Puck1

Puck1

Rezensionen
Puck1 vor 10 Jahren 19 12
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Wir trafen uns in einem Garten, wahrscheinlich unter einem Strauch
Ich geb es zu: mich kriegt man mit Bildern und Beschreibungen. Mein Kopfkino startet und schon ist es geschehen. Die Vernunft wird ausgesperrt und der Flakon zieht ein. Das kann gut gehen, muss aber nicht.
So ähnlich war unser Beginn, der von „Eau de Fröhliche 3“ und mir. Ich sah die Zeichnung eines schwarzen, etwas zerflederten Raben und bin neugierig geworden: Cassis? Sehr gern. Bohnenkraut? Oh ja! Weihrauch? Geht bei mir immer. Her damit!
Der Auftakt findet mitten in einem Busch schwarzer Johannisbeeren statt: ich atme tief den herben Geruch der Früchte ein und zerreibe Blätter zwischen meinen Fingern, ein Hauch konservierter Sommer, der mich zum Lächeln bringt und Erinnerungen an Sonnenstrahlen auf der Haut weckt. Für mich wird im Gegensatz zu vergleichbaren Düften („Enchanted Forest“ von Vagabound, „Eau d‘ Italie“ von Eau d‘Italie), die den Schwerpunkt eher auf eine fruchtige Süße setzen, hier das Herbe und Krautige betont.
Im Duftverlauf nimmt ein holzig- (weih)rauchiger Unterton zu und lässt Cassis zurücktreten. Beim Weihrauch handelt es sich um einen eher sanften Vertreter seiner Art; nähere Auskunft gibt der Parfümeur zu den Rohstoffen und zur Entstehungsweise in gewohnter Offenheit in seinem Blog, auf das in dieser Stelle verwiesen sei: http://www.aromatisches-blog.de/2013/11/10/eau-de-froehliche-no-3/
Bleibe ich beim Bild des Gartens mit Beerenstrauch, entferne ich mich etwas vom Strauch und sitze auf sonnenbeschienenen Steinen in der Nähe eines Holzstapels, schließe die Augen, öffne die Nase und bin einfach nur zufrieden . Ab und an weht ein Duftwölkchen zu mir herüber: krautig, herbfruchtig und ja auch Spuren von Bohnenkraut sind dabei.

„Eau de Fröhliche 3“ ist für mich ein Wohlfühlduft erster Güte, mit mittlerer Sillage und ganz guter Durchhaltekraft. Gut geeignet , um auch im November Sonnenstrahlen auf der Haut tanzen zu lassen.
12 Antworten
Puck1 vor 12 Jahren 12 2
7.5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Dunkles Grün
Ich mag alte Gebäude, noch mehr alte bewachsene Gebäude, weil sie mich an einen Teil meiner Kindheit erinnern, in dem ich in einem über und über mit Wein bewachsenen alten Haus mit Flügeltüren zwischen „großem“ und „kleinen“ Wohnzimmer , Ofenheizung , Garten und Kaninchen lebte.
Riss man Blätter von den Efeuranken im Garten gab es einen ganz typischen grün, leicht dumpf modrigen Geruch, den ich hier wieder entdecke, für mich kommt noch entfernt ein Hauch Bohnenkraut dazu. Das Ganze ist komplett unsüß und macht keine großartige Entwicklung durch. Andere, in der Duftpyramide angegebene Komponenten, vermag ich nicht zu entdecken. Nachdem ich den Duft auf dem Handgelenk testete, musste ich ziemlich schnell feststellen, dass es mit der Haltbarkeit nicht weit her ist.
Warum ich ihn trotzdem gekauft habe? Mir gefällt die ungewöhnliche Dufterfahrung (und mit der Parfumistennotfallausrüstung= Taschenflakon bin ich gewappnet).
2 Antworten
Puck1 vor 12 Jahren 5 1
5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Tuberosen-Express
Man sollte die Tuberose schön mögen und am besten das ganze mit einem Beipackzettel versehen,denn auf meiner Haut zischen Bergamotte und Neroli im Affenzahn von dannen und dann ist sie da die Tuberosenwand, dagegen kommt man zunächst nicht an und ich war kurz vor dem Einsetzen der Schnappatmung. Glücklicherweise hat mich die kühle Iris (DANKE!) vor Schlimmeren bewahrt. Dieses Zwiegespräch zwischen Iris und Tuberose hält recht lange an, ganz langsam gleitet man in die kuschelige holzige Basis, so als ob der Parfümeur ahnen würde, dass man nun kein bißchen Aufregung in der Nase mehr erträgt.
Ich bin mir noch nicht darüber schlüssig, ob ich mag, was ich rieche.
Daher nur eine vorläufige Wertung.
1 Antwort
Puck1 vor 12 Jahren 11
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Beim heiligen Sergius
In meinem Studienjahr in Russland (südwestlich von Moskau, in Kaluga) haben mich die russisch-orthodoxen Gottesdienste schwer beeindruckt; die Atmosphäre war für mich durch den himmlischen Gesang in Kirchenslawisch, das Flackern der dünnen Bienenwachskerzen, das anderthalbstündige Stehen in Weihrauchduft im Halbdunkel, nur unterbrochen durch das Leuchten der kräftigen Farben der Ikonen und des Goldes am Ikonostas (Bilderwand) geprägt. Diese Eindrücke summierten sich zu einer ordentlichen Dröhnung im Kopf.
Zagorsk schafft es teilweise mich in diese Atmosphäre zurück zu versetzen.
Im Auftakt nehme ich angeschnittene Möhren wahr, die später in Birkenhaarwasser baden; recht sanft schwebt der Weihrauch darüber und ich meine ebenso Iris zu riechen, das Krautige verschwindet bei mir recht schnell. Es glimmen Holzstückchen und Weihrauchreste im Kessel, der eher verhalten hin und her pendelt.
Meine Erfahrungen mit russischen Gottesdiensten spiegeln sich nicht ganz in diesem Duft wider, trotzdem ist er eine interessante Erfahrung und weckt Fernweh nach Russlands Weiten.
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