Profumorist

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11 - 15 von 76
Profumorist vor 5 Jahren 25 2
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Wir werden sagen können: „Wir waren dabei.“
Ich habe eine interessante Historie hinter mir, was Duftvorlieben angeht. Ich bin Jahrgang 1980. Entsprechend begann meine Vorliebe zu Parfums so um das Jahr 1994 herum. Ich trug CK One, CK Be, Cool Water und Tommy Cologne. Aber auch schon solche Schätze wie das alte Havana (das ich mittlerweile wieder besitze!), Fahrenheit, What about Adam oder Azzaro pour homme. In den 00er Jahren wiederum trug ich alles, was der hiesige Douglas an Calvin Klein, Hugo Boss, Baldessarini, Kenneth Cole und Konsorten bereithielt. Düfte, bei denen ich mich heute nur frage: "Wie konnte das passieren?". Und eines vorweg: Süße Düfte sind eigentlich nicht mein Fall. Le Male, 1 Million & Co. Geht gar nicht.

Dann entdeckte ich Dior Homme für mich. Es muss irgendwann in 2012 gewesen sein. Ein süßer Duft, der mir gefiel?! Und was für einer. Ein Facettenreichtum und eine Qualitätsanmutung, die ich vorher so nicht kannte. Wahrscheinlich auch kein Wunder, bei der Vorgeschichte. Dieser wunderbare frisch-pudrige-süße Lavendel mit einer gehörigen Portion Kakao. Und im Drydown vermischt mit dem Vetiver. Eine einzigartige Kombi. Edel, elegant und für alle Anlässe passend. Für mich ganz persönlich neben Terre d‘Hèrmes mit der beste Drydown eines Parfums. Dazu eine sehr gute Haltbarkeit und fast perfekte Sillage. Das Ganze verpackt in einem ziemlich stylischen Flakon.

Das Eau de Toilette. Ein Duft eines Meisterparfumeurs. Und der Beste der Reihe. Für Dior immer noch Gold wert. Die Cashcow, die lobenswerterweise gar nicht so gemolken wurde, wie es vielleicht andere Hersteller getan hätten.

Der Preis seines Erfolges ist lediglich Häufigkeit, in der man ihn draußen bei Anderen wahrnimmt. Aber auch das wird sich eines Tages legen.

Ich hoffe, ich habe mit diesem Kommentar den Skeptikern süß-pudriger Düfte die Lust am Testen geweckt. Der ist wirklich etwas Besonderes.

Wenn wir in 20 Jahre weiterhin diese Community betreiben, werden wir wahrscheinlich genauso sehnsuchtsvoll an diesen Vintage zurück denken, wie es heute dem ein oder andere mit den Düften wie Zino oder Antaeus geht. Und wir werden sagen können: „Wir waren dabei.“

Gruß

Euer Profumorist
2 Antworten
Profumorist vor 5 Jahren 23 12
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Als er noch Trend war…
Es war einmal ein berühmtes deutsches Modehaus, das sich 1985, wenn auch etwas spät, dazu entschloss, sein Parfum-Erstlingswerk auf den Markt zu werfen. Ein Duft, der dem damaligen Zeitgeist noch entsprach. Auch wenn die Erfrischungswelle a la Green Irish Tweed, Cool Water und New West schon in Sichtweite war. Und wie es nun mal so ist, war dieses Werk für Jahrzehnte das Beste, was man dort kreierte.

Vorweg möchte ich mal klarstellen, dass ich beim Number One keine Animalik, keinen stechenden Schweißgeruch und auch keine Rastplatztoilette wahrnehme. Das, was man riecht, ist zu Beginn die kräuterlastige Rasierwasserfrische mit hier schon ordentlich viel Honig. Im Mittelteil sind ganz zart florale Einklänge zu vernehmen. So wie es bei einem klassischen Männerduft dieser Zeit üblich war. Zum Schluss kommt immer mehr das Moosig-seifig-Ledrige durch. Und immer noch unterstützt und begleitet vom Honig.

Das Ganze ist wunderbar austariert, rund und mit einer überdurchschnittlichen Haltbarkeit und Duftausprägung. Frisch, ledrig, moosig und ein wenig tabakbetont. Klassisch-männlich im positiven Sinne. Zeitlos.

Vielleicht ist es das Zusammenspiel von Honig und Kümmel, das den ein oder anderen hier zur Animalik verleiten lässt.

Der Boss ist ein eindeutiger Duft der 80er. Kein „Ich wähle grün-esse vegan-und fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit“-Duft. Er liegt nicht mehr im Trend. Ist im Jahre 2019 nicht angepasst. Er ist nicht zurückhaltend. Will sich nicht verstecken. Er macht das, wofür er gemacht wurde. Auffallen! Vielleicht mag ich ihn deswegen so sehr, da ich grundsätzlich mit Trends wenig anfangen kann. Und nein, ich habe nichts gegen die Grünen, die Veganer oder die Fahrradfahrer.

