Profuma

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Profuma vor 2 Jahren 39 19
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9.5
Duft
Eden oder das grüne Duftmonster zum Knuddeln
Durch die kontroversen Rezensionen doch etwas hin und her gerissen, ignorierte ich bislang alle Rabatte, Liquidationen und grosse Flakons zum kleinsten Preis dieses Duftes.

Auch die Pyramide liest sich für mich nicht nach meinem üblichen Beuteschema.
Viel zu viele zitrische Aspekte, Melone (hust), Mimose (keuch) und Ananas (schwitz) gaben mir ausserdem zu denken und ich verwarf die Idee, diesen Duft zu testen immer wieder.

Dass er auch noch Ähnlichkeit zu Lalique Azalée aufweisen soll, machte die Sache nicht besser. Den vertrage ich überhaupt nicht wegen der für mich„omnipotenten“ Freesie, obwohl mir der Duft an sich gefallen würde. Bei Eden bekomme ich es mit einer wohl ebensolchen Mimose zu tun, wie die Auflistung prophezeit. Denn was in der Mitte sitzt, bleibt oft bis zum Ende für mich merkbar. Da konnte mich auch das friedliche Grün des Flakons bisher nicht locken.

Aber der Mensch verändert sich. Ich habe mich verändert.
Bin mutiger geworden. Auch bei Düften. Die guten Noten und wohlwollenden Phrasen unter all den Zweiflern und Verrissen, die ich auch ausserhalb dieses Portals zu lesen bekam, lösten in mir den Wunsch aus, es doch mal mit ihm zu versuchen.
Ein erneuter Schnäppchenpreis unterstrich mein Vorhaben und da ist er nun.

Nach dem ersten Sprüher entweicht mir sogleich ein „Wow!“ und es kommt mir spontan der Gedanke „Einzigartig!“.

Ich kann am ehesten Bergamotte mit Ananas im Eröffnungsbouquet ausmachen.
Dazu sehr viel laute Mimose, Jasmin und Maiglöckchen.
Die Melone hält sich bei mir zum Glück zurück, dafür drängeln sich Lotus und Tuberose vor.
Auch die Rose scheint eher schüchtern und zeigt sich mir erst gar nicht.

Das Krautige, was viele feststellen, offenbart sich mir eher als einfach grüne Note, wie frisch geschnittenes Gras oder vielleicht auch ein frisch beregnetes junges Moos.
Das wiederum bettet alle die Anfangsnoten etwas weicher, doch Mimose und Maiglöckchen bleiben recht dominant. Das ändert sich durch den ganzen Duft auch nicht.
Und dennoch haben diese dominanten Noten, die ich in zu grosser Menge eher meide, etwas hypnotisches, magnetisches an sich, das mich nicht loslässt.

So bleibt der Verlauf recht lange gleichbleibend mit diesen Noten.
Nach einer guten halben Stunde wird das Ganze etwas weicher, runder und merkbar sinnlicher.
Hölzer und schwarzer Holunder steuern etwas ganz Eigenes bei, das für mehr Tiefe und eine leicht melancholische Note sorgt, die Zeder gibt eine wirklich mikrofeine maskuline Note dazu, die keinesfalls stört, sondern sich durch ihre dezente Präsenz perfekt einreiht.

So entpuppt sich Eden für mich zwar schon auch als süss, doch kein zuckersüss wie in Flowerbomb oder „essbar anmutendes Süsses" wie in Lolitaland oder wie all die anderen sündigen Zuckerwässerchen heissen.
Es ist mehr eine „pflanzliche Süsse“, eine wie sie aus angeritzten Stängeln tropfen könnte oder aus einer Stelle wo ein Blütenblatt abgetrennt wird.
Fast will sie mir auch wie Tautropfen erscheinen, die auf lieblich duftenden Blumen ruhen.
Tonka und Patch verleihen dem Duft die Kraft, die ihm eine intensive Dichte und dadurch auch eine kleine Ewigkeit an Haltbarkeit verleihen.

Mit Eden habe ich mir einen Duft ins Haus geholt, den ich zu Unrecht geschnitten habe.

Einer, der mir eine ganz andere und neue Dimension an Noten offenbart und meine Sinne bislang fremde Duft-Pfade erkunden lässt.

