Pollita
Hühnergegacker
vor 3 Jahren - 01.12.2020
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Weihrauch entdecken: Sanfte Weihrauchdüfte für den Einstieg

In meinem Kommentar zu Passage d'Enfer schrieb ich unlängst, dass dieser vor vielen Jahren mein Einstieg in die Welt der Weihrauchdüfte war. Inzwischen habe ich so einige Düfte mit dem Räucherwerk, das vielen vor allem aus der katholischen Kirche bekannt ist, getestet und nenne auch mehrere Weihrauchdüfte mein Eigen.

Da ich eher der hellen und luftigen Seite des Harzes zugeneigt bin, möchte ich insbesondere solche Düfte hier in ihrer Vielfalt aufzeigen. Man könnte auch sagen, Weihrauch für Einsteiger.

Zu den dunkelrauchigen Düften haben wir hier ganz andere Experten, beispielsweise unseren Herrn Chizza, der uns auch immer wieder mit wunderbaren Blogs erfreut.

Was zeichnet einen solch hellen Weihrauchduft aus? Für mich sind solche Düfte zunächst einmal kontemplativ. Da Weihrauch auch als Phytotherapeutikum verwendet wird und sogar antidepressiv wirken soll, überrascht mich das jetzt nicht, dass mich das Harz in eine besinnliche Stimmung versetzen kann. Ich denke bei Weihrauch im Duft nicht immer automatisch an die Kirche. Das kommt darauf an, ob ich es mit einem eher kühlen oder einem wärmeren Weihrauchduft zu tun habe. Mein Einsteiger, Passage d’Enfer von L’Artisan Parfumeur, gehört definitiv zu der kühlen Sorte. Ebenso "L'Ether@IUNX", den ich seit einigen Jahren als Fixpunkt in meiner Sammlung sehe. Beide wurden übrigens von Olivia Giacobetti geschaffen, deren Weihrauchdüfte ich sowieso rundum empfehlen kann, gerade auch für Einsteiger.

Bei diesen eher kühler anmutenden Düften wird gerne mit ein paar Blüten, Hölzern und Patchouli gearbeitet. Die Rose wird öfter eingesetzt, ebenso die Zistrose, die wir auch bei "Botafumeiro" von Carner vorfinden. Auch die passenden Gewürze und ein paar grüne Noten, wie etwa bei "Vert d'Encens" von Tom Ford, tendieren eher in die kühlere, frische Richtung, wobei ich diesen fast schon als Grenzgänger mit seiner unterschwelligen Heliotropnote sehe.

Als besonders spannend in dieser Richtung empfinde ich "Citta di Kyoto" von Santa Maria Novella. Die Duftpyramide kommt hier nämlich komplett ohne Weihrauch aus. Wir haben lediglich Blüten, ein paar Fruchtnoten, Gewürze und Holz. Wobei ich mir sicher bin, dass auch bei diesem, unsagbar charmanten Räucherer etwas Weihrauch verbaut wurde.

Als Paradebeispiele für warme Weihrauchdüfte sehe ich "Eau Duelle (Eau de Parfum)" von Diptyque sowie "Extrait de Musique - Voix Humaine 8" von Sorcinelli. Hier kommen nämlich süßere Noten, wie Vanille & Co., mit ins Spiel. Die Grundtendenz bleibt holzig-harzig-rauchig, aber es wird dabei süßer, mit Amber oder Vanille. Düfte wie diese können schon fast eine weihnachtliche Anmutung haben und passen daher auch ganz prima aktuell in die Adventszeit. Ob man diesen warmen Dufttyp mit dem Räucherwerk als sakral empfindet, muss jeder für sich selbst herausfinden. Ich tue das nicht. Für mich sind das Düfte, die man prima ganzjährig tragen kann. Ok, bei "Replica - By the Fireplace" und "Memoirs Of A Trespasser" würde ich mal eine Ausnahme machen, denn diese beiden können schon eine gewisse Weihnachtsmarkt-Assoziation wecken.

Ich hatte bereits einmal erwähnt, dass ich L’Ether gerne in Business Settings trage. Es gibt aber auch auf der warmen Seite wunderbare Pendants, die sich sehr gut für geschäftliche Anlässe eignen. Und bei diesen bin ich weit weg von Kirche & Co. Ich meine Düfte wie "Collection Extraordinaire - Bois d'Iris", "Lye@Gabriella Chieffo" oder "450 (Eau de Parfum)". Bei dieser Art von Düften ist neben der oft prominent eingesetzten Iris neben dem Weihrauch auch oft noch etwas Vetiver im Spiel. Für meine Nase eine ganz besondere Kombination, da diese Noten noch etwas Eleganz in die Komposition einbringen. Müsste ich mich für eine einzige Duftrichtung entscheiden, dann würde ich diese wählen. Ja, hier fühle ich mich zu Hause! In dieser Ecke - wenn auch mit tendenziell leicht anderen Duftnoten - würde ich auch den wunderbaren "Lui@Guerlain" von Guerlain sehen, der statt einer Iris eine Gartennelke mitbringt. Auch ein Businessduft, mit dem man sich überall und immerzu sehen lassen kann. Wobei ich beim Lui den Weihrauch in der Pyramide jetzt wieder vermisse, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass ich ihn riechen kann.

So, das waren ein paar Eindrücke von mir zum Thema sanfte Weihrauchdüfte für Einsteiger. Wem die von mir genannten Parfums jetzt allesamt als zu langweilig und zu lieb anmuten sollten, der darf gerne bei meinen geschätzten Kollegen weiterlesen.

Eure Polly

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