Sanna

Dank eines erfolgreichen Besuchs des Souk kann ich morgens genüsslich eine Auswahl treffen: welcher Duft darf mich heute begleiten?!
Die Wahl fiel auch auf L'Eau Ambree. Und da erlebte ich eine sehr angenehme Überraschung: es entwickelte sich ein herrlicher Winterduft, weich, rund, cremig. Und entgegen anderer Erfahrungen blieb mir der Wohlgeruch auch über Stunden erhalten. Vielleicht lag diese Haltbarkeit daran, dass ich den Duft aus der Abfüllung nicht aufgesprüht, sondern "getropft" bzw. aufgetupft habe, und davon ggf. genug;))

Als der Duft neu herauskam, habe ich ihn aufgesprüht und war ziemlich enttäuscht: was hatte diese säuerliche Aura mit Amber und Patchouli zu tun? Die Basis erschloss sich mir dann, vielleicht mangels Menge und Geduld, nicht mehr und ich habs dann sein lassen.

Grundsätzlich finde ich die Kopfnoten bei allen bisher getesteten bzw. angewandten Pradas gewöhnungsbedürftig, weil sie mir disparat erscheinen und eigentlich thematisch mit dem weiteren Duftverlauf nicht so recht verbunden sind. Aber sie sind halt Kunstwerke!

Als ich gestern Loukhoum EP aufsprühte, musste ich sofort an die Duftmelange eine ungelüftetes Zimmer von kleinen Kindern denken: Buntstifte, parfümierte Radiergummis, Gummibärchen, Hautcreme, Kinderpuder, Plastikspielzeug -
und viel heiße Milch mit Honig.
Nach einer Weile blieb nur noch heißer Honig übrig.

Naja, das ist nix für mich. Allen, die diese Süßigkeit schätzen, sei sie gegönnt!

es ist sehr kalt geworden, und ich war schon seit Tagen auf der Suche nach einem Spüher Cinnabar für meinen Schal. Das reicht dann erst einmal für die Nostalgie.
Da ich schon mal bei den opulenten Düften war, habe ich auch Black Orchid getest. Logistische Meisterleitung: die olfaktorische Trennung im Einkaufsgepäck und an der Kleidung...

Black Orchid ist wunderbar. Über die Duftkomponenten wurde bereits geschrieben. Mir erscheint der duft in keiner Weise dunkel, sondern cremig, sanft, abgerundet, meine assoziation war eine schöne goldene Kugel im Licht. Ich werde den Duft noch einmal testen, in geringer Dosis, und dann mal abwarten, ob er tragbar ist. Oder ob er, wie mir es bei Cinnabar geht, einige Male pro Winter in meiner Umgebung sein muss, weil der Tag und die Temperatur das nahelegen.

Ich bin dem Duft gestern anlässlich einer Schnuppertour durch D. begegnet und habe ihn eher im vorbei gehen an einem Präsentationsstand getestet.
Erster Eindruck: frisch, ein bisschen pudrig, eher leise.
Nach Stunden ist er noch wahrnehmbar, etwas cremig, der Jasmin rundet das Patchouli und das Moos ab. Als erdig oder rauh empfinde ich ihn nicht.

Da ich auch Prada Eau Tendre sehr mag, würde ich im Vergleich dazu die Bottega Veneta in Basisnote quasi als eine halbe Oktave tiefer gestimmt einschätzen. Deshalb ist er, wie schon beschrieben, für mich eher ein Unisex-Duft. Ich mag ihn, bleibe aber meinem bewährten "weiblicheren" Prada treu.

Ergänzung:
Nach wiederholtem Einduften gefiel mir die Bottega immer besser, vor allem die cremigen sanften Noten, die auch nach Stunden noch angenehm an meinem Handgelenk wahrzunehmen sind. Und nun habe ich ihn mir selbst zu Weihnachten geschenkt! Konnte einfach nicht länger darauf verzichten...

Angeregt durch die Kommentare habe ich gestern In The Mood for Love getestet - und war sehr überrascht. Der Duft erschloss sich mir als etwas spritziger, sehr eleganter Duft. Von Beginn an prickelnd,auch nach Stunden zwar etwas pudriger, aber alles andere als weich und cremig.
Allerdings keinesfalls primär erotisierend, eher als angemessener Begleiter für die Dame auf Geschäftsreise, in einer Sitzung, zur Premierenfeier eines eher konventionellen Theaterstücks, im Kostüm, im kleinen Schwarzen, im Cashmere-Twinset. Möglicherweise und in geeigneter ebenfalls eher gepflegter Begleitung könnte sie beim abendlichen Dinner im Feinschmeckerrestaurant dann die Pumps abstreifen und unter dem mit langem weißem Tischtuch eingedeckten Tisch dezent füßeln.
Der Duft stört dann aber auch nicht beim Rückzug ins Hotelzimmer.

Ich bin also beeindruckt, aber mir ist der Duft auf meiner Haut nicht "abgerundet" genug, um mich darin privat und wohl zu fühlen, schon gar nicht "In the Mood for Love". Das geht mir allerdings auch mit einigen anderen prinzipiell gut gemachten Düften so, z.B. von Scherrer oder Guerlain, die sind mir dann zu sperrig.

Allen Genießerinnen sei der Duft und alles Wohlbefinden damit natürlich gegönnt!