Vielleicht aber musste es so sein, dass ich ihn erst jetzt entdecke. Ich denke, man muss für Eden reif und bereit sein, sonst kann man seinen Eigenwillen missverstehen.

In dem friedlichen grünen und simplen Flakon steckt ein kleines Duftmonsterchen.
Vielleicht mit ebenso grünem zotteligen Fell, langen Zähnen und mit leuchtend roten Augen, aber ausgestattet mit einem riesengrossen Pflanzenherz und wenn es aus dem Sprühkopf entweicht, wird man stürmisch und liebevoll zugleich umarmt.

Eden, für mich ein einzigartiger, zeitloser und irgendwie magischer Duft, der Jahrzehnte und Raum überwindet und im Gestern, wie im Hier und Jetzt seine Anhänger findet.

Oder...

Es ist einfach Eden... das grüne Duftmonster zum Knuddeln.






19 Antworten
Profuma vor 2 Jahren 12 7
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Flakon
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9.5
Duft
Eine Duftkugel ohnegleichen
Wer mich kennt weiss, Muglers Engel freunden sich für gewöhnlich nicht mit mir an.
Sie beissen, kratzen, fauchen und bescheren mir Dufterlebnisse in Form von Dauerbesuchen von Melancholia, der Urmutter der Trübseligkeit, die sich auch durch absolut nichts aufheitern lässt. So lange sie bei mir Platz nimmt und am Stuhl klebt, so lange dauert auch das olfaktorische Martyrium.

Beiläufig sei erwähnt, dass auch „La Rose Angel“, ein zur Abwechslung mal nicht blaues, sondern pinkes Wasser der Serie, bei mir schon die Harfe gegen eine Dornenlanze eingetauscht hat und damit mein Herz und meine Seele piesakte.
Von ebendieser geschundenen Seele geschrieben habe ich mir das und von Trübsinn geplagt in meiner Rezension, verbunden mit dem „Schmerz“, dass mir einfach keiner der Angels wohlgesinnt ist, denn eigentlich mag ich doch diese Duftrichtung.
Irgendetwas in den Angel-Düften verursacht dann aber diese unerwünschten Nebenwirkungen.

Doch Rettung naht.
Endlich!

Ich schlafe, doch dennoch wache ich,

in hellem Lichte seh' ich mich.

Die Füsse heben ab vom Grund,

was ist hier los zu dieser Stund?

Da über mir, ich kann’s kaum glauben,

scheint mir den Verstand zu rauben,

öffnet sich der Himmel leicht,

so weit weg, so unerreicht.

Als Punkte erst nehm ich sie wahr,

viel später dann als Engelsschar,

im Kreise drudelnd, vergnüglich schier,

schwebt die Bande herab zu mir.

Fünf Engelchen vermag ich zählen,

scheinen grade mich zu wählen,

wählen, um mich zu beehren,

Hintergedanke heisst bekehren,

zücken hurtig, ganz behende,

aus ihren Flügeln in kleine Hände,

die blaue Kugel, was wird das?

Die Kugel ist aus schwerem Glas.

Noch immer werde ich umflogen,

man scheint mir aber wohl gewogen,

so lass ich mir den Spass gefallen,

höre gern ihr Lachen schallen.

Ein „Zscht„ reisst mich aus meinem Denken,

schon merk ich’s um mich, dieses Lenken,

was da gesteuert wird zu mir,

ist mir bekannt, doch anders schier.

Ein Duft den ich gern lieben würde,

war ähnlich, doch so eine Bürde,

sein Kopf, die Basis, davor das Herz,

bescherten mir manch Sinnesschmerz.

Doch nun in diesem neuen Nebel,

löst sich eben dieser Knebel.

Offenbart durch andere Noten,

wird mir ein Sinnesrausch geboten.

Praline, Vanille, so fluffig und fein,

wie könnten sie perfekter sein?

Patchouli tief und als dunkle Wurz,

lässt sich sehen, nur ganz kurz,

dann lässt sich der Duft, schön wie ein Gebet,

nieder zum ruhen im Moschusbett.

Die Seele beseelt, die Nase beflügelt,

der Duft ist ganz schön ausgeklügelt!

Erobert er doch hier im Nu,

meinen Verstand und mein Herz dazu!

Lässt mich schweben auf Wolke Sieben,

glaubt' ich doch, nie einen Angel zu lieben.

Doch heute, die Schar lehrt es mich,

gibt's einen Angel, auch für mich.

