PureNeugier

PureNeugier

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16 - 20 von 35
PureNeugier vor 6 Jahren 18 5
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Duft
Es war einmal...
...ein Wintermärchen. Von meiner winterlichen Liebe zu "Nuit Etoilée EDT" habe ich Euch bereits berichtet. Nachdem mir dieser Duft so gut gefiel konnte ich einfach nicht umhin nun auch das EDP auszuprobieren. Doch obwohl sich die beiden Parfums zu Beginn sehr ähneln ist das EDP für mich kein Winterduft.

Beide Düfte starten minzig frisch, die Zitrone verhindert hierbei jedoch gekonnt ein Abdriften ins Kaugummiartige und rundet die Spitzen, die Minze sonst gerne mal zeigt, gekonnt ab. Tanne und Kiefer verleihen Würze und Tiefe und sorgen für eine Natürlichkeit, die an einen abendlichen Waldspaziergang erinnert. Während das EDT diesen Anklang beibehält und nur durch Angelika und Strohblume in seiner Aura ein klein wenig wärmer wird, schlägt das EDP hier eine andere Richtung ein. Wo das EDT voller Klarheit strahlt wenden beim EDP Amber und Iris das Blatt und legen einen pudrigen Schleier über alles. Das EDP wirkt hierdurch ein Stück weit mehr..., wie soll ich sagen..., wie Parfum. Es büßt einen Hauch seiner Natürlichkeit ein, wirkt dafür etwas feiner und edler.
Dieser Duft möchte in die Stadt ausgeführt werden, vielleicht in ein nettes kleines Café unter dem Sternenhimmel von Paris in einer nicht allzu kühlen Spätsommernacht während sein Vetter mich gewiss gerne auch in Zukunft bei eisiger Kälte auf meinen nächtlichen Streifzügen durch die Natur begleiten mag.

Somit erinnern mich das EDP und das EDT ein kleines Bisschen an ein Buch meiner Kindheit:
"Die Stadtmaus und die Landmaus".
Beide Mäuse waren sich im Grunde sehr ähnlich, aber dann doch so verschieden. Ein ganz drolliges Märchen!
Wo wir wieder bei den einleitenden Worten wären: Es war einmal...
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PureNeugier vor 6 Jahren 16 7
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8.5
Duft
Winterklarheit
Als Februargeborene bin und bleibe ich ein Winterkind. Die anderen Jahreszeiten sind mir natürlich ebenfalls lieb und teuer, doch den Winter brauche ich! Die eisige Kälte klärt meine Gedanken und die Stille, die sich mit der weißen Schneedecke über die Welt legt, besänftigt mich und gibt mir Ruhe. Es ist dann als würde der gesammelte mentale Ballast eines gesamten Jahres von mir abfallen und ich fühle mich frei und beschwingt...
Nun ist die Welt nicht mehr die, die sie einst war und selbst bei uns Nordlichtern ist der Winter nicht mehr so schön knackig kalt wie damals, als man noch auf der Elbe Schlittschuh laufen konnte und wochenlanges Schneetreiben zum Bau von riesigen Schneemännern und Iglus einlud. Nein, nun heißt Winter Tag ein Tag aus nichts als Regen und Matsch und ein Himmel grau in grau.
Doch gestern Nacht war es endlich soweit: Das Thermometer fiel auf -5°C und der Frost glitzerte weiß und eisig auf dem Boden, den Gräsern, an den Ästen, einfach überall. Also Hunde angeleint und nichts wie raus in die sternenklare Nacht. Die Luft war so kristallklar, dass man es beinahe schmecken konnte und sie vermischte sich mit dem von mir aufgelegten "Nuit Étoilée" zu einer würzigen Wintermelange, die Kälte unterstrichen von der Pfefferminze, die Tiefe der Nacht wiedergegeben durch den balsamischen Duft von Tanne und Kiefer und das bunte Funkeln der Sterne im völligen Einklang mit der spritzigen Zitronatzitrone. Doch es wird nicht unangenehm kalt, denn Angelika und Strohblume geben dem Duft von innen heraus Wärme und auch mir ein wohlig warmes Gefühl.
So wandelte ich in Begleitung meiner treuen Vierbeiner durch die Nacht, die strahlenden Sterne bestaunend und fühlte wie die klärende Winterkälte in mich hinein sickerte und all die trüben Nebel meiner Gedanken nach und nach aus mir heraus trieb, wie mein Herz allmählich leichter wurde und ich endlich frei durchatmen konnte...

