Pollita
Hühnergegacker
vor 4 Jahren - 14.10.2020
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Adaption

Unsere Nase adaptiert Düfte ganz schön flugs und vergisst dann, dass sie trotzdem den ganzen Tag da sind. Bei den einen Düften geht das schneller vonstatten, bei den anderen dauert es länger, bis dieser Effekt eintritt, der in der Regel oft der Auslöser für massive Überdosierung von Parfum ist. Der Grund: Die meisten Menschen, die Parfum tragen, besitzen meistens nur wenige oder sogar nur einen einzigen Duft. Tragen sie diesen täglich, wird er sehr schnell nicht mehr wahrgenommen und man hat das Gefühl, der Duft wäre zu schwach.

So oft lese ich hier Beiträge, die sich mit dem Thema Performance und Haltbarkeit eines Duftes befassen. Und witzigerweise werden dabei sehr oft Düfte genannt, die ich selbst gar als olfaktorische Atombomben einstufen würde. Da wird von einer Dosis von 15 Sprühern oder mehr gesprochen und die Leute können ihren ausgewählten Tagesduft dennoch selbst nicht wahrnehmen.

Doch auch wir Wenigsprüher, die ihren Tagesduft zudem fast täglich wechseln (dazu zähle ich mich), haben dieses Problem mit der Adaption. Nur werden wir nicht ständig damit konfrontiert und merken es daher auch nur sehr selten.

Ich hatte heute so einen Aha-Effekt und mich haute es fast aus den Socken, ääh sorry, Badeschlappen. Ich bin ja eine Liebhaberin dieser zarten Weihrauch-Irisdüfte und nenne auch eine ganze Reihe von denen mein Eigen (z.B. Collection Extraordinaire – Bois d’Iris, Lye von Gabriella Chieffo, 450 von Farmacia SS. Annunziata und noch ein paar mehr). Viele Parfumos mögen diese Richtung zwar gerne, tendieren allerdings zu anderen, meist potenteren Düften (das glaubt ihr!).

Auch für mich fühlten sich Düfte dieser Machart körpernah an. Ich nehme meist ein Flackern wahr. Und daher trage ich sie gewöhnlich auch etwas üppiger auf als den Rest meiner Besitztümer. Da können auch mal vier oder fünf Sprüher zusammenkommen, was bei mir schon relativ viel ist.

Im Urlaub habe ich mir mit Baiser de Florence erneut so einen gekauft und den Neuerwerb dort natürlich auch häufiger getragen. Gerade bei kühleren Temperaturen scheint meine Nase diesen Dufttypus besonders schnell zu adaptieren. Daher entschied ich mich, kaum zu Hause angekommen, auch wieder für Parfums mit etwas süßeren und kräftigeren Noten. Der Baiser de Florence schlüpfte erstmal in den Schrank.

Als ich heute zum Schwimmen gegangen bin, schnappte ich mir einen dicken Hoodie, den ich während des Urlaubs öfter als Jackenersatz getragen hatte und stopfte diesen im Hallenbad mitsamt Sporttasche und Schuhen in den Spind. Nach etwa einer Stunde Schwimmen fiel ich dann fast aus allen Wolken. Ich öffnete meinen Spind und wurde fast erschlagen von einer süßlich-rauchigen Duftwolke, die ich als Baiser de Florence, im Urlaub getragen, an meinem Pulli ausmachen konnte.

Fazit: Ich werde meine Dosis auch bei diesen Düften nochmals überdenken müssen! Und an alle, die die H&S ihres Duftes für schwach halten: Schnappt euch mal einen Pulli oder eine Jacke, die ihr vor etwa einer Woche mit einem bestimmten Duft getragen habt (Kleidung nicht direkt besprüht) und stopft diese in einen kleinen Schrank und wartet ca. eine Stunde lang. Ihr werdet euch wundern :)


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