Puderblume

Tamima Sillage war ein absoluter Blind Buy aufgrund der himmlischen Beschreibung des Duftes auf der Webseite von Moresque.
Zitat der Webseite: “Her fragrance can be perceived before she arrives and it lingers on, enveloping and irresistible, for long after she has left. A sumptuous and sensual fragrance, where a floral heart of Neroli and Iris is made intriguing by an unusual note of Mugwort, to fade out amid the bois  accords of Cashmere Wood and Agar, smoothed by resins and enveloped by Vanilla, creating a persistent and sophisticated fragrance.”
Ich dachte mir, das KANN einfach kein Reinfall sein… kicher,kicher….ich lache jetzt noch über meine naive Einstellung.
Aber der Wunsch, diesen toll beschriebenen Duft so schnell wie möglich zu besitzen, war natürlich grösser als die Vernunft, wer kann es nicht verstehen?
Also versteht mich nicht falsch, der Duft ist keineswegs total grottenschlecht, aber für meine Nase hat der überhaupt nichts zu tun mit der o.a. Beschreibung.
Der Auftakt von Tamima Sillage hat mich erst mal geschockt. Der erste Sprüher war stinkig, säuerlich stinkig, leicht nach Urin was ich dem Oud zuschustere, gemischt mit dem Beifuss, der eine kräuterige, eukalyptusartige Duftnote hinterlässt, ein bisschen wie Pfefferminz-Klo-Erfrischer. Mein erster Gedanke ist: Oh neiiiinnnn…Abwaschkandidat!!
Zum Glück verzieht sich diese Note schnell und die Orange/Neroli rücken mit dem Pfeffer in den Vordergrund. Aber nur kurz und sehr leicht.
Innerhalb von null Komma nix nehme ich noch etwas Kaschmirholz wahr, nur noch hautnah, und dann iss‘ se auch schon weg, die Prinzessin!
Moment mal bitte…wo ist denn die Vanille, Amber ettcettera hin?? Auf und davon mit dem Wüstenwind…
Die Haltbarkeit ist echt unterirdisch, aber vielleicht liegt es auch nur am kühlen Wetter? Sillage? Eher kaum, da ich selbst nur mit der Nase auf der Haut nach 20 Minuten nur noch Spuren wahrnehme.
Je öfter ich den Duft aufsprühe, je weniger Urin-stinkig empfinde ich ihn, freunde mich langsam mit ihm an, und warte mal geduldig auf wärmeres Wetter um der Sache eine Chance zu geben.
Der Flakon ist als Trost dann doch echt Klasse, wenigstens sieht er gut im Bad aus.
Aber irgendwie hat die doofe Prinzessin mir den Duft bisschen versaut…

Wird es mir eine Lehre sein, und zukünftig Blindkäufe unterlassen? Eher nicht.. :-)

Bei ‚Dragee‘ muss ich unweigerlich an die schöne Kleopatra aus dem fernen Ägypten denken und somit auch an den Film und das Asterix-Heftchen „Asterix und Kleopatra“, welches ich auch heute noch manchmal gerne lese.
Kleopatra hat bekanntlich in Eselsmilch mit Honig gebadet, welche ihr eine reine und makellose, weisse Haut beschert haben soll.
Ihrem Charme und Ihrer Schönheit waren ebenfalls die drei Gallier, Asterix, Obelix und Miraculix erlegen, welche ins ferne Ägypten reisten, um Ihrem Freund beim Bau eines kollossalen Palastes zu helfen, welcher die schöne Kleopatra für Cäsar in Auftrag gegeben hatte.
In meiner Phantasie taucht Kleopatra in einer schneeweissen Marmorwanne in die warme Milch ein. Der Milch sind Orangenblüten und Mandelöl beigefügt, die dem Bad einen wunderbar süssen und schmeichelnden Puderduft verleihen. Durch die üppige Süsse kann man durchaus eine Honignote wahrnehmen.
Der warme Wüstenwind weht durch den offenen Palast und bläht die langen, weissen Baumwollvorhänge auf und bringt einen holzigen, luftigen Akkord des Zedernholzes mit.
Nach vollendetem Bade, legt die Hofdame Kleopatra ein reines, weisses Tuch über. Kleopatras Haut ist weich und samtig, duftet sanft pudrig.
Den Orangenblüten und Petitgrain ist ein feiner Mandelduft gewichen, der auf einer Basis von Vanille und warmem Zedernholz-Akkord ausklingt.
Nur zu gerne fühle ich mich wie Kleopatra beim Tragen dieses Duftes. Besonders in der wärmeren Jahreszeit verleiht er einem das Gefühl von Gepflegtheit und einer süssen Reinheit.
Sein Durchhaltevermögen ist schon beachtlich bei ca. 8 Stunden. Ich könnte mir vorstellen, dass die Haltbarkeit im Winter etwas geringer ist, da meines Erachtens nach, die Wärme den Duft länger strahlen lässt.

Seit dem Release von diesem Parfüm schleiche ich schon drum herum, konnte ihn aber nie testen.
Entweder war kein Tester in der Parfümerie zur Verfügung, ein anderes Mal war er unauffindbar….irgendwie hatte ich den Eindruck, der Duft „will“ mich nicht.
Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich mich so schnell geschlagen geben würde ...