Der blauen Kugel Elixier,

bringt sie vom Himmel her zu mir.

Ich weiss, die wird keiner so schnell erreichen,

denn sie ist eine Duftkugel ohnegleichen.

7 Antworten
Profuma vor 3 Jahren 32 9
9
Flakon
9
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9.5
Duft
Interdita Intensia und Interdella Rouge - Zwei Schwestern aus dem Hause Givenchy
Spritzig und frisch fruchtig ist der Start des "Le Rouge" für meine Nase und fast ein wenig überladen im ersten Augenblick. Doch dann nimmt er sich etwas zurück und das eigentliche wunderbare Dufterlebnis kann beginnen.

Auch wenn der Duft ins Hier und Jetzt gehört, sehe ich vor meinen Augen ganz andere Bilder.
Ich reise in Gedanken ins Jahr 1910.

Die beiden Schwestern Interdita und Interdella flanieren am Seeufer entlang.
Ihre langen, figurbetonten Roben erlauben nur kleine Schritte und von den zarten Lederschühchen ist jeweils kurz das glänzende Näschen unter den sich bewegenden Spitzenlagen unter den Kleidern zu erhaschen. Jede Bewegung hat ein kleines Rascheln der geschichteten Gewebelagen zur Folge und das Aufsetzen der Ledersohlen auf dem Kieselsteinweg verursacht bei jedem Schritt ein leises Knirschen.

Die Stoffe sind edel aber einfarbig gehalten, die Abschnitte der ¾-Ärmel enden in weisser Spitze, die sich trompetengleich vom enggeschnittenen Arm abstellt.
Beide Dekolletés weisen einen doppelten Kragen untereinander auf, als hätte sich der Schneider für keinen der beiden alleine entscheiden können. Einer umschliesst den Hals mit rundem Klapprand, ist mittig geknöpft und eingefasst mit schwarzem Samt.
Durch etwas durchbrochene Spitze getrennt folgt ein breites, plissiertes, kragenartiges Rüschenband, das sich auf die ganze Brusthöhe legt, als sei der Sinn davon, die folgenden Formen etwas zu verbergen. Darunter macht eine Samtschleife den Abschluss und deren Schlaufe und die Bändel wiegen sich in den Bewegungen der Schritte.

Die Schwestern sind fast gleich alt. Die Jüngere Interdita trägt ihr Kleid in Schwarz und die ältere Interdella ein ganz ähnliches in Dunkelrot. Nur die Spitzen und Einfassungen heben sich von der Kleiderfarbe ab . Dazu tragen sie riesige tellerartige Hüte mit gleichfarbigen Stoffblüten und selbst die geöffneten und über die Schultern gelegten Spazierschirme mit den wallenden Spitzenborten sind genau in den Farben der jeweiligen Roben gehalten.

Der Anblick der schönen Damen in den wundervollen Gewändern lockt schon bald Bewunderer an.
Zunehmend bildet sich hinter den beiden flanierenden Damen und in gebührendem Abstand eine grösser werdende Gruppe an sehr elegant gekleideten Herren, die sich zufällig oder absichtlich am Seeufer aufhalten und auf die beiden aufmerksam werden. Hier wird beobachtet, bewundert, entdeckt und getuschelt und nicht selten ergeben sich Bekanntschaften auf diesen Wegen.
Ob es nun flüchtige Affären, ernste Beziehungen oder von Familien geknüpfte Liaisons werden, hier ist nur eines wichtig: Man kommt hierher um zu sehen und um gesehen zu werden.

In einem kleinen Café mit Gartensitzplätzen direkt am See nehmen die beiden Damen Platz. Es ist Zeit für einen Tee und man kann mit dem Nippen an der Tasse einen bemüht gleichgültigen Blick auf den vorbeiführenden Weg oder zu den anderen Tischen riskieren, ohne dass die Absicht dahinter gleich auffällt. Natürlich möchten die Schwestern hier ihr Glück versuchen und sich einen gut betuchten Herrn als Gemahl angeln. Schliesslich sind sie noch beide im besten Alter, doch die Zeit ruht nicht.
Zwei Herren aus dem „Gefolge“ ergreifen die Gelegenheit sofort beim Schopf und setzten sich hastig neben eine Dame an den jeweils an sie angrenzenden Tisch.
Schon auf dem Weg mussten den beiden die betörenden Düfte der beiden Ladies aufgefallen sein und wie sie sich durch die Luft zu ihnen ein paar Schritte dahinter geschlängelt und ihre Sinne gekitzelt haben. Scheinbar zufällig, so könnte man meinen, aber wer sich solch exquisite Wässerchen auflegt, der möchte ganz bestimmt auch damit auffallen.