Zwar vermisse ich noch immer meinen geliebten Schnee, doch wenn die Tage wieder allzu grau und matschig werden, dann weiß ich zu welchem Duft ich greifen muss, um zumindest wieder das Gefühl von Winter zu bekommen.
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PureNeugier vor 7 Jahren 10 2
8
Flakon
3
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein kurzes Intermezzo
Dank eines sehr lieben und großzügigen Parfumos bin ich heute in den Genuss gekommen "Les Royales Exclusives - Jardin d'Amalfi" testen zu dürfen. Schon allein der Name zergeht ja auf der Zunge und zeugt von blaublütiger Herkunft. Satte 3 Spritzer habe ich mir gegönnt: Einen pro Handgelenk und einen mitten ins Jugulum (klingt doch irgendwie besser als Drosselgrube).
Sofort begrüßte mich ein herb-zitrischer Auftakt, frisch und doch zugleich irgendwie warm. Eigentlich alles ganz wunderbar, nur ein paar Sekunden roch das adlige Wässerchen nach WC-Stein, aber wirklich nur für einen Augenblick, denn nach 2 Minuten war ABSOLUT NICHTS mehr von dem gesamten Duft übrig, als hätte meine Haut ihn verschluckt. Irritiert schnupperte ich an meinen Handgelenken, doch da war nichts mehr.
Unmöglich! Selbst als besonders flüchtig verschriene Düfte, wie viele der Goutals, halten auf meiner Haut normalerweise überdurchschnittlich lang. Das konnte also gar nicht sein! Vielleicht eine spontane idiopathische Anosmie?? Ich musste dringend eine zweite Meinung einholen.
Mein Mann verdrehte augenblicklich die Augen, als mal wieder die drei üblichen Worte zu ihm herüber wehten, die er seit meines Parfumo-Beitritts nun schon so oft gehört hatte und sicherlich noch viel öfter zu hören bekommen wird: "Schatz, schnupper mal!"
Er bequemte sich also leicht genervt zu mir herüber, beugte sich vor und roch vorsichtig an meinem Hals. "Ich riech nichts!" Ich streckte ihm meine Handgelenke entgegen und er sog den davon ausgehenden Duft meiner Haut ein. "Riecht nach Dir", war sein achselzuckendes Resümee.

Na gut, also keine Einbildung. Das war dann ja mal ein wirklich kurzes Intermezzo! "Jardin d'Amalfi" hatte sich also tatsächlich in Luft aufgelöst oder war von meiner Hautchemie gefressen worden oder was auch immer. Aber so leicht wollte ich nicht resignieren, daher schnappte ich mir das Pröbchen erneut und drückte ab: Handgelenk, Handgelenk, Hals und Halstuch.
Sogleich ließ sich wieder das herb-zitrische Aroma vernehmen, dem folgte die WC-Stein-Note, doch statt anschließend wieder zu verschwinden wandelte sich der Duft dieses Mal in etwas schwer greifbares, ein wenig wie die Fata Morgana eines glitzernden Meeres in der warmen Sonne, belebend frisch und doch auch gemütlich.
Für die Wärme und Gemütlichkeit mache ich hier ganz klar Ambra und Sandelholz verantwortlich, obwohl beide zu keiner Zeit dominieren, sondern immer unterschwellig mitschwingen und die Zitrusnoten tragen.