Siehe da, am Samstag war das Schätzchen dann zum Testen verfügbar.
Vorher hatte ich mir die Nase schon mit diversen anderen Düftchen zugekleistert, die ich allesamt mit Naserümpfen wieder ins Regal geschob.
Radiant Nectar kommt sehr lieblich daher. Die gesamte Duftkomposition legt sich harmonisch auf die Haut.
Den Duft würde ich beileibe nicht als Freshie bezeichnen. Dazu kommt er einen Ticken zu verspielt und weiblich daher. Er macht auch keine Entwicklung auf der Haut durch.
Trotzdem ist er niemals aufdringlich, niemals zu süss, niemals zu blumig, niemals zu fruchtig, niemals zu cremig…
Durch dieses ausgewogene Auftreten sehe ich den Duft an Frauen jeden Alters.
Ein schöner, sommerlicher Cocktail der gute Laune macht und trotz der Leichtigkeit gut wahrnehmbar ist. Auf meiner Haut hält er gefühlt ewig und ich kann mich viele Stunden dran erfreuen (ca.8 Stunden).

Eigentlich hatte ich mir ja geschworen, keinen Duft zu kaufen, aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich da nicht schwach geworden wäre…

Insouciance… Leichtsinn.
So ganz leichtsinnig habe ich diesen neuen Duft von Cartier heute in der Parfümerie meines Vertrauens aufs Handgelenk gesprüht…
Aus dem Hause Cartier, welches eher für erlesene Juwelen und Uhren bekannt ist, sind schon so einige schöne Düfte durch mein Parfumregal ein- und ausgezogen. „So Pretty“ war in meinen 20gern mein Signaturduft und habe viele Komplimente dafür bekommen, das Eau de Cartier hat noch immer seinen Platz und begleitet mich je nach Lust und Laune immer wieder gerne durch den Tag.
Aber nun zu meinem leichtsinnigen Versuch mit „Insouciance“…
Der ganz feine Sprühnebel welcher sich aus dem hochwertigen Flakon auf mein Handgelenk legt, lässt meine Nase beim ersten Riecher kräuseln!!! Oh Schreck! Bäääh….das riecht mal gar nicht leichtsinnig, geschweige denn angenehm!! Mir schwebt ein Wolke frisch geschnittenes Stangensellerie und kräftiges Tomatenblatt in die Sinne…zwar säuerlich und spritzig, aber definitv wie Gemüsesaft! Frisch gepresst!
Neeeee! Das geht ja mal gar nicht! Schade…der Name und der schöne Flakon hatten doch eigentlich schon eine kleine Sünde vorgegaukelt.
Das Teststäbchen ist mittlerweile vor Enttäuschung in der Jackentasche verschwunden.
Erst später am Tag erschnüffele ich einen perligen, blümeligen Wohlgeruch um mich herum und auf den ersten Moment kann ich mir nicht erklären woher das kommt, hatte ich doch diese komische Gemüsesuppe aufgesprüht.
Auf der Suche nach dieser Gemüsesuppe an meinem Handgelenk erlebe ich DIE Überraschung! Wo ist diese Gemüsebrühe bloss hin?
Veilchen, Veilchen und nochmals Veilchen….Aber nicht diese Stickigen aus Omas Zeiten….Nein, ganz fein pudrig frisch mit nur einer leichten Süsse. Diese wunderschönen kleinen Waldveilchen stehen schön gekühlt an einem erfrischenden Bach der perlend durch den Wald fliesst. Eine Wohltat bei dem schwülen Wetter. Auch Stunden später kann ich diese erfrischenden Blümchen gut wahrnehmen. Ich kann meine Nase gar nicht mehr von meinem Handgelenk lassen.
Selten hat ein Duft mich so zum Positiven überrascht.

Mein lieber Gärtner, ich nehme dich einfach an der Hand und nehme dich mit in den Wald an den kühlen Bach, wo die Veilchen stehen, denn hier möchte ich länger mit dir verweilen…

Nach monatelangem Corona-Lockdown, Home-Office und Wetterfrust liegt der Riemen runter…im Keller….nein, im 2. Kellergeschoss…
Perfumistas haben den Vorteil, sich wenigstens olfaktorisch an einen beliebigen Ort zu beamen.
Nichts einfacher als das! Gesagt-getan, blind bestellt und los geht die Reise…sogar das lästige Kofferpacken kann man sich dabei sparen.
L’Erbolarios „Cocco“ kommt in einem korallroten Pareo daher. Ein wundervoller Kontrast zum blauen Himmel, türkisen Meer und den grün schimmernden Palmen in der Südseebrise.
Ich sitze in der Strandbar und schlürfe einen Batida de Coco…
Der Duft öffnet direkt nach dem Aufsprühen mit einer Kokosmilch die sehr natürlich duftet, leicht pudrig mit einem Hauch von Zitronencreme. Ylang-Ylang ist sehr zurückhaltend und schimmert nur wie durch einen leichten Schleier durch. Jasmin und Rose nehme ich nicht wahr.
Hier sucht man vergeblich nach klebriger, pappiger Süsse, die einen bei der Hitze aus dem Liegestuhl haut.
Diese traumhaft sanfte Kokos-Zitronen-Ylang-Creme verweilt ca. 2 Stündchen bei mir bevor sie sich zugunsten von Vanille und einem Hauch von Tonkabohne zurückzieht.
Nach 3 Stunden ist „Cocco“ recht körpernah aber ich kann ihn immer noch wahrnehmen und das Feeling eines Traumurlaubes lässt mich noch nicht ganz los.
Der Duft ist nicht sonderlich der Vorschlaghammer in Sillage und Haltbarkeit und wer etwas länger in der Südsee verweilen mag, sollte nachsprühen.
Bei mir darf der Traumurlaub aus der Flasche zum Last-Minute-Preis definitiv ins Parfumregal einziehen…..Aloha!