag habe ich zum Testen genutzt.
Was sofort auffällt, ist, dass dem Extrait alles Zitrische, das die Kopfnote des EDT dominiert und bis zur Basisnote stets um Aufmerksam buhlt, fast vollständig fehlt.
Mir persönlich gefällt das sehr gut, macht diese Note für mich doch das aus, was das EDT zum "Altherrenduft" macht (vielleicht muss ich den Duft aber noch lernen).
Ich empfinde das Extrait als wesentlich gefälliger. Die Duftentwicklung ist linearer als beim EDT, etwaige Überraschungen bleiben aus.

Der Duft ist warm, weich und fast schon modern (kann ein Duft überhaupt modern sein?). Für mich hätte er das Zeug zum Crowdpleaser. Ich mache mir allerdings keine Sorgen, diesen Duft jemals an einer weitern Person zu riechen. Die doch recht ambitionierte Preisgestaltung wird eine großflächige Verbreitung des Extraits zu verhindern wissen.

Danke an Kulturtasche, dass er dieses tolle Dufterlebnis möglich gemacht hat.

Ja, ich gestehe: Ich habe inhaliert! Sehen Sie, Herr Clinton, ist gar nicht so schwer.
Dieser Fehltritt ist allerdings schon 20 Jahre her und meine Exfreundin - jetzt Ehefrau - fand das damals richtig blöd.
Nun habe ich eine Probe von Cuirs erhalten (danke, Showdown!) und probiert. Der Kommentar meiner Frau war, dass ich doch langsam zu alt sei, um mit solchem Schei* anzufangen. Hierbei meinte sie nicht das Parfum. Und sie hat Recht, die einzige Note, die ich wahrnehme, ist die verrauchter Drogenhöhlen aus grauer Vorzeit.
Ja, ich bin zu alt für den Schei*.

In Uhrenforen kursiert der Mythos der Exit-Watch. Es ist die Eine, neben der die gesamte Sammlung zur Nebensache wird, die, die alle anderen unwichtig macht. Es soll der letzte Kauf sein, keine andere soll es jemals wieder Wert sein, in die Sammlung aufgenommen zu werden (die Sammlung kann dann eh verkauft werden).
Ähnlich geht es mir mit LN.
Warm, weich und dunkel umgibt er mich und ich kann mir nicht vorstellen, dass es wieder einen Duft geben wird, der mich so begeistert wie LN.
Ich bin zu neu in diesem Metier, als dass ich mir anmaßen würde, LN zu beschreiben oder zu kategorisieren.
Aber er macht, dass ich mich gut fühle.
Ein nettes Forenmitglied schrieb mir, dass LN sein erster 100%-Duft war und auch erst zwei weitere hinzugekommen sind. Ich denke, dass es mir ähnlich gehen wird.

Danke, Monsieur Kurkdjian.