Ich finde es toll, dass so etwas heutzutage noch erhältlich ist. Und das zu einem sehr günstigen Preis. Würde man ihn in die braunen Apotheker-Fläschchen abfüllen und Tom Ford draufschreiben, würde man für die Hälfte des Inhaltes den dreifachen Preis bezahlen. Und bevor die TF-Jünger hier aufschreien, testet mal den Arabian Wood. Nur so zum Vergleich.

Also ganz ehrlich: Wer neben den modernen Wässerchen ab und zu mal eine Veränderung braucht, sollte ihn hier einmal testen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Gruß

Euer Profumorist
12 Antworten
Profumorist vor 5 Jahren 26 8
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
90er. Retro. Chic.
Schoork, mein Bester! Was Du kannst, kann ich schon lange ;-)

Die 90er. Ich habe sie zwischen meinem zehnten und 20. Lebensjahr verbracht. Ich bin aufs Gymnasium gekommen. Ich habe mein Abitur gemacht. Ich war das erste Mal verliebt, das erste Mal besoffen. Ich habe meine Jugend mit ihnen erlebt.

Die 90er waren Guns n Roses, Nirvana, REM, Rage against the machine. Ach ja, Bon Jovi fand ich nie wirklich cool. November Rain“, „Black Hole Sun“, „Smells like teen spirit“, „Losing my religion“ und „Killing in the name of“. Sie waren aber auch Snap!, Dr. Alban, Haddaway. Techno und Eurodance. Top of the Pops. Brit-Pop. Kelly Family und die schier unüberschaubare Anzahl an Boybands. Hyper Hyper und irgendwo über dem Regenbogen.

Die 90er waren Partys in den Rhein-Rock-Hallen und im Tarm-Center. Sie waren Smirnoff und Kleiner Feigling. Viel Kölsch, viel Schnaps, viel Übelkeit.

Die 90er waren auch Game-Boy, Super Nintendo, Super Mario, Sonic und Doom. Ego-Shooter am PC. Beverly Hills 90210, Melrose Place, Baywatch, Diddl, Tamagotchi und die G-Shock.

In den 90er Jahren waren die Backstreet Boys noch bei MTV frei empfangbar, Jasmin Wagner hieß noch Blümchen, ohne die 501 von Levis oder den Rucksack von Eastpack ging es nicht, Tattoo Ketten waren noch in, Plateausohlen noch modisch und die Jungs trugen Bomberjacken und den blondierten Mittelscheitel-Pottschnitt.

Die 90er waren für mich persönlich aber auch Müngersdorf. Das alte Stadion mit der Tartanbahn. Pierre Littbarski, Icke Häßler, Bodo Illgner, Morten Olsen, Toni Polster und natürlich Mucki Banach. Spürbar anders halt.

Was hat das Ganze nun mit diesem Duft zu tun? Ehrlich gesagt, nicht viel. Außer dem vollkommen irreführenden Namen, erinnert mich das neue Cool Water aber an einen Duft, den wir Mitte/Ende der 90er trugen. Es kann sogar sein, dass es damals ein Duft für Frauen war. Er fällt mir leider nur zum Verrecken nicht ein.

Zunächst muss man sich fragen, warum Davidoff dieses Parfüm „Cool Water Intense“ genannt hat. Denn es hat rein gar nichts mit dem Original zu tun. Null. Komma. Nichts. Da scheint Davidoff von Dior abgeschaut zu haben. Die sind auch nicht die geilsten, wenn es um (beabsichtigte) Namensgebung geht.

Der Start ist, wie nicht anders zu erwarten, sehr frisch und leicht fruchtig. Dass hier Mandarine drin ist, würde ich unterschreiben. Das Ganze wird direkt von der Kokosnuss untermalt und begleitet. Und das ist wichtig zu erwähnen: Die Kokosnuss oder wie angegeben das Kokoswasser ist nicht dominant. Man riecht nicht wie eine Pina Colada. Den Geruch von Vetiver nehme ich m. E. auch fein dosiert wahr. Das Ganze ist schön stimmig abgeschmeckt. Cremig, frisch, angenehm holzig. Und auch die Synthetik kratzt nicht. Für mich, der diese modernen und nicht mehr auseinander zu haltenden frisch-fruchtig-süßen Düfte überhaupt nicht mag, ist dieser hier mehr als tragbar.

Die Basis tritt nach gut vier Stunden in Erscheinung. Hier wird der Neue definitiv süßer. Für den ein oder anderen könnte es zu viel sein. Hier ist selber testen und entscheiden angesagt.

Haltbarkeit: Respekt Davidoff! Respekt. Der hält wie ein Duracell-Häschen. Wo wir wieder in den 90ern wären.

Sillage: Auch nicht von schlechten Eltern. Erkennbar, nicht überbordend und damit sehr gut austariert.

