RaoulDuke

Die Überschrift ist mein voller Ernst. Mich erinnert der Duft von Decas an wundervolle Tage im Schwimmbad, in der Sonne und an das nur dort kaufbare Manhattan Ice Dream Orange Eis in der Waffel. Süßliche Orange umhüllt von einer Cremigkeit, die der Orange/ Mandarine nur noch mehr Durchschlagskraft gibt. Und sobald man in der Mitte der Waffel/ des Duftes angekommen ist gesellt sich eine eigenständige Vanille dazu, die einfach in ihrer Umantelung der immer noch präsenten Zitrusnote perfekt dazu passt. Dazu gesellt sich eine leicht blumige Note, die in meiner Phantasie die Liegewiesen und das feuchte Gras, passend zum Schwimmbad widerspiegeln.

Einfach eine Erinnerung an die Sommertage der 90er Jahre und viele tolle Kindheitserinnerungen. Vielleicht nicht die einfachste Assoziation, etwas Geschmackliches mit einem Duft zu vergleichen, der so gar nicht Gourmand sein will, für mich war es aber sowas von wie die Faust aufs Auge, dass ich dies unbedingt teilen wollte.

Wer sich generell für das Dufthaus Creed entscheidet gibt etwas auf den eigenen Geruch und will sich abheben. Aber wenn wir ehrlich sind tut man das in der heutigen Zeit, wo deren Topseller Aventus öfter kopiert wurde als Michael Jordan's Dunk von der Freiwurf-Linie, eher ungern mit dem beliebtesten Pferd im Stall.

Für mich kam dann durch eine Empfehlung Royal Oud ins Spiel. Dieser verhält sich für mich, im Vergleich mit Aventus, wie Clark Kent zu Superman. Aventus will auffallen und die Masse glücklich stimmen. Royal Oud ist "laid back", gibt dem Träger einen unauffälligeren angenehmen Deckmantel und schützt vor ungewollter Aufmerksamkeit. Aber aufgepasst: Dies bedeutet keineswegs etwas schlechtes. Dieser schöne Sandelholzduft (kein wirkliches Oud) kommt in der Kopfnote auch angenehm frisch daher und legt sich dann wohlig sanft und angenehm mit den angesprochenen Hölzern und Nadeln auf der Haut nieder.
Ein Duft für jene Tage, an denen man einfach sich selbst gerne riechen will.

Abschließend bleibt zu sagen, dass die Komposition für die Leute (wenn es um Creed gehen sollte) gemacht ist, die Aventus entwachsen sind und ihr Leben dann doch ein wenig entspannter führen wollen, als "Superman zu seinen Hochzeiten."

Kennt ihr noch die tollen kleinen Fleißbildchen, die man früher in der Schule erhalten hat für außerordentlich gute Arbeiten? Für Dinge, die einem einfach ins Auge springen weil sie so gut sind und man nichts daran aussetzen kann? Diese Bildchen zeigten in meinem Fall sehr oft verspielte Landschaftsbilder mit Tieren, die in das Gewand der jeweiligen Jahreszeit gehüllt waren.

Genau so eines (das Fleißbildchen) würde ich gerne den Parfümeuren von PDM Layton überreichen. Denn ich kenne wirklich niemanden, der diesen Duft als eher störend oder abstoßend bezeichnen würde. Er ist der Inbegriff von Gefälligkeit. Leicht romantische Zitrik im Unterton, ein prägnanter Apfel im Vordergrund, umhüllt von einer unaufdringlichen Vanille. Da hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht, wie er jedem Duftreisenden gefallen kann.

Für mich bringt der Duft auch aus einem unerklärbaren Grund einen Assoziation mit dem ersten Frühlingtag nach einem langen Winter mit sich und trifft gar nicht so sehr das Merkmal eines Winterduftes. Die Süße ist nicht überheblich in ihrer Dichte, sondern verführt eher in ihrer Vielschichtigkeit. Eben immer mit diesem Hauch von frischer Zitrik.

Für PDM war dieser Duft wohl der Einstieg in die "Mainstream-Nische", aber wer kann es ihnen verübeln? Besonders duften und gleichzeitig vielen Menschen gefallen? Daran ist nichts verkehrt.

Ich muss zugeben, ich war nach dem ersten Tragen meines Samples äußerst skeptisch, warum dieser Duft solch eine Bewertung erhalten hat. So riecht er zwar komplex, aber auf den ERSTEN Riecher keinesfalls außergewöhnlich.

Die Ananas Note im Opening gepaart mit der Hyazinthe ist sehr prägnant und hält sich auch lange, jedoch waren für mich die Noten aus Herz- und Basis nicht eindeutig herauszufiltern, auch wenn diese einen absolut runden Eindruck vermitteln. Hier hat sich auf jeden Fall jemand Gedanken gemacht, welche Harmonie mit der Kombination aus Duftstoffen erzeugt werden kann. Hier kann man nun auf den zweiten Riecher von einer gewissen Einzigartigkeit sprechen, so ist mir ein solches Verschwimmen von Duftnoten auf Basis der olfaktorischen Wahrnehmung nur selten begegnet.

Dennoch bleibt die große Frage , warum ich diesen Duft schon beim Testen des Samples extrem schätzen gelernt und mir einen 100ml Flakon gekauft habe?

Die Antwort: Weil der Duft wirklich immer tragbar ist!
"Immer?" "Ja wirklich immer!"
"Büro?" "Easy, nicht zu aufdringlich! "
"Club?" "Ja, Frisch und gute Sillage!"
"Gehobenere Abendveranstaltung?" "Aber natürlich, so ist der doch durch den Drydown äußerst harmonisch und elegant!"
"Im Sommer?" "Ja!"
"Im Winter?" "Ja, weil er sich trotz der Kälte angenehm entfaltet!"

Was man hier von Xerjoff in einem wunderbaren Flakon serviert bekommt ist die duftgewordene Signatur! Willst du nur einen Duft, dann nimm Accento! Dieser Duft ist IMMER tragbar und versauert nicht wie manch anderer teurer Duft im Regal, weil man den passenden Anlass dazu vergebens sucht.

Man nehme einen Mann der sich nicht mehr jung und wild geben will, und kombiniere dies mit dem Willen der Adoleszenz zu entfliehen und schon hat man den Prototyp des Givenchy Gentleman Eau de Parfum Trägers.

Für mich die sinnvolle Weiterentwicklung der Dior Homme Intense DNA. Durch den Lavendel vorab gibt man dem Duft einen Hauch weniger Trockenheit der pudrigen Iris und hüllt so diese in ein modernes Gewand. Für mich tragbarer im Büro, als Dior Homme, vielleicht ein Gegenspieler zu L'Homme von Prada für die kälteren Tage. Ebenso natürlich auch zu Abendgarderobe und gehobeneren Anlässen tragbar.

Mir persönlich hat die leicht alkoholische Note am Anfang nicht sofort gefallen, verfliegt diese jedoch, weiß man das Opening irgendwann doch zu schätzen. Einfach ein wundervoller Duft zum leistbaren Preis mit toller Haltbarkeit.