Können wir mit unserer Parfum-Begeisterung andere anstecken? Ein paar Anekdoten aus dem Alltag...
Ein wenig zumindest?
Die Menschen außerhalb Parfumos reagieren ja schon manchmal etwas befremdet auf meine exzessive Begeisterung für Parfum und die exorbitante Größe meiner Sammlung. Die meisten meiner Freundinnen haben maximal 2-3 Flakons daheim stehen, die zudem kaum genutzt werden. Für sie ist Parfum ein reiner Gebrauchsartikel.
Aber ich habe mittlerweile im Freundes-und Kollegenkreis doch ein wenig Interesse wecken können. Es begann mit den beiden Töchtern zweier Freundinnen, 8 und 9 Jahre alt. Immer wenn ich eine der Mütter treffe, gebe ich ihr 1 oder 2 (doppelt oder dreifach vorhandene) Miniaturen für die Mädels mit. Die eine hatte sie ursprünglich nur wegen der Fläschchen gern, mittlerweile benutzen beide auch den Inhalt, daher achte ich darauf, dass die Düfte noch intakt sind. Manchmal ist ja dann die Begeisterung der Mütter weniger groß, wenn im Bad ein Duftmischmasch entsteht oder die Puppen beduftet werden...
Doch auch vier der zuvor kaum duftaffinen Freundinnen konnte ich ein wenig anfixen. Eine von ihnen hat seit Jahren „Dune“ daheim stehen, verwendet es aber kaum. Sie mag gerne würzige Düfte. Meine Abfüllungen von „Cinnamon Bun“ und „Kenzo Jungle“ benutzt sie offenbar gern. Eine andere, Mutter einer der "Nachwuchs-Parfumas", hatte bisher nur „Crystal noir“, sie bekam eine Abfüllung von „Ginger“ von Il Profvmo. Nachdem ihre ganze Familie von dem Duft begeistert war, habe ich ihr einen Flakon im Souk besorgt. Eine andere fragte mich, ob es Parfums mit Lindenblüte gebe. Na klar! Aus der Kiste mit diversen Lindendüften gefiel ihr „Ombra di Tiglio“ am besten, den hat sie sich dann bestellt. Ähnliches beim Thema „Orangenblüte“. Eine andere fragte nach Schokoladen/Vanilledüften. „Chocolate Greedy“ hat sie begeistert, erschien nur erst mal als zu teuer. Doch es gibt ja hier den Souk...
Auch im Büro bin ich ein wenig berühmt/berüchtigt für meine Duftliebe. Meine Chefin, die ich fachlich wie menschlich sehr schätze, öffnet sehr oft das Fenster unseres gemeinsamen Büros. Sie möchte mir ja das Parfumieren nicht verbieten, aber manchmal ist es ihr wohl einfach zu viel. Bisher hatte ich an ihr nie Parfum wahr genommen. Sie ist ein sehr sportlicher, eher maskuliner Typ, unkompliziert und offen. Bis sie mir einen Flakon zeigte: „L’Eau par Kenzo“ – eines der wenigen Parfums, die ich tats. weniger mag. „Ach, das Zeug ist doch eher Zitrusreiniger als Parfum!“ Das war natürlich frech von mir! Aber wir haben einen lockeren Umgangston, so dass ich sogar noch nachlegte: „Eigentlich eher ein „Klosteinduft!“. Unsere Trainee sah mich ganz fassungslos an, was ich mir da rausnehme, aber die Chefin meinte nur: „Das ist schon o.k.!“ und grinste. Am nächsten Tag meinte sie: „Na, schnupper mal an mir, ob Du es erkennst?“ (Nach ihrer Aussage habe ich in meiner Nase einen Gaschromatographen eingebaut, da ich schon öfters die Parfums von Kolleginnen korrekt erkannt hatte). „Ich musste ja wechseln, nachdem mein Duft gestern bei Dir durchfiel!“ „Hm, frisch, schöner Duft, kommt mir bekannt vor, erkenne ich jetzt aber nicht eindeutig.“ Es war „Nightflight“, das ich tats. selbst auch besitzte.. Aber über 2000 Duftkompositionen kann auch mein Gedächtnis nicht perfekt abrufen... In der Woche drauf brachte ich unserer Trainee eine Box mit ca. 12 Minitauren als Geschenk mit, an denen natürlich gleich geschnuppert wurde. Chefin: „unsere Kollegen werden sicher denken, dass es hier wie in einem mehrstöckigen Freudenhaus riecht!“ (Woher die Leute dieses Wissen über den Duft in solchen Etablissements haben, wird mir immer ein Rätsel bleiben...). Daraufhin meinte ich zu Ihr: „Denkst Du, ich hätte an Dich nicht auch gedacht?“ und überreichte ihr einen Mini von „Nightflight“. Dass sie sich wirklich drüber gefreut hat, merkte ich auch daran, dass sie das Fläschchen ganz stolz unserer Assistentin zeigte. Außerdem zeigte ich ihr „Go“ von Joop, den sie gleich zum Testen aufsprühte. „Doch, der wäre tats. was für mich! Haste gut getroffen!“ Nächste Woche bringe ich einer anderen Kollegin eine Box mir „Rosa Pfeffer Düften“ zum testen. Nur bei deren Suche nach einem Ersatz für das von ihr vermisste „Envy“ konnte ich bisher nicht wirklich helfen.