Dem Herrn neben der in Schwarz gekleideten Interdita fällt nun sofort der dichte Schleier von Tuberose mit einem pfeffrig spritzigen Kirschenaroma und leichter Karamellnote auf, die darin etwas enthält, was ihn kurz nachdenken lässt. Erinnert ihn die Note nicht an die Bäckerei in der Altstadt, die gerösteten Sesam über die noch warmen Butter-Croissants streut? Ein leckerer Duft, der bei ihm Lust auf mehr auslöst und er rückt scheinbar unbemerkt noch etwas näher. Durch die Wärme von Interditas Haut verströmt feinste Vanille ihre Verführung in seine Richtung und befördert seine Sinne in ein weit entferntes Traumland und an einen einsamen Sandstrand, wo er sich mit dieser unglaublich gut duftenden Dame zu einem Tête-à-Tête trifft. Während er sich zu seinem Glas Wein den weiteren Verlauf der Geschichte zusammenträumt, ist auch dem Herrn auf der anderen Seite nach Abenteuer ausmalen.

Gegenüber und nur einen Arm breit von der dunkelrot gekleideten Interdella entfernt, gibt er sich dem Genuss der Duftwolke hin, die von ihr zu ihm hinüberschwebt. Ihm streichelt als erstes eine frische und fruchtige Note den gezwirbelten Schnurrbart und schlängelt sich dann hoch in seine Nase und auch er schwört, Kirschen zu vernehmen, nur stellt er sich vor, wie diese in einem köstlichen Sirup aus Jasmin und Tuberose schwimmen, denn der Duft ist ihm ganz weich und sinnlich, lecker und betörend. Auch er kann kaum fassen, was ihm da entgegenströmt. Als würde ihm ein dichtparfümierter dunkelroter Samt übers Gesicht gelegt und er würde im Geiste darunter in den siebten Himmel entschweben.

Während die beiden Herren sich benommen ihren Träumen hingeben, haben die Damen längst bemerkt, was in ihrer unmittelbarer Nähe geschieht und tuscheln angeregt im Schutz ihrer ausladenden Hüte. Kichernd zuppeln sie sich ihre Kleiderkragen und Ärmelchen zurecht, nur um einen verstohlenen Blick auf die verträumten Gesichter neben ihnen zu erhaschen.
Als sie sich schliesslich sachte von ihrem Tischchen erheben, um ihren Spaziergang fortzusetzen, schiessen auch die Herren augenblicklich von ihren Stühlen hoch, lüpfen ihre Zylinder, präsentieren ihr schönstes Lächeln und bieten der Dame ihrer Wahl galant einen Arm.

Die beiden Paare lustwandeln erst noch Seite an Seite den Weg am See entlang. Aus der Ferne dringen einige Wortfetzen und Gelächter durch die Seebrise zurück zum Café.
Später gehen die Zweiergruppen in verschiedene Richtungen weiter.
Worüber sie sich wohl unterhalten?

Ich habe einen Vergleich der beiden “Interdit“-Düfte gewagt und mir persönlich gefällt das „Le Rouge“ besser, weil es für meine Nase abgestimmter, harmonischer, weicher und gesammthaft runder ist. Mit der Zeit verstärkt das meinen Eindruck noch, wenn auf der Haut ein beinahe vanilliger Schleier zu liegen kommt. Dann ist der Duft für mich am schönsten.

Zuhören kann man aber beiden Schwestern sehr gut.
Sie haben einfach nur nicht ganz denselben Charakter.

9 Antworten
Profuma vor 3 Jahren 23 5
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Haltbarkeit
10
Duft
Die Zen–Stufe "La Belle"
Ich habe lange überlegt, über welchen Duft ich in meiner 200. Rezension schreiben möchte.
Dann kam das Päckchen mit Jean Paul Gaultiers La Belle Le Parfum an.
Schon beim ersten Sprüher wusste ich, das wird mein Duft für diese besondere Rezension.

Ommmmm…..

