Schwälbchen

Schwälbchen

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1 - 5 von 21
Schwälbchen vor 5 Jahren 17 10
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Mein grüner Morgen
Bin ich Dir gewachsen? Dir Meisterwerk?
Flüssige Seide.
Taubenetzte Erde.

Darf ich es wagen? Wie wirst Du mir begegnen, mich empfangen?

Du begrüßt mich stürmisch, drängend. Leicht medizinisch.
Lebhafte Aldehyde wollen sich entfalten. Eine klassich-wächserne Note verschmilzt mit meiner Haut.
Eichenmoos – grün und satt nehme ich gleich zu Beginn wahr.
Doch bald schon beruhigt sich der Duft. Er wird sanfter und in der zimtig-fruchtigen Würze erkenne ich durchaus Ähnlichkeit zu Mitsouko. Mal bist du grünn-strahlend, mal erdig-tief oder verführerisch-vollmundig. Nur ist Dioressence so unglaublich mehr. So freundlich. Eine positive Aura. Wohlwollend. Zärtlich.
Die Blumen sind ein einziges Gewebe. Seidig fließend. Eine zarte Nelke nehme ich wahr, eine nur. Die Iriswurzel, so nehme ich an, verleiht Dioressence dieses unvergleichliche pudrig Buttrige.
Wie ein dunkles Leuchten aus warmer Tiefe strahlt der Duft in die Basis aus.

Die Haltbarkeit ist mit 12+ Stunden überdurchschnittlich und für heutige Verhältnisse außerirdisch.
Die anfangs starke Projektion (Aldehyde müssen fliegen *g*) zieht sich angenehm zurück. Der Duft ist – trotz der zwei kleinen Sprüher aus der Probe - gut wahrnehmbar.

*

Sonnenaufgang, kalt und klar. Tau funkelt auf den Wiesen.
Du begleitest mich. Mein grüner Morgen.
Blinzeln in der Sonne. Erwachender Gesang.
Du lachst mich an. Mein grüner Morgen.
Plätscherndes Gemurmel. Steinbesäumter Weg.
Du gehst mit mir. Mein grüner Morgen.

*

Mein außerordentlicher Dank gilt an dieser Stelle SchatzSucher, dem ich die großzügige Probe verdanke.
Lieber Sven, Dein guter Geschmack wird mir langsam unheimlich.
Der Kommentar bezieht sich auf das Vintage EdT.

Euch allen einen ebenfalls guten, freundlichen, sonnigen Morgen und duften Tag.
Namaste.
10 Antworten
Schwälbchen vor 5 Jahren 17 6
9
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Von guten Vorsätzen und Abschieden
Ihr seid schon eine super Truppe hier auf Parfumo und ich erfreue mich sehr oft an freundschaftlichem Austausch, anregenden Kommentaren … UND … natürlich an der ein oder anderen Duftpost, die meine gut gemeinten Vorsätze ... Naja, ihr kennt das vielleicht auch ...

Das Päckchen erreichte mich am vergangenen Donnerstag zu fortgeschrittener Stunde. Die Freude über den mit Bedacht zusammengestellten Inhalt währte nur kurz, denn unmittelbar darauf polterte unser ältester Sohn in die gemütliche Abendrunde und verkündete, dass seine viel geliebte vierbeinige Mitbewohnerin plötzlich nicht so gut aussehe. Ihr Zustand erlaubte es nicht, bis zum anderen Tag zu warten und so musste sie noch am selbigen Abend in die erfahrenen Hände eines Tiermediziners gegeben werden. Wenn man sich nun für das bereichernde Leben mit Tieren unter einem Dach entschieden hat, trägt man Verantwortung. Dazu gehört auch, die eine oder andere unangenehme Entscheidung. Und so wünschten wir der betagten Dame nach zwei Tagen tiermedizinsicher Intensivbetreuung eine gute letzte Reise. Begleitet und getröstet hat mich in diesen zwei Tagen Hoffen, Bangen, Chaos und Ernüchterung ein vom lieben SchatzSucher mit zielgenauer Treffsicherheit ausgesuchter Duft. Ich danke dir lieber Sven für die exquisite Melange der Proben und die Ehre, dass ich diese Schätze testen darf.
Perfume Calligraphy Rose beginnt für mich mit einem angenehmen süßwürzigen Auftakt. Es ist eine wohl dosierte ‚kräuterige‘ Süße. Nicht lange und die Rose tritt auf. Und was für eine. Keine jugendlich frische Rose. Nein, diese hier ist leicht kandiert und erinnert mich ein wenig an einen fruchtigen Likör ohne dabei klebrig zu wirken. Den Vergleich mit einem Rosendesert in den vorangegangenen Kommentaren finde ich äußerst treffend und elegant. Oregano und Lavendel verhindern hier gekonnt, dass die Rose ins Schwülstige, Schwere abgleitet und verleihen dem Duft eine Art Leichtigkeit. Der oder die Träger*in ist umhüllt von einer beschützenden, tröstenden, geschmeidig weichen Duftaura. Warmer Amber und dezenter Weihrauch begleiten diese schöne Rose viele Stunden lang. Die Haltbarkeit ist mit 8 Stunden gut. Die anfangs kräftige Sillage nimmt sich auf meiner Haut nach über 3 Stunden zunehmend zurück. Das klingt jetzt alles ja nicht so spannend, aber Calligraphy Rose ist ein wahrer Nasenschmeichler. Weiter unten in den Kommentaren ist ein Vergleich zu Tauers „Une Rose de Kandahar“ gezogen worden. Obgleich sich beide Parfums dem Rosenthema ähnlich nähern, ist der Tauer doch in der Komposition „gröber“, lauter und zeugt von mehr Selbstbewußtsein. Nun gut, wer nach Dezenz sucht, wird nicht zum Tauer greifen. Im direkten Vergleich hat der Calligraphy Rose deutlich die Nase vorn. Er ist wunderbar ausbalanciert und schafft den Spagat zwischen Gewürzen, Süße und einer deutlichen Rose. Eigentlich (und wenn ein Satz schon mit „eigentlich“ beginnt…) war ein anderer Duft als nächste Anschaffung präferiert. Einer, der schon lange auf der Wunschliste steht. Und da steht er auch immer noch, denn ich bin hin und weg von diesem weichen, warmen, sanften Fluidum und begebe mich hoffend auf die Suche nach einem Restflakon.
Mein Dank geht an SchatzSucher: lieber Sven, vielen Dank für deine Post. Mit Mühe und Bedacht hast du die Schätze ausgewählt. Die neuen Dufterfahrungen sind ein echter Lichtblick. Und mit Raffinesse und Gespür hast Du meine guten Vorsätze verduften lassen.

