Serafina
Serafinas Blog
vor 9 Jahren - 16.05.2015
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Wie entstehen unsere individuellen Duftvorlieben?

Das ist eine Frage, die mich sehr beschäftigt. Auch die Frage, ob es so etwas wie eine "Duftprägung" gibt.

Die Story von dem Verhaltensforscher Konrad Lorenz, dessen Gänseküken als erstes seine Stiefel erblickt hat und ihm (bzw. den Stiefeln) seitdem hinterher lief, kennen wahrscheinlich einige aus dem Biologieunterricht. Nun wir Menschen sind ja schon etwas komplexer, aber kann unsere Vorliebe/Aversion für bestimmte Düfte durch positive/negative Erfahrungen in Kindheit und Jugend mit geprägt sein? Ich bin davon überzeugt! Mit Rose, Vanille, Flieder, Veilchen habe ich solche positiven Erfahrungen und hier auch schon zu entspr. Duftkommentaren verarbeitet. Sonnenfee hat bei "White Rose" auch entspr. geantwortet - bei positiven Erfahrungen verlangt unser Duftgedächtnis nach Wiederholung!

Aber: es funktioniert nicht immer! Lavendelduft ist bei mir so ein Fall. meine Tante Frieda, die ich sehr gern hatte (sie war ganz anders als die gleichnamige Figur in den "Lausbubengeschichten" von Ludwig Thoma), hat u.a. gerne Soliflor-Lavendelduft getragen. Aber für mich war das als Kind ein altmodischer Duft. Auch heute werde ich nicht richtig warm mit Lavendeldüften, zu frisch, fast schon maskulin. Andererseits mag ich Lavendel im Garten (zwischen den Rosen) sehr und ich würze auch gerne mit Lavendel (z.B. Lammfleisch oder auch Pralinen). An der Tante lag es aber bestimmt nicht, denn als sie eines Tages mit "Blue Grass" kam, war ich ganz von dem Duft begeistert!

Es gibt ja eindeutig Parfums, die stark polarisieren - man liebt sie oder verabscheut sie aus tiefstem Herzen. "Angel" scheint so ein Fall zu sein. O.k. meine Sammlung mit diversen Angel-Varianten spricht für sich... Eine derartige "Heiß oder kalt" Beurteilung kenne ich sonst eher aus anderen Bereichen, z.B. (Salmiak)-Lakritz, torfiger Whisky, reifer Rohmilchkäse...Bin auch hier ein erklärter Freund starker Aromen! Allerdings spielt hier sicher noch die genetisch bedingte Anzahl an Geschmacksknospen auf der Zunge eine Rolle: die "Starkschmecker" haben viele davon und bevorzugen daher mildes und schwach gewürztes Essen. Die "Schwachschmecker" dagegen schätzen starke Aromen und geben ordentlich Gewürze an ihre Speisen. Sorry für meinen kleinen Ausflug in die Kulinarik, aber für mich gehören Riechen und Schmecken eng zusammen!

Ich bin daher immer vorsichtig, von einem "schlechten" Parfum zu sprechen, nur weil mir die Duftstoffe nicht zusagen. Jeder Duftgeschmack ist ja individuell. Natürlich gibt es Geruchsstoffe, die wohl jeder Mensch als ausgesprochen unangenehm empfindet, auch schon in geringen Spuren. Ein Chemielabor hat ja eine ganze Sammlung ans "Stinkbomben" zu bieten: Buttersäure (unbeschreiblich!), Schwefelwasserstoff und Mercapto-Verbindungen (faule Eier), Pyridin (schweißig), flüchtige Amine (alter Fisch)...Aber was ist z.B. mit Ammoniak? Das stechend riechende Gas entströmt z.B. frisch gedüngten Wiesen. Und selbst hier empfinden manche Menschen die "würzige Landluft" als angenehm...

Zum Glück wird heute für "jede Nase" was an Parfum geboten! Ich habe allerdings auch 2 Freundinnen, die mit Parfum gar nichts anfangen können. Auch das kann es geben!

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