Hohe Temperaturen – eine überschätzte Gefahr für Parfums?
Zum Thema Haltbarkeit gibt es hier unzählige Threads und Diskussionen. Dass ich das Thema dennoch hier erneut aufgreifen möchte (vor 3 Jahren, als ich hier neu war, schrieb ich bereits einen ähnlichen Blog), liegt an den aktuell recht hohen Temperaturen des deutschen Frühsommers. Ein echter Grund zur Sorge? Brauchen wir Weinkühlschränke für unsere Schätze? Reicht Lagerung im Karton, also dunkel, aus? Oder sogar offen auf Regalen, nicht der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt? Oder ist es einfach eine Lotterie, was kippt und was nicht?
Sind es wirklich die hohen Temperaturen oder doch mehr das Licht, oder beides zusammen, das Parfum schneller kippen lässt? Oder spezifische Inhaltsstoffe? Fragen, die sicher viele hier umtreiben.
Nur bei einem bin ich mir sicher: die Behauptungen der Parfumindustrie, dass die Haltbarkeit (geöffnet) bei maximal 3 Jahren liege, halte ich für ein Ammenmärchen, um den Verkauf anzukurbeln. Meine ältesten intakten Parfums stammen aus den 60er, eines sogar von 1911. Meine monothematischen Duftöle aus den frühen 80ern sind ungekippt. Aber natürlich sind mir auch einige ältere Parfums bisher gekippt bzw. zeigen Kippnoten ohne komplett „hinüber“ zu sein (letzteres sind die wenigesten!). Ich denke, hier spielen 2 Faktoren eine große Rolle:
Erstens: ja, ich habe sie in den 90ern schlecht „behandelt“. Schon damals habe ich monatlich gewechselt und am Freitag bzw. Montag vor/nach dem Wochenende die auszutauschenden Parfums zwischen meinem Hauptwohnsitz und meiner kleinen Bude an meinem ca. 200km entfernten Arbeistort unter der Woche hin und her transportiert. Dort lagen sie dann den halben oder ganzen Tag im Kofferraum auf einem unbedachten Parkplatz, manchmal in sommerlicher Bruthitze. Wie hoch die Temperatur im Auto damals war, weiss ich nicht, aber die Flaschen waren deutlich heiss. Nicht gut... Aber ich wusste es damals nicht bessser. Das meiste von damals habe ich übrigens mittlerweile nachgekauft.
Zweitens: es sind in erster Linie ältere Parfums aus der blumig-frischen oder auch fruchtigen Richtung, manchmal auch mit aquatischen Noten, die bei mir am Kippen sind (bzw. waren – manches habe ich wie gesagt nachgekauft): „Laura“, „Pleasures“, “Indian Summer“,einige der Escada Sommer LEs (z.B. „Tropical Punch“, Sexy Grafitti“), “CK one”, „Cool Water for Women“, “Firenze”, fruchtige Solinotes von Yves Rocher. Ich denke ja, dass gerade die Noten „Wasserlilie“ und „Lotus“ besonders leicht degradieren. Chypres, Orientalen, sowie süße oder schwere Parfums sind nach meiner Erfahrung weniger anfällig für eine schnelle Degradation. Auch diejenigen, die ich bereits mit „Kippnote“ gebraucht ersteigert hatte, gehören eher zur ersteren Kathegorie: „London Rain - Wisteria & Violet“, „Emerald Dream“, „Beautiful Sheer“ (der ist echt hinüber!), „Indian Summer Blue“, „Hanami“, „Foliflora“, „Light Blue“, „Burberry Weekend“...um nur einige zu nennen. Was die Vorbesitzer damit angestellt haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Lagerung in praller Sonne auf dem Heizkörper – für Monate oder gar Jahre? Keine Ahnung! Blindersteigerung ist eben immer ein Risiko. Aber angesichts der weitaus größeren Anzahl an intakten Flakons, die ich gebraucht erhalten habe, ein für mich durchaus akzeptables Risiko.
Letztendlich habe ich natürlich auch keine Antworten mit absoluter Gültigkeit auf die oben gestellten Fragen.
Im heißen Auto ausharren müssen die Parfums bei mir schon lange nicht mehr. Vieles (eher Mainstream – wegen der für mich optisch ansprechenden Flakons) steht offen auf Regalen, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung, allerdings im Obergeschoss meines Häuschens, wo es im Sommer schon recht warm wird. Der Rest (eher die Nische) steht in Kartons im Wandschrank, aber ebenfalls in ungekühlten Räumen. Das Risiko bleibt also...
Ich hoffe einfach darauf, dass meine Sammlung im vierstelligen Bereich mir noch viele Jahre Freude bereitet und nur einzelne wenige Parfums ausgetauscht werden müssen. Eine andere Wahl, als das beste zu hoffen, habe ich eh nicht!
Nachtrag: vermutlich "kippe" ich eh früher als die meisten meiner vielen Parfums! Na und? Ich hatte meine Freude damit und "mitnehmen" kann eh niemand etwas Materielles...Aber die Freude, die ich hatte, die kann mir niemand nehmen!
Meine Parfums stehen unverpackt im Schlafzimmer, sind Gebrauchsgegenstände und Deko zugleich.
Besonders kühl ist es dort nie, aber recht dunkel und direkte Sonneneinstrahlung gibt es nicht.
Irgendwie hab ich das (bekloppte) Gefühl, meine Parfums wären einsam und traurig, wenn ich sie verpackt in der OV im Keller oder in einem dunklen Schrank lagern würde - darum dürfen sie in meiner Nähe und in Sichtweite bleiben. :D
Auch ich kann nicht mit einer konstanten Temperatur von 17° prahlen, was wohl daran liegt, dass mir die Unterbringung der Schönheiten im Keller ein Graus ist.
So bewahre ich meine Schätze in einem dunklen Schrank im relativ kühlen Schlafzimmer auf. Das wichtigste ist wohl, dass man sie vor "Stress" bewahrt: Sonne, Hitze, Kälte und Schütteln!!!
Schöner, informativer Beitrag!
Geliebte Abfüllungen habe in meinem Kühlschrank. Die Flakons stehen in einer Kommodenschublade.
Ich habe sie allerdings alle im Dunkeln, außer jene, die ich aktuell aufbrauchen möchte - die stehen vor meiner Nase. Immerhin, laut deiner Statistik, dass Düfte mit blumig-frisch-fruchtiger Richtung schneller kippen, habe ich ganz gute Chancen, dass mir ein guter Teil der Parfums noch lange in gutem Zustand erhalten bleibt!
Im Badezimmer habe ich außer ein paar Bodysprays gar keine Düfte stehen und wenn ich mal einen Duft für unterwegs mitnehmen möchte, dann fülle ich mir etwas ab, die Flakons nehme ich nie mit!