An diesem Wochenende haben wir Abschied genommen. Meine Kinder haben einen Kuchen gebacken. Darauf stand in Zuckerschrift "Farewell Rosie". Show must go on.

Namaste ;)
6 Antworten
Schwälbchen vor 5 Jahren 37 16
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Die Rückkehr der Sehnsucht
Endlich, die Tage werden wieder länger. Die letzten Schneebatzen verstecken sich in schattigen Winkeln. Wärmende Sonnenstrahlen kitzeln meine Haut. Und auch die Vögel wollen den nahenden Frühling begrüßen. Ihr freundlicher Gesang ist es, der in mir die Sehnsucht nach luftigem Grün, nach satt-feuchter Erde erweckt. Nach der Ruhe und Ursprünglichkeit der Wälder. Und genau diese Sehnsucht lässt mich heute zu Mitsouko greifen. Schon ein paar Tage schleiche ich um den Flakon herum, lege ihn in meine Hand, nehme die Kappe ab und sauge den Duft darin tief ein. In diesem Jahr wird es Mitsouko - Kommentare vom Himmel regnen. 100 Jahre. Meilenstein. Ikone. Vorbild. Grand Dame und Diva.

Diva, wenn ich den Fehler mache und sie falsch auftrage. Zu nah auf die Haut gesprüht und sie erhebt den strengen Zeigefinger, wirkt mißgelaunt, fast schon ungehalten.

Dann lieber mit verschwenderischer Geste ein paar Sprüher in den Äther gegeben. Langsam rieselt der feine Nebel auf meine Haut. So großzügig aufgetragen, haftet Mitsouko nun gar nichts bärbeißiges mehr an. Freundliche Bergamotte und helle Zitrusfrüchte begrüßen mich. Sie sind von natürlicher Frische und für mich weder herb noch kratzig. Sie geben sich ein Stelldichein mit wohlgesinntem Jasmin und zerbrechlich wirkendem Flieder. Der Auftritt des Pfirsichs in dieser wundervollen Komposition berauscht mit jedes mal aufs Neue. Er hat noch nicht seine volle Süße entwickelt, ist noch jung und zart und doch als Frucht authentisch wahrnehmbar. Ein Traum. Aber das Schönste kommt erst noch. Im Drydown wird Mitsouko - die Ernste, die Stille - unglaublich anschmiegsam. Die fast scheuen Blüten und die dezente Fruchtigkeit geben langsam - denn deren Ausdauer ist phantastisch - das Zepter an eine warme Zimtnote ab. Diese nimmt dem Eichenmoos alle Strenge und verleiht diesem Meisterwerk einen goldenen Schimmer.

Es mag unzählige Aspekte geben, die Mitsouko über so viele Generationen hinweg Erfolg beschieden haben. Für mich symbolisiert er wie kein zweiter Duft die perfekte Symbiose zwischen dem letzten eisigen Windhauch und den wärmenden Sonnenstrahlen eines frühen Frühlingstages. Und genau dann begleitet sie mich auf langen Wanderungen durch die tiefgrüne Stille der Wälder. Mitsouko. Die Rückkehr der Sehnsucht.
16 Antworten
Schwälbchen vor 5 Jahren 15 6
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Sagenumwoben. Anziehend. Mysteriös.
Was für Attribute. Meine Neugier war geweckt. Ein Test musste her. Die Abfüllung bestellt. An dieser Stelle lieben Dank an Maya11 für die tolle Abwicklung.