Inzwischen sind um und bei 5 Stunden vergangen und von meinem kleinen Mittelmeer-Trip haftet nur noch eine Ahnung an meiner Haut, doch auch dieser letzte Hauch duftet unwiderstehlich gut.
Während ich Annick Goutal's "Eau d'Hadrien EDP" (mein bisheriger Lieblings-Zitrusduft) mit seiner Süße und Spritzigkeit eher im späten Frühling und ganz besonders an heißen Sommertagen tragen würde, ist "Les Royales Exclusives - Jardin d'Amalfi" mit seiner Tiefe und Wärme meiner Meinung nach auch noch ganz wunderbar bis in den späten Herbst hinein tragbar. Vielleicht finde ich ja auch noch irgendwann einen wintertauglichen Zitrusduft mit Honignote oder Ähnlichem, so dass ich mich das ganze Jahr über nach Belieben in Zitrus hüllen kann...
Doch bis dahin bin ich vollauf zufrieden mit diesem Duft und diesem Augenblick ;-)
2 Antworten
PureNeugier vor 7 Jahren 13 5
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Duft
Jahrmarkt
Das Leben ist wie ein Jahrmarkt! Überall Trubel und Lärm. Karusselle drehen sich schneller und schneller und wirbeln Menschen wild herum bis einen nur vom Zusehen der Schwindel packt, während Spiegelkabinette und Geisterbahnen sich an Illusionen und grässlichen Zerrbildern übertrumpfen. Mir ist es zu viel, ich halte es nicht aus. Ich ziehe mich zurück in das Zelt einer alten Wahrsagerin. Hier ist es etwas trostlos, ein wenig einsam und düster, aber wenigstens ruhig. Als sich meine Augen an das alles verschlingende Dunkel gewöhnt haben, erblicke ich in der Mitte des Zeltes ein leichtes Glimmen, eine Kristallkugel von der ein diffuses Glitzern ausgeht.
"Sieh hinein!", höre ich eine kratzige, doch Ehrfurcht gebietende Stimme aus der hintersten Ecke des Zeltes sagen.
"Was werde ich sehen?", frage ich mit schwacher, leicht zittriger Stimme. Ob ihr der Unterton aus Neugier und Furcht entgangen ist? "Möglichkeiten", entgegnet die Stimme, "das was sein könnte".
Eine unaussprechliche Anziehungskraft wirkt von der Kristallkugel auf mich und wird mit dem Licht, das sie in sich birgt, nun allmählich immer stärker. Gebannt blicke ich hinein, sehe weißliche Nebel sich verdichten und zu einem Bild formen:
Eine reich gedeckte Tafel, große Schalen voller saftig süßem Obst und kleine mit allerlei pikanten Gewürzen darin. Dazwischen prächtige, exotische Blüten in Gelb und Weiß, die ihren betörenden Duft verströmen, während rechts und links der Tafel vom Räucherwerk wabernde graue Schwaden aufsteigen. Ein Windhauch trägt die Essenz all dieser Herrlichkeit zu mir herüber, so schließe ich meine Augen und nehme den Duft in mir auf. Als ich die Augen wieder öffne erblicke ich Sie. Reglos steht sie da, unnahbar wie eine Kriegergöttin. In ihrer silber glänzenden Rüstung bricht sich das Licht, ihre Augen funkeln voller Tatendrang und ihre Brust hebt sich voll Stolz. Alles an ihr strahlt ein geradezu überirdisches Selbstbewusstsein und eine nicht zu brechende Entschlossenheit aus. Niemand könnte sich ihr in den Weg stellen. Ihre ganze Aura schreit förmlich "Sieger"! Ihre Augen sind die meinen, doch der Blick darin nicht...
Der Nebel kehrt zurück, verwischt und ein neues Bild entsteht:
Eine Frau in einem Blazer aus silberner Seide, ganz klar vom Typ Manager. Sie sitzt in einem First-Class-Büro irgendwo im 47. Stock eines Wolkenkratzers. Die Fensterfront in ihrem Rücken gewährt den Blick auf die Silhouette einer Großstadt, vielleicht New York. Von hier oben schaut man auf alles andere herab. Auf ihrem teuren Disignerschreibtisch aus poliertem Chrom und Glas steht auf einer Seite eine Etagere mit Äpfeln, Birnen, Pfirsichen und Johannisbeeren, auf der anderen Seite schwelt ein einzelnes Räucherstäbchen, daneben eine Silbervase mit einer einzelnen tiefroten Rose. Diese Frau hat sowohl Stil als auch Erfolg. Bestimmt und zielstrebig delegiert sie die Angestellten eines ganzen Konzerns. Sie ist ganz oben! Überlegen lächelt sie mir zu; mein Lächeln wirkt eher schwach...
Abermals sickert Nebel in das Bild hinein und löst es auf, verwandelt es:
Ein roter Teppich, Kameras, Blitzlichter überall. Eine Frau in einer fließenden langen Robe aus silbernen Palietten. Sie überstrahlt alle anderen, alle Blicke sind auf sie gerichtet...
Ich wende den Blick ab. Genug!
"Das was sein könnte, doch niemals sein wird", murmle ich in die Düsternis des Zeltes hinein. Keine Antwort.