Ich öffne langsam meine Augen. Ich scheine zu liegen. Weich und nach frischem Grün duftend ist meine Unterlage. Dazwischen nehme ich einen süsslichen Wohlgeruch wahr.
Um mich herum ist alles friedlich und beinahe still.
Ab und zu sind umherschwirrende Insekten zu hören, das fast lautlose Bewegen von Grashalmen im Wind oder Tierchen, die unter gefallenen Blättern raschelnd nach Leckerbissen suchen.
Die Sonne scheint durchbrochen auf meinen Körper, wärmt ihn bis tief hinein und lässt ihn den herrschenden Frieden ringsherum spüren und in sich aufsaugen.
Ich bin tiefenentspannt.

Aber wo bin ich überhaupt?

Langsam drehe ich den Kopf zur Seite. Ich liege mitten auf einer Wiese. Die Arme liegen ausgestreckt im Gras und die Fingerspitzen streichen sanft über die Halme. Fast kann ich ihr Leben spüren. Meine Füsse sind nackt und werden von ihnen leicht gekitzelt.
Ich blicke hoch und erkenne einen stolzen Birnbaum, zwischen dessen Ästen und Blättern die Sonnenstrahlen hindurchblitzen und auf dem Gras und mir zu liegen kommen.
Einige der Früchte sind bereits vom Baum gefallen und liegen um den Stamm und um mich herum im Gras. Ein reifes, saftig anmutendes Aroma strömt von ihnen aus und vermischt sich mit dem Grün der Halme.
Zufrieden schliesse ich die Augen und geniesse die herrschenden Düfte um mich herum.
Zeit und Raum sind vergessen, es existiert nur das Hier und Jetzt.

Doch wo ist das?

Neugierig öffne ich erneut meine Augen, doch finde ich mich in einer anderen Szenerie wieder.
Zwar ist der Wohlgeruch der Birnen und der Wiese noch immer allgegenwärtig, doch ist das Bild, das ich nun sehe, ein anderes.

Ich befinde mich inmitten einer riesigen Orchideenplantage. Unweit von mir steht ein Gewächshaus, dessen Fensterflügel weit offen stehen und ein wunderbarer süsser Vanilleduft weht zu mir herüber.
Ich kann eine Gestalt erkennen, die mit geernteten Pflanzen arbeitet und offenbar deren Fruchthülsen so bearbeitet, dass sie mit der Zeit das charakteristische Aroma entfalten. Es scheinen jedenfalls verschiedene Vorgänge am Laufen zu sein, da die schwebenden Düfte nicht immer ganz gleich sind.
Da nur die Aromen, aber keinerlei Geräusche zu mir dringen, ist es mir ein Leichtes, mich wieder dem Genuss hinzugeben und alles um mich herum zu vergessen.
Ich sinke in einem der unzähligen angelegten, schmalen Wege neben den Orchideenranken auf die warme Erde nieder und in einen Dämmerschlaf.

Bis ich etwas auf meinem Gesicht spüre, das mich aus meinem Halbschlummer ruft.
Noch bevor ich die Augen ganz öffne, nehme ich wieder das Gras, den Birnenduft und das Vanillearoma von zuvor wahr, diesmal vermischt zu einem warmen Luftzug. Dennoch scheint es hier zu schneien?
Beim näheren Hinsehen sind es aber keine Schneeflocken sondern strahlend weisse Jasminblüten, die auf mich herabschweben und auf meinem Gesicht, meinem Körper und im Gras landen.
Ein unglaublich betörender Duft geht von ihnen aus, der sich augenblicklich mit dem Birnen- und Vanillearoma zu einem einzigartigen, warmen Schleier vereint.
So etwas Köstliches habe ich wohl noch nie erschnuppern dürfen.

Diese Atmosphäre in welcher ich mich befinde, könnte kaum noch schöner sein.
Da sinken kleine goldene Schälchen vom strahlend blauen Himmel herab und neben mir ins Gras.
In den Schälchen liegen jeweils ein paar Tonkabohnen, die den herrschenden Duftschleier noch intensivieren und noch strahlender machen.

Erneut klinkt sich mein Geist in völliger Ruhe und grenzenloser Zufriedenheit aus.
Der weisse "Jasmin-Schnee" verschwimmt langsam vor meinen Augen und schliesslich drückt der traumhafte Duft meine innere Schlummertaste.