Flakon: Geil. Einfach nur geil. Der klassische Cool-Water-Flakon in dunkelblau. Achtung, gleich kommt es……..geil!

Abschließend kann ich nur festhalten, dass mir der Neue hier wirklich gut gefällt. Vielleicht oder wahrscheinlich liegt es an den Erinnerungen, die dieses Parfüm in mir hervorruft und vielleicht fällt einem Kind der 90er irgendwann ein, welcher Duft vor mehr als 20 Jahren so roch. Bitte lasst es mich wissen.

Gruß

Euer Profumorist

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Jetzt weiß ich woran mich der Duft erinnert: An das alte Roma Uomo. Ist auch von der gleichen
Parfumeurin.
8 Antworten
Profumorist vor 5 Jahren 14 2
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Dazwischen
Dazwischen. Das ist das mittlere von drei Kindern, die Tomate und die Gurke im Burger, beim Fußball der Sechser auf dem Platz oder der Assistent, der das Spiel von der Tribüne aus beobachten muss. Die Wahrheit ist auch so ein Ding, die schon mal irgendwo dazwischen liegt. Und auch die Realität kommt ganz unerwartet des Öfteren dazwischen.

Nun, ich habe vom Eau Sauvage Extrême nichts anderes erwartet als eine intensivierte, ja extreme Version vom Klassiker Eau Sauvage. Ist es aber nicht. Ich hätte es mir ja auch denken können. Kann ja lesen. Yatagan schreibt es ja deutlich in seinem Statement. Nun gut. Ist ja auch nicht weiter schlimm.

Denn das, was ich von diesem Duft wahrnehme, ist für sich genommen ganz hervorragend. Frischer, weich-zitrischer, fruchtig-reifer Auftakt. Das Ganze schon leicht würzig untermalt. Lavendel und Minze sind im Mittelteil eindeutig wahrnehmbar. Nach gut einer Stunde gesellt sich dann noch klar und triumphierend das Vetiver hinzu. Haltbarkeit und Sillage sind auf Top-Niveau. Hervorragend austariert ohne zu stören.

Nach nunmehr zwei Tagen des Testens muss ich gestehen, dass mich Eau Sauvage Extrême doch an Eau Sauvage erinnert. Aber nicht an das EdT sondern an die beiden Parfum-Ableger aus 2012 resp. 2017. Es ist vor allem diese cremig-holzige Basis, dieser bestimmte Geruch des Vetivers, der beide Düfte für mich vereint. Die beiden Parfums sind für mich zwei Kunstwerke, die mir auf Dauer aber aufgrund ihrer Wucht und Opulenz zu anstrengend waren. Das Eau Sauvage Extrême ist aber genau die angenehmere, frischere und damit tragbarere Variante. Es scheint als hätte François Demachy bewusst das Eau Sauvage Extrême als Zwischenschritt für die Parfumvariante kreiert. Bewusst, ohne an den großen Bruder erinnern zu wollen.

Was soll ich abschließend noch sagen? Für sich betrachtet ist das Eau Sauvage Extrême ein ganz vorzügliches EdT. Ein Chypre at ist best. Und eine klare Kaufempfehlung (solange es noch erhältlich ist).

Gruß

Euer Profumorist
2 Antworten
Profumorist vor 6 Jahren 10 3
9
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Die Fleischzitrone
Lieber Yatagan, mir will einfach nicht Dein Bild der fleischigen Zitrone aus Deinem Statement zum „Essence Noble“ von Le Galion aus dem Kopf gehen. Jedes Mal, wenn ich den Eau Noble trage oder an ihm rieche, entsteht bei mir das Bild einer mit Hackfleisch gefüllten halb aufgeschnittenen, intensiv gelb leuchtenden Zitrone.
Irgendwie gruselig und faszinierend zu gleich.

Dabei hat dieser Duft meine Assoziationen gar nicht verdient.

Ganz im Stile der großartigsten Düfte wie New-York oder Chanels Pour Monsieur präsentiert sich dieser hier ebenbürtig.

Vom Start weg präsentiert sich diese klare, erfrischende Zitrone unterlegt mit ordentlich Puder und einer Prise grünem Galbanum. Vergleichbar mit der Zitrone vom Pour Monsieur; nur nicht ganz so authentisch.

Ab dem Mittelteil bis zum Schluss entwickelt er sich mehr und mehr zu New-York von Parfums de Nicolaï. Lavendel, Salbei und Rose. Das Ganze direkt eingefangen durch das Eichenmoos und weiterhin Puder. Fein austariert und harmonisch verwoben. Wirklich eine Empfehlung wert.

Einziges Manko ist bei mir jedoch die durchschnittliche Haltbarkeit und Sillage.

Ein moderner Duft in klassischer Aufmachung. Für alle Liebhaber der obigen Düfte.

Gruß

Euer Profumorist
3 Antworten
11 - 15 von 76