So wie diese Kristallkugel hat "Aventus for Her" mir etwas gezeigt was ich nicht bin. Dieser Duft an mir war nichts weiter als eine Illusion der ich nicht standhalten konnte. Vermutlich bin ich nicht stark genug ihn zu tragen. Sein süß-herbes Aroma strahlt eine Dominanz aus mit der ich mich nicht identifizieren kann und auch wenn dieser Duft gewiss eine durch und durch stimmige Kreation ist, fehlt es ihm meiner Meinung nach ein wenig an Seele.
Ein zauberhafter Jahrmarktstrick, doch für besonders gefühlsbetonte Personen vielleicht einfach nicht die richtige Wahl.
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PureNeugier vor 7 Jahren 25 5
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6
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Duft
Das Mah-Jongg-Spiel
"Ever Bloom - Ginza Flower" erinnert mich an einen besonders ereignisreichen Zeitraum meiner Jugend, in dem vieles ziemlich durcheinander geriet.
Die Zeit zwischen meinem 12. und 17. Geburtstag verbrachte ich hauptsächlich inmitten einer chinesischen Familie, die für mich rasch zu einer Erweiterung meiner eigenen Familie wurde. Die 3 Söhne waren wie große Brüder für mich, obwohl ich in den Jüngsten eine ganze Weile schwer verknallt war.
Ganz wie es das Klischee verlangt waren die Eltern Inhaber eines hübschen kleinen China-Restaurants. Der Vater kochte, die Mutter bereitete vorwiegend die Getränke hinterm Tresen zu, verpackte die Speisen zum Mitnehmen und erledigte den Abwasch und die 3 Söhne sprangen abwechselnd als Kellner ein.
So verbrachten wir also Abend für Abend im Restaurant. Es gab immer viel zu sehen, immer genug zu klönen und im Zweifelsfall immer eine Reserveflasche des ausgesprochen köstlichen rosa Litschi-Sekts, mal ganz abgesehen von dem hervorragenden Essen.
Zu vorgerückter Stunde, wenn die letzten Gäste endlich das Lokal verlassen hatten, dauerte es meist nicht lange bis ein Haufen chinesischer Freunde und Verwandte "meiner" Chinesen eintraf. Gefühlte hundert Schüsseln mit den unterschiedlichsten nicht europäisierten Köstlichkeiten wurden aus der Küche zu einem großen Gemeinschaftstisch getragen, wo sich bereits alle zusammengefunden hatten und schon kurz darauf klapperten Dutzende von Stäbchen, während sie blitzschnell in die vielen großen und kleinen Schüsseln glitten, um sich hie und da eine der vielen Leckereien heraus zu picken. Gespräche auf Deutsch, Mandarin und Kantonesisch schwirrten wie ein Singsang über all dem Stäbchengeklapper und Geschlürfe.
Im Anschluss an das große Essen teilte sich die bunte Schar dann in drei Gruppen. Die Herren fanden sich zu einem chinesischen Kartenspiel zusammen, während die Damen eifrig ihre Mah-Jongg-Steinchen sortierten und aufbauten... Wir Jüngeren spielten meist an einem separaten Tisch Skat oder Rommé, jedoch ohne Einsatz, was an den anderen zwei Tischen schier undenkbar war, wo blieben denn da der Anreiz und der Spaß?!
Ich erinnere mich gut, wie vom Mah-Jongg-Spiel immer ein durch und durch blumig-süßer, leicht pudrig-cremiger Duftnebel zu uns herüber wirbelte. Die Düfte der einzelnen Damen waren zwar unterschiedlich, doch alle vom Grunde her recht ähnlich aufgebaut, so dass sie vermischt ein durchaus harmonisches Gesamtdufterlebnis hergaben.

"Ever Bloom - Ginza Flower" ist zwar japanischer Herkunft, hätte aber ganz wunderbar in die chinesische Damenrunde gepasst und wäre dort überhaupt nicht aufgefallen. Er beginnt sehr kräftig süß und blumig, die Orangenblüte und der weiße Amber verleihen eine fast spürbare Cremigkeit und so bleibt es über viele Stunden bis dann irgendwann ein Hauch Patchouli gemischt mit Muscenone für einen leicht pudrigen Anklang sorgt und alles etwas wärmer wird.

Insgesamt ein schöner Duft, auf jeden Fall passend zu jeder Jahreszeit, der mir persönlich jedoch nicht wirklich steht und zu stark dosiert mit Sicherheit ein Garant für Kopfschmerzen wäre.
Doch sollte ich jemals zu einem Mah-Jongg-Spiel eingeladen werden, werde ich ihn auflegen!
5 Antworten
16 - 20 von 35