Die Zen Meditation lebt von der Erkenntnis, dass man nicht immer alles verstehen muss, sondern dass es auch reichen kann, nur zu beobachten.

Somit hinterfrage ich meine Reise in diese friedvollen Ebenen und die Bilder, die ich gesehen habe auch nicht.

Wichtig ist, einen Augenblick zu verweilen, alles um sich herum zu vergessen und den Moment mit sich und dem Drumherum zu geniessen.
Dabei ist es gleichgültig, ob die Umgebung real ist oder Fiktion.
Gefühle und Gedanken, die sich daraus ergeben, generieren einen inneren Einklang.

Jean Paul Gaultiers La Belle Le Parfum duftet für mich nach diesem Einklang.

Er strahlt für mich eine sinnliche Geborgenheit aus, ein weiches und kuscheliges Ambiente, wo Herz und Seele entspannen und auch im Alltag ruhen können.

Ein Duft, der mich entschleunigt und innehalten lässt.

Einer, der mir auf fast mystische Weise offenbart, was es um mich herum zu hören oder zu fühlen gibt.

Es ist ein hör- und spürbarer Frieden.




In diesem Sinne:
Ommmmm.….
5 Antworten
Profuma vor 3 Jahren 24 12
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Duft
Duftparadies
Im Büro hat das Telefon im Minutentakt geklingelt, ich habe innert wenigen Sekunden Kundenfragen geklärt, Anrufe weitergeleitet oder Dossiers eröffnet. Irgendwie schafften es auch die Vorgesetzten, sich noch mit ihren Anliegen dazwischen zu drängen und den Berg Arbeit noch etwas mehr anwachsen zu lassen.
Der Arbeitskollegin am Nachbarstisch war wieder mal der PC ausgestiegen und ihren grossen, bittenden Augen nach zu urteilen, sollte ich da auch noch kurz ein Auge drauf werfen, weil’s mit dem Ticket für den Service in dieser Riesenfirma erfahrungsgemäss einfach zu lange dauert.
Ach ja und als wäre das alles nicht schon genug, kam noch die Meldung zum Protollschreiben an der heutigen Vorstandssitzung, weil der Kollege krank ist und das 1 Stunde vor Feierabend!
Wo ist eine Klonmaschine wenn man eine braucht oder das Ding zum sich reinstellen, bevor man um „Scotty, beamen,“ bittet?
Ich weiss ja, dass in meiner Brust zwei Herzen schlagen, aber deswegen schaffe ich es noch lange nicht, auch für Zwei zu arbeiten!

Nach einem langen Tag lege ich mich also völlig geplättet schlafen.
Irgendwann wache ich auf. Ich höre Vogelgezwitscher. Noch ist alles dunkel um mich, aber ich stehe trotzdem auf und möchte den Vogelstimmen auf den Grund gehen.
„Morgen kann’s ja noch nicht sein“, denke ich, habe mich ja schliesslich erst hingelegt. Aber in den frühen Morgenstunden herrscht bei uns im Quartier, durch das Wald und ein Bach hindurchführt, ein munteres Durcheinander aus plappernden Stimmen unterschiedlichster Vogelarten. Ein dichter und mitunter lauter Klangteppich, der mit dem vollendeten Erwachen des Tages allmählich leiser wird und bis auf einzelne Klänge schliesslich langsam verstummt.
Ich gehe ein paar Schritte und es wird heller. Dann weisser Nebel. Wach‘ ich oder träum‘ ich?

Ohne zu überlegen, was in dem Nebel lauern könnte, trete ich durch ihn hindurch und in helles Licht. Nicht gleissend, aber hell genug, so dass ich noch nichts weiter erkennen kann. Fast zeitgleich erreicht mich ein duftender Schleier aus fruchtigen Noten. Ich glaube etwas leicht zitrisches zu erschnuppern, aber auch ein dunklerer Akkord als Gegenpol zum ersten hellen Eindruck, vielleicht Brombeere?
Dann, mit dem nächsten Schritt umweht mich die nächste Note. Blumig. Eine unverkennbare Tagetes, die sich unter die ersten Dufteindrücke mischt und das absolut harmonisch. Ich gehe weiter, die Vogelstimmen werden zunehmend lauter und raumfüllend. Das Licht wird nun immer angenehmer und weicher für die Augen.
Wo bin ich?
Ich blicke um mich und erkenne Jasminsträucher mit weissen Blüten, die meinen Weg säumen, allesamt zu Kugeln geschnitten. Fast sehen sie aus wie grosse Schneekugeln. Zwischen jeder von ihnen steht ein Bund Narzissen. Der Duft den beide verströmen ist sehr dicht und absolut überwältigend, fast schon narkotisierend. Noch immer liegen auch die ersten Duftnoten in der Luft und alles vermengt sich zu einem einzigen wallenden Schleier, der mir offenbar die Sinne zu vernebeln scheint, denn was ich nun zu sehen bekomme, kann ich kaum glauben.
Im nun gänzlich schmeichelnden und warmen Licht erkenne ich einige Gebilde. Samten anmutend, weich und lockend. Ich steuere trunken von den Duftschwaden darauf zu. Es sind Rosensträucher, aber mit Blüten aus feinstem blassfarbenem Wildleder! Sie sind absolut meisterhaft gefertigt, als wären es die zarten Blütenblätter, die man üblicherweise erwarten würde. Und erst der Duft!
Ich muss sie einfach anfassen und zur Nase führen.
Mit jeder Entdeckung die ich mache, scheinen sich alle aufs Neue zu vereinen und zu wachsen, was die Duftwahrnehmung zu neuen Ebenen führt. Wenn ich denke, dass der höchste Eindruck erreicht ist, kommt schon der Nächste. So wartet etwa eine Art Watte an einem Baum auf, die wie Moschus duftet und als nächste Steigerung überdimensionale Räucherstäbchen, die Weihrauch verströmen.

Meine Sinne verabschieden sich nun gänzlich und ich muss mich hinlegen. Ich sinke selig in den weichen Grund ein, immer tiefer und tiefer, bis ich regelrecht in ihm untergehe.
Es fühlt sich alles so „richtig“ an, so grenzenlos friedlich, behaglich, kuschelig und warm.
Die Wärme vibriert förmlich.
Wäre ich ein Kätzchen, würde ich jetzt schnurren.
Warm? Vibrieren? Schnurren?

Ich öffne vorsichtig die Augen.
Ich liege auf dem Rücken und meine Katze auf meiner Brust. Sie schnurrt zufrieden, ihr Fell vibriert leicht davon, während sie mir mit Schmuseblick in die verdutzten Augen sieht.
War das vorhin etwa nur ein Traum?
Wo ist das unglaubliche Duftland nur hin?
Ich war doch noch gar nicht durch mit Entdecken und möchte sofort wieder hin!

Später im Bad und zur Krönung der täglichen Pflege und als Sahnehäubchen meines Outfits greife ich nach dem Parfum, das sich förmlich in meine Hand drängt.
Ich drücke langsam den Sprühkopf!

Zzz…sss…ccc…hhh…!

Erst ist alles dunkel, dann sehe ich Nebel und dann helles Licht.
Wo bin ich?
Ich öffne die Augen.
Ich bin im Hier und Jetzt, aber meine Sinne wieder im Duftland aus meinem Traum.

Fast schon schwebend gehe ich aus dem Haus und zum Bus.
Wenn der Alltag heute wieder allzu gierig nach mir greift, klinke ich mich einfach aus und verschwinde kurz ins Duftparadies.

Anm.: Parfum de Peau von Montana ist für meine Nase wie ein Formwandler für Vergangenheit und Gegenwart. Er hat Stil und Klasse, Eleganz und Sinnlichkeit, die viele Altersgruppen ansprechen kann und auch an bestimmten Herrn sicherlich verlockend gut duftet.
PdP trägt einen Hauch Klassik in sich, die mit einer gewissen Attitüde und (Lebens-)Erfahrung noch besser zur Geltung kommt.
Wenn man ihn sparsam dosiert, kommen die einzelnen Noten besser durch, anstatt sich gegenseitig zu ersticken. Er ist auch leise noch ein sehr dichtes Duftgewebe, das in der Tat Wärme und Geborgenheit ausstrahlt.
Es dürften ihn wohl alle Jahreszeiten/Temperaturen mögen, wenn er sich den Wärmeren unter ihnen nicht aufdrängt.

Ich finde, dass er einer der wenigen Düfte ist, der jederzeit gekonnt den Spagat zwischen Retro und Moderne schafft.

Parfum de Peau von Montana - mein Duftparadies...!
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