In einem zweitägigen größeren Team-Meeting (im Stuhlkreis!) habe ich die recht neue, sympathische Kollegin neben mir doch ein wenig überfordert. Am Ende des ersten Tages meinte sie: „Immer wenn Du von draußen rein kamst, habe ich einen Schwall Maiglöckchenduft abbekommen, das war ja schon ein wenig viel...“ Ich war aber froh, dass sie es offen sagte, anstatt still zu leiden und habe mich entschuldigt. „Morgen sind grüne Düfte dran, immerhin eine Abwechslung!“. „Und ich werde ggf. mit „Coco Mademoiselle“ zurückschlagen!“. Als ich mit einem neu aufgelegten Duft nach der Pause rein kam, meinte sie spontan: „Das ist aber jetzt ein richtig toller Duft, Wahnsinn! Was ist das?“ Es war „Panorama“. Mittlerweile ersetze ich von eingen Parfums die Abfüllungen durch Flakons, die TZ verschenke ich dann an nette Leute. Bei Panorama hatte ich auch den TZ übrig, den ich ihr sogleich gab.
Gestern war mein Gärtner bei mir, es ist ein 30-jähriger Student aus Ghana. Ab und an trinken wir auch ein Glas Wein zusammen. Er ist vielseitig interessiert, unsere Gespräche sind oft ein echter Gewinn für mich, zudem verbessern sie mein Englisch. Ich schenkte ihm meinen Flakon von „Insurrection II Pure“ – er war in einem Parfumpaket, dass ich nur wegen eines anderen Parfums ersteigert hatte. Ich erzählte ihm natürlich von der Ähnlichkeit zu „Aventus“ und um den Hype um letzteren. Er wird mir berichten, wenn es Reaktionen auf seinen Duft geben wird...bin gespannt! Aufgrund des starken Gewitterhagels musste er lange abwarten, bis er heimradeln konnte. Zeit, um ihm ein paar meiner Schätze zu zeigen. Speziell für ihn suchte ich hauptsächlich maskuline Parfums, aber auch Extraits und Vintages in Kristallflkakons heraus...Besonders begeistert haben ihn „Panorama“ (der TZ war leider bereits verschenkt...) und „Oud Bouquet“, aber auch „Dolce di Giorno“ und „Fiero“. Er meinte dann, dass er jetzt erst richtig verstehe, wie unglaublich vielfältig die Welt der Parfums doch sei und dass meine Leidenschaft nicht nur den Duft sondern auch die oftmals kunstvollen Flakons betrifft. Auch dass ich weiter „jage“ nach Altem, Wertvollem, Seltenen, und das zu moderatem Preis, kann er nun gut verstehen. Wenn er irgendwann einen sicheren Job und genügend Geld hat, möchte er sich auch der Erkundung von Parfums widmen. Offenbar hat ihn meine Begeisterung tats. angesteckt...
Kleiner Nachtrag (29.05.18): mein Gärtner berichtete mir heute,, dass er Komplimente (von einem Mann) zu "Panorama" bekam. Der Aventus-Klon kam bisher kaum zum Einsatz, da Flakon zu sperrig. Ein Mini TZ von mir wird Abhilfe schaffen...