Also ran die Haut: Hui, Noir de Noir beginnt so gar nicht dunkel. Strahlend herbe Frische kitzelt das Näschen. Irgendwie..... fruchtig - prickelnd. Ist das der Safran? Es erinnert mich ein bisschen an die saftige Schärfe des Ingwers. Auf jeden Fall ungewöhnlich, innovativ und mit hohem Wiedererkennungswert. Fordernd (manche könnten es anstrengend nennen), denn diese Topnote ist unmöglich zu ignorieren. Verlangt sie Aufmerksamkeit und Beachtung, lässt sie Gleiches der oder dem Träger*in im öffentlichen Umfeld zuteil werden.

Aber Geduld zahlt sich auch hier aus. Denn das außergewöhnliche, ja beinahe strenge Entree breitet den Teppich für eine äußerst angenehm blumig-herbe Rose. Kühl mit einer gewissen Extravaganz und definitiv unisex ist sie. Granatrot, dunkel schimmernd und von beneidenswerter Unsüße. Erst im Drydown wird die Vanille gut wahrnehmbar, doch behält der Duft seine herbe Frische bei. Er mutet fast trocken an, was ich dem Moos und Patchouli zuschreiben möchte. Diese Rose ist auf jeden Fall nach meinem Geschmack.

Blumig aber nicht verspielt.
Kraftvoll aber distanziert.
Leuchtend, und doch so viel tiefer als alle Rosen, die ich bisher kenne.

So verweilt er - kaum verändert - Stunde um Stunde. Die zu Beginn recht üppige Sillage zieht sich allmählich zurück und wird angenehm wahrnehmbar aber nicht erschlagend. Die Haltbarkeit ist vorzüglich. Worte wie "atomar" haben da durchaus Berechtigung. Auf der Haut nehme ich ihn locker am nächsten Tag noch wahr. Kleidung wird mit Noir de Noir permanent imprägniert. Jackenkragen und Schal hat er bereits okkupiert und für sich in Anspruch genommen. Es empfehlen sich hier Kleidungsstücke, die der exklusiven Beduftung,mit NdN zur Verfügung stehen.

Definitiv ein Duft für die Dame oder den Herrn. Er repräsentiert für mich unaufgeregte Präsenz mit einer gewissen Lebenserfahrung und Reife, ist sophisticated und distinguiert.

Bitterschokolade und ein Glas trockener Rotwein wären für mich parallele Genussfreuden zu Noir de Noir. Und trotz dieser Assoziationen ist er auch im All-Tag für mich ein ausgezeichneter Begleiter. Ob im Meeting, einer Feier mit Gästen oder ganz für mich allein - wenn ich Lust drauf habe, hole ich mir einen Strauß dunkelroter Rosen. Selbst ist die Frau.

In diesem Sinne namaste,

euer Schwälbchen :)
6 Antworten
Schwälbchen vor 5 Jahren 18 4
8
Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Schwerelos
Sie schaute aus dem Fenster hinaus auf das Feld hinter dem Haus. Der aufgehende Stern schickte erste goldene Spitzen über das Eis und der Himmel verlor gerade die letzten blassrosa Schleier. Hier am äußersten Rand der Zivilisation gab es nichts, was den Blick auf die klare weiße Freiheit verstellte. Alles Schwere wich von ihr.

Stille. Ihr Atem ging tief und ruhig. Und ihre Hände hielten noch immer die schlichte Glasflasche umklammert. Es war erst wenige Herzschläge her, als sie den feinen Nebel über ihrem Haupt niedersinken sah. Die zarte Fruchtigkeit der Mandarine füllte den ganzen Raum. Freundlich. Einladend. Sonnenlicht flutete die grau-braunen Dielen unter ihren nackten Füßen. Sie schloss die Augen, atmete holzig-wärmenden Gleichmut. Sandelholz. Balsamisch. Ätherisch. Flüsternd. Sie sog den Duft ein. Seinen Duft. Sandelholz war sein Duft. Schon immer. Mit seinem jungenhaft-verspielten Lächeln stahl er immer ihren Flakon, weil er dieses Parfum so mochte. Und sie schlief in seinen Armen ein, zärtlich umhüllt von ihm und seinem Duft.

Atme. Sagte sie sich. Ihren stummen Blick zur Sonne gerichtet. Noch immer die Augen geschlossen. Sah sie den Wagen. Oder das was davon übrig war. Atme weiter. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen. Die Polizisten. Betretene Gesichter. Die Tasche mit seinen Sachen. Das schwere Glas in ihren Händen. Sein Duft. Sie konnte ihn spüren, wie er neben ihr stand. Lächelte.

Stille. Kristallzarte Vanillesprenkel. Feingewobene Erinnerungen. Flüchtiges Glück.

Sie schaute aus dem Fenster hinaus auf das Feld hinter dem Haus. Und fühlte sich schwerelos.
4 Antworten
1 